Archiv der Kategorie: Dokumentarfilm

Informatives / Investigatives / Skandalöses / Schockierendes / Unfassbares / Unbekanntes / Verstecktes / Geheimes

Dokumentation: The Waiting Room (2012)


Titelbild, Bildausschnitte & Trailer © by The Waiting Room


Fakten
Jahr: 2012
Themen: Gesundheits-System, Soziale Ungerechtigkeit, Krankenhaus
Regie: Peter Nicks
Konzept: Peter Nicks
Kamera: ?
Schnitt: Lawrence Lerew


Review
24 Stunden in einem öffentlichen Krankenhaus in Oakland, Kalifornien. 24 Stunden voller Geschichten, Patienten, Bilder, Eindrücke und Momente, die für sich sprechen und gänzlich ohne Kommentator eine brüllende Anklage an das System der USA heraus schreien – so eindeutig, dass es keiner moderierenden Worte mehr bedarf.

Primär an das völlig runtergekommene, aus unserer Sicht betrachtet nicht weniger als menschenunwürdige Gesundheitssystem des Landes. Da gibt es den jungen Mann der an Hodenkrebs leidet, akut eine Operation benötigt, doch der, nachdem er in einer Privatklinik kurz vor dem vereinbarten Termin wieder nach Hause geschickt wurde, weil irgendwann jemandem aufgefallen ist, dass er gar nicht Mitglied ist, jetzt erstmal finanziell die Hosen runter lassen muss, um die Chance auf Behandlung zu bekommen. No Cash, no Help. Mit etwas Glück können Arme noch ins Wohlfahrtsprogramm aufgenommen werden. Dokumentation: The Waiting Room (2012) weiterlesen

Dokumentation: Reise Ins Herz Der Finsternis – Hearts Of Darkness – A Filmmaker’s Apocalypse (1991)


Titelbild, Bildausschnitte & Trailer © by STUDIOCANAL


Fakten
Jahr: 1991
Themen: Apocalypse Now, Filmemachen
Regie: Eleanor Coppola, Fax Bahr, George Hickenlooper
Konzept: Eleanor Coppola, Fax Bahr, George Hickenlooper
Personen: Francis Ford Coppola, Martin Sheen, Marlon Brando, Dennis Hopper, Robert Duvall, Laurence Fishburne, Sofia Coppola, Roman Coppola, Gia Coppola
Kamera: Eleanor Coppola
Musik: Todd Boekelheide
Schnitt: Michael Greer, Jay Miracle


Review
“My movie is not about Vietnam… my movie is Vietnam.”

Als wären all die dunklen Mächte, die in den Tiefen der menschlichen Seele schlummern und in APOCALYPSE NOW (also durch den Krieg) nach und nach freigelegt werden, heraufgeklettert gekommen und hätten alles in ihrer Kraft stehende getan, um zu verhindern dass sie durch Coppola’s gerade entstehendes Werk so unverkennbar entblößt werden. Als hätte die Ambivalenz zwischen gut und böse sich brutal dagegen gesträubt, als solche gezeigt und entlarvt zu werden.

Dass APOCALYPSE NOW existiert, grenzt an ein Wunder und dieses Wunder dokumentierte seine Frau während der fast eineinhalbjährigen Dreharbeiten auf 16mm, um es uns in HEARTS OF DARKNESS näher zu bringen.

Niemand wollte diesen Film machen, also beschloss Coppola – durch GODFATHER I & II zu Ruhm und Liquidität gelangt – es selbst zu tun. Es wurden 20 Millionen, überwiegend aus seinem Privatvermögen vorgestreckt, als Budget angesetzt und los. Bereits die Wahl des Drehortes gestaltete sich heikel – Coppola drehte aufgrund der Ähnlichkeit zum vietnamesischen Dschungel auf den Phillipinen, wo zu der Zeit ein erbitterter Bürgerkrieg zwischen Regierungstruppen und Rebellen tobte, dessen Frontlinien in den Bergen zeitweise (gerüchtehalber) bis auf 10km ans Filmset heran reichten. Doch der Krieg im Nacken sollte das kleinste Problem bleiben. Zählt man nur stupide auf, was für enorme Rückschläge Francis Ford Coppola und sein Team bei den Dreharbeiten hinnehmen mussten, klingt dies schon einfach krass: Dokumentation: Reise Ins Herz Der Finsternis – Hearts Of Darkness – A Filmmaker’s Apocalypse (1991) weiterlesen

Dokumentation: Let there Be Light (1946)


Film © by Universum Film


Fakten
Jahr: 1946
Themen: Krieg, Trauma, Veteranen
Regie: John Huston
Konzept: John Huston
Kamera: Stanley Cortez, John Doran , Lloyd Fromm, Joe Jackman, George Smith
Musik: Dimitri Tiomkin
Schnitt: ?


Review
Soldier: “General, this man is shellshocked.
General: “There is no such thing as shellshock!

