Archiv der Kategorie: (Un)gesundes Mittelmaß

Filme, Serien und Dokus, die ich mit 4-6 Punkten bewerte.

Tatort: Zwischen den Ohren (2011)


Episode © by ARD


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Komödie, Krimi
Regie: Franziska Meletzky
Drehbuch: Christoph Silber, Thorsten Wettcke
Besetzung: Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Anna BullardJudith EngelAlain BlazevicChristine UrspruchFriederike KempterMechthild GroßmannClaus Dieter ClausnitzerFelix Vörtler
Kamera: Eeva Fleig
Musik: George Kochbeck
Schnitt: Jürgen Winkelblech


Review
Der Münsteraner TATORT nutzt sich immer mehr ab. Leider. Thiel und Boerne-Chemie, wie man sie kennt und mag – relativ wenig Fall, relativ viel Kommissar – sieht man hier zwar immer wieder auflodern, aber nicht in der Konsequenz, die sonst den Münsteraner TATORT gefährlich nah vor dem völligen Klamauk positionierte.

Stattdessen sind unsere zwei Protagonisten viel allein unterwegs, an verschiedenen Enden der Ermittlungen, oder ihren privaten Angelegenheiten zugewandt: Boerne in die High-Society eingetaucht, aber lonely at the top, Thiel in ständiger Hoffnung doch endlich das aufgezeichnete Fußballspiel seines Lieblings-Vereins gucken zu können, ohne das Ergebnis zuvor gespoilert zu bekommen, etc. – daraus entstehen mal wieder schöne, aber auch ungewohnt nachdenkliche Momente.  Tatort: Zwischen den Ohren (2011) weiterlesen

Film: Das wilde Schaf – Le Mouton Enragé (1974)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by FilmConfect


Fakten
Jahr: 1974
Genre: Satire, Drama
Regie: Michel Deville
Drehbuch: Christopher Frank, Roger Blondel (Vorlage)
Besetzung: Jean-Louis Trintignant, Jean-Pierre Cassel, Romy Schneider, Jane Birkin, Henri Garcin, Georges Beller, Georges Wilson, Estella Blain, Florinda Bolkan, Dominique Constanza, Jean-François Balmer
Kamera: Claude Lecomte
Musik: Verschiedene Originalmusik
Schnitt: Raymonde Guyot


Review
Wenn ich mich irgendwann erinnern muss, was mir aus LE MOUTON ENRAGÉ am meisten in Erinnerung geblieben ist, dann wird das wohl (abseits der bezaubernden Romy Schneider) die extreme Diskrepanz zwischen dynamischem, modernem, konsequentem, unheimlich experimentierfreudigem Inszenierungsstil und dem zwar zeitweise überzeugenden, über weite Durststrecken jedoch nur zäh und schleppend voransschreitendem Inhalt sein.

Besagter Inhalt vereint, mal offensichtlich, mal (leider) ganz tief versteckt eine Fülle genialer Ansätze – etwas Satire, eine interessante Vielschichtigkeit und Doppeldeutigkeit auf narrativer Ebene, gesellschafts- und sozialkritische Elemente, Humor und Zynismus. Das alles ist, vielleicht auch aufgrund der Fülle an gesammelten Inhalten, fasts chon zu viel und dennoch leider wenig ausformuliert, vielleicht auch lediglich mir persönlich zu wenig prägnant herausgearbeitet. Film: Das wilde Schaf – Le Mouton Enragé (1974) weiterlesen

Film: Contagion (2011)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Epidemie, Katastrophenfilm, Thriller
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Scott Z. Burns
Besetzung: Matt Damon, Kate Winslet, Jude Law, Gwyneth Paltrow, Laurence Fishburne, John Hawkes, Monique Gabriela Curnen, Marion Cotillard, Armin Rohde, Bryan Cranston
Kamera: Steven Soderbergh
Musik: Cliff Martinez
Schnitt: Stephen Mirrione


Review
Ich sah die Menschheit im Angesicht der Katastrophe – und fühlte nichts dabei.

