Archiv der Kategorie: Gut (bis sehr gut)

Filme, Serien und Dokus, die ich mit 7-9 Punkten werte.

Film: Lawless – Die Gesetzlosen (2012)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Koch Media


Fakten
Jahr: 2012
Genre: Gangsterfilm, Thriller
Regie: John Hillcoat
Drehbuch: Nick Cave, Matt Bondurant (Roman)
Besetzung: Tom HardyJessica Chastain, Shia LaBeoufMia Wasikowska, Guy Pearce, Jason Clarke, Dane DeHaan, Chris McGarry, Tim Tolin, Gary Oldman
Kamera: Benoît Delhomme
Musik: Nick Cave, Warren Ellis
Schnitt: Dylan Tichenor


Review
Ein grundsolides, optisch überzeugendes und immer wieder explosionsartig in knallharte Gefilde abtauchendes Hillibilly-Gangster-Mashup!

Figurenzeichnung und Handlungsverlauf in Hillcoat’s neustem Streich sind zwar wenig diffizil, aber ganz ehrlich, das muss auch gar nicht sein. Wer möchte in der Rolle eines illegalen Schnapsbrennertrios aus den dreißiger Jahren drei angehende Akademiker sehen? Und warum sollte Aufstieg und Fall der Bande künstlich verkompliziert werden?

Stattdessen fokussieren John Hillcoat und Autor (sowie Macher des Soundtracks) Nick Cave das Zusammenspiel der allesamt einfachen, aber grundverschiedenen und somit voller Reibungsflächen angelegten Charaktere, ihr Miteinander, ihre Streits, ihre Momente der brüderlichen Wärme. Hardy, Chastain und LaBoeuf – ja auch dem, der Mann kann weit mehr als nur den dümmlichen Teenager in TRANSFORMERS verlörpern – gelingt es überzeugend, ihren Figuren trotz Skript-bedingter Eindimensionalität, eine authentische Menschlichkeit einzuhauchen und uns mit ihnen fühlen zu lassen. Gary Oldman darf das nicht, denn sein Auftrittg grenzt leider schon an einen Cameo. Anders Guy Pearce: der mimt die Manifestation des El Diablo auf Erden, ist abgrundtief böse, sadistisch, jenseits jeglicher Moral geschrieben und wird in gleicher Liga gespielt. In seiner Funktion als krasser Gegenpol zu den “Landeiern” erfüllt auch das seinen Zweck. Film: Lawless – Die Gesetzlosen (2012) weiterlesen

Film: Lawrence von Arabien (1963)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Sony Pictures Home Entertainment


Fakten
Jahr: 1963
Genre: Historienfilm, Abenteuer, Epos, Monumentalfilm
Regie: David Lean
Drehbuch: Robert BoltMichael Wilson
Besetzung: Peter O’Toole, Alec Guinness, Anthony QuinnJack HawkinsOmar SharifJosé FerrerAnthony QuayleClaude RainsArthur KennedyDonald WolfitI.S. JoharGamil RatibMichel RayJohn DimechZia Mohyeddin
Kamera: Freddie Young
Musik: Maurice Jarre
Schnitt: Anne V. Coates


Review
Ich schließe die Augen und stelle mir vor es ist 1963. 1963, das bedeutet für mich natürlich, dass ich sicher noch keinen der etwa 4 Millionen Fernsehgeräte in der Republik besitze (solcher Luxus lag sicher nicht in meiner Erreichbarkeits-Spanne). Und auch wenn, dann ist dieser Fernseher klein, unscharf, in schwarz/weiß und maximal mit drei Programmen ausgestattet. Wie nehme ich also meine große Passion, den Film wahr? Film, das ist damals für mich noch etwas, was ich mir (nahezu ausschließlich) in Kinos ansehen kann (und in dieser kleinen, fiktionalen Erinnerungs-Reise natürlich schon ausgiebig getan habe). Das ist auch etwas, was ich (noch) überwiegend mit künstlichen Aufnahmen aus großen Studios verbinde – opulente, kostspielige Kulissen, künstlich errichtete Western-Städte, geschlossene Räume, etc. Außerdem ist Film für mich etwas, was gerade erst dabei ist, sich von seinem Jahrzehnte-langen Dasein in Schwarz/Weiß zu emanzipieren.

