Archiv der Kategorie: Filme & Serien

Reviews, Trailer, Analysen, Merchandise, unnützes Wissen, interessante Fakten..

Film: I Am The Pretty Thing That Lives In The House (2016)


I Am The Pretty Thing That Lives In The House (IMDb) – Haunted-House-Horror, Netflix, USA, 2016 – Regie: Oz Perkins, SkriptOz Perkins Kamera: Julie Kirkwood, Copyright (Titelbild, Trailer): Netflix


Review
In den letzten Jahren feiern Spukhaus-Streifen der aller-langsamsten Sorte eine Art Renaissance – James Wan, Ti West und co. reduzieren ihre Szenarien bis zur vollkommenen Auflösung von Handlungsfäden und tief in die totale Langsamkeit. Es soll reine Atmosphäre durch den Film leiten – langsame Kamerafahrten durch Flure, subtiles Sounddesign in dem jedes Knarren der Dielen das nahende Unheil bedeuten kann und in letzter Konsequenz eher Auslassung als expliziter Horror. In THE INNKEEPERS oder INSIDIOUS funktionierte das so gut, dass diese Filme die besagte Welle lostraten – “Quiet-Quiet-Bang” wurde der Stil von gewissen Kritikern getauft und wie sehr das Quiet packt (bzw. wie wenig das Bang nervt), steht und fällt mit der Kompetenz der involvierten Filmemacher. In letzter Zeit geht es leider stetig abwärts.

Denn wie es mit jeder Welle ist, wird sie von wenigen exzellenten Exemplaren losgetreten und verläuft sich schnell in einer endlosen Flut öder, uninspirierter Kopien. So hier. Doch auch wenn sich vieles noch im Mittelmaß tummelt – eine so unglaublich zehrende Schlaftablette wie den von Netflix produzierten I AM THE PRETTY THING THAT LIVES IN THE HOUSE, kam mir im Zuge des Genres noch nicht unter. Wenn Reduktion zu Statik wird, folgt zwingend Stillstand – dieser Film wippt 90 Minuten auf der Stelle und quält uns damit brutal. Film: I Am The Pretty Thing That Lives In The House (2016) weiterlesen

Film: Moonwalkers (2016)


Moonwalkers (IMDb) – Stoner-Satire, Universal PicturesUK2016 – RegieAntoine Bardou-Jacquet, Skript: Dean Craig, Kamera: Glynn Speeckaert, Copyright (Titelbild, Trailer): Universal Pictures Germany


Review
Wie wir alle wissen ist unsere von Echsenmenschen bewohnte (Hohl)Erde flach, ihre Atmosphäre wird von geheimdienstlich/imperialistisch/BRD AG (bitte zutreffendes ankreuzen) gesteuerten Flugzeugen, äääh, Reichsflugscheiben mit Chemtrails verseucht, die uns gefügig machen, um uns von amerikanischen Horror-Clowns purgen zu lassen und natürlich war die Menschheit niemals auf dem Mond. Alles eine Inszenierung der Bilderberger, oder Illuminaten, oder Rothschilds, oder eben von Stanley Kubrick, dem kenianischen Islamisten. Ach nee, das ist ja schon der scheidende US-Präsident. Macht keinen Sinn, doch sei es drum, wer all das glaubt, was in der Lügenpresse so an Mutti-Propaganda läuft, ist dem westlichen Brainwashing hoffnungslos erlegen. Weil is so. Wacht auf Leute!!!!11 #aufwachenjetzt

Wie Kubrick’s getürkte Mond-Bilder ihren Weg auf die Schirme der mitfiebernden Welt fanden, ergründet der Film MOONWALKERS auf höchst amüsante Weise. Ron Perlman als grummeliger, schwer traumatisierter Vietnam-Veteran wird (ohne die Option auf Wiederrede – this is an order) damit betraut, den Meisterregisseur und dessen Agenten in London zu treffen, um sie mit einem Koffer voll überzeugender Argumente zur Inszenierung der Mondlandung zu bringen. Arglistige Täuschung von höchster Stelle? Nein, alles nur als Backup-Plan gedacht, falls die echte Apollo an der Technik scheitert, denn die Blöße, den Russen den Sieg im Wettrüsten der Raumfahrt zu überlassen, kann und will sich “The greatest nation on earth” nicht geben. Film: Moonwalkers (2016) weiterlesen

Film: The Whispering Star – Hiso hiso boshi (2015)


Titelbild, Bildausschnitte & Trailer © by Rapid Eye Movies


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Endzeit, Science-Fiction, Gedankenexperiment
Regie: Sion Sono
Drehbuch: Sion Sono
Besetzung: Megumi KagurazakaKenji Endo, Yûto IkedaKôko Mori
Kamera: Hideo Yamamoto
Musik: –
Schnitt: Jun’ichi Itô


Review
Was bleibt, wenn alles zu Grunde geht? Wenn Zeit relativ wird, Sekunden endlos, Zivilisation zu vergessenen Ruinen verfällt? Wenn Einsamkeit die Norm ist und Emotionen verkümmern, weil es niemanden mehr gibt, der sie auslöst?

