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#52FilmsByWomen 2020 #6 – iHuman

Titelbild © by UpNorth Film

#6: iHuman von  Tonje Hessen Schei

iHuman ist eine einseitige Doku über den aktuellen Status der künstlichen Intelligenz, die den Zuschauer*innen konstant vermitteln will, dass K.I.-Forschung das Schlimmste ist, was der Menschheit passieren konnte. Um diesen Punkt zu machen, setzt sie uns Zitate und Interviews vor (gut), beschreibt wirtschaftliche und politische Zustände (auch gut), aber verplempert (mindestens) die Hälfte der Zeit mit sinnbefreiten, einzig zum Setzen einer apokalyptischen Stimmung dienenden, 3D-Visuals. 

Nicht gut. 

Das Gezeigte skizziert stark die Nutzung von fortgeschrittener Technologie durch Regierungen zur Überwachung, sowie unser aller freiwillige Transformation zum gläsernen Bürger, was insgesamt vor allem dem Zweck dient, dass Companys ihre Werbeeinnahmen maximieren. Krasse Zustände und natürlich wahr, plus sehr bedenklich – all dies sind Tendenzen die uns zeigen, dass wir bereits, ohne jegliche Gegenwehr, mit einem Fuß in einer Dystopie stehen, wie sie sich Orwell nicht hätte ausmalen können. 

So weit verstanden. Aber über diesen Punkt kommt iHuman nicht hinaus. Als Doku über K.I., darüber was sie uns als Menschheit bringen könnte, was sie uns hoffen und träumen lässt, warum man also überhaupt an ihr forscht, scheitert der Film völlig. Denn die Dokumentation zeichnet kein umfassendes Bild, sondern ist eindimensional auf die negativen Entwicklungen und Möglichkeiten fokussiert. So stark, dass sich ohne Vorkenntnis der Thematik schnell die Frage aufdrängt, warum es diesen Zweig der Wissenschaft und Technik überhaupt gibt… wenn das alles doch so ungemein schrecklich ist und uns zwingend ins verderben stürzt?

Ich habe mich damit bereits (oberflächlich) befasst, kenne die Pro-Argumente, halte diese für ebenfalls sehr stark und verstehe wieso es einen krassen Antrieb für die Forschung gibt. Träume eines medizinischen Utopias, sich selbst lösender mathematischer Probleme, der Lösung unserer globalen Energiekrise, und noch viel mehr stehen im Raum. Diese Sicht und Hoffnung vermisst man in iHuman vollständig – mal fällt eine Erwähnung im Nebensatz, ansonsten ist davon schlichtweg gar nicht die Rede. Der Film suggeriert: “wir forschen ausschließlich, weil die bösen Wissenschaftler zu neugierig sind, weil Systeme digitale Tools für ihren Totalitarismus brauchen und Google Geld den Hals nicht voll kriegt”

Und das ist a) falsch und reicht b) nicht. Nicht mal zum Thinkpiece, oder zur essayistischen Doku-Kampfschrift, denn gar nicht auf all die Hoffnungen, die man in K.I. steckt und die regelrecht utopischen Gedanken, die mit den pro-Argumenten in Richtung A.G.I. (oder sogar A.S.I.) einhergehen einzugehen, geht in etwa damit einher zu behaupten, Kernspaltung wurde ausschließlich erforscht und entwickelt, um die Atombombe zu bauen. 

Selbst wenn die Autorin sich mit dem Thema umfassend befasst hat und dabei zum guten alten fortschrittsfeindlichen Fazit “Science: Bad!” gekommen ist, hätte man diese Seite der Medaille sehr gut in den ca. 50% der Laufzeit, welche mit nerviger 3D Animation belegt sind, zeigen können. Interessant wäre gewesen, warum Frau Schei die Pro-Argumente für nicht haltbar einstuft, nicht sie einfach größtenteils zu verschweigen.

Insgesamt ist iHuman eine, unter dem Dystopie-Aspekt, einigermaßen gelungene Beschreibung real existierender düsterer Entwicklungen, welche erst durch moderne Technologie ermöglicht wurden. Die Aussagen dazu sind richtig, das Gezeigte kritisch zu reflektieren wichtig und gut, aber die Zielsetzung des Films scheint viel zu stark ge-spin-doctort, um mit aller Kraft die anscheinend enorm ablehnende Haltung der Filmemacherin zu untermauern.

Film geschaut: Morgan (2016)


Morgan (IMDb) – Science-Fiction/Thriller, USA, 2016 – Regie: Luke Scott, Skript: Seth W. Owen, Kamera: Mark Patten, Musik: Max Richter, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): 20th Century Fox


Review
Ich habe, da kann ich nichts machen, immer einen kräftigen Grundstock an Sympathie für (an Hollywood gemessen) kleine Genre-Filmchen, die sich auf potentiell ertragreichen Gebieten der Sci-Fi austoben. Erst recht, wenn auch noch starke Darsteller mit einem gewissen Namen mitmachen und somit die oft hinkende Komponente der dürftigen Darstellungen in B- und kleinen Filmen als potentieller Störfaktor wegfällt.

So geschehen in MORGAN (oder wie man in Deutschland titelte: DAS MORGAN PROJEKT) – bis auf Kate Mara macht sich der Rest der bekannteren Gilde (meint: Paul Giamatti & Jennifer Jason Leigh) zwar eher in Nebenrollen rar, was man von ihnen zu sehen bekommt ist jedoch einsame Spitze. Während Leigh als verwirrtes Opfer der Eröffnungsszene das Bett hüten (und dabei kryptische Monologe halten) muss, rasiert besonders Giamatti in seiner Schlüsselszene – einem Interview mit der titelgebenden Morgan zur Einschätzung ihrer Zurechnungsfähigkeit – mit diabolischer Intensität. Was für ein Darsteller. Und auch sonst liefert die Besetzung ab – so sehr Kate Mara in ihrer kühlen Business Suit auch fehl am Platz wirkt, gleicht dies die fantastische Anya Taylor-Joy als besagter genetisch modifizierter Retorten-Mensch Morgan locker wieder aus. Eine starke Präsenz kracht auf die nächste, schauspielerisch läuft in MORGAN also alles gut.  Film geschaut: Morgan (2016) weiterlesen

Podcast(s): Durch den Podcatcher Gejagt #22 (2016)

Es sollen nicht wieder drei Monate bis zur nächsten Rutsche vergehen, von daher nun hier eine etwas überschaubarere Ladung an Sendungen. Hört rein, unterstützt die fleißigen Sabbelköppe und habt Spaß!


Filme & Serien

Video: Sunspring – ein Film, dessen Drehbuch von einer K.I. geschrieben wurde (2016)


Direktlink


Wir alle wissen, dass Künstliche Intelligenzen mittlerweile Aufgaben wie maschinelle Texterstellung problemlos meistern – Fußball-Spielberichte sind zum Beispiel überhaupt kein Problem mehr. Oder auch die menschlichen Großmeister des komplexen Brettspiels Go schlagen. Oder, was schon langsam in diese Richtung hier führt, Bilder in eine Chronologie ordnen, die zu einer sinnvollen Geschichte führt. Doch wie sieht es mit komplexerer, weniger auf Beobachtung und Analyse, sondern mehr auf einer Eigenleistung fußender Texterstellung aus?

Diese Frage stellten sich der Filmemacher Oscar Sharp und ein befreundeter Techie namens Ross Goodwin. Sie fütterten in eine K. I. deren eigentlicher Zweck in der Vorhersage von Texteingaben (basierend auf den zuvor getätigten ) liegt, einen Berg an Science-Fiction- und Drama-Skripten und ließen die Algorithmen auf einer geringen Anzahl Ausgangsbedingungen aufbauend (mehr dazu im Video) ein Drehbuch verfassen, welches sie gnadenlos (und mit vollem Ernst) in den Kurzfilm SUNSPRING umsetzten.

Und das Ergebnis ist schon ziemlich bizarr – wer auch immer meint, er müsse in großen Hollywood-Produktionen ständig kritisieren, dass das Drehbuch ja keinen Sinn ergäbe (was ich ja selbst tue), bekommt hier eindrucksvoll vor Augen geführt, wie es aussieht wenn ein komplettes Drehbuch tatsächlich keinen – und das meint: absolut Null, nicht ein bisschen, wirklich nicht im geringsten – Sinn macht. Die Dialoge sind ein so unfassbarer Nonsens, dass man daraus schon fast wieder eine Art dadaistische Qualität ableiten kann – als hätte die K.I. ihr Werk schon bei der Erstellung verstanden, fallen nicht umsonst mehrfach Sätze wie “I do not understand what you are talking about”. Hölzern, weird, aber vom Ansatz her eine spannende Sache, die definitiv einen Blick wert und auf eine ganz eigene Art auch ziemlich schräg ist.


via Gizmodo

Meinung: Media Monday #223

Noch etwas geschlaucht von einem Wochenende voll epischer Feierei geht es in den Media Monday #223. 7 Fragen mit Lücken, 7 kursiv gedruckte Ergänzungen meinerseits. Wohl bekommts!


1. Wenn ich eins absolut nicht leiden kann, dann pauschale Verurteilung von irgendwas. Habe da konkret die Aussage “deutsche Filme sind scheiße” vor Augen, denn: Siehe Frage 7.

2. Darren Aronofsky hat mit BLACK SWAN einen meiner absoluten Lieblingsfilme geschaffen, denn er erzeugt wie kaum ein zweiter mit wenigen Mitteln eine (auf seelischer Ebene) unangenehme Atmosphäre. Ich liebe den Grad auf dem er das langsame Abdriften in den Wahnsinn unter extremstem Leistungsdruck, Unterernährung und körperlicher Erschöpfung darstellt. Nicht gänzlich subtil, aber auch nicht zu dick aufgetragen. im Finale stellen sich mir die Nacken-FedernHaare auf. Jedes Mal wieder. Meinung: Media Monday #223 weiterlesen