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Comic: Brian Wood – Mara (2012)

Titelbild & Bildausschnitte © by Image Comics


Ohne zu wissen was mich erwartet, habe ich mir (aufgrund von ansprechendem Artwork, einer knackigen Tagline und einer spannenden Prämisse) ein recht interessantes Genre-Hybrid vorgenommen – Dystopie und Coming-Of-Age treffen auf Superman, vielleicht auch eine Prise Dr. Manhattan. Aber lest selbst, was damit auf sich hat.


Eckdaten
StoryBrian Wood
ArtworkMing Doyle
ColoristJordie Bellaire
Genre: Coming-Of-Age, Dystopie, Superheld
LabelImage Comics
Umfang: 160 Seiten
Gelesen: Englisch, Digital, Oktober 2016



Plot
In einer dystopischen Zukunft, die von dauerhaftem Krieg und gigantischen Sport-Events dominiert wird, ist die siebzehnjährige Mara ein fanatisch gefeierter Volleyball-Star. Als ihr Körper jedoch plötzlich, ohne dass Mara begreift wie es um sie geschieht, auf unkontrollierbare Weise übernatürliche Phänomene aufzeigt, geraten ihre Fans in Rage und das Image bröckelt. An Teleportation grenzende Geschwindigkeit, oder schiere Unverwundbarkeit sind nur zwei der unfassbare Dinge, die sie selbst vor Rätsel stellen, zunächst das Sponsoring und Ansehen kosten, und Mara schlussendlich in die Hände des skrupellosen Militärs treiben, das aus ihr eine Superwaffe machen will. Doch Mara beschließt, nicht länger klein bei zu geben.


Review
“This is a Coming-Of-Rage Story” heißt es auf dem Deckblatt, noch vor der ersten Seite, und gewissermaßen beschreibt dieses nette Wortspiel MARA bereits perfekt. Denn zusammengefasst ist der Comic die Geschichte von einer, die, weil sie es nicht anders kannte, immer brav und überzeugt nach den bizarren Regeln eines aus dem Ruder gelaufenen Systems spielte, sich vollkommen für dieses aufopferte, doch als Dank beim kleinsten Rückschlag, einer Abweichung von der Norm, fallengelassen und mit Füßen getreten wurde. Und der als Resultat mächtig der Kragen platzt. Comic: Brian Wood – Mara (2012) weiterlesen

Film: Paradies – Glaube (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by good!movies


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Drama, Gesellschaftskritik, Hasstirade
Regie: Ulrich Seidl
Drehbuch: Ulrich Seidl, Veronika Franz
Besetzung: Maria Hofstätter, Nabil Saleh, Rene Rupnik, Natalya Baranova, Trude Masur, Dieter Masur, Martina Spitzer, Heinrich Herki, Daniel Hoesl, Barbara Lehner, Elfriede Wunsch, Roswitha Ziener
Kamera: Edward Lachman, Wolfgang Thaler
Musik: –
Schnitt: Christof Schertenleib


Review
In PARADIES: LIEBE suchte sich Seidl einen (uns zumeist) verborgenen Teil der Realität, legte die Flinte an, zielte, drückte ab und traf ins Schwarze. Das war unbequem, teilweise kaum zu ertragen, schonungslos und fühlte sich vor allem an, als hätte er ohne künstliche Manipulation und Inszenierung einfach zwei Wochen kenianischer Realität gefilmt. In PARADIES: GLAUBE hingegen, dem zweiten Teil der Trilogie, werde ich das Gefühl nicht los, dass Seidl sich den Teil der Realität den er anprangern will, zu einem nicht vom Tisch zu kehrenden Anteil zusammenkonstruieren musste.

Wir lernen Anna Maria kennen – und zwar direkt auf die unangenehmste denkbare Art: sie zieht sich aus, kniet vor der Jesus-Statue nieder und vollzieht mit einer Peitsche eine ausgiebige Selbstkasteiung. Ein Shot und alles ist klar: Maria ist religiöse, präziser christliche Fanatikerin.

Was folgt ist ihr Urlaub, in dem wir sie bei der Ausübung weiterer völlig grotesker Dingen beobachten müssen. Sie streift mit einem Beutel voll Maria-Statuen umher und versucht in sozial schwächeren Vierteln die Menschen zum christlichen Glauben und zur Gottesfürchtigkeit zu bekehren (u. A. auch Muslime), sie trifft sich mit einem Haufen ähnlich verstörter Menschen zur Gebetsgruppe und schwört, dafür zu kämpfen Österreich wieder katholisch zu machen, siie vollzieht unter dem Vorwand der Buße, bzw. des Opfers an Jesus noch unangenehmere Rituale, als das Auspeitschen des eigenen Rückens. Und nicht genug: Sie spricht zu Jesus – auf eine weit unterwürfigere, verliebtere und hingebungsvollere Weise, als dass die sexuelle Aufladung dieser AKte noch vom Tisch zu kehren wäre – im Kontrast dazu wettert sie natürlich gegen sexuelle Freuzügigkeit und Sünde im Allgemeinen.

Doch plötzlich sitzt ein an den Rollstuhl gefesselter Mann in ihrem Wohnzimmer und ihre sorgsam durchorganisierte Realität gerät ins Wanken. Film: Paradies – Glaube (2013) weiterlesen

Film: Angst Essen Seele Auf (1974)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by STUDIOCANAL


Fakten
Jahr: 1974
Genre: Gesellschaftskritik, Liebesgeschichte, Drama
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder
Besetzung: Brigitte Mira, El Hedi ben Salem, Barbara Valentin, Elma Karlowa, Anita Bucher, Gusti Kreissl, Doris Mattes, Margit Symo, Katharina Herberg, Lilo Pempeit, Peter Gauhe, Marquard Bohm
Kamera: Jürgen Jürges
Musik: –
Schnitt: Thea Eymèsz


Review
“Nix viel denken gut. Aber viel denken, viel weinen.”

Bloß nicht immer wieder nach dem warum fragen, denn eine sinnvolle Antwort gibt es nicht. Nach Resignation folgt Abschottung und schweigende Akzeptanz für unmenschliche Verhältnisse. Den Sinn im Wahnsinn zu suchen, führt unweigerlich zu selbigem, also wird geschluckt und ertragen.

“Keine Angst, Angst nix gut.”

Was führt zu Fremdenhass? Nicht Fakten, denn Fakten die so etwas rechtfertigen existieren nicht. Nicht Wahrheiten, denn die Wahrheit ist nun mal, dass wir alle die selben sind, egal ob wir Schweinebraten oder Couscous essen, egal was unsere Muttersprache ist und egal ob wir hell oder dunkel sind. Der Grund ist Angst. Angst vor dem Unbekannten, das allein durch seine Natur als Bedrohung auf den sicheren, lang etablierten Lebensraum empfunden wird. Angst vor Veränderung, obwohl doch alles oberflächlich so gut scheint. Angst davor, den vertrauten Horizont hinter sich zu lassen und außerhalb der eigenen Festungsmauern hilflos ausgeliefert zu sein. Film: Angst Essen Seele Auf (1974) weiterlesen