Archiv der Kategorie: B-Movie

Direct to DVD, etc. mit geringerem Production Value

Film: Samurai Cop (1991)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by M.I.B. – Medienvertrieb in Buchholz


Fakten
Jahr: 1991
Genre: Trash, Action, Buddy-Cop
Regie: Amir Shervan
Drehbuch: Amir Shervan
Besetzung: Mathew Karedas, Mark Frazer, Robert Z’DarMelissa MooreJanis FarleyGerald OkamuraCranston Komuro
Kamera: Peter Palian
Musik: Alan DerMarderosian
Schnitt: Amir ShervanRuben Zadurian


Review
In Kreisen von Filmfans, deren Freude am Genuss des Mediums exponentiell in die Höhe schießt, sobald die Beschreibung des Machwerks mit “so bad, it’s good” ins Schwarze trifft, wird SAMURAI COP seit einiger Zeit als (einer der) König(e) dieser Disziplin abgefeiert. Zu recht, wie sich bei meinem längst überfälligen Kontakt mit diesem Kuriosum aus den Tiefen des Dilettanten-Kabinetts zeigen sollte – der Film hat wirklich alles, was Anhängern des zelebrierten Scheiterns das Herz höher schlagen lässt.

Einen Hauptdarsteller, dessen unfassbares Äußeres zum Einrahmen und täglichen Anbeten einlädt, seinen Sidekick, der vor allem in Reaction-Shots den Irrsinn um sich herum mit Visagen kommentiert, welche den Begriff „Gesichts-Kirmes“ neu definieren und dazu dämliche Dialoge am laufenden Band (“Seems like we got nothing to do right now… Let’s fuck!”). Das meiste, was in SAMURAI COP gesagt wird, lässt uns Zuschauer in freudvoller Fassungslosigkeit die Hände über dem Kopf zusammen schlagen und sollte das mal nicht der Fall sein, dann nur, weil man das Gesagte aufgrund der unterirdischen Qualität gar nicht erst verstehen konnte. Aber Schritt für Schritt.

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Film: Freaks Of Nature (2015)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Sony Pictures Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Highschool-Komödie, Fun-Splatter, Horror
Regie: Robbie Pickering
Drehbuch: Oren Uziel
Besetzung: Nicholas Braun, Mackenzie Davis, Josh Fadem, Denis Leary, Ed Westwick, Vanessa Hudgens, Mae Whitman, Patton Oswalt, Keegan-Michael Key, Bob Odenkirk, Joan Cusack, Chris Zylka, Werner Herzog
Kamera: Uta Briesewitz
Musik: Fil Eisler
Schnitt: Craig Alpert


Review
Oh nooo – not another american Highschool-Comedy?!

Hä? Was? Wer den Trailer zum 2016er Direct-To-Video Streifen FREAKS OF NATURE zur Kenntnis genommen hat, dürfte sich über diesen pikierten Aufschrei der Entrüstung sicherlich ein wenig wundern – das sah doch nach etwas gänzlich anderem aus? Ja, sah es, doch im Kern ist FREAKS OF NATURE tatsächlich ein typisches amerikanisches Highschool-Filmchen – mit Bullying durch sich laut aufspielende Sportler-Prolls, coming-of-age und geheimer Verliebtheit in die super-sweete Highschool-Queen, sowie Konflikten von Teenagern mit Eltern (die es partout nicht blicken wollen), Gezeter zwischen verschiedenen Subkulturen und dem typischen “It was like.. so cool! Yeah, totally!”-Gequatsche. So weit, so gut, so bekannt – nur gibt es hier jedoch diesen einen, klitzekleinen Unterschied: Eben auch mit Vampiren, die als eigene Gruppe unter den Menschen leben. Und der Zombie-Apokalypse, die durch Elektroshock-Halsbänder im Griff gehalten wird. Und einer Alien-Invasion, die dieses sorgsam balancierte soziologische Konstrukt massiv in’s Wanken bringt. Und mit… okay, let’s not spoil it all!

Zugegeben, dieser Ansatz klingt zwar auch nach einer höllisch absurden, durchaus vergnüglichen Idee, primär jedoch vollkommen überladen – Leute, lasst uns doch einfach mal alles (!), was die Horror-Welt an gängigen Figuren zu bieten hat in einen Topf werfen, wild rühren und aus dem überwürzten Brei, der dabei heraus kommen mag, ein überdrehtes Mashup basteln. Schnell kommen Zweifel auf, ob die tatsächliche Umsetzung es im Gesamtbild über diese irre, vermeintlich recht schnell abgenutzte Idee hinaus schaffen wird. Prognose unmöglich, Bedenken berechtigt, denn häufig sind genau die Filme, die aus einer solchen “Wir setzen einen drauf“-Mentalität entstehen, weit weniger clever, als die Macher es (wahrscheinlich) glauben und verlieren sich in stumpfem Abfeuern von Referenzen und Zitaten, anstatt sinnvoll mit den Objekten ihres ausufernden Raubbaus umzugehen, um diese in einen eigenen Kontext zu setzen. Film: Freaks Of Nature (2015) weiterlesen

