Archiv der Kategorie: Gut (bis sehr gut)

Filme, Serien und Dokus, die ich mit 7-9 Punkten werte.

Film: Haze (2005)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Rapid Eye Movies


Fakten
Jahr: 2005
Genre: Horror, Survival
Regie: Shin’ya Tsukamoto
Drehbuch: Shin’ya Tsukamoto
Besetzung: Shin’ya Tsukamoto, Takahiro Murase, Takahiro Kandaka, Masato Tsujioka, Mao Saito, Kaori Fujii
Kamera:  Shin’ya Tsukamoto
Musik: Chu Ishikawa
Schnitt: Shin’ya Tsukamoto


Review
Aufgewacht. Beängstigendes Dröhnen überall. Angst. Verstörende Schreie. Panik. Beklemmende Enge. Orientierungslosigkeit. Schmerzen. Aber woher sind wir gekommen? Und wohin in diesem kargen, unwirklichen Labyrinth?

48 Minuten Laufzeit sind im filmischen Sinne äußerst kurz. Gerade so ein mittellanger Film. Doch in Angesicht dieser verstörenden, von Anfang bis Ende maximal fordernden Reise durch morbide Phantasien von Hölle, Verlorenheit und Qual und der tiefen Immersion die sie hervorruft, erscheinen sie 1) endlos und 2) trifft DIY-One-Man-Army Tsukamoto genau die Entscheidung, bei der andere Filmemacher zu häufig hadern: er lässt den Film nur so lange gehen, wie er gehen muss, um sein Anliegen auszuerzählen. Das ist kurz? Egal, es reicht trotzdem, denn HAZE strahlt eine Eiseskälte aus und geht tief im Hirn auf Penetrationstour – erfolgreich: jede Synapse die zur Rezeption dieses Films herangezogen wird, reicht danach erstmal zur Erholung den gelben Schein ein. Auch wenn ich mich gegen den Begriff eigentlich sträube (weil er zu unpräzise ist und somit nichts sagt): Viel zu durchgeknallt ist das dargebotene, um es entspannt anzusehen und danach unbeirrt im Tagesprogramm weiterzumachen.

Wahrscheinlich steht und fällt der Film mit den ersten paar Sekunden: Ein unbekannter wacht in einer dunklen, kalten und klaustrophobischen Umgebung auf. Verwundet und unfähig sich an ein “Vorher” zu erinnern. Kalte Betonwände, erdrückende Enge, der einzige Weg geht tiefer rein. Film: Haze (2005) weiterlesen

Film: Brothers (2009)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Koch Media


Fakten
Jahr: 2009
Genre: Anti-Kriegsfilm, Drama
Regie: Jim Sheridan
Drehbuch: David Benioff (Vorlage: Susanne Bier, Anders Thomas Jensen)
Besetzung: Jake Gyllenhaal, Natalie Portman, Tobey Maguire, Sam Shepard, Mare Winningham, Bailee Madison, Taylor Geare, Patrick John Flueger, Clifton Collins Jr., Carey Mulligan, Omid Abtahi, Navid Negahban
Kamera: Frederick Elmes
Musik: Thomas Newman
Schnitt: Jay Cassidy


Review
BROTHERS hat mich sehr bewegt. Und auch wenn der Grund natürlich in einer Mischung aus Inszenierung, Schauspiel, Dialogen, oder besonders emotionalen Momenten liegt, bin ich schon geschafft genug durch die (formell eigentlich gänzlich unaufregende und ziemlich simple) Geschichte. Nicht, weil sie klug, originell, oder ähnliches ist – Soldat erlebt schlimmes und kommt gebrochen, unfähig an sein altes Leben anzuknüpfen, zurück nach Hause, das wurde schon oft erzählt – sondern im Gegenteil: weil sie, egal wie oft das Szenario behandelt wurde, immer wieder erschreckend real erscheint. Und in abgewandelter Form auf dieser Welt leider wohl hunderte und tausende von Malen passiert ist.

Dabei ist es völlig egal was genau der traumatisierte Soldat im Krieg erlebt hat – der hier gezeigte Fall ist sicherlich sehr extrem und bewusst auf ein mentales Zerbrechen des Protagonisten zugeschnitten – relevant ist einfach, dass Krieg viele Gesichter hat und keines davon sollte auch nur irgendjemand durchleben müssen. Sicherlich bietet BROTHERS in genau diesem Punkt – die sadistische Darstellung der afghanischen Gefangenschaft – bei einer unreflektierten Betrachtung der anti-Amerika-Fraktion ein gefundenes Fressen, um auf die Barrikaden zu gehen und laut zu schreien: “Propaganda! Amerika stellt den nahen Osten wie wilde Tiere da.” Film: Brothers (2009) weiterlesen

Film: To Rome with Love (2012)


