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Neuer Deutsch(sprachig)er Genrefilm #9: Hotel (2004)


Trailer © by good!movies


Fakten
Jahr: 2004
Genre: Mystery, Horror, Psychothriller
Regie: Jessica Hausner
Drehbuch: Jessica Hausner
Besetzung: Franziska Weisz, Birgit Minichmayr, Marlene StreeruwitzRosa WaissnixChristopher Schärf
Kamera: Martin Gschlacht
Musik: –
Schnitt: Karina Ressler


Review
Tief im Wald verborgen, steht ein einsames Hotel – allein im Nirgendwo, kilometerweit umringt von dichten Bäumen, gefangen in öder Monotonie, an einem Ort wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Die Flure lang und dunkel, die Bewohner verschlossen, die Stimmung trist. Unangenehm ist es dort. Irgendetwas stimmt nicht.

Doch das merkt Franziska Weisz in ihrer Rolle als Irene erst lange, nachdem sie ihren neuen Job als Rezeptionistin angetreten hat. Da das Hotel fernab jeglichen erreichbaren Ortes liegt, ging mit dem Job der Einzug in den Angestellten-Trakt des Hauses einher – ein Tapetenwechsel der Chancen mit sich bringt, doch ihr neuer Chef, die Kollegen und der komische Hausmeister wirken undurchsichtig und verschlossen. Nach einigen unangenehmen Ereignissen kippt die Undurchsichtigkeit zu bösartiger Abweisung, die gefährlich nah an der Feindseligkeit kratzt. Ungewiss erscheint es Irene, ob das Verhältnis zu den Mitbewohnern der neuen Behausung Zukunft hat – aber auch die Vergangenheit des Ortes wirft stille Fragen auf: Wer war ihre Vorgängerin, über die niemand spricht und die auf mysteriöse Weise wie vom Erdboden verschluckt scheint? Eine Brille und ein Foto sind von ihr geblieben – mehr nicht. Im Laufe der einsamen Nachtschichten beginnt der Ort auf Irene eine hypnotische Wirkung zu entfalten. Neuer Deutsch(sprachig)er Genrefilm #9: Hotel (2004) weiterlesen

Film: Der Babadook (2014)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Capelight Pictures


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Horror, Psychologisches Drama
Regie: Jennifer Kent
Drehbuch: Jennifer Kent
Besetzung: Essie Davis, Noah Wiseman, Daniel Henshall, Barbara West
Kamera: Radek Ladczuk
Musik: Jed Kurzel
Schnitt: Simon Njoo


Review
Ein Film der spaltet: Bereits seit der letztjährigen Festival-Auswertung des BABADOOKs kassiert er in gleichem Maße Höchst- wie Niedrigst-Wertungen, wird als lahm und öde abgetan, auf anderer Seite hingegen als ein möglicher Rettungsanker des Horrors gefeiert. Horror? Auch in Bezug auf diesen Begriff ist die Zuschauerschaft sich uneinig – im Netz wird kontinuierlich gestritten, oder zumindest immer wieder diskutiert, ob es sich im Falle von DER BABADOOK tatsächlich um einen Horror-Film, oder doch eher ein psychologisches Drama handele. Seltsamerweise sind häufig genau die Filmfreunde enttäuscht, die im Vorfeld einen deftigen Horror-Schocker erwarteten. Ich frage mich jedoch, ob abgesehen von einem (anscheinend notwendigen) Label für den Film, das lediglich den Anhängern klarer Genre-Definitionen die guck-Entscheidung erleichtert, irgend etwas sinnvolles in diesem Streit heraus springt? Eine breite Basis für weit gehaltvolleren Austausch bietet DER  BABADOOK nämlich auf vielseitiger anderer Ebene, formell wie inhaltlich – Diskussionen zum Film sollten sich daher eher um die Substanz drehen, anstatt sich in Phrasendrescherei und Labeling zu verlieren. Film: Der Babadook (2014) weiterlesen

Artikel: Trick or Treat – the #horroctober’s coming… Der Status des Horrors im Stream.

Titelbild © by José Antonio Gil Martínez under CC BY 2.0 License. Source: Flickr


Der Regen plätschert leise vor sich hin, es wird langsam aber sicher wieder gefährlich früh dunkel und der Sommer verliert im Kampf um die wetterliche Oberhand langsam die Kraft – eine Prise Herbst ist bereits spürbar, Herbst heißt Halloween und Halloween heißt #horrorctober (was genau das ist, kann der interessierte Leser hier erfahren)! Das macht den wetterlichen Umschwung erträglicher, denn ich hatte, trotz einiger filmischer Fehlgriffe (siehe Kategorie), letztes Jahr eine Menge Spaß dabei: Ein Hashtag, dreizehn Horrorfilme und ein Haufen gleichgesinnter – besonders der Echtzeit-Austausch über die gesehenen Filme, das Stöbern durch die Listen der anderen Teilnehmer und vor allem die Flut an Reviews und Podcasts machte das gemeinsame Gruseln zu einer vollständig runden Sache. Und wie man trotz des (noch) recht frühem Datums an den sporadischen Einträgen auf Twitter aus den letzten Tagen (oder sogar Monaten) sehen kann, scheine ich diesbezüglich nicht der einzige zu sein, dem es im Finger auf der Fernbedienung juckt:

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Film: A Girl Walks Home Alone At Night (2014)


Titelbild, Trailer und Bildausschnitte © by Capelight Pictures


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Horror, Gesellschaftskritik
Regie: Ana Lily Amirpour
Drehbuch: Ana Lily Amirpour
Besetzung: Sheila Vand, Arash Marandi, Marshall Manesh,  Mozhan Marnò, Dominic Rains, Milad Eghbali
Kamera: Lyle Vincent
Musik: Verschiedene (*)
Schnitt: Alex O’Flinn


Review
Ist es nicht wundervoll, wie man in den letzten Jahren dem Vampirfilm, einer Filmgattung die schon immer voll im Fluss des zeitlichen und moralischen Wandels stand, dabei zusehen kann wie er zu neuer, vielleicht noch nie erreichter Größe erwächst und sich dabei ein ums andere Mal selbst übertrifft? Wie ganz selbstverständlich die ausgetretenen Pfade des reinen Grusels verlassen und sich plötzlich Genre-übergreifend gesellschaftlichen, ja teils gar existenzialistischen Themen gewidmet wird? Statt Blut, Schock und Särgen, stehen mittlerweile verstärkt die Schwierigkeiten einer derartigen Kreatur im Mittelpunkt.

So erzählte ONLY LOVERS LEFT ALIVE (genau so wie DURST) von moralischen Hindernissen, dem Unwillen, oder gar der Unfähigkeit sich triebhaft dem Blutdurst hin zu geben. In gleichem Maße wie ersterer sinnierte SO FINSTER DIE NACHT implizit über die Last der Gefangenschaft in einem ewig gleichbleibenden Körper und Werke wie BYZANTIUM schlugen in die gleiche Kerbe, aber ließen sogar eine Vielzahl stereotyper Genre-Merkmale komplett und ohne sich trauernd umzublicken hinter sich. All dies taucht tief in die Psyche der unfreiwilligen Blutsauger ein – tiefer als die meisten Klassiker.

Auf anderer Seite taugt das Metier auch, um allegorisch von universelleren Themen zu erzählen. Ähnlich wie der australische Film DAYBREAKERS, der aktuelle gesellschaftliche Missstände weiter denkt, auf eine Vampir-Gesellschaft überträgt und neben der Ausbeutung von natürlichen Ressourcen vor allem die Ausgrenzung der Schwachen und Kranken kritisiert, nutzt auch A GIRL WALKS HOME AT NIGHT, Debutfilm der iranisch-stämmigen Amerikanerin An Lily Amirpour, die Übermächtigkeit des Vampirs, um Denkanstöße (und träumerische Lösungsansätze) zu realen Problemen zu geben. Aber: Andersherum. Nicht die Schwachen werden in ihrem Film durch mächtige Vampire unterdrückt, sondern die Unterdrückten, nämlich Frauen in fundamentalistisch-islamischen Systemen, im Fortschreiten ihres Befreiungskampfes katalysiert: der Vampir-Mythos als Sprengstoff für etablierte gesellschaftliche Fesseln. Film: A Girl Walks Home Alone At Night (2014) weiterlesen

Horrorctober 2014, Film #7: Insidious (2010)


Trailer © by Universal Pictures Germany GmbH


Es ist #horrorctober!
Was das ist und wer da mit macht, könnt ihr auf dieser Sammelseite der Cinecouch nachlesen. Wer meinen textuellen Ergüssen zum dunkelsten aller Genres regelmäßig beiwohnen will, kann natürlich diesen Blog hier, aber auch gern meiner Letterboxd-Liste, oder mir auf Twitter folgen. Nun zum Film…


Fakten
Jahr: 2010
Genre: Horror, Haunted House
Regie: James Wan
Drehbuch: Leigh Whannell
Besetzung: Patrick Wilson, Rose Byrne, Ty Simpkins, Lin Shaye, Leigh Whannell, Angus Sampson, Barbara Hershey, Andrew Astor, Joseph Bishara
Kamera: John R. Leonetti, David M. Brewer
Musik: Joseph Bishara
Schnitt: Kirk M. Morri, James Wan


Review
Im Zuge des aktuellen “Horrorctober”-Events, ist die Dichte an Horror-Sichtungen im Vergleich zu meinem sonstigen Guck-Verhalten um mehrere hundert Prozent angestiegen. Um die geplanten 13 Filme in einem Monat zu schaffen, wird jede zu ergreifende Möglichkeit genutzt, um Klassiker, neuere Filme, bekannte, unbekannte, Originale und Remakes zu sichten. Doch obwohl die ersten sechs Filmen meiner Auswahl bereits verschiedene Genres und Epochen abdeckten, hat es genau bis zur Halbzeit gedauert, um Klick zu machen. Klick? Klick, im Sinne einer spontanen Erkenntnis in Bezug auf den eigenen Geschmack.
Horrorctober 2014, Film #7: Insidious (2010) weiterlesen