Film: Clown (2014)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Tiberius Film


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Horror
Regie: Jon Watts
Drehbuch: Jon WattsChristopher Ford
Besetzung: Andy Powers, Laura Allen, Peter StormareChristian DistefanoChuck ShamataElizabeth WhitmereEli Roth
Kamera: Matthew Santo
Musik: Matt Veligdan
Schnitt: Robert Ryang


Review
Kostüme. Sie ermöglichen uns kurzzeitig in eine Rolle zu schlüpfen, einen anderen Menschen, ein Wesen, oder eine Figur darzustellen, doch sind bei Bedarf schnell wieder abzulegen, als sei nichts gewesen, um direkt wieder ganz die/der Alte zu werden. Gerade uns Filmfans sollte klar sein: Als Platzhalter unterschiedlichster Identitäten erlauben sie eine temporäre, spannende Transformation – ein Mal zu sein wer man will, wo man will und wann man will. Doch was, wenn die Rolle beginnt uns zu vereinnahmen? Das eigentliche Ich zu überschreiben und die fremden, nicht unbedingt positiven Eigenschaften der temporären Identität in unser Hirn zu Pflanzen? Und unser Handeln zu bestimmen, weil sie Eigenschaften in unser Handeln tragen, die besser unbekannt hätten bleiben sollen?

Auch wenn CLOWN diesen Wandel, zumindest auf der offensichtlichen Ebene, nicht als tiefenpsychologische Allegorie, sondern nur als simple, aber effektvolle Idee einleitet – Kent, ein liebender Familienvater und bald auch der titelgebende Clown, hat keineswegs Jahre oder Jahrzehnte lang eine Rolle gespielt und wurde schleichend von dieser aufgefressen, sondern ist eben nur einmal zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen (und zog dort das falsche Kostüm an) – so funktioniert Jon Watts’ Schocker doch aus verschiedensten Blickwinkeln beachtlich gut. Unter dem Deckmantel eines überwiegend soliden Horror-Films schlummern verschiedenste interessante Lesarten, mal offensichtlich, mal in Andeutungen, die teilweise vielleicht noch nicht einmal intendiert gewesen sind, sich aber aufgrund der starken Symbolhaftigkeit des gesamten Themas nicht wegreden lassen.  Film: Clown (2014) weiterlesen

Film: The Green Inferno – Director’s Cut (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Constantin Film


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Horror, Kannibalenfilm, Exploitation
Regie: Eli Roth
Drehbuch: Guillermo Amoedo, Eli Roth
Besetzung: Lorenza Izzo, Ariel Levy, Aaron Burns, Daryl Sabara, Kirby Bliss Blanton, Magda Apanowicz, Sky Ferreira, Nicolás Martínez, Ignacia Allamand, Ramón Llao, Richard Burgi, Matías López
Kamera: Antonio Quercia
Musik: Manuel Riveiro
Schnitt: Ernesto Díaz Espinoza


Review
Vor einigen Jahrzehnten, als die Welt noch klein erschien, Globalisierung eine in weiter Zukunft entfernte Entwicklung und exotische Kulturen vor allem unter dem mystischen Schleier des Unbekannten existierten, erblickte für eine kurze Zeit eine hohe Schlagzahl besonderer Horrorfilme das Licht der Welt: der Kannibalen-Film. Geboren aus der Angst vor dem Fremden und zwischen den Zeilen sicher auch als Loblied auf die fragilen Errungenschaften der Zivilisation zu begreifen – den menschlichen Triumph im Ablegen wilder, animalischer Triebe – zelebrierten diese eine Fülle an terrorisierenden Szenarien voll schockierender Bilder, in denen (auf den ersten Blick) “unschuldige” Protagonisten in die Fänge degenerierter, oder, zumindest durch die arrogante Brille der westlich-absoluten Weltsicht gesehen, gar nicht erst entwickelter Stämme fielen, um qualvoll und auf bestialische Weise den Weg in deren Magen zu finden. Morbide und teilweise, wie am Beispiel des Zugpferds CANNIBAL HOLOCAUST deutlich wird, aufgrund der Wahl der filmischen Mittel auch heute noch kontrovers diskutiert, jedoch filmisch nur eine kurze Strömung, die schnell abebbte. Ob dies mit der (vermeintlichen) zunehmenden Aufklärung des Menschen (und der wachsenden Verfügbarkeit fundierter Dokumentationen über Naturvölker, etc.), oder schlichtweg einer schnell sinkenden Attraktivität des Stoffes durch Abnutzungserscheinungen einher ging, ist eine Frage für Filmhistoriker – fest steht nur, dass “Peak Cannibal” schnell erreicht und überschritten war.