Trailer & © by Universal Pictures Germany


Fakten
Jahr: 2012
Genre: Feelgood, Romanze, Komödie, Drama
Regie: Woody Allen
Drehbuch: Woody Allen
Besetzung: Woody Allen, Penélope Cruz, Jesse Eisenberg, Judy Davis, Roberto Benigni, Alison Pill, Alessandra Mastronardi, Alec Baldwin, Carol Alt, Greta Gerwig, Ellen Page
Kamera: Darius Khondji
Musik: Soundtrack (*)
Schnitt: Alisa Lepselter


Review
Woody Allen beeindruckt mich mit den aktuellen Beiträgen seines Spätwerks. Genug mit vertrackten, unlösbaren Irrungen und Wirrungen des Lebens, genug mit tiefschwarzem Zynismus, genug mit Verzweiflung und zwanghafter Neurotik – Allen konzentriert sich in TO ROME WITH LOVE noch auf genau eins: Die pure Schönheit. Inhaltlich, wie auch optisch ist sein neuster Streich einfach wundervoll, warm und enorm leicht. Leichtigkeit, die in keinem Fall mit Banalität gleichzusetzen ist – Allen versteht es nach wie vor, im Kern von wichtigen Themen und Elementen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens zu erzählen, allerdings hat sich der Fokus verändert. Mit 77 Jahren scheint der Autorenfilmer tatsächlich an einem Punkt zu stehen, in dem er uneingeschränkt die schönen Dinge des Lebens betrachtet – sei es um persönliche Erfüllung zu finden, sei es um sich den Lebensabend frei von Neurosen zu halten – und diese auch in seinen Filmen verbaut.

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Film: Die Stunde des Wolfs – Vargtimmen (1968)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by STUDIOCANAL


Fakten
Jahr: 1968
Genre: Mystery, Psychologischer Horror, Drama
Regie: Ingmar Bergman
Drehbuch: Ingmar Bergman
Besetzung: Max von Sydow, Liv Ullmann, Gertrud Fridh, Ingrid Thulin, Erland Josephson, Georg Rydeberg
Kamera: Sven Nykvist
Musik: Lars Johan Werle
Schnitt: Ulla Ryghe


Review
In Bezug auf Ingmar Bergman konnte ich an mir selbst ein interessantes psychologisches Phänomen beobachten: Ich kannte bis jetzt noch gar nichts von ihm, allerdings habe ich (in Filmforen, Kritiken, Netzwerken und aus dem Munde Filmkundiger Bekannter) viel, sehr viel, eigentlich nur gutes über seine Filme gehört. So viel Gutes, und vor Allem meist aus Filmkundigen Quellen, deren Geschmack ich als wesentlich “anspruchsvoller” als meinen eigenen ansehen würde, dass diese vielen Lobeshymnen mit der Zeit den exakt gegenteiligen Effekt auf mich hatten: Ich hatte zunehmend Respekt, eine wachsende Distanz, beinahe Angst davor mich endlich mal an sein Werk heranzuwagen. Eine gen unendlich strebende Erwartungshaltung, obwohl man überhaupt keine Ahnung hat was es genau ist, das einen erwartet, kann etwas lähmend wirken.
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Film: Looper (2012)


Trailer © by Concorde Film


Fakten
Jahr: 2012
Genre: Science-Fiction, Zeitreise, Action, Drama
Regie: Rian Johnson
Drehbuch: Rian Johnson
Besetzung: Joseph Gordon-Levitt, Bruce Willis, Emily Blunt, Paul Dano, Noah Segan, Piper Perabo, Jeff Daniels, Pierce Gagnon, Qing Xu, Garret Dillahunt
Kamera: Steve Yedlin
Musik: Nathan Johnson
Schnitt: Bob Ducsay


Review
Verblüffend, dass nach all den vielen Filmen zu einer bestimmten Thematik doch ab und an mal wieder einer daher kommt, der es schafft bereits mit dem andersartigen Spin seiner Grundidee zu faszinieren. Der Job des Loopers ist bereits für sich genommen eine bitterböse Idee – Ausftragskiller, die von Auftraggebern aus der Zukunft zurück geschickte Opfer eliminieren – eiskalt. Noch böser jedoch das Gedankenexperiment ihrer “Kündigung” – ab dem Tag ihres Ausscheidens aus der Organisation, dem Schließen des Loops, können sie 30 Jahre in Saus und Braus leben, um dann zurück geschickt zu werden… vor die Füße ihres früheren Ichs, dass sie gnadenlos eliminiert. “Closing the loop“. Eiskalt ist untertrieben, bei dem Gedanken sein zukünftiges Ich für Geld zu töten weht einem ein arktischer Wind entgegen – nahe dem absoluten Nullpunkt, krank, abstoßend, wahnsinnig… Film: Looper (2012) weiterlesen