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Film Geschaut: Getaway (2013)

Titelbild © by Universum

Hat ja super geklappt das Blog wieder zu beleben… Nicht. Aber es ist nie zu spät, daher seit langem mal wieder ein Paar Worte zu einem Film.

Getaway (2013)

Director: Courtney Solomon
Cast: Ethan Hawke, Selena Gomez, John Voigt

Review

Als GETAWAY 2013 in die Kinos kam, sorgte der Film Gott weiß nicht aufgrund filmischer Qualität für Schlagzeilen, sondern stellte einige, größtenteils mehr als fragwürdige Zahlen in den Raum, bzw. sogar Rekorde auf. Ein Auszug:

  • In nur 90 Minuten Laufzeit, genau genommen 80 min Netto (ohne Verleih-Labels und Abspann), bringt der Film es auf über 6000 Schnitte. Das entspricht einer durchschnittlichen Einstellungslänge von 0,8 Sekunden und somit mehr als einem Schnitt pro Sekunde. WTF!
  • 130 Autos verschiedenster Couleur wurden während des Drehs zerstört, welcher vollständig on Location in Sofia, Bulgarien stattfand.
  • Im Rahmen dieser Crashs sind Autos teilweise mit bis zu 90 km/h in- und aneinander geknallt, was es zu einem absoluten Wunder macht, dass bei der Produktion niemand gestorben ist.

Usw.

Die Summe dieser Informationen sorgte dafür, dass ich für den Film seitdem eine Art morbides Interesse verspürte und es nun nach 8 Jahren – [Ironie on]es gäbe ja nichts besseres zu gucken[/Ironie off] – schlussendlich wagte.

Und was soll man sagen, GETAWAY ist tatsächlich einer der, vielleicht DER zerschnittenste(n) Film(e) überhaupt. Egal welche Szene sich auf dem Schirm abspielt – irsinniges Geheize in bulgarischen Innenstädten, simple Dialoge, für sich genommen ziemlich beeindruckende ON-Set Explosionen, ausgetauschte Blicke, oder auch nur die zwei Hauptfiguren beim “ruhigen” Durchatmen – in epileptischer Frequenz wird zwischen jeweils gefühlten 13 verschiedenen Kamerawinkeln gesprungen, so dass auch ruhige Momente für Herzkasper sorgen, inszenatorisch gibt es keinerlei Unterschied zwischen all diesen genannten Inhalten.

In Actionszenen, also dem ganzen Film, denn von 80 min sind sicher 70 Verfolgungsjagden, ist das teilweise gar nicht so schlimm wie vermutet, da der eigentliche Protagonist des Films, ein grauer Shelby Mustang, mit drölfzig GoPros gepreppt wurde (wer sich jetzt fragt was das soll: es wird sogar in der Handlung erklärt warum, die Optik macht es allerdings unglaublich hässlich) und das stetige Springen zwischen den Perspektiven zumindest sehr ausgeschlafenen Zuschauer*innen eine gewisse räumliche Orientierung erlaubt. Was allerdings völlig flöten geht – und somit demontiert sich GETAWAY über die Montage selbst (pun intended) – ist die Energie all dieser Bewegung. Geschwindigkeit kann sich schlicht nicht entfalten, wenn das “vorbeirasen” niemals mehr als 0,2 sec Zeit für Wirkung bekommt.

Auch wenn das desaströs klingt, ist der Schnitt aber noch das kleinste Problem dieses (inhaltlichen) C-Movies. Die Figuren sind ein Witz, Chemie zwischen den Darstellern ist absolute Fehlanzeige, die Erzählung hat keinerlei Pacing, so dass die Dauer-Action sich nach 5 min bereits abzunutzen beginnt, Dialoge existieren nicht – obwohl man durchweg nur Hawke und Gomez im Cockpit sieht, gibt niemals jemand etwas von sich, was über Fluchen und Motzen hinaus geht – das spätere Bonding der zwei Leidensgenossen kauft man Null. Alles blass und so unglaublich egal, dass es weh tut, was vor allem aufgrund des Bekenntnis zu 100% handgemachten Stunts sehr schade ist.

Dennoch bin ich froh, nicht meinem immer stärker werdenden Impuls gefolgt zu sein, den Film einfach abzubrechen, denn in der allerletzten Verfolgungsjagd des Finales, ich hatte das alles schon längst als absoluten Totalausfall abgeschrieben, schafft Regisseur Solomon plötzlich eine Sequenz die in ihrer puren und ungefilterten Action-Magie regelrecht die Antithese zu den vorherigen 78 Minuten darstellt.

Einige Sekunden vorher die erste Überraschung: erstmalig im gesamten Film sieht man in einer Einstellung unzerhexelt eine vollständige Bewegung – um genau zu sein sogar drei, denn drei Autos driften hintereinander um eine 90° Kurve. Und dann lenkt Hawke seinen Mustang auf eine breite Hauptstraße, immer noch inmitten der Stadt, und, als wäre es als Entschädigung für den bereits erfolgten Editing-Herzkasper gedacht, GETAWAY kommt plötzlich stilistisch zur Ruhe, erreicht einen für unmöglich gehaltenen Fokus und lässt uns (aus der Cockpit Perspektive) an einer absolut atemlosen, UNGESCHNITTENEN Chase teilhaben, die absolut alles in mir lostrat, was motorisierte Leinwand-Action bewirken kann.

Unfassbar und so elementar anders als der Rest des Films, dass die Vermutung der Regisseur brauchte mal einen Drehtag Pause und der Cutter schnitt den Film chronologisch und hatte in den letzten 3 Minuten einfach keine Lust mehr, nahe liegt. Und tatsächlich in der Lage den Film retrospektiv sogar noch frustrierender erscheinen zu lassen. Ein Filmteam was zu dieser Szene in der Lage war hätte, wenn vielleicht auch nur eine*r der 24 (!) Producer-Credits mal ein Veto bzgl. des Schnitt-Wahnsinns eingelegt hätte, vielleicht sogar großes erschaffen können.

Fazit: Ein unfassbarer Action-Moment, eingebettet in einen Actionfilm, der uns mit absoluter Deutlichkeit vor Augen führt, dass ein Film mehr braucht, als handgemachte Zerstörung und in-Camera Explosionen.

David Lynch #10: Wild At Heart (1990)


Trailer © by Universal Pictures Germany GmbH


Fakten
Jahr: 1990
Genre: Raodmovie, Lovestory, Komödie, Film Noir, Groteske
Regie: David Lynch
Drehbuch: David Lynch, Barry Gifford
Besetzung: Nicolas Cage, Laura Dern, Willem Dafoe, J.E. Freeman, Diane LaddCalvin Lockhart, Isabella Rossellini, Harry Dean Stanton, Jack Nance
Kamera: Frederick Elmes
Musik: Angelo Badalamenti
Schnitt: Duwayne Dunham


Review
Lula: “This whole world is wild at heart and weird on top.”

David Lynch hat nie Filme “wie all die anderen” gemacht. Egal ob horror’eske Allegorie auf die Ängste werdender Väter, unkonventionelles SciFi-Epos, oder besonders im Spätwerk eine Fülle an assoziativen, surrealen Abhandlungen über den menschlichen Geist, das Kino, oder die elementaren Konflikte in uns – Lynch überrascht, verstört und lässt in einer Mischung aus Verwirrtheit und offen staunendem Mund zurück. Doch von all den obskur angehauchten, immer weit an Konventionen vorbei gedrehten Werken, die er im Laufe seiner Karriere auf Zelluloid bannte ist WILD AT HEART in seiner Wirkung, den inszenatorischen Kontrasten und der Wahl seiner Motive wahrscheinlich das Absurdeste. David Lynch #10: Wild At Heart (1990) weiterlesen

Film: Eldorado (2008)


Trailer © by Indigo


Fakten
Jahr: 2008
Genre: Tragikkomödie, Roadmovie
Regie: Bouli Lanners
Drehbuch: Bouli Lanners
Besetzung: Bouli Lanners, Fabrice Adde, Philippe Nahon, Didier Toupy, Françoise Chichéry, Jean-Luc Meekers
Kamera: Jean-Paul de Zaetijd
Musik: Koen Gisen, Renaud Mayeur, An Pierlé
Schnitt: Ewin Ryckaert


Review
“Eldorado” das legendäre Goldland, welches Heerscharen an hoffenden Goldgräbern zu zehrenden Reisen ins Ungewisse verleitete, nicht selten ohne Wiederkehr – wenn ich mich nicht irre unter Anderem auch einen gewissen “Aguirre”.
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Meinung: Media Monday #178

Kaum war ich regelmäßig dabei, wurde es wegen des Blogumzugs, Podcast-Starts, Urlaubs, etc. wieder unregelmäßig. Faule Ausreden einer trüben Tasse! Ab geht es mit dem Media Monday #178.


1. Die Schnitte in ALIEN VS PREDATOR haben mir neben der ständigen, alles verschleiernden Dunkelheitden ganzen Film vermiest, weil man einfach überhaupt nichts erkennen konnte und dadurch NULL Atmosphäre aufkam.
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Quentin Tarantino #5: Death Proof (2007)


Trailer © by Universum Film GmbH


Fakten
Jahr: 2007
Genre: Trash, Carsploitation, Action
Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino
Besetzung: Kurt Russell, Zoë Bell, Rosario Dawson, Vanessa Ferlito, Sydney Tamiia Poitier, Tracie Thoms, Rose McGowan, Jordan Ladd, Mary Elizabeth Winstead, Quentin Tarantino, Eli Roth, Marcy Harriell, Omar Doom, Michael Bacall
Kamera: Quentin Tarantino
Musik: Diverse (*)
Schnitt: Sally Menke


Review
“You know what happens when a motherfucker wears a knife? HE GETS SHOT!”

Und was passiert mit einem dreckigen Motherfucker, der sich mit der falschen Gruppe Tough-Girls anlegt? Richtig, er bekommt den Arsch versohlt, und das nicht zu knapp! Aber dazu später mehr.

DEATH PROOF ist einer dieser Filme, die ich nur ein Mal direkt nach Erscheinen sah und als ziemlich gut im geistigen Archiv abgelegt habe. So gut, dass ich nie verstehen konnte wieso der Film so stark spaltet und nicht selten sogar völlig zerrissen wird. Und dass ich ihn in solchen Situationen auch oft verteidigt habe. Im Zuge meiner aktuellen (schleppend voran schreitenden) Q.T. Werkschau, war der Film nun endlich mal zum Rewatchen dran und es ist wirklich verblüffend, wie immens die Unterschiede zwischen verschrobener Erinnerung und Realität sein können. Inhaltlich, wie auch von meiner Meinung zu dieser gewollt trashigen Carsploitation-Hommage. Quentin Tarantino #5: Death Proof (2007) weiterlesen