Zum erneuten Male gelingt es (so fern man da so sagen kann) Steven Soderbergh, mich mit seiner Art der Inszenierung vollkommen kalt zu lassen. 106 Minuten ohne jegliche Regung in irgendeine erdenkliche Richtung des Gefühlsspektrums. Kein Mitleid, keine Hoffnung, kein schlechtes Gefühl im Bauch. Auch keine Spannung, kein Mitfiebern. Ich muss ihm lassen, in Anbetracht des anstehenden Weltuntergangsszenarios, welches er in CONTAGION entwirft, ist das tatsächlich eine Leistung (der Emmerich’sche Weltuntergang jüngerer Vergangenheit hat mich ja wenigstens verärgert). Vielleicht möchte er ja genau das mit seinem quasi Doku-Stil (der sich in meinen Augen extremst mit der völlig übersättigten und von überzogener Schärfentiefe geprägten Optik beißt)? Aber warum dreht er dann Filme und keine Dokus? Denn (ich kann jetzt nur von mir sprechen) einen Film zu schauen soll doch etwas im Zuschauer auslösen. Selbst wenn es einzig und allein Antipathie gegenüber Figuren und ihren Handlungen ist (wie beispielsweise in Malick’s BADLANDS), so ist das dennoch eine Emotion. Hier passiert nichts. Film: Contagion (2011) weiterlesen

Film: Outrage – Autoreiji (2010)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Capelight Pictures


Fakten
Jahr: 2010
Genre: Thriller
Regie: Takeshi Kitano
Drehbuch: Takeshi Kitano
Besetzung: Takeshi Kitano, Kippei Shîna, Ryô Kase, Fumiyo Kohinata, Sôichirô Kitamura, Tadashi Sakata, Kenji Morinaga, Hideo Nakano
Kamera: Katsumi Yanagijima
Musik: Keiichi Suzuki
Schnitt: Yoshinori Ohta, Takeshi Kitano


Review
Traue keinem. Absolut keinem!

So, oder so ähnlich, muss wohl die drastische Aussage lauten, die Takeshi Kitano unterm Strich mit OUTRAGE vermittelt (und dadurch mit den klassischen Werten der Yakuza-Clans, wie geheuchelter Loyalität, ehrfürchtigen Stirnbietungen, usw. gnadenlos abrechnet). Um einzuschätzen, ob das ein gänzlich neuer Blick auf das etablierte japanische Gangster-Genre ist, kenne ich mich leider (noch) nicht genug aus, allerdings lassen diverse Einwürfe im Laufe des Films vermuten, dass auch die ehrbaren Anzugträger in den schwarzen Limousinen nun den Sprung ins 21. Jahrhundert nötig hatten – die Ziele sind im Wandel, die Gier nach Macht bleibt.

Von Drogenhandel und illegalen Casinos an den Aktienmarkt. Das wäre mit dem alten Kaichõ nie gegangen!

In einer verschachtelten Gangster-Geschichte voller Clans, konkurrierender Familien, eindrucksvollen Anführern, deren Stellvertretern, dem alles überragenden Kaichõ und einem Haufen hitzköpfiger Straßenschläger, welche zunächst etwas Anlauf braucht, bis sämtliche Zusammenhänge und Vernetzungen klar werden, treibt Kitano seine Protagonisten bis aufs äußerste und es wird klar: Jeder kämpft für sich und besonders der Chef, der alle anderen überthronende Boss, hat lediglich das Ziel möglichst lang in seiner Position zu bleiben. Wer zu mächtig wird, oder es irgendwann mal werden könnte, bekommt den richtigen Flo ins Ohr gesetzt und wird schon selbst für seinen Untergang sorgen – Intrigen, so weit das Auge reicht, Soap-Opera im Yakuza-Style. Film: Outrage – Autoreiji (2010) weiterlesen

Film: J. Edgar (2011)


Trailer © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Biopic, Drama
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Dustin Lance Black
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Armie Hammer, Naomi Watts, Gunner Wright, Josh Hamilton, David A. Cooper, Ed Westwick, Judi Dench
Kamera: Tom Stern
Musik: Clint Eastwood
Schnitt: Joel Cox, Gary Roach


Review
Die ollen Biopics… Sie sind immer genau dann interessant, wenn sie sich nicht nur auf die historischen Pfeiler eines Lebens fokussieren (die man allesamt in der Wikipedia nachlesen kann) sondern andere, interessantere, menschlichere Aspekte der portraitierten Person behandeln (z.B. wie zuletzt in IRON LADY, der erst durch die visuell überzeugende Abhandlung von Altersdemenz interessant wurde).

Und aus dieser Aussage heraus behaupte ich ganz frech, dass Clint Eastwood in J. EDGAR die falschen Schwerpunkte gesetzt hat. Wie viel über das (private) Leben des “mächtigsten Mannes der Welt” – FBI-Gründer J. Edgar Hoover – überhaupt bekannt ist, weiß ich nicht und mein Interesse wurde nicht genug geweckt, um es jetzt zu recherchieren, doch immerhin wurden aus filmischer Sicht gewisse interessante, spannungsvolle Charakterzüge und Handlungsmuster immer wieder zaghaft angedeutet. Da agiert Eastwood auf dem Regiestuhl recht subtil. Film: J. Edgar (2011) weiterlesen