Seit ich mich durch MAD MAX: FURY ROAD dazu gezwungen sah, meine generelle Action-Affinität in Frage zu stellen, habe ich überwiegend nur noch entschleunigte Filme, meist Dramen und ein paar ruhige Thriller geguckt. Gut waren die aber auch nicht alle. Hier, wie schon im Februar und März, mal ein paar schnelle Tipps Warnungen aus meinem Filmmonat Juni. Keine Sorge, ich habe auch gute Sachen gesehen, zu denen kommen noch längere Reviews
Trailer © by 20th Century Fox
Monuments Men (George Clooney, Blockbuster, Deutschland/GB/USA, 2014)
Meinung
Schön ausgestattetes Period-Piece, das aber leider dem überragenden Ensemble keinerlei Raum für Entfaltung gibt. Kulissen, Kostüme und Drehorte stimmen so weit, doch die für sich betrachtet recht spannende Prämisse einer Gruppe selbstloser Kunstretter, die im zweiten Weltkrieg den Erhalt der Kultur über den Wert ihres eigenen Lebens stellt, wird zu wenig mitreißend umgesetzt. Viel mehr plätschert MONUMENTS MEN von einer kleineren Episode zur nächsten und verfehlt dabei, die kulturhistorische Brisanz und Wichtigkeit der gezeigten Mission zu verdeutlichen.
Das Team trifft sich, das Team separiert sich, einer bleibt in Paris, der Rest bahnt sich den Weg gen Nazi-Deutschland, mal hier mal da, mal ein Kunst-Fund, mal eine Niete. Dabei wird trotz hohem Dialog-Anteil sehr wenig Charakterzeichnung betrieben und großartige Schauspiel-Ikonen wie Goodman oder Murray bleiben so weit unter ihren Möglichkeiten, dass ihr Status sich nicht signifikant von “körperlich anwesend” unterscheidet. Schade. Abgesehen von wenigen bewegenden Szenen kommt emotional in keine Richtung wirklich Fahrt auf – ab und an ein Gag zum Schmunzeln, stellenweise ein leichter Hauch von Spannung, immer wieder humoristische Brüche im Dienste der Unterhaltsamkeit – in Summe läuft der Film nur vor den Augen, nicht auch im Herzen ab.
Bei der Besetzung wäre alles möglich gewesen, doch Clooney und das Babelsberger Produktions-Team setzen zu viel Fokus auf authentische Set-Designs und vergessen die wichtigen Charaktermomente. Dazu kommen einige seltsame Casting-Entscheidungen: wieso spielt ein zypriotischer Brite einen deutschen Auswanderer-G.I., würgt dann im entscheidenden Moment aber nur gebrochene Deutsch-Fetzen heraus? Wieso muss Cate Blanchett unbedingt dabei sein, bekommt aber nur ein Mindestmaß an Screentime, in denen sie ebenfalls ständig gebrochen Fremdsprachen spricht? Und wieso sprechen deutsche Soldaten gebrochen deutsch? Seltsam, aber auch irgendwie irrelevant, den vordergründig krankt MONUMENTS MEN vor allem daran très chique auszusehen, aber vollkommen kalt zu lassen.
Wertung
4 von 10 geretteten alten Meistern
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Trailer © by Indigo
Im Oktober werden Wunder wahr (Daniel & Diego Vega, Autorenfilm, Peru, 2010)
Meinung
Die Jury in Cannes scheint ab und an dem Irrglauben erlegen zu sein, dass extreme Entschleunigung und wenig Tamtam automatisch einen tiefschürfenden Autorenfilm formen. Während Kandidaten wie der Türke Nuri Bilge Ceylan zwar dieser Formel folgen, aber inhaltlich und visuell zu nahezu poetischer Kraft finden und somit den Regen an Awards mehr als rechtfertigen, schleichen sich leider auch mal banale Werke wie der peruanische IM OKTOBER WERDEN WUNDER WAHR in die Garde der Preisträger ein, deren Langsamkeit so sehr blendet, dass sie anscheinend mit Substanz verwechselt wird.
Liefert diese Geschichte über einen schlecht gelaunten Pfandleiher, der ein Baby findet, dann zwanghaft versucht es wieder los zu werden und als das Haus dann tatsächlich wieder leer (und still) ist beginnt zu bereuen, profunde Erkenntnisse über das Leben, oder die Natur des Menschen? Nein. Trotz nur 80 Minuten Laufzeit beginnt die enorm karge Atmosphäre, welche durch die vorliegende, vollkommen unspektakuläre Kameraarbeit noch weiter gedämpft wird, schnell zu fordern, ohne jedoch im Abgang für ihre Sperrigkeit zu belohnen. Wenn überhaupt, ist der Film Momentaufnahme eines Lebens, dessen Zahnräder sich schon längst verkantet haben – das Brüderpaar Daniel und Diego Vega spinnt aber weder Auswege aus diesem Status Quo, noch trifft es wertvolle Aussagen über den Umgang mit einer derartigen Lebenssituation. Stattdessen wird der Zuschauer emotional vollkommen außen vor gelassen und die Figuren leben eine Weile vor sich hin. Ende – keine wirkliche Wandlung, keine Erkenntnis, kein Neubeginn.
Das reicht nicht, das ist einfach ZU wenig Zugang und es fehlt der tiefschürfende Blick in das Innere eines Menschen. Solch mächtige Sperrigkeit muss anderweitig entschädigen, sonst wird Film zum Kraftakt ohne Sinn. So ist er leider nur reines Selbstzweck Arthouse-Kino.
Wertung
3 von 10 konsultierten Prostituierten
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Trailer © by Disney / Lucasfilms
Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung (George Lucas, Blockbuster, USA, 1999)
Meinung
Wenn nostalgische Erinnerung aus einer Zeit, in der Film noch überwiegend der Berieselung diente, auf die harte Realität der gereiften Filmrezeption trifft… fällt einem plötzlich auf, dass dieses viel-gehasste STAR WARS-Prequel, dass man zeitweise sogar gegen die überbordende Wut des Mobs verteidigt hatte, leider tatsächlich absolute Scheiße ist. Ich erzähle wohl niemandem etwas neues, aber in EPISODE I passt von hinten bis vorne, links bis rechts und Naboo bis Tatooine einfach gar nichts!
Die drei Hauptprobleme dieser wirren Geschichte um ein Handels-Embargo, intergalaktische Verschwörungen und Lichtschwert-Kämpfe sind wohl das Drehbuch, der inflationäre Einsatz des Computers und Jar-Jar Binks. Ein nichtssagender Fließtext leitet es ein: Figuren ohne jegliche Eigenschaften stolpern durch einen simplen (das macht nichts), aber trotzdem nicht verständlichen (das macht sehr wohl etwas) Plot, jagen ohne Sinn von Ort A nach Ort B und treffen Entscheidung, die so elementar nicht nachvollziehbar sind, dass sich die Nackenhaare sträuben. Trotz aufmerksamer Sichtung, steht ohne Pause die eine Frage vor dem inneren Auge: “Was passiert hier gerade, und vor allem WARUM?”. Nichts ist begründet, nichts macht Sinn, aber egal… es ist schließlich STAR WARS. Und wer braucht schon Drehbücher, wenn er Green-Screens hat?
EPISODE I ist nämlich eines der Paradebeispiele für einen Film, in dem der Computer eher Fluch als Segen ist. Wenig hier ist “echt” und wie wir wissen altert weniges schlechter als CGI-Effekte. Der Film ist jedoch so voll davon, dass es unmöglich ist ein Auge zu zu drücken. Zwar funktionieren audiovisuell (im Vakuum betrachtet) einige Kulissen und Sequenzen ganz gut – Coruscant, oder die Stadt der Gungans unter Wasser sehen auch heute noch toll aus und das Finale gegen Obervillain Darth Maul (der vorher 1,3 Minuten im Film war, aber egal.. er sieht cool aus!) ist stark choreografiert – doch das ganze bröckelt weg wie “Sand im Wind”, weil außer Eye-Candy nichts los ist. Ganz, ganz schwach – mir graut es vor EPISODE II und III…
Wertung
3 von 10 nervigen Gungans mit Deppen-Akzent
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Hehe. Guter Test
Ohje, eine ganze Reihe von Flops. Ich habe “Episode I” immer recht gnädig gesehen, allerdings ist das auch schon lange her und war vor Blog-Zeiten, d.h. die letzte Sichtung liegt mindestens 10 Jahre zurück. Hmm, mal sehen wann ich dazu komme die Reihe noch einmal zu sehen.
Bei mir war es genauso – 11-13 Jahre her und mich immer nur gefragt: was habt ihr denn alle, ist doch nett. War jetzt ziemlich baff, dass sich beim Schauen des Films emotional wirklich gar nichts geregt hat. In Verbindung mit dem wirren Plot leider rundum misslungen der Film ich würde jedem zugestehen, den aus Nostalgie zu mögen, aber kann mir kaum vorstellen, dass man ihn ernsthaft als guten Film bezeichnen kann. Zumindest wenn man etwas mehr als knallbuntes Knallbumm erwartet.
Ohja, bei Star Wars I dachte ich damals auch: “So schlecht ist der nicht, nein, er ist sogar noch recht gut!” Und dann… genau das was du beschreibst. McGregor, Neeson und einzig Darth Maul sind das, was den Film vor der absoluten Misere retten.Nostalgie hin oder her, aber wir werden vermutlich einfach nur “zu alt für diesen Schei*.” Toller Tag übrigens (Stirb Jar-Jar)
Yep. Als Obi-Wan seinen Meister verliert, hat mich das sogar ein wenig emotional berührt. Aber eben nur, weil ich aus den alten Filmen weiß, was Meister und Schüler der Jedi verbindet. Die Figuren an sich sind leider sehr, sehr blaß. Und solche Quatsch-Tags werde ich, der Sinnlosigkeit halber, demnächst öfter mal einbauen!
Eben. Ich weiß auch noch, wie ich als kleines Kind das Podrace abgefeiert habe. Heute wirkt es wie eine überflüssige CGI-Altlast, obwohl es doch essentiell für die Geschichte ist… Okay, die Droidika finde ich auch heute noch geil gemacht.
Tu dir mit den Tags keinen Zwang an! Dient wunderbar der Aufheiterung.
Das Podrace ist für sich genommen auch noch eine fettere Szene – zwar zu lang, aber doch dynamisch und vor allem der Sound ist super. Aber leider eine von ganz wenigen funktionierenden Szenen.
Ohja, als Soundreferenz dient diese Szene perfekt. Habe selten etwas besseres durch die Anlage gejagt. Den würde ich zu gerne nochmal mit “unschuldigen” Augen sehen wollen. Aber mittlerweile ödet er mich (leider!) nur noch an.