Archiv der Kategorie: (Un)gesundes Mittelmaß

Filme, Serien und Dokus, die ich mit 4-6 Punkten bewerte.

Film: Nymphomaniac – Vol. I (2014)


Trailer © by Concorde Film


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Drama, Episodenfilm
Regie: Lars Von Trier
Drehbuch: Lars Von Trier
Besetzung: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, Stacy Martin, Shia LaBeouf, Uma Thurman, Christian Slater
Kamera: Manuel Alberto Claro
Musik: Originalmusik
Schnitt: Morten Højbjerg, Molly Marlene Stensgaard, Jacob Secher Schulsinger


Review
Ich habe im Vorfeld (wie ich es in letzter Zeit aufgrund der massiven Trailer-Spoilerei immer mit Vorfreude-Filmen handhabe) ganz bewusst alles ignoriert, was mit von Trier’s NYMPHOMANIAC-Projekt zu tun hatte. Trailer nicht angeguckt, Poster, Bilder, Screenshots ignoriert, News nicht gelesen, Plot-Infos überlesen. Einfach all dies ausgeblendet, weil überbordende PR mir eben IMMER auf den Sack geht, egal ob es Supermanfilm XY oder der neue von Trier ist.

Ich schätze aber, auch wenn ich alles mitgenommen hätte, wäre eine Einstufung dessen was mich erwartet absolut unmöglich gewesen. Trier halt. Einzig der Heckmeck um die Schnittfassungen, die Aussagen zum vielen Rumgevögele und die personelle Aufstellung des tollen Casts, hatte ich mitbekommen – also weiterhin keine Ahnung was mich erwarten würde. Film: Nymphomaniac – Vol. I (2014) weiterlesen

Film: Paradies – Glaube (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by good!movies


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Drama, Gesellschaftskritik, Hasstirade
Regie: Ulrich Seidl
Drehbuch: Ulrich Seidl, Veronika Franz
Besetzung: Maria Hofstätter, Nabil Saleh, Rene Rupnik, Natalya Baranova, Trude Masur, Dieter Masur, Martina Spitzer, Heinrich Herki, Daniel Hoesl, Barbara Lehner, Elfriede Wunsch, Roswitha Ziener
Kamera: Edward Lachman, Wolfgang Thaler
Musik: –
Schnitt: Christof Schertenleib


Review
In PARADIES: LIEBE suchte sich Seidl einen (uns zumeist) verborgenen Teil der Realität, legte die Flinte an, zielte, drückte ab und traf ins Schwarze. Das war unbequem, teilweise kaum zu ertragen, schonungslos und fühlte sich vor allem an, als hätte er ohne künstliche Manipulation und Inszenierung einfach zwei Wochen kenianischer Realität gefilmt. In PARADIES: GLAUBE hingegen, dem zweiten Teil der Trilogie, werde ich das Gefühl nicht los, dass Seidl sich den Teil der Realität den er anprangern will, zu einem nicht vom Tisch zu kehrenden Anteil zusammenkonstruieren musste.

Wir lernen Anna Maria kennen – und zwar direkt auf die unangenehmste denkbare Art: sie zieht sich aus, kniet vor der Jesus-Statue nieder und vollzieht mit einer Peitsche eine ausgiebige Selbstkasteiung. Ein Shot und alles ist klar: Maria ist religiöse, präziser christliche Fanatikerin.

Was folgt ist ihr Urlaub, in dem wir sie bei der Ausübung weiterer völlig grotesker Dingen beobachten müssen. Sie streift mit einem Beutel voll Maria-Statuen umher und versucht in sozial schwächeren Vierteln die Menschen zum christlichen Glauben und zur Gottesfürchtigkeit zu bekehren (u. A. auch Muslime), sie trifft sich mit einem Haufen ähnlich verstörter Menschen zur Gebetsgruppe und schwört, dafür zu kämpfen Österreich wieder katholisch zu machen, siie vollzieht unter dem Vorwand der Buße, bzw. des Opfers an Jesus noch unangenehmere Rituale, als das Auspeitschen des eigenen Rückens. Und nicht genug: Sie spricht zu Jesus – auf eine weit unterwürfigere, verliebtere und hingebungsvollere Weise, als dass die sexuelle Aufladung dieser AKte noch vom Tisch zu kehren wäre – im Kontrast dazu wettert sie natürlich gegen sexuelle Freuzügigkeit und Sünde im Allgemeinen.

Doch plötzlich sitzt ein an den Rollstuhl gefesselter Mann in ihrem Wohnzimmer und ihre sorgsam durchorganisierte Realität gerät ins Wanken. Film: Paradies – Glaube (2013) weiterlesen

Film: New World – Sin-se-gae (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Ascot Elite Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Thriller, Gangsterfilm
Regie: Park Hoon-jung
Drehbuch: Park Hoon-jung
Besetzung: Lee Jung-jae, Choi Min-sik, Hwang Jeong-min, Park Seong-Woong, Song Ji-hyo, Kim Yoon-Sung, Na Kwang-Hoon, Park Seo-yeon, Choi Il-hwa, Kim Byeong-ok, Joo Jin-Mo
Kamera: Chung Chung-hoon, Eok Yu
Musik: Jo Yeong-wook
Schnitt: Moon Sae-kyoung, Nam Na-young


Review
Der koreanische Cops & Robbers-Thriller NEW WORLD steht im ständigen Wechsel zwischen großen Momenten, oberem Mittelmaß und wenig packenden Segmenten aus dem unteren Qualitätssektor, was ihn insgesamt leider nur als netten Film mit wenig Impact in der Erinnerung verbleiben lässt.