Das sind die Rahmenbedingungen. Ich höre also damals, in 1963, von diesem neuen Film, der der große Renner sein soll. Man erzählt sich, er beinhalte wundervolle Aufnahmen einer mir fremdartigen Welt, wie ich sie so noch nie gesehen habe. Man sagt der Film sei unheimlich lang und begleite seine Figur über weite Strecken ihres Lebens in “Arabien”. Arabien? Wie ist es dort überhaupt? Viel weiß ich nicht darüber, gesehen habe ich es erst recht nicht, da ich – wie alle Deutschen, die es sich leisten konnten – erst einmal mit dem Auto im Urlaub in Italien war. Man sagt es sei unglaublich, was in diesem Film geschieht, also beschließe ich schnell, mir ein eigenes Bild davon zu machen.

Als ich in diesem kleinen Gedankenspiel dann über vier Stunden später aus dem Kino komme, ist wahrscheinlich nichts mehr wie vorher.  Film: Lawrence von Arabien (1963) weiterlesen

Film: The Place Beyond The Pines (2013)


Trailer © by STUDIOCANAL


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Drama, Episodenfilm
Regie: Derek Cianfrance
Drehbuch: Derek Cianfrance, Ben Coccio, Darius Marder
Besetzung: Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Mahershala Ali, Ben Mendelsohn, Rose Byrne, Ray Liotta, Dane DeHaan, Emory Cohen
Kamera: Sean Bobbitt
Musik: Mike Patton
Schnitt: Jim Helton, Ron Patane


Review
Manchmal hilft es, Film als eine Art theoretischen Modellversuch zu sehen – die Drehbuchschreiber / der Regisseur definieren die Rahmenbedingungen: Konstanten die lediglich als Ausgangspunkt für alles weitere dienen (und wenn nötig eine leichte Verschiebung in die gewünschte Richtung erfahren). Diese Bedingungen können so nah wie möglich an der existenten Realität angelehnt sein, können eine freiere Auslegung dieser darstellen, oder im Extremfall vollkommen davon abweichen. Letzteres ist der Zustand den viele Stimmen gerne als “unrealistisch”, “konstruiert”, oder “unlogisch” betiteln. Was diese Stimmen unter Umständen nicht erkennen (wollen): Das wichtige an diesem Experiment sind nicht die Konstanten, sondern die Variablen – um genau zu sein nur eine Einzige: Der Faktor Mensch!
Film: The Place Beyond The Pines (2013) weiterlesen

Animationsfilm: Evangelion 1.11 – You Are (Not) Alone – Evangerion shin gekijôban: Jo (2007)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Universum Anime


Fakten
Jahr: 2007
Genre: Anime, Action, Science.Fiction
Regie: Masayuki, Kazuya TsurumakiHideaki Anno
Drehbuch: Hideaki Anno, Yoshiki Sakurai
Sprecher: Megumi Ogata, Megumi Hayashibara, Kotono MitsuishiYuriko YamaguchiAkira Ishida
Kamera: Toru Fukushi
Musik: Shirô Sagisu
Schnitt: Hiroshi Okuda


Review
Irgendwie schon verdammt abgefahren, sich eine zutiefst religöse, biblische Thematik zu suchen, ihre Kern-Aussagen in eine hoch technisierte, abstrakte Zukunft zu verpflanzen und das alles in die Form eines energiegeladenen und bildgewaltigen Animes zu bringen.

TRANSFORMERS (allerdings nicht die von M. Bay) treffen auf das jüngste Gericht, Mila Superstar trifft auf KING KONG VS MECHAGODZILLA, Adam und Eva treffen auf BLADE RUNNER.

Klingt ulkig? Ist es auch. Vielleicht nur ein wenig, aber Animes sind oft ein wenig ulkig. Spätestens, wenn in dieser (formell) todernsten Geschichte über nicht weniger wichtiges als die verzweifelte Suche eines Jungens nach väterlicher Anerkennung, weltweite Verschwörungstheorien auf allerhöchster Ebene und den möglichen (plus wahrscheinlichen) Untergang der Menschheit, trotzdem wieder die obligatorische Schlüpferschau der optisch nahezu alterslosen Figuren eingestreut wird, schwirrt dem ungeübten Zuschauer ein lieb gemeintes “die spinnen doch, die Japaner” durch die Gehirnwindungen.

