Archiv der Kategorie: Nach Typ

Sortierung der Filmeinträge nach der Machart.

Film: The Survivalist (2015)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Pierrot Le Fou


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Endzeit, Drama, Kammerspiel
Regie: Stephen Fingleton
Drehbuch: Stephen Fingleton
Besetzung: Mia Goth, Martin McCannOlwen Fouere
Kamera: Damien Elliott
Musik:
Schnitt: Mark Towns


Review
Was wird wohl aus uns werden, wenn das Öl bald alle ist? Zwar glauben vereinzelte Träumer, wir bekämen das hin – erneuerbare Energien, Wissenschaft und co. werden es schon richten – THE SURVIVALIST, der aktuellste Vertreter des Endzeit-Kinos hingegen, eröffnet eine weitaus pessimistischeren Prognose (und ist damit wahrscheinlich ein gutes Stück näher an der tatsächlichen Zukunft): In einer so simpel wie effektiven Eröffnungssequenz, bekommen wir durch Auftragung zweier Werte gegen den Lauf der Zeit veranschaulicht, wie ein rapides, nahezu totales Aussterben der Menschheit nach dem Verebben der Ölquellen nicht allzu lange auf sich warten lässt. Restliche Population nahe null.

Dies bildet den Ausgangspunkt. Eine Zukunft, in der es keine Ressourcen mehr gibt, weil unser gesamtes derzeitiges System auf fossile Brennstoffe ausgelegt ist und deren Ausbleiben den totalen Kollaps herauf beschwören wird. Entgegen anderer Filme dieses düsteren Schlages ist THE SURVIVALIST jedoch nicht daran interessiert die daraus resultierenden Ruinen der Zivilisation zu zeigen und sich an Bildern des Zerfalls zu laben, sondern bricht das Szenario gekonnt auf das Schicksal des einzelnen herunter. Überlebenskampf auf persönlicher Ebene, erzählt als bittere Fabel der paranoiden Einsamkeit. Film: The Survivalist (2015) weiterlesen

Film: The Double (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Impuls Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Film Noir, Mystery, Surreal, Groteske
Regie: Richard Ayoade
Drehbuch: Richard AyoadeAvi Korine
Besetzung: Jesse Eisenberg, Mia Wasikowska, Wallace ShawnYasmin PaigeNoah TaylorJames Fox,  Cathy MoriartyPhyllis SomervilleKobna Holdbrook-Smith
Kamera: Erik Wilson
Musik: Andrew Hewitt
Schnitt: Chris DickensNick Fenton


Review
Schön zu sehen, dass auch über 50 Jahre nach dem vermeintlichen Aussterben dieser (von so prägnantem Stil) getragenen Film-Gattung noch ein waschechter Film-Noir gedreht werden kann. Zwar bewegt sich THE DOUBLE nicht gänzlich auf klassischem Terrain – die ursprünglich so stark ausgeprägtem Crime-Aspekte, weichen in Richard Ayoade’s Film eher einer surreal angehauchten Mystery-Stimmung – doch sind vom gebrochenen Protagonisten, über die harten Schatten, bis zur verhängnisvollen Femme-Fatal die meisten der Zutaten gegeben, welche sich damals vor der lähmend-beklemmenden Kulisse molochartiger Städte umspielten und paarten.

Letzteres, also Kulisse, Atmosphäre, Wirkung, hat es in sich. Während wir Protagonist Simon auf seinem unsicheren Weg durch die Welt begleiten – an den Türen der Firma in der er seit sieben Jahren arbeitet als Unbekannter abgewiesen, neurotisch und auf creepig-obsessive Art von seiner Kollegin und Nachbarin Hannah besessen, aber im entscheidenden Moment niemals in der Lage die richtigen Worte zu finden – stellt sich zunehmend das hämmernde Gefühl ein, auf den Spuren von David Lynch’s sperrigem Debut ERASERHEAD zu wandern. Diese Welt ist nicht die unsere – menschenleer, dreckig, von ständiger Nacht gezeichnet – und erinnert durch omnipräsentes Dröhnen, Pfeifen des Windes, oder Rattern von Zügen in der Ferne eher an an einen horror’esken Nicht-Ort, als ein angenehmes Lebensumfeld.  Film: The Double (2013) weiterlesen

(Neuer) Deutsch(sprachig)er Genrefilm #13: Der Nachtmahr (2015)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Koch Media


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Psychologisches Drama, Horror, Fantastischer Film, Surreal
Regie: Akiz (Achim Bornhak)
Drehbuch: Akiz
Besetzung: Carolyn Genzkow, Sina Tkotsch,Wilson Gonzalez OchsenknechtArnd KlawitterJulika JenkinsAlexander ScheerLynn FemmeKim Gordon
Kamera: Clemens Baumeister
Musik: Steffen KahlesChristoph Blaser
Schnitt: AkizAnna-Kristin NekardaPhilipp Virus


Review
Wann immer ein deutscher Film von herausragender Qualität die Leinwände dieser Republik erreicht, erfüllt mich dies mit großer Freude – natürlich, weil es ein guter Film mehr ist, den ich sehen durfte, aber vor allem weil es Vorurteile gegenüber den hiesigen Filmemachern widerlegt. Handelt es sich dann sogar noch um ein Exemplar einer seltenen Gattung – des Genrefilms – versetzt mich dies in helle Begeisterungsstürme. Doch so viel Freude mir z.b. der hiesige Neo-Giallo MASKS, oder die Endzeit-Apokalypse HELL bereiteten, kam keine dieser filmischen Erfahrungen auch nur im Ansatz der Euphorie nah, die ich seit dem gestrigen Kinobesuch des NACHTMAHR verspüre.