Summa Summarum handelt es sich um ein (gewollt) twistreiches Gangster-Epos, über einen Maulwurf in der koreanischen Mafia, welche getarnt als einflussreiche Wirtschaftskraft mit Firmentower und Anzugträgern, im Hintergrund die brutalsten Dinger dreht. Alles ist solide in Szene gesetzt, aber einfach zu sehr eine halb(bis dreiviertel- )gare Mischung von OUTRAGE und INFERNAL AFFAIRS, die kaum bis keine eigenen Akzente setzt. Zwar muss man dem Werk von Park Hoon-jung zugestehen, dass es trotz einiger Schwächen und der stattlichen Länge von über zwei Stunden alles andere als langweilig ist, aber etwas entscheidendes fehlt, was NEW WORLD maßgeblich über die Stangenware erheben würde.

Der Polizist Lee Ja-sung möchte raus aus der Organisation in der er seit 8 Jahren eingeschleust ist, sein dominanter und kaltherziger (Cop-)Boss Kang lässt ihn aber nicht. Nur eine Aktion noch, nur vier Wochen noch – das wird ihm gesagt, immer und immer wieder, aber die Realität sieht anders aus – das wurde hinter den Kulissen in dunklen Zimmern längst beschlossen. Schon zum Einstieg erfahren wir, wie die Organisation (die direkt zu Beginn ihren Chef verliert) mit Verrätern und Spitzeln umgeht – nicht schön, immer im Hinterkopf mit sich herum tragen zu müssen, dass ein solches Schicksal einen selbst täglich erwarten könnte. Als dann die Entscheidung für einem neuen Mafia-Chef gefällt werden muss, wird es brisant: Ja-gung kommt auch in Frage und steht vor einer Entscheidung. Film: New World – Sin-se-gae (2013) weiterlesen

Film: Nachtzug nach Lissabon – Night Train To Lisbon (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Concorde Film


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Drama, Historienfilm
Regie: Bille August
Drehbuch: Pascal Mercier, Greg Latter, Ulrich Herrmann
Besetzung: Jeremy Irons, Mélanie Laurent, Jack Huston, Martina Gedeck, Tom Courtenay, August Diehl, Bruno Ganz, Lena Olin, Christopher Lee, Charlotte Rampling
Kamera: Filip Zumbrunn
Musik: Annette Focks
Schnitt: Hansjörg Weißbrich


Review
Die vielen Taler aus deutschen Förderfonds, welche man im Abspann von NACHTZUG NACH LISSABON bestaunen darf, haben wohl nachhaltig Wirkung gezeigt. Denn obwohl Bille August ein international drehender Däne ist und der Film mit einem internationalen Cast auf Englisch in Portugal produziert wurde, fühlt er sich doch – im negativsten Sinne der Bezeichnung – typisch deutsch an.

Typisch deutsch, weil in hiesigen Landen allzu oft die ein oder andere Charakteristik eines Films absolut fehlgedeutet wird: Wo Tiefe geschaffen werden soll, wird diese mit Langsamkeit und Schweigen verwechselt, was meist Ödnis zur Folge hat, wo Greueltaten gezeigt werden, wird nie die Grenze überschritten, die diese auch als grausam erlebbar macht, wo ein Score eine Wirkung verstärken muss, wird krampfhaft versucht durch ihn überhaupt etwas zu erzeugen, was das Ganze überambitioniert wirken lässt. So fühlt sich ein deutscher Fernsehfilm an und so fühlt sich irgendwie auch NACHTZUG NACH LISSABON an. Film: Nachtzug nach Lissabon – Night Train To Lisbon (2013) weiterlesen

Film: Die Purpurnen Flüsse 2 – Engel der Apokalypse (2004)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Universum Film


Fakten
Jahr: 2004
Genre: Thriller
Regie: Olivier Dahan
Drehbuch: Luc Besson, Jean-Christophe Grangé
Besetzung: Jean Reno, Benoît Magimel, Christopher Lee, Camille Natta, Johnny Hallyday, Augustin Legrand, Serge Riaboukine, André Penvern, Mylène Jampanoï, Cyril Raffaelli
Kamera: Alex Lamarque
Musik: Frankii Elliott, Colin Towns
Schnitt: Richard Marizy


Review
DIE PURPURNEN FLÜSSE 2 – solide inszeniert und als düstere Thriller-Einmalkost absolut brauchbar. Ob großes Rewatch-Potential besteht, ist jedoch fraglich?

Mal wieder führen menschliche Abgründe unsere Ermittler – Jean Reno und Benoit Magimel, der eine cool, der andere fit – in die versteckte Welt unter der gesellschaftlichen Oberfläche. Blutige Morde, seltsam-dubiose Gestalten und religiöse Fanatiker, welche voller Inbrunst auf den Tag des jüngsten Gerichtes warten. Dehbuchautor Luc Besson und Regisseur Olivier Dahan spinnen eine okkulte Geschichte über einen dubiosen Geheimbund aus zwielichtigen Mönchen mit Schweige-Gelübte, mordende Kuttenträger im absoluten Rage-Modus und Kickboxende Hard-Boiled Cops, die bei der weiblichen Assistenz auch mal den weichen Kern zeigen. Film: Die Purpurnen Flüsse 2 – Engel der Apokalypse (2004) weiterlesen