Dokumentation: Let there Be Light (1946)


Film © by Universum Film


Fakten
Jahr: 1946
Themen: Krieg, Trauma, Veteranen
Regie: John Huston
Konzept: John Huston
Kamera: Stanley Cortez, John Doran , Lloyd Fromm, Joe Jackman, George Smith
Musik: Dimitri Tiomkin
Schnitt: ?


Review
Soldier: “General, this man is shellshocked.
General: “There is no such thing as shellshock!

Ein Zitat aus Stanley Kubrick’s PATHS OF GLORY, was wohl treffender die damalige Einstellung der Militärführung (und sicher auch der Öffentlichkeit) zu kriegsbedingten Traumata, als jede lange Abhandlung erfasst. Ein dunkler Grenzbereich, der Jahrzehnte (oder eher Jahrhunderte) lang totgeschwiegen und für nicht existent erklärt wurde. Echte Männer ziehen mit stolzer Brust in den Krieg und fallen ehrenvoll mit eben solcher für ihr gelobtes Vaterland. Wenn sie nicht fallen, leben sie glücklich im Wissen weiter, ihren Dienst am Lande verrichtet zu haben. So sieht das im Krieg nämlich aus – zumindest wenn man den offiziellen Parolen der Regierungen und Militärs glauben schnekt, was man ja bekanntlich besser nicht sollte.

Um einen ersten Schritt in die richtige Richtung zu tun – auf dass diese realitätsferne Verdrehung der Tatsachen nicht ewig Fortbestand haben dürfe – drehte John Huston 1946 als eines seiner ersten Werke die letzte von drei Dokumentationen in seiner Zeit als Soldat der US-Army: LET THERE BE LIGHT.

Twenty percent of our army casualties suffered psychoneurotic symptoms: a sense of impending disaster, hopelessness, fear, and isolation.” So heißt es im Film und die Bilder dazu zeigen schonungslos, in welch mieserablem Zustand die Männer aus Europa zurückgekommen sind: Körperliches Versagen (partielle Lähmungen bei medizinisch gesundem Körper), Angstzustände, Depression, nervöse Zuckungen und Misch-Zustände aus allem Vorangegangenen bilden hier nur die Spitze des Eisbergs. In einem Militärkrankenhaus, welches genau auf diese Patienten spezialisiert gewesen ist, verfolgte Huston über einige Wochen die (vermeintliche) Genesung der Männer.

Aus heutiger Sicht, wirken die Methoden der behandelnden Ärzte mehr als krude und ruppig – ebenso grenzt die Darstellung der geheilten Soldaten (trotz beiläufiger Erwähnung des Sprechers, dass nicht alle Beschwerden schnell und zuverlässig behandelt werden können) an eine Stilisierung der Psychologen und Medikamente zu Wunderheilern mit göttlichen Substanzen in ihren Spritzen. Insofern leigt fast ein wenig Herunterspielen der psychischen Erkrankungen zu einem notwendigen, aber vernachlässigbaren Übel nach dem Krieg mit. ABER: Es wurde vielleicht das erste Mal ohne Umschweife ausgesprochen, dass diese Form der psychischen Erkrankungen überhaupt bestehen und ernstzunehmen sind. So direkt ausgesprochen, dass das Militär den Film zunächst einmal für 30 Jahre konfeszierte, um Rufschädigung vorzubeugen – das sagt wohl einiges über die damalige Brisanz des Inhaltes aus.

Glücklicherweise hat der Dokumentarfilm nun doch noch das Licht der Welt erblickt und diente jüngst Paul Thomas Anderson als Inspiration für sein Drama THE MASTER. In der Bonussektion eben dieser BluRay kann man den einstündigen LET THERE BE LIGHT vollständig ansehen, wird einige Stellen aus dem Film wieder erkennen und mit einem beklemmenden Gefühl zurück bleiben, denn Krieg ist widerlich und genau da szeigt dieser wichtiger (und bedrückende) Dokumentarfilm.


Wertung
7 von 10 ernsthafte Trauma-Untersuchungen


Veröffentlichung
LET THERE BE LIGHT ist nie einzeln erschienen, aber als Bonus-Feature auf der BluRay- und DVD-Veröffentlichung von Paul Thomas Anderson’s THE MASTER bei Universum Film enthalten. Auf YouTube ist er auch zu sehen, ich empfehle jedoch die BluRay von THE MASTER – der ist nämlich ein verdammt guter Film!


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

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