Ein Zitat aus Stanley Kubrick’s PATHS OF GLORY, was wohl treffender die damalige Einstellung der Militärführung (und sicher auch der Öffentlichkeit) zu kriegsbedingten Traumata, als jede lange Abhandlung erfasst. Ein dunkler Grenzbereich, der Jahrzehnte (oder eher Jahrhunderte) lang totgeschwiegen und für nicht existent erklärt wurde. Echte Männer ziehen mit stolzer Brust in den Krieg und fallen ehrenvoll mit eben solcher für ihr gelobtes Vaterland. Wenn sie nicht fallen, leben sie glücklich im Wissen weiter, ihren Dienst am Lande verrichtet zu haben. So sieht das im Krieg nämlich aus – zumindest wenn man den offiziellen Parolen der Regierungen und Militärs glauben schnekt, was man ja bekanntlich besser nicht sollte.

Um einen ersten Schritt in die richtige Richtung zu tun – auf dass diese realitätsferne Verdrehung der Tatsachen nicht ewig Fortbestand haben dürfe – drehte John Huston 1946 als eines seiner ersten Werke die letzte von drei Dokumentationen in seiner Zeit als Soldat der US-Army: LET THERE BE LIGHT. Dokumentation: Let there Be Light (1946) weiterlesen

Dokumentation: Bowling For Columbine (2002)


Trailer © by Prokino


Fakten
Jahr: 2002
Themen: Waffenbesitz, Amoklauf, Waffenrechte
Regie: Michael Moore
Konzept: Michael Moore
Personen: Michael Moore, Charlton Heston, Marilyn Manson, George W. Bush, George Bush, Bill Clinton
Kamera: Verschiedene
Musik: Jeff Gibbs
Schnitt: Kurt Engfehr


Review
Alles nur gestellt…
Einseitige Berichterstattung…
Total voreingenommene Meinungsmache…

Das mag alles sein und man sollte es bei jeder Sichtung eines Moore-Werkes immer im Hinterkopf haben – aber was der Mann in BOWLING FOR COLUMBINE tut, lässt sich ganz einfach auf einen simplen Fakt runterbrechen: Wenn ich eine Dokumentation über ein (in meinen Augen) Problem drehen will, dann muss ich doch selbstverständlich die Auswüchse dieses Problems in aller Deutlichkeit zeigen.

Kann sein, dass man in der Bank das Gewehr eigentlich erst drei Monate später nach ausgiebiger Prüfung kommt, aber das Problem ist doch folgendes: Man bekommt als Kontoabschlussprämie ein beschissenes Gewehr. Und es stimmt sicher, dass Moore hier (fast) nur absolute Extremisten zu Wort kommen lässt, aber auch hier liegt das Problem woanders: Niemandem dieser völlig fanatischen Waffen-Narren musste er den wahnsinnigen Stuss, den sie von sich geben, in den Mund legen und bei keinem dieser kranken Typen (beispielsweise den paramilitärisch anmutenden Psychos der Michigan-Miliz) hege ich nur den Bruchteil einer Sekunde Zweifel, dass die nur drauf warten mit Freude alles über den Haufen zu knallen, was ihrem Grundstück zu nahe kommt. Natürlich nur, um ihre Pflicht als Amerikaner – das Beschützen der persönlichen Freiheit – wahrzunehmen. Hmm, ja nee, ist klar. Und so weiter. Dokumentation: Bowling For Columbine (2002) weiterlesen

Film: Freakstars 3000 (2004)


Trailer © by Filmgalerie 451


Fakten
Jahr: 2004
Genre: Satire, Medienkritik
Regie: Christoph Schlingensief
Konzept: Christoph Schlingensief
Personen: Werner Brecht, Susanne Bredehöft, Ilse GarzanerAchim von Paczensky
Kamera: Meika DresenkampDirk Heuer
Musik: Uwe Schenk
Schnitt: Robert Kummer


Review
FREAKSTARS 3000 ist die gelungenste Mediensatire, die ich jemals sehen durfte. Nie wurde die Absurdität des TV-Alltags gelungener aufgezeigt, nie wurde der Zuschauer, seine Begrifflichkeit von normal, sein Durst nach Wahnsinn, sein unreflektiertes Schlucken von ewig wiedergekäutem, provokanter auf die Probe gestellt.

Normal.
Was bedeutet das?
Wer definiert das?
Und wann zum Teufel wurde beschlossen, dass “normal” das Ideal ist, dem wir alle hinterher laufen müssen?

Normal gibt es nicht.
Und das beweist Christoph Schlingensief mit seiner Casting-Show FREAKSTARS 3000 so gut wie kein anderer. Ehrlicher als alles was die privaten Verdummungsanstalten uns jemals vorgesetzt haben, menschlicher als es die Bohlens, Bauses, Heidis und sämtliche anderen Zugpferde der mittlerweile leider fest etablierten professionellen Diffamierungsindustrie auch nur träumen könnten (wenn sie es denn wollten) und um längen “normaler”, weil purer und echter, als der ganze glattgebügelte Zirkus, der täglich über unsere Mattscheiben flimmert. Film: Freakstars 3000 (2004) weiterlesen