Kurz-Review Round-Up: März 2015 (The Interview, Neue Vahr Süd, Michael Kohlhaas)

Und wieder gab es diesen Monat einige Filme, denen ich aus Zeit-, Muße- oder Relevanzgründen nur ein paar Zeilen spendiert habe. Wie von nun an jeden Monat, werden diese hier in einem gemeinsamen Eintrag gesammelt.



Trailer © by Sony Pictures Home Entertainment


The Interview (Evan Goldberg & Seth Rogen, Kinofilm, USA, 2014)

Meinung
Evan Goldberg, Seth Rogen und James Franco haben eine hammermäßig starke Fanbase, da nehme ich mich nicht aus, und ich bin mir sicher, dass dieser Film auch ohne den riesigen Buzz, um SONY-Hacks, Terrorwarnungen, etc sein sicheres Publikum gefunden hätte. So viel zu den direkt aufkeimenden Verschwörungstheorien von kalkulierter PR, etc. – all die Freunde des pubertären Humors der Marke Apatow und co. wären wohl auch so ins Kino gegangen. Und hätten dort leider eins der schwächsten Werke, was diese durchgeknallte Bande bis jetzt produziert hat gezeigt bekommen!

Eine wahnwitzige Prämisse, die durch wenige gelungene Gags angereichert wird, macht noch lange keinen guten Film – viel mehr hat THE INTERVIEW jedoch nicht zu bieten. Die Darstellung von Kim Yong-Un (sowie der aufkeimenden Bromance zwischen ihm und Franco) schafft einige absurde Momente, Rogen ist wie immer bereits lustig wenn er verplant in die Kamera guckt und die bunt-quietschige Art betont die gewollte Überdrehtheit – aber außer den Scorpions im Abspann bleibt nichts hängen, verglichen mit der selbstironischen Qualität eines THIS IS THE END hinkt diese Gurke meilenweit hinterher und größtenteils ist das, was bei Rogen, etc. sonst immer charmant-doof ist hier (trotz klarem Faible für den Humor der Jungs) einfach nur doof.

Gag-Dichte: dünn.
Spaß-Faktor: marginal.
Da greife ich lieber weiterhin auf THIS IS THE END oder PINEAPPLE EXPRESS zurück.

Wertung
5 von 10 vergifteten Klebestreifen

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Trailer © by ARD


Neue Vahr Süd (Hermine Huntgeburth, Fernsehfilm ARD, Deutschland, 2010)

Meinung
So hat der allseits bekannte Herr Lehmann also seine Zeit beim Bund verbracht.

Der Erfolg des 2001 bereits positiv rezipierten Vorgänger-Buches HERR LEHMANN wurde damals sicher durch den 2003er Film von Leander Haußman endgültig potenziert – kein Wunder, ist dieser doch einer der gelungensten deutschen Filme der letzten 20 Jahre. Wahrscheinlich angespornt vom Interesse an seiner Figur, verfasste Sven Regener einige Jahre später den Prequel-Roman NEUE VAHR SÜD. In 2010 folgte die Verfilmung. Das Drehbuch wurde dieses mal allerdings (leider) nicht mehr von Regener selbst adaptiert und die Regie übernahm (leider) nicht mehr Leander Haußmann, den ich durch HERR LEHMANN, ROBERT ZIMMERMANN und HAI ALARM neben Arne Feldhusen als einen der aktuell fähigsten deutschen Regisseure einstufen würde, sondern Hermine Huntgeburth.