Es flogen viele Fetzen durch das Netz – von einem wirkungsvollen (hochgradig verstörenden) deutschen Horrorfilm war die Rede, von einem fordernden Werk voll unangenehmer Stilmittel und auch von einer stilisierten Reise, die wohl am ehesten in Richtung David Lynch geht. Ein bisschen wahres steckt sicher in jeder dieser Aussagen, jedoch kommt keine davon auch nur im Ansatz dem nah, was Akiz’ Werk im Kern tatsächlich auszeichnet – vor allem ist DER NACHTMAHR nämlich ein Film, den trotz vielfältiger Einflüsse eine radikale Eigensinnigkeit auszeichnet. DER NACHTMAHR ist primär DER NACHTMAHR, kein Hybrid aus Lynch, Argento und co., und lebt von einer eigenen Handschrift.  (Neuer) Deutsch(sprachig)er Genrefilm #13: Der Nachtmahr (2015) weiterlesen

Video: Hyper-Reality – Ein Blick in die (mögliche) VR-Zukunft (2016)

Titelbild © by Keiichi Matsuda & Hyper-Reality

HYPER-REALITY from Keiichi Matsuda on Vimeo.


Dieses Video habe ich vor einigen Tagen im Netz entdeckt (via Nerddrugs) und bin dadurch in einen sehr nachdenklichen Modus verfallen. Einst als Kickstarter Projekt gestartet, plante Kiichi schon vor einigen Jahren seine Hyper-Realität – einen hypothetischen Blick, in eine mögliche Zukunft. Konkret ist das eine, in der wir nur noch mit VR-Brillen herumlaufen, die Gamifizierung (und App-isierung) bis zu einer vollkommenen Dominanz unseres Alltags fortgeschritten ist und das ganze Leben zu einem buntes Durcheinander aus Credits sammeln, Bewertungen und Illusionen geworden ist.

Nun kann man das natürlich schnell als simple Spielerei abtun und in die Abwehrhaltung gehen: “Ja, virtuelle Realitäten entstehen gerade, aber so schlimm wird es doch sicher niemals werden – or VR wurde ja schon immer gewarnt und nix davon ist eingetreten!”

Aber ist das so? Genau an dieser Frage grübele ich jetzt eine Weile herum, weil HYPER-REALITY sie klug stellt – wie viel Wahrheit steckt hier eigentlich drin? Wann sollte man anfangen zu überlegen die Handbremse zu ziehen? Wie sehr hat der Grafik-Artist einfach nur die Realität weitergedacht, aktuelle Strömungen beobachtet und nur die nötigsten Schlüsse daraus ziehen müssen?   Video: Hyper-Reality – Ein Blick in die (mögliche) VR-Zukunft (2016) weiterlesen

Film: The Boy (2016)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Capelight Pictures


Fakten
Jahr: 2016
Genre: Psychothriller, Horror
Regie: William Brent Bell
Drehbuch: Stacey Menear
Besetzung: Lauren Cohan, Rupert Evans, James RussellJim NortonDiana HardcastleBen Robson
Kamera: Daniel Pearl
Musik: Bear McCreary
Schnitt: Brian Berdan


Review

“Dies ist Brahms. Brahms ist anders als die meisten Kinder”

Die inhärent verstörende Wirkung, welche das Gros an lebensechten Puppen auf die meisten Menschen entfaltet, macht sich das Horrorkino seit jeher zum Instrument: Von CHUCKY, über die PUPPETMASTER-Reihe, bis jüngst ANNABELLE erwecken die gruseligen, vermeintlich leblosen Objekte allein durch ihre Anwesenheit ein ungutes Gefühl, auf welchem Filmemacher dankend aufbauen. Warum auch nicht – neben CLOWNS bieten Puppen wohl die sicherste Bank, wenn es darum geht, ohne viel Aufwand eine unmittelbare, atmosphärische Stimmung zu erzeugen.
Sie wirken einfach.

Das mag zunächst etwas abfällig klingen, soll aber eine wertfreie Feststellung sein, denn wie wir alle wissen reicht es nicht, sich auf vielversprechenden Motiven auszuruhen, man muss sie auch entsprechend einbinden, um einen Film voll starker Elemente auch zu einem insgesamt starken Film zu entwickeln – wer sich also einzig auf die Eigenwirkung von Glasaugen und stiller Beobachtung verlässt, wird scheitern. Aber Horrorfilmer William Brent Bell, durch öde Found-Footage-Machwerke wie DEVIL INSIDE nicht unbedingt mit dem kompetentesten Ruf gesegnet, legt in THE BOY, dem ersten Film in seiner Karriere den er nur inszenierte, ohne das Drehbuch selbst zu verfassen, über weite Strecken die richtigen Hebel um und liefert mehr, als nur eine omnipräsente, ohne Frage creepige Puppe.  Film: The Boy (2016) weiterlesen