Einleitende Fragen, die man nicht auf Anhieb mit einem Filmemacher wie Shion Sono verbindet, doch nach all dem lauten, schrillen und unangenehmen Irr- und Wahnsinn, den der eigensinnige Mann in den letzten Jahren auf die Leinwand brachte, ist ihm mit THE WHISPERING STAR ein (erneut sehr guter, aber vor allem) überraschender Film gelungen. In allen Belangen.

Keine Blutfontänen, keine Gangsta-Rap-Battles, keine Schlüpfer-Fotografie, stattdessen endlose Stille, Intimität und eine Nachdenklichkeit, die ihre Fühler tief in meditative Gefilde ausstreckt. THE WHISPERING STAR ist, ganz im Gegensatz zu den großen Gesten seiner bekannteren Filme, ein Werk der kleinen Momente geworden. Der Nuancen und Denkanstöße. Denn während wir den Cyborg Yoko Suzuki No. 680 in ihrem kleinen, altmodischen Raumschiff bei jahrelangen Flügen durch ein fast menschenleeres All begleiten, sind es vor allem Kleinigkeiten, simple Banalitäten, auf die Sono unseren Blick lenkt.  Film: The Whispering Star – Hiso hiso boshi (2015) weiterlesen

Dokumentation: In Den Tiefen Des Infernos – Into The Inferno (2016)


Titelbild & Trailer © by Netflix


Fakten
Jahr: 2016
Themen: Vulkane, Mythologie, Forschung
Regie: Werner Herzog
Konzept: Werner Herzog
Kamera: Peter Zeitlinger
Schnitt: Joe Bini


Review
Feuerrot glühendes Magma in Großaufnahme – unablässig brodelt es, ist in Wallung, scheint ein geheimnisvolles Eigenleben in sich zu tragen. Die Luft zittert, ein fremdartiges Grummeln und Poltern liegt in der Luft, bildet ganz eigene, fremd anmutende Modulationen, gipfelt in ohrenbetäubendem Getöse, nur um direkt wieder auf das vorherige, nie enden wollende Level abzufallen. Und im Feuer gehen Formen ineinander über. Immer auf’s Neue, außerweltlich mutet es an, wie sie sich ohne Regeln oder klaren Rhythmus fressen und nahtlos neues gebären, das von kurzem Bestand ist. Doch wie lang? Vielleicht nur für Sekunden, vielleicht Tage, vielleicht Jahrmillionen? Niemand kann das sagen, aber eines ist sicher – für die Ewigkeit ist keine dieser Formationen geschaffen.

Vielleicht ist es die offensichtliche Nähe zu den lodernden Szenarien, die die christliche Lehre (und somit in hiesigen Kreisen, ob man will oder nicht, auch die Allgemeinbildung) uns in apokalyptischen Gemälden als das ewige, qualvolle Feuer der Hölle präsentiert, vielleicht auch, ganz unterbewusst, der der Natur der Sache inhärente Blick zurück durch die Zeit, der uns die eigene Unbedeutsamkeit und Endlichkeit bewusst macht, weil dieses Brodeln schon seit Millionen, oder sogar Milliarden von Jahren gleichgültig vor sich geht geht und uns, die gesamte Menschheit, um Äonen überleben wird – die Gründe des Wirkens dieser Motive sind subjektiv und eigentlich auch egal, denn Fakt ist, dass der Anblick der brodelnden Lava-Massen in Werner Herzog’s neusten Dokumentarfilm IN DEN TIEFEN DES INFERNOS starke Gefühle auslöst. Für eine überwältigende, ehrfürchtige, oft fast beklemmende Stimmung sorgt. Und somit stellvertretend für die Wirkungsweise des gesamten Films, vielleicht ssogar Herzog’s gesamten Werkes steht.

Denn dieser ist bekannt für einen besonderen, vielleicht einzigartigen Blick auf die Welt und den Menschen, der uns immer wieder ungewöhnliche Dokumentarfilme über ungewöhnliche Individuen oder Themen beschert. Dies sind Filme, die ganz entgegen der gemeinen Forderungen nach neutralen Dokumentationen durch Herzog’s (wortwörtliche) Erzählstimme vor allem WIRKEN sollen. Seine subjektive Faszination, sein Stirnrunzeln, oder seine tiefe Leidenschaft vermitteln sollen. Interesse und Neugier treiben seine Werke weit stärker an, als es Fakten oder Informationen tun.

So auch hier – man mag zunächst denken in IN DEN TIEFEN DES INFERNOS ginge es natürlich offenkundig um mächtige Vulkane, doch Herzog wählt – anstatt uns in einem verfilmten Wikipedia-Eintrag lediglich plump zu erklären was sie sind, wie sie funktionieren und wo die größten stehen – erneut den weniger offensichtlichen Weg, ist primär an Menschen, Mythen und Emotionen, statt an Wissen interessiert und biegt zu diesem Zwecke in der Erzählung immer wieder in gänzlich unerwartete Richtungen ab. Der Mythos Vulkan ist der eigentliche Kern, das wissenschaftliche System Vulkan hingegen wird trotz involvierter Wissenschaftler nur kurz angerissen. Weil es Herzog spannenderes wittert. Weil er am Wegesrand immer wieder Bruchstücke wahrnimmt, die eine tiefere Ausleuchtung, wenn nicht gar einen eigenen Film verdienen – nicht umsonst hat er das Team Wissenschaftler, welches er hier erneut begleitet, vor über zehn Jahren bei den Dreharbeiten zu BEGEGNUNGEN AM ENDE DER WELT kennengelernt.

