Archiv der Kategorie: Drama

Trauer / Schmerz / Verlust / Depression / Schicksal / Leben

Film: Cosmopolis (2012)


Trailer © by Falcom Media / Ascot Elite Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2012
Genre: Gesellschaftskritik, Psychothriller, Kunstfilm
Regie: David Cronenberg
Drehbuch: David Cronenberg, (Romanvorlage: Don DeLillo)
Besetzung: Robert Pattinson, Juliette Binoche, Paul GiamattiSarah GadonKevin DurandJay BaruchelSamantha Morton
Kamera: Peter Suschitzky
Musik: Howard Shore
Schnitt: Ronald Sanders


Review
Manchmal ist es so einfach: Komponente A und B sind gut, C ging so, aber D glich das wieder aus – Fazit: Toller Film.

Aber an David Cronenberg’s vollkommen seltsamen COSMOPOLIS ist nichts einfach, erst recht nicht zu erklären warum ich ihn herausragend finde. Worte zu finden, gestaltete sich selten komplizierter.  Erster Versuch. Es ist die Audiovisualität: Der Film ist grandios, weil bereits die Atmosphäre von der ersten Sekunde an unvergleichlich irreal und falsch ist – so sehr, dass ich direkt und ohne zu zögern gebannt war. Zweiter Versuch. Es ist der surreale Inhalt: COSMOPOLIS ist grandios, weil ich wahrscheinlich noch nie eine so vollständige Dekonstruktion der (marktwirtschaftlichen) Wirklichkeit im Verhalten einer einzigen Person manifestiert erleben durfte und die Entkopplung des Hardcore-Kapitalismus von der Realität hier enorm kryptisch und dennoch so klar wie es nur sein könnte beschrieben wird. Hmm. Dritter Versuch: Er ist grandios, weil Entfremdung selten so überzeugend verbildlicht und so packend gespielt wurde.  Puh, sicher von allem etwas und doch noch viel mehr.
Film: Cosmopolis (2012) weiterlesen

Film: We Need To Talk About Kevin (2011)


Trailer © by Kino Kontrovers


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Drama, Kunstfilm
Regie: Lynne Ramsay
Drehbuch: Lynne Ramsay, Rory Stewart Kinnear
Besetzung: Tilda Swinton, John C. Reilly, Ezra Miller, Jasper Newell
Kamera: Seamus McGarvey
Musik: Jonny Greenwood
Schnitt: Joe Bini


Review
Tilda Swinton als strauchelnde Mutter – gesellschaftlich geächtet, am Boden zerstört und apathisch auf ihrem einsamen Weg durch das Leben. Wir wissen nicht warum, doch die Suche nach Antworten ist ein künstlerisches, schwebend-assoziatives Stück Film!

Die Geschichte eines traurigen Lebens. Die ziellose Suche nach einem Grund, nach einem “warum”? Der hilflose Kampf mit dem Unverständnis, die Qual und die Resignation. All dies zeigt WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN, dargeboten als Trip durch eine Fülle an Erinnerungen – Fragmente aus vergangenen Zeiten, die auf uns einprasseln. Sie formen ein schwammiges Bild des Damals, lassen uns erahnen wie das alles gewesen sein könnte.
Film: We Need To Talk About Kevin (2011) weiterlesen

Film: King Of Devil’s Island – Kongen av Bastøy (2010)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Alamode Film


Fakten
Jahr: 2010
Genre: Drama
Regie: Marius Holst
Drehbuch: Dennis Magnusson, Eric Schmid
Besetzung: Benjamin Helstad, Trond Nilssen, Stellan Skarsgård, Kristoffer Joner, Magnus Langlete
Kamera: John Andreas Andersen
Musik: Johan Söderqvist
Schnitt: Michal Leszczylowski


