Archiv der Kategorie: Gut (bis sehr gut)

Filme, Serien und Dokus, die ich mit 7-9 Punkten werte.

Kurzfilm: Night Mayor (2009)


Film © by NFB


Fakten
Jahr: 2009
Genre: Kunstfilm, Experimentalfilm
Regie: Guy Maddin
Drehbuch: Guy Maddin
Besetzung: Nihad Ademi, Mike Bell, Timna Ben Ari, Darcy Fehrm, Audrey Neale, Brent Neale, Shalini Sharma
Kamera: Guy Maddin
Musik: Jason Staczek
Schnitt: John Gurdebeke


Review
Wenn es reicht, aus dem Werk eines Filmemachers lediglich 14 Minuten zu sehen, um daraufhin sofort den Wunsch zu verspüren viel, möglichst alles von dem was dieser Mensch sonst noch auf Leinwände gebannt hat genießen zu wollen, kann man diesem kurzen Eindruck wohl problemlos eine immense Wirkungskraft bescheinigen. Zum 70. Geburtstag des National Film Board Of Canada wühlte sich Guy Maddin durch dessen Archive, wählte beeindruckende Aufnahmen daraus aus und verpflanzte sie, vermischt mit neu gedrehtem Material, in eben diese 14 Minuten – einen experimentellen, rauschhaften Kurzfilm namens NIGHT MAYOR. Kurzfilm: Night Mayor (2009) weiterlesen

David Lynch #10: Wild At Heart (1990)


Trailer © by Universal Pictures Germany GmbH


Fakten
Jahr: 1990
Genre: Raodmovie, Lovestory, Komödie, Film Noir, Groteske
Regie: David Lynch
Drehbuch: David Lynch, Barry Gifford
Besetzung: Nicolas Cage, Laura Dern, Willem Dafoe, J.E. Freeman, Diane LaddCalvin Lockhart, Isabella Rossellini, Harry Dean Stanton, Jack Nance
Kamera: Frederick Elmes
Musik: Angelo Badalamenti
Schnitt: Duwayne Dunham


Review
Lula: “This whole world is wild at heart and weird on top.”

David Lynch hat nie Filme “wie all die anderen” gemacht. Egal ob horror’eske Allegorie auf die Ängste werdender Väter, unkonventionelles SciFi-Epos, oder besonders im Spätwerk eine Fülle an assoziativen, surrealen Abhandlungen über den menschlichen Geist, das Kino, oder die elementaren Konflikte in uns – Lynch überrascht, verstört und lässt in einer Mischung aus Verwirrtheit und offen staunendem Mund zurück. Doch von all den obskur angehauchten, immer weit an Konventionen vorbei gedrehten Werken, die er im Laufe seiner Karriere auf Zelluloid bannte ist WILD AT HEART in seiner Wirkung, den inszenatorischen Kontrasten und der Wahl seiner Motive wahrscheinlich das Absurdeste. David Lynch #10: Wild At Heart (1990) weiterlesen

Film: Nebraska (2013)


Trailer © by Paramount Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Melodram, Roadmovie, Tragikkomödie
Regie: Alexander Payne
Drehbuch:  Bob Nelson
Besetzung: Bruce Dern, Will Forte, June SquibbBob OdenkirkStacy KeachMary Louise WilsonKevin KunkelDevin RatrayAngela McEwan
Kamera: Phedon Papamichael
Musik: Mark Orton
Schnitt: Kevin Tent


Review
Alexander Payne, Selbstfindung und die Familie – irgendwie gehört das zusammen, wie die schwarze und die weiße Farbe in den Bildern von NEBRASKA.

Was zunächst noch den Anschein einer verqueren, aber doch recht ulkigen Angelegenheit macht – ein sturköpfiger älterer Herr will auf Teufel komm raus zu einer zwei Bundesstaaten weiter sitzenden Firma reisen, zur Not zu Fuß, weil ihm ein SPAM-Postwurf die Chance auf den Gewinn von einer Million Dollar verspricht – entpuppt sich in gemütlichem Tempo als tief melancholische Reise in eine vergangene Welt aus geplatzten Träumen, verpassten Chancen und unausgesprochenen Vorwürfen. Film: Nebraska (2013) weiterlesen

Film: Sunshine (2007)


Trailer © by 20th Century Fox


Fakten
Jahr: 2007
Genre: Science-Fiction, Horror
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Alex Garland
Besetzung: Cillian Murphy, Rose Byrne, Chris EvansMichelle YeohTroy GarityHiroyuki SanadaBenedict WongCliff CurtisMark Strong
Kamera: Alwin H. Küchler
Musik: John Murphy
Schnitt: Chris Gill


Review
Als ich SUNSHINE das erste Mal sah, empfand ich ein bekanntes Danny Boyle-Phänomen: der Film riss mich mit, konnte durch intensive Atmosphäre, sowie fantastische Audiovisualität überzeugen und lieferte für’s erste eine Blaupause für Spannung (in 127 HOURS gelang das sogar trotz bekanntem Ausgang). Trotzdem erschien mir SUNSHINE leicht durchsetzt von darstellerischen, inhaltlichen und dramaturgischen Klischees, weswegen ich etwas ratlos da saß – grübelnd ob ich den Film jetzt nur ganz nett, oder tatsächlich sehr gut fand. Durch recht hohe Affinität zu Weltraum-SciFi, die aus einer simplen Prämisse viel heraus holt, konnte der Film dann aber doch (mit kleineren Abstrichen) bedenkenlos das Prädikat “gelungen” bekommen: Ein starker Vertreter des “Lost in Space” Themas. (Fun Fact: Die Danny Boyle Ausnahme stellte übrigens SLUMDOG MILLIONAIRE da, den ich als modernes Märchen interpretiere und unter diesem Deckmantel auf Anhieb richtig stark fand, alle anderen seiner Werke endeten anfangs in zwiegespaltener Meinung.) Film: Sunshine (2007) weiterlesen

(Neuer) Deutsch(sprachig)er Genrefilm #6: Das Millionenspiel (1970)


Trailer © by Studio Hamburg


Fakten
Jahr: 1970
Genre: Mediensatire, Gesellschaftskritik, Dystopie
Regie: Tom Toelle
Drehbuch: Wolfgang Menge
Besetzung: Jörg PlevaSuzanne RoquetteDieter Thomas HeckTheo FinkDieter HallervordenJosef Fröhlich
Kamera: Jan Kalis
Musik: Irmin Schmidt
Schnitt: Marie Anne Gerhardt


Review
Satire und Gesellschaftskritik sind immer dann auf den Punkt geschrieben, wenn sie bis zum Kern einer unangenehmen Wahrheit vordringen, die keiner so recht sehen will. Noch gelungener kann das Endprodukt eigentlich nur werden, wenn es nicht nur Ist-Zustände korrekt erkannt hat, sondern rückwirkend betrachtet aus ihnen heraus sogar korrekt Entwicklungen voraus sagt, also über die Darstellung der Zukunft, die Tendenzen der Gegenwart kritisiert. Dadurch verschwimmt die Grenze zur Dystopie und wenn man so will, ist DAS MILLIONENSPIEL (neben einer enorm gelungenen Mediensatire) auch genau das: Eine bitterböse Dystopie, die bereits vor 45 Jahren inhaltlich so weit dachte, dass sie vorausschauend selbst noch (oder eher besonders) den heutigen extrem-Auswüchsen des stumpfen TV-Alltags entlarvend den Spiegel vorhält.
(Neuer) Deutsch(sprachig)er Genrefilm #6: Das Millionenspiel (1970) weiterlesen