Archiv der Kategorie: Gesellschafts- & Systemkritik

Gesellschaftskritik / Medienkritik / Regierungskritik / Verhaltenskritik / Menschheitskritik

Film: A Touch Of Sin – Tian zhu ding (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Rapid Eye Movies


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Drama, Gesellschaftkritik, Episodenfilm
Regie: Jia Zhangke
Drehbuch: Jia Zhangke
Besetzung: Wu Jiang, Baoqiang Wang, Tao Zhao, Lanshan Luo, Jia-yi Zhang, Li Meng, Lu Liu, Dong Han, Hongwei Wang, Qiang Wang
Kamera: Nelson Lik-wai Yu
Musik: Giong Lim
Schnitt: Matthieu Laclau, Xudong Lin


Review
A TOUCH OF SIN ist eines dieser asiatischen Werke, deren Realitäts- oder Wahrheits-Gehalt der gemeine Mitteleuropäer ohne jahrelange Kