Archiv der Kategorie: Satire

Überzeichnung / Parodie / Absurdität / Groteske / Irrsinn / Lustig machen / Spott / Hähme

Film: Spring Breakers (2012)


Trailer © by Wild Bunch, Universum Film GmbH, Capelight Pictures


Fakten
Jahr: 2012
Genre: Satire, Kunstfilm, Gangsterfilm
Regie: Harmony Korine
Drehbuch: Harmony Korine
Besetzung: Vanessa Hudgens, Selena Gomez, Ashley Benson, Rachel Korine, James Franco, Gucci Mane, Sidney Sewell, Thurman Sewell
Kamera: Benoît Debie
Musik: Cliff Martinez
Schnitt: Douglas Crise


Review
Audiovisuelle Perfektion, ein unschöner und ungeschönter Blick auf das Profil einer Generation und ein vielschichtiger Gesellschafts-Kommentar ohne Urteil, dafür umso mehr als Aufforderung zum Denken und Hinterfragen verfasst.

Meisterwerk!

Verlorene Seelen in der öden Sicherheit der post-Postmoderne, gefangen in den unsichtbaren, teilweise selbst auferlegten Fesseln der marktwirtschaftlichen Zivilisation, getrieben in den Drang nach Ausbruch, Veränderung und Selbstverwirklichung. Harmony Korine liefert, nachdem er vor einigen Jahren den totalen Bruch mit allen gesellschaftlichen Normen, die filmische Antithese zu alles und jedem brachte – Wahnsinn, Zerstörung und Mülltonnen ficken – nun das absolute Gegenteil: Er wettert hier nicht gegen, sondern sinniert über die Gesellschaft – ihm dabei zu zu schauen, ist eine wahre Freude.
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(Neuer) deutsch(sprachig)er Genrefilm #4: Hai-Alarm am Müggelsee (2013)


Trailer © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Satire, Komödie, anti-Film, Trash
Regie: Leander Haußmann, Sven Regener
Drehbuch: Leander Haußmann, Sven Regener
Besetzung: Henry Hübchen, Anna-Maria Hirsch, Michael Gwisdek, Uwe Dag Berlin, Tom Schilling, Annika Kuhl, Benno Fürmann, Detlev Buck, Katharina Thalbach
Kamera: Jana Marsik
Musik: Leander Haußmann, Sven Regener
Schnitt: Christoph Brunner


Review
Bademeister: “Watt jefährlich? Hier is’ nüscht jefährlich! Wannsee is’ jefährlich, Müggelsee is’ nüsch jefährlich. Unten is’ jefährlich, oben is’ nüsch jefährlich. Und warum? Weil hier jemacht wird, watt der Bademeister sagt!”

Frontal-Trash mit Ansage, eine Ode an den anti-Film, Gesellschaftssatire Deluxe – HAI-ALARM AM MÜGGELSEE ist eine Groteske der ganz eigenen Art und eine absurde Abhandlung über das Mensch-sein (und die Menschheit) im 21. Jahrhundert. Am Müggelsee ist Hai-Alarm – bis in’s Kleinste geplant vom Stadt-Marketing und der “Arbeitsgruppe Hai-Alarm”. Was nun? Nix. Keine Tagesordnung. Es ist doch Hai-Alarm, jetzt ist alles evakuiert. (Neuer) deutsch(sprachig)er Genrefilm #4: Hai-Alarm am Müggelsee (2013) weiterlesen

Film: 00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Senator / Wild Bunch Germany


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Komödie, Klamauk, Satire, Groteske
Regie: Helge Schneider, Andrea Schumacher
Drehbuch: Helge Schneider, Andrea Schumacher
Besetzung: Helge Schneider, Peter Thoms, Tyree Glenn, Rocko Schamoni, Ira Coleman, Salvatore Bonarrigo, Udo Hesselmann, Maurizio Rinaudo, Pete York, Willy Ketzer, Butterscotch, Rudi Olbrich, Carlos Boes, Claudia Raquet, Sven Hiller, Giuseppe Angelone, Sergej Gleitmann, Kim Ju-Hae, Erwin Klempke
Kamera: Voxi Bärenklau
Musik: Helge Schneider
Schnitt: Andrea Schumacher


Review
Helge Schneider – ein Phänomen – geliebt, gehasst, verflucht, angehimmelt, missverstanden, abgefeiert. Die Liste ist endlos, lediglich all die Emotionen aus dem “neutralen Spektrum” müssen selbstverständlich gestrichen werden, weil man den “albernen Helge” wahrscheinlich einfach nicht bloß “ganz nett” findet – man liebt oder hasst die einmalige Kunst dieses Mannes. Eine Kunst die sich mit der Zeit sehr verändert hat.

Hat er, trotz aller ausufernden Liebe zu seinem Werk meinerseits, ganz objektiv betrachtet in den Neunziger Jahren wirklich, obwohl die Bezüge zu Gesellschaft und der Absurdität des menschlichen Daseins immer da gewesen sind, hauptsächlich genialen, albernen, ziemlich bekloppten Dadaismus mit extrem eigener Note abgeliefert – Helge halt – so wurde es doch Anfang des neuen Jahrtausends zunehmend nachdenklicher, melancholischer und einfach anders. Eine tief philosophische Betrachtung des eigenen Selbst und des Daseins in Gänze. Der Schwere des Lebens und den Hürden des Erfolgs. Manchmal zumindest. War natürlich immer noch ein bisschen “albern“. Film: 00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse (2013) weiterlesen

Film: Freakstars 3000 (2004)


Trailer © by Filmgalerie 451


Fakten
Jahr: 2004
Genre: Satire, Medienkritik
Regie: Christoph Schlingensief
Konzept: Christoph Schlingensief
Personen: Werner Brecht, Susanne Bredehöft, Ilse GarzanerAchim von Paczensky
Kamera: Meika DresenkampDirk Heuer
Musik: Uwe Schenk
Schnitt: Robert Kummer


Review
FREAKSTARS 3000 ist die gelungenste Mediensatire, die ich jemals sehen durfte. Nie wurde die Absurdität des TV-Alltags gelungener aufgezeigt, nie wurde der Zuschauer, seine Begrifflichkeit von normal, sein Durst nach Wahnsinn, sein unreflektiertes Schlucken von ewig wiedergekäutem, provokanter auf die Probe gestellt.

Normal.
Was bedeutet das?
Wer definiert das?
Und wann zum Teufel wurde beschlossen, dass “normal” das Ideal ist, dem wir alle hinterher laufen müssen?

Normal gibt es nicht.
Und das beweist Christoph Schlingensief mit seiner Casting-Show FREAKSTARS 3000 so gut wie kein anderer. Ehrlicher als alles was die privaten Verdummungsanstalten uns jemals vorgesetzt haben, menschlicher als es die Bohlens, Bauses, Heidis und sämtliche anderen Zugpferde der mittlerweile leider fest etablierten professionellen Diffamierungsindustrie auch nur träumen könnten (wenn sie es denn wollten) und um längen “normaler”, weil purer und echter, als der ganze glattgebügelte Zirkus, der täglich über unsere Mattscheiben flimmert. Film: Freakstars 3000 (2004) weiterlesen

Film: The Rum Diary (2011)


Trailer © by Universum Film


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Satire, Gesellschaftskritik, Biopic
Regie: Bruce Robinson
Drehbuch: Bruce Robinson
Besetzung: Johnny DeppAmber Heard, Giovanni Ribisi, Aaron Eckhart, Michael Rispoli, Amaury Nolasco, Marshall Bell, Bill Smitrovich
Kamera: Dariusz Wolski
Musik: Christopher Young
Schnitt: Carol Littleton


Review
Viele gute Ansätze, ein kritischer Grundton und der Hauch einer Idee von Wesensfindung des Journalisten Hunter S. Thompsons schwingt mit – dem gegenüber steht viel verschenktes Potential, viel Oberflächlichkeit, die weiterer Vertiefung bedurft hätte und viel narrative Holperigkeit die RUM DIARY im Resultat (zu) unrund erscheinen lässt.

Etwa 60 Jahre nach der Besetzung Puerto Ricos durch die Amerikaner reist der junge Thompson ein. Um Geld zu verdienen. Fließbandarbeit für ein lokales Schundblatt abzuliefern – eine Zeitung, ganz in BILD-Manier auf die sensationslustig-flachen Bedürfnisse der amerikanischen „Touristen“ zugeschnitten: ernsthafter Journalismus, kritische Positionen, stichhaltige Recherche? Alles unerwünscht, stattdessen wird geliefert. Gern Fotos von dicken, schwitzenden amerikanischen Bowling-Champs, umrahmt mit inhaltsleeren Interviews. Frustriert von dieser banalen Schreiberei, doch im Hinterkopf immer vom Drang nach ernsthafter, sinnvoller Arbeit getrieben, gibt sich Thompson zunächst ganz dem verlotterten Lebensstil seiner Kollegen hin, der titelgebende Rum fließt – nicht zu knapp – die Augen und Ohren sind auf Durchzug gestellt. Film: The Rum Diary (2011) weiterlesen