Gehört einfach dazu und überzeugen tut EVANGELION 1.11 auf jeden Fall. Wie könnte es auch nicht, bei so viel bunter, leuchtender und fix in Reihe geschalteter Bildgewalt? Und bei der Fülle an (objektiv gesehen: unglaublich sinnlosen, nahezu völlig absurden) Kommandos aus der Steuerzentrale der EVA-Einheiten: Man nehme eine Schale, werfe wirklich jeden (!) Begriff, der auch nur im entferntesten mit Steuerungstechnik und Wissenschaft zu tun haben kann hinein, schüttele für mindestens zwei Tage und da ist es, das Rezept für die Generierung des EVA-Science-Slangs:

Positronengewehre, AT-Felder, neuronale Phasenumkehrung und Progressivmesser – das alles klingt noch recht plausibel, bildet aber nur die Spitze des Eisbergs. Eine Organisation die NERV heißt, muss so verrückte Technik haben, immerhin wird sie von SEELE gesteuert – ich weiß nicht ob ein Sinn für diese ganzen deutschen Begrifflichkeiten (Runen inklusive) im Japan des Jahres 2015 besteht, aber auch das finde ich wieder ein wenig ulkig.

Ein wenig zu flott, nahezu nicht existent, gestaltet sich die Exposition am Anfang des Films – wie lang dauert es bis zum ersten großen Krawall? 1 Minute? – der Zuschauer wird explosionsartig ins Geschehen geworfen, wer hier was tut und warum erklärt sich später. Nach und nach. Das ist, sofern man sich denn vom anfänglichen Overkill erholen konnte, dem mysteriösen Szenario sogar förderlich und allzu komplex gestaltet sich der Fortgang sowieso nicht. Was ein wenig schade ist, denn die potentielle Tiefe der zugrunde liegenden Konflikte (die Menschen haben vom Baum der Erkenntnis genommen, jetzt wollen die Engel sie vernichten) wird nur selten angedeutet und erst recht nicht in philosophische Regionen ausformuliert, denn die eigentlichen Stärken liegen in der Optik, dem Design und der fixen Narration.

Macht auf jeden Fall Lust auf den zweiten Teil.


Wertung
7 von 10 zerstörerischen Engeln


Veröffentlichung
EVANGELION 1.01 – YOU ARE (NOT) ALONE ist bei Universum Anime als BluRay und DVD erschienen. Die Discs kommen im Wendecover ohne FSK Logo.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

(Neuer) deutsch(sprachig)er Genrefilm #1: Masks (2011)


Trailer © by Sony Pictures Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Horror, Giallo, Mystery-Thriller
Regie: Andreas Marschall
Drehbuch: Andreas Marschall
Besetzung: Susen Ermich, Magdalena Ritter, Julita Witt, Norbert Losch, Dieter Rita Scholl, Michael Siller, Marcel Trunsch, Stefanie Grabner, Teresa Nawrot, Dominika Otlewska-Dräger, Jan-Philipp Jarke
Kamera: Sven Jakob-Engelmann
Musik: Sebastian Levermann, Nils Weise
Schnitt: Andreas Marschall


Review
Verdammt, warum denn nicht immer so?
Oder besser: Warum denn nicht wenigstens ab und zu mal so?

Dem deutschen Film (dem allgemeinen Kanon folgend) generell und ohne Abstriche negativ gegenüber zu stehen, empfinde ich als unfair. Festhalten kann man jedoch, dass gute deutsche Filme bis jetzt keine Genre-Filme sind. Horror, Science-Fiction, Action-Kracher – das alles sind Sparten, die die deutschen Filmemacher nicht schlecht umsetzen, sondern stattdessen gar nicht erst anpacken – im Land der Bully Herbigs und Otto Walkesse, steht solche Kost nicht auf dem Speiseplan. Kauft man das alles einer deutschen Produktion nicht ab? Wollen deutsche Produzenten und Filmemacher sich nicht von den klassischen Vorbildern aus Übersee (oder in diesem Fall den Giallo-Urvätern aus Italien) emanzipieren um eine eigene Ausdrucksform auf diesen Gebieten zu finden?
Schwer zu sagen, wenn nichts versucht wird!
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