Archiv der Kategorie: Independent Film

Günstige, von Ideen getriebene Filme, die ohne großen Produzentenpfusch realisiert wurden.

Film: Cashback (2006)


Trailer © by Universum Film


Fakten
Jahr: 2006
Genre: Indiefilm, Romanze, Drama, Surreal
Regie: Sean Ellis
Drehbuch: Sean Ellis
Besetzung: Sean Biggerstaff, Emilia Fox, Michelle Ryan, Shaun Evans, Stuart Goodwin, Michael Dixon, Michael Lambourne
Kamera: Angus Hudson
Musik: Guy Farley
Schnitt: Carlos Domeque, Scott Thomas


Review
Wie stoppt man bloß das Unaufhaltbare? Wie hält man die Zeit an, um das Schöne ewig zu erleben? Wie akzeptiert man, dass die Realität manchmal unausweichlich fordert sich Ihr zu stellen, sie hinzunehmen und sich – wenn nötig – auch geschlagen zu geben?

Diese und noch viele andere Fragen stellen sich zwangsweise, während man die audiovisuelle Flut von CASHBACK genießt. Keine davon mag sich so recht als Kernfrage positionieren, was vielleicht auch daran liegt, dass CASHBACK auch in seiner Geschichte sehr vage verbleibt – eigentlich erzählt Regisseur, Autor und Produzent Sean Ellis keine klassische Story, viel mehr begleitet er den Protagonisten und Erzähler Ben eine Weile seines Lebens. Wie er in ein Loch fällt, wie er in Schlaflosigkeit und Lethargie versinkt und wie schlussendlich zu neuem Mut gelangt. Film: Cashback (2006) weiterlesen

Film: Der Geschmack Von Rost Und Knochen – De Rouille Et D’os (2013)


Trailer © by Universum Film


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Drama
Regie: Jacques Audiard
Drehbuch: Jacques Audiard, Thomas Bidegain
Besetzung: Marion Cotillard, Matthias Schoenaerts, Armand Verdure, Céline Sallette, Corinne Masiero, Bouli Lanners, Jean-Michel Correia, Mourad Frarema, Yannick Choirat
Kamera: Stéphane Fontaine
Musik: Alexandre Desplat
Schnitt: Juliette Welfling


Review
Vielleicht ist es Bestimmung, oder höhere Gewalt, wahrscheinlich aber nur Zufall, unwahrscheinlich ein last-Minute-Kalkül beim späteren der Zwei, aber definitiv überrascht es, dass die zwei stärksten Dramen des bisherigen Kinojahres 2013 auf den gleichen Song Bon Iver-enden. Und definitiv entfalten hier, in DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN, als Abschluss einer ganzen Reihe (vor allem textlich) perfekt gewählter (POP-)Songs, die Zeilen “Someday my pain, will mark you, harness your blame, and walk through” eine besondere Bedeutung.

Ja, nach der Verwebung all der Probleme, in die der schroffe, oft unbedachte Alain sich im Laufe der Geschichte reingeritten hat – nachdem er von seiner Verlorenheit und Verantwortungslosigkeit beinahe endgültig überrollt und irreversibel zu Fall gebracht wurde – und des Schicksals von Stéphanie, die in ein tiefes Loch fiel, dessen Wände zu steil und glatt zum rausklettern wirkten, bekommen diese Zeilen aus dem Song eine tiefere Bedeutung. Film: Der Geschmack Von Rost Und Knochen – De Rouille Et D’os (2013) weiterlesen

Film: Beasts of the Southern Wild (2012)


Trailer © by Ascot Elite Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2012
Genre: Drama
Regie: Benh Zeitlin
Drehbuch: Benh Zeitlin, Lucy Alibar
Besetzung: Quvenzhané Wallis, Dwight Henry, Levy Easterly, Lowell Landes, Pamela Harper, Gina Montana, Amber Henry, Jonshel Alexander
Kamera: Ben Richardson
Musik: Benh Zeitlin, Dan Romer
Schnitt: Crockett Doob, Affonso Gonçalves


Review
BEASTS OF THE SOUTHERN WILD gab sich während der Sichtung schon schwierig – es wäre nicht übertrieben von einer massiven emotionalen Rezeptionsbarriere zu sprechen – und auch in der nachträglichen Reflektion ist der Film kein Kandidat der einfachen Zugänglichkeit. Überhaupt irgendetwas über diesen Film zu denken fällt schwer, weder Bauch noch Kopf mögen sich dazu bewegen mehr (oder weniger) als mittelschweren Unmut verlauten zu lassen.