Gelungen ist der Film trotz Personalwechsel. Lehmann (hier von Frederick Lau gespielt) hat vergessen zu verweigern, was ihm selbst und seinem stark links-geprägten studentischen Umfeld gar nicht zusagt. Aber was man sich einbrockt, muss man auslöffeln, Lehmann zieht durch und NEUE VAHR SÜD springt zwischen den Welten und verteilt mit quietschiger Freude Seitenhiebe wo es nur geht. Der Bund bekommt ohne Frage am meisten ab, denn Lehmann’s Perspektive bleibt logischerweise kritisch entkoppelt und bewahrt sich trotz Verortung an der Quelle des Übels den Blickwinkel von außen. Brüllenden Feldwebeln, stumpsinnigem Drill und hierarchischen Machtspielchen begegnet Lehmann mit mürrischer Skepsis. Doch auch die linken “Weltverbesserer” aus seiner “WG” werden immer wieder in ihrer kompromisslosen Phrasendrescherei bloßgestellt. Eltern, die nicht zu hören und 80er Jahre Klischee-Autoprolls runden den recht unspektakulär ausgestatteten Film ab.

Einige nette, teils absurd-witzige Momente und gute Schauspieler, die leider nicht immer die ihnen gebührende Screentime bekommen (konkret: Robert Gwisdek und Ulrich Matthes) sind umringt von etwas Leerlauf und einem gewollt ziellosen Skript. Als Ergänzung zum Vorgänger guckbar, allerdings kein Muss.

Wertung
6 von 10 zerkloppten WG-Wänden

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Trailer © by Polyband Medien GmbH


Michael Kohlhaas (Arnaud des Pallières, Kinofilm, Frankreich/Deutschland, 2013)

Meinung
Historienfilme sind eigentlich nicht wirklich mein Ding, doch wer könnte mich mehr motivieren mal über den Tellerrand zu gucken als der beeindruckende Mads Mikkelsen in einem Film, der rein von der audiovisuellen Ästhetik in eine ähnliche Kerbe wie WALHALLA RISING zu schlagen scheint? Gesagt, getan.

MICHAEL KOHLHAAS ist die Verfilmung einer scheinbar recht geschätzten (mir Literaturbanausen aber nicht bekannten) Novelle von Heinrich von Kleist. Nach Sichtung des Films kann ich ohne genaue Kenntnis der historischen Zustände im 16. Jahrhundert nur sagen: starker Stoff, denn hier steckt einiges an menschlichen, moralischen und gesellschaftlichen Konflikten drin. Was ist Moral, wie geht man mit Macht um, wie weit kann man damit kommen, gegen eine Übermacht seine Rechte einzufordern? Das Setting aus mächtigen Aristokraten, die den kleinen Pferdezüchter frei nach ihren Launen ausbeuten, lässt sich zeitlos übertragen. Recht ist auch heute leider noch, was der Staatsapparat tut. Schon mal versucht einen Polizisten für ein Verbrechen im Dienst zu verklagen?

Auch formell macht der Film einiges richtig: Nie hat man das Gefühl Schauspieler oder Kulissen zu sehen, Regisseur Arnaud des Pallièrs erschafft die Illusion eines authentischen Blickes in die Vergangenheit. Und diese ist karg. Bild und Ton transportieren einnehmend, fast trostlos das Innere eines Mannes der viel verloren hat, der Wind dröhnt, die flächige Filmmusik wabert düster, die Aussichten scheinen ungewiss. Auch traut der Film den Zuschauern angenehm viel zu, das Fortschreiten der Handlung geschieht fast unmerklich, ohne jede Veränderung lang und breit verbal zu thematisieren und die Erzählweise ist sehr weit weg vom Konventionellen. Aber dennoch war mir das in Summe, rein von der filmischen Erfahrung, einfach zu langsam und dadurch relativ zermürbend (nach gefühlt einem Großteil der Laufzeit schaute ich im Glauben an ein baldiges Finale auf die Uhr und bemerkte, dass noch nicht einmal die Hälfte vorbei war).

Trotzdem lohnt der Film sich für die Themen und die tolle Konfrontation von Mikkelsen und Dennis Lavant.

Wertung
6 von 10 rekrutierten Revolutionären

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Soviel dazu. Drei Filme, die ich im (oberen) Mittelmaß ansiedeln würde – demnach fehlt nicht viel dahin, dass andere sie vielleicht gut bis sehr gut finden. Falls das Interesse also geweckt wurde, schlagt zu (falls ihr nichts seht, killt euer Ad-Blocker das Amazon-Widget): 

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