Spannend also, dass dieses spezielle Subgenre des Horrors, oder zumindest maßgebliche Charakteristika daraus, sich anscheinend in den letzten Jahren wieder zunehmender Beliebtheit erfreut und Eli Roth, Macher von HOSTEL und CABIN FEVER, bereits im Jahr 2013, also noch lange bevor S. Craig Zahler den letztjährigen Kracher BONE TOMAHAWK ablieferte, die Materie erneut durch den hungrigen Fleischwolf drehte. Ob es etwas über die Qualität aussagt, dass sein Film in den drei Jahren die seitdem vergangen sind mehrfach angekündigt, verschoben, wieder gecancelt und nun, bereits nachdem Roth’s nächstes Werk KNOCK KNOCK international in den Kinos lief, zumindest in Deutschland lediglich auf den Heimkino-Markt gespült wurde, sei dahingestellt – eine derartig holprige Veröffentlichungs-Historie lässt immerhin entweder auf ein kontroverses Meisterwerk hoffen, oder deutet auf unterirdischen Schund der allerletzten Schublade hin. Film: The Green Inferno – Director’s Cut (2013) weiterlesen

Film: How To Catch A Monster – Digging Up The Marrow (2014)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Tiberius Film


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Horror, Mockumentary, Found-Footage
Regie: Adam Green
Drehbuch: Adam Green (basiernd auf Ideen von Alex Pardee)
Besetzung: Ray Wise, Adam Green, Will Barratt, Josh Ethier, Kane Hodder, Rileah Vanderbilt
Kamera: Will Barratt
Musik: Bear McCreary
Schnitt: Adam Green, Will Barratt, Josh Ethier


Review
Seit Jahrzehnten erschaffen Heerscharen von Horror-Regisseuren die bizarrsten Kreationen – mutierte Freaks, Außerirdische, fremde Lebensformen – der Kreativität und Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt. Doch geht man über die offensichtliche Freude an einfallsreichem Handwerk hinaus, an die Basis dieser Ideen zurück, stellt sich irgendwann zwangsweise die Frage nach Ursprung und Ausmaß dieser fremdartigen Faszination. Schwingt nicht tief in all dem aufopferungsvollen Basteln und Schaffen vielleicht auch der Wunsch mit, dass irgendwo auf dieser Welt, von der Menschheit unentdeckt (oder schlicht nicht wahrnehmbar) mehr ist, als das was unsere Wahrnehmung und Weltsicht uns alltäglich vorgibt (oder gar -gaukelt)? Die Faszination des mystischen, obskureren ist schwer greifbar und noch schwerer erklärbar – nicht umsonst schütteln große Teile der (“normalen”) Gesellschaft nur unverständlich den Kopf über die Vorlieben der Horror-Fan Gemeinde – geht sie also gar über das Fiktionale hinaus? Ist dies nur Platzhalter? Dürften die eskapistischen Traumwelten des Kinos nicht mal ein Quäntchen realer sein? Was wäre wenn? Wenn irgendwo tatsächlich dunkle Kreaturen, die wir nicht verstehen, und die uns eine Heiden-Angst einjagen, auf dem Antlitz der Erde ihr Unwesen treiben? Liegt nicht in der Erschaffung erdachter Wesen, die genau diese (wahrscheinlich recht gering ausgeprägte) Wunschvorstellung befriedigen, ein tatsächliches Verlangen versteckt – so klein es auch sein mag? Eine Hoffnung?

Adam Green: “What if Victor Crowley was real? Wouldn’t that be awesome?
Will Barratt: “You know that Victor Crowley kills people, right?

Eben dieser Fragen nimmt sich die 2014er Mockumentary DIGGING UP THE MARROW an und ist somit weit mehr Meta und Genre-reflektiv als es auf Anhieb erscheinen mag. Angeblich mit dem Privileg gesegnet, Zugang zu einer Zwischenwelt zu haben, in die es gesellschaftlich verstoßene Menschen, deren Antlitz von Mutationen und Wucherungen geprägt ist, hinein zieht, tritt der ehemalige Police Detective Dekker auf den Filmemacher Adam Green und seine Produktionsfirma ArieScope zu – stilistisch als echte, klassisch umgesetzte Dokumentation getarnt, spielen alle Beteiligten sich selbst, Green ist also auch im Film der Macher von HATCHET und ein begeisterter Horror-Geek – um endlich Gehör zu finden, nachdem die restliche Welt ihn bereits als Spinner abgeschrieben hat. Er würde nachts Wesen aus einer Öffnung im Wald-Boden, von ihm “Marrow” genannt, heraufsteigen und durch die Lande wandern sehen, hätte als Kind schon die ersten Begegnungen gehabt und sei seitdem als stiller Beobachter und Erforscher dieser sonderbaren Spezies ihrem Verständnis verschrieben. Skeptisch, aber angefixt, machen Green und sein Kameramann sich gemeinsam mit Dekker auf die nächtliche Suche, die Hoffnung auf etwas wahrhaftig übernatürliches treibt sie an. Film: How To Catch A Monster – Digging Up The Marrow (2014) weiterlesen