Fest steht: Die allzu oft in einem Zug mit Protagonistin Hushpuppy und BEASTS OF THE SOUTHERN WILD genannte Herz-erweichende Niedlichkeit, pure Emotion und Kinomagie kommt offensichtlich nicht bei jedem Zuschauer an. Im Gegenteil, Zeithlin’s Debutfilm fühlt sich träge und unangenehm zäh an, wirkt dadurch ungewollt karg und findet keinerlei notwendige Linie. In seltsamer Unentschlossenheit zwischen Märchen, Sozialstudie und hartem Realismus am unteren Rand der Gesellschaft, verrennt die Darstellung einer Kommune am völligen Nullpunkt sich immer wieder in Verkitschung, Verharmlosung und absolut fragwürdiger Darstellung der gezeigten Zustände. Film: Beasts of the Southern Wild (2012) weiterlesen

Film: Waking Life (2001)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Capelight Pictures


Fakten
Jahr: 2001
Genre: Kunstfilm, Philosophischer Film
Regie: Richard Linklater
Drehbuch: Richard Linklater
Besetzung: Wiley Wiggins, Ethan Hawke, Julie Delpy, Trevor Jack Brooks, Lorelei Linklater, Bill Wise, Robert C. Solomon, Kim Krizan, Eamonn Healy, J.C. Shakespeare, Charles Gunning, David Sosa, Alex Jones, Otto Hofmann, Aklilu Gebrewold, Louis Mackey, Alex Nixon, Guy Forsyth, John Christensen, Caveh Zahedi, Adam Goldberg, Hymie Samuelson, Steven Soderbergh
Kamera: Tommy Pallotta, Richard Linklater
Musik: Glover Gill
Schnitt: Sandra Adair


Review
WAKING LIFE – ein Film wie eine gefühlte Philosophievorlesung, eine spirituelle Reise durch jede nur erdenkliche Weltsicht, durch Fantasterei, Wissenschaft, Religion, über Hügel aus Euphorie bis in Täler der Melancholie. Und alles von einem seltsamen Schleier überzogen. Ein Schleier des unwirklich erscheinenden Traumzustandes, des Schwebens, des sich Veränderns.

Alles im Fluss, alles in Bewegung und jeder auf der Suche nach dem Sinn, nach Erklärungen, Gründen, Ausflüchten, Zielen. Jeder mit seiner Theorie, die eine fundiert, die andere absurd – aber immer vernetzt mit dem Glauben an ein Verständnis, das entweder möglich, oder eben irrational ist. Zusammenkünfte durch Zufall schichten sich, ein Berg wächst, der aus Gerümpel oder Bedeutung bestehen kann, den man übersteigen kann, sich in ihm vergraben, auf ihn klettern, unter ihm lang kriechen, oder (und das ist vielleicht das wichtigste am Gefühl von WAKING LIFE) durch ihn hindurch schweben. Diffundieren. Eine Permeation durch Fragen ohne klare Antworten, die ein vages Gefühl der Erkenntnis bringen kann, nicht muss und nicht zwingend wird.

“Dreams are Destiny”
Film: Waking Life (2001) weiterlesen

Film: Wer ist Hanna? – Hanna (2011)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Sony Pictures Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Coming-Of-Age, Roadmovie, Action, Drama
Regie: Joe Wright
Drehbuch: David FarrSeth Lochhead
Besetzung: Saoirse Ronan, Cate Blanchett, Eric Bana, Vicky Krieps, John Macmillan, Jessica Barden, Martin Wuttke, Joel Basman, Tom Hollander
Kamera: Alwin H. Küchler
Musik: The Chemical Brothers
Schnitt: Paul Tothill


Review
Zum Anfang eine kleine Klassifizierung für Genre-Fetischisten: HANNA ist ein Coming-Of-Age-Roadmovie-Drama-Thriller-Märchen mit ausführlicher Huldigung der schönen Dinge des Lebens.

Der Film erzählt die symbolisch abstrahierte Coming-Of-Age-Geschichte eines kleinen Mädchens ohne Mutter und direkt wird klar, dass Joe Wright, sein Kameramann Alwin H. Küchler und Cutter Paul Tothill sich darauf verstehen eine besondere Atmosphäre zu erschaffen – stark durchkomponierte Einstellungen, tolle Kamerawinkel, fließende Übergänge, wirkungsvolle Perspektiven, eine Vielzahl an optischen Spielereien. Das alles sieht wirklich gut aus, der kohärente eigene Stil schafft direkten Zugang zum Film. Film: Wer ist Hanna? – Hanna (2011) weiterlesen