Review
Man spürt es von der ersten Minute an – die völlige Tristesse, den Verlust der Menschlichkeit, die körperliche Härte, die emotionale Kälte. Jeglicher, aber auch wirklich jeglicher warmen Farbtöne beraubt, führt dieser Film uns in eine Welt, die zum Glück etwa hundert Jahre zurück liegt. Hundert Jahre in denen viel passiert ist und die dafür gesorgt haben, dass zumindest in vielen Ländern unmenschliche Arbeitslager und körperliche Demütigungen wie KING OF DEVIL’S ISLAND sie zeigt und die unter dem Deckmantel der Besserung bzw. Erziehung existierten, nicht mehr zum täglichen Leben gehören. Film: King Of Devil’s Island – Kongen av Bastøy (2010) weiterlesen

Film: The Hunter (2011)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Ascot Elite Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Drama, Gesellschaftskritik
Regie: Daniel Nettheim
Besetzung: Willem Dafoe, Sam Neill, Morgana DaviesFrances O’Connor
Drehbuch:  Alice Addison, Wain FimeriDaniel Nettheim
Kamera: Robert Humphreys
Musik: Andrew LancasterMichael LiraMatteo Zingales
Schnitt: Roland Gallois


Review
Ich mag sie einfach, diese kleinen, unscheinbaren, langsamen und doch intensiven Filme, bei denen man zwei mal verdutzt blinzeln muss und erst dann merkt, dass hinter den offensichtlichen, teils phänomenalen Schauwerten weitaus mehr steckt als zunächst vermutet.

Gleich vorweg: Etwa nach der ersten halben Stunde, also zu dem Zeitpunkt an dem Willem Dafoe bereits eine Weile seines ersten Trips durch die tasmanische Wildnis stapft, beschlich mich das Gefühl, dass ich lediglich eine prominent besetzte Naturdokumentation, gepaart mit ein wenig Galileo Mystery sehe. Doch keine Angst, THE HUNTER hat nichts von Ayman Abdingsbums’ “die größten Rätsel der Menschheit”- (aka “wie wird eigentlich Wurst hergestellt?”-)Quatsch. Braucht aber eine Weile, um dies zu realisieren, denn immerhin ist Willem Dafoe hier für die Suche nach einem ausgestorben geglaubten Wesen, um das sich reichlich Mysterien und Eventualitäten ranken, abgesandt worden und führt diese vor phänomenaler, wunderschöner, atemberaubender Kulisse – BBC PLANET EARTH lässt grüßen. Rückwirkend würde ich sogar so weit sehen zu sagen: Wenn, wie anfangs vermutet, tatsächlich kein Fundament unter der visuellen Brillanz stecken würde, die Bilder hätten wahrscheinlich trotzdem gereicht, um den Film nicht zu zerreißen, ihn vielleicht sogar zu mögen. Film: The Hunter (2011) weiterlesen

Film: Insomnia – Schlaflos (2002)


Trailer © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2002
Genre: Thriller, Drama
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: Hillary Seitz
Besetzung: Al Pacino, Robin Williams, Hilary SwankMartin Donovan
Kamera: Wally Pfister
Musik: David Julyan
Schnitt: Dody Dorn


Review
Ein melancholischer, unheilvoller Score setzt ein. Die ersten Bilder, eine karge Eiswüste, so zerfurcht und roh, dass sie fast surreal erscheint, ein Tuch saugt sich voll Blut, ein Mensch verreibt es auf einem Hemd – unscharf, mysteriös. Bereits diese ersten Sekunden in INSOMNIA lassen unmissverständlich durchscheinen, dass sich unheilvolles anbahnt.

Nolan inszeniert hier ein Remake eines norwegischen Thrillers – ein oft unnötiges Prozedere, denn die langsame, kühle nordische Machart wird in US-Remakes zumeist entschärft, wenn nicht sogar verkitscht – aber selbst ohne das Original zu kennen, kann man ohne Bedenken sagen: Er inszeniert es angemessen kühl. Durch die Art seiner Kameraführung, durch das Tempo der Geschichte, durch die Farbgebung und zuletzt (und vielleicht vor allem?) im wahrsten Sinne des Wortes durch die unglaublich imposante Kulisse. Film: Insomnia – Schlaflos (2002) weiterlesen