Fünf aktive Vulkane, vom ewigen Eis über die Philippinen bis nach Nordkorea verstreut über die ganze Welt, sind die Anlaufpunkte der Reise, doch die beeindruckenden Bildern eruptiver Ausbrüche und kochender Lava, nutzt der Film nur immer wieder, um die Aussagen seiner Protagonisten fühl- und erlebbar zu machen. Herzog will zum Lebendigen, fängt die anorganischen Welten des flüssigen Steins als eben dieses ein und dringt schnell in tief menschliche Gefilde vor. Wie haben die Vulkane das Leben der Menschen beeinflußt? Unser aller Leben? Was hat junge Forscher dazu gebracht, ihnen ihr gesamtes Leben zu opfern, was die Chiefs eines kleinen Inselstaates dazu, trotz aller Gefahren Nächte im Krater zu verbringen, welche Kette von Ereignissen stoßen die rauchenden Berge an, die nun 100.000 Jahre später Forscher im äthiopischen Wüstensand kriechen lässt?

Die einen suchen Erkenntnis, die anderen finden im Vulkan einen neuen Gott, von dem sie sich sich spirituelle Erleuchtung erhoffen, die nächsten sehen in ihm das Mittel, um einen Hauch Freiheit zu atmen – sie alle eint eine tiefe, kaum in Worte zu fassende Faszination. Und so finden wir uns inmitten von Naturvölkern wieder, in der Wüste zwischen skurrilen Forschern, die die ersten Menschen in alten Vulkan-Tälern suchen, oder sogar in Nordkorea, wo ein Vulkan seinen festen Platz in der sozialistischen Propaganda hat, weil der “große Führer” angeblich auf ihm weilte, bevor er die Volksrepublik ausrief.

Wo auch immer wir Menschen treffen, die der Berg geprägt hat, schafft Herzog durchweg Momente, die etwas besonderes in uns auslösen – von Interesse, über ungläubige Skepsis, bis zu Ehrfurcht und Staunen – und so ist IN DEN TIEFEN DES INFERNOS ein oft meditativer, (trotz aller meiner Beschreibungen von Herzog’s eigener Gewichtung) auch informativer, aber dabei immer tief menschlicher Film geworden. Stark.


Wertung
8 von 10 ewigen Brodel-Schloten


Veröffentlichung
INTO THE INFERNO ist bei Netflix verfügbar.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
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Film: The Revenant (2015)


Titelbild & Trailer © by 20th Century Fox


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Survival, Rache-Thriller
Regie: Alejandro G. Iñárritu
Drehbuch: Alejandro G. IñárrituMark L. Smith
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Will Poulter, Domhnall GleesonForrest Goodluck
Kamera: Emmanuel Lubezki
Musik: Ryuichi SakamotoCarsten Nicolai (Alva Noto)
Schnitt: Stephen Mirrione


Review
“Leo grunzt im Schlamm”-The Movie, auch bekannt als THE REVENANT, hat es nun auch in meinen BluRay-Player geschafft. Mann, mann, mann, ich weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll…

Am besten wohl mit einem kleinen Überblick. Damit, dass an Innaritu’s geradezu fanatisch abgefeierten Überlebens-Drama von vorne bis hinten (wobei hinten hier meinen Ausstiegspunkt bei etwa 110 Minuten meint – da habe ich den Film abgebrochen) einfach gar nichts für mich funktioniert hat. Ein desaströses Erzähltempo bzw. Pacing, die völlige Abstinenz von inszenatorischer Abwechslung oder Dynamik im Verlauf des Films, eine Form die isoliert betrachtet sicher ganz hübsch daherkommt, jedoch in keinerlei sinnvollem Dialog mit dem eigentlichen Inhalt des Films steht, dazu zehrende Aufgeblähtheit, resultierend in (absolut unnötiger) Überlänge, keinerlei emotionales auf und ab, sondern stattdessen ein immer gleicher, auf maximale Lautstärke aufgerissener Ton, der nur eine einzige Sprache spricht (nämlich die des maximalen, niederschmetternden Leids), fast durchweg ungewollt komisches, teilweise groteskes Schauspiel (was zur Hölle war denn hier mit Tom Hardy los?) und zuletzt – das ist vielleicht der schwerwiegendste Kritikpunkt von allen – eine fast unerträgliche Bemühtheit darum, mit jeder Einstellung, jedem Moment und dem gesamten Ansatz (Drehbedingungen, Selbstaufgabe der Crew, etc.) mit Anlauf ein epochales Meisterwerk zu schaffen.  Film: The Revenant (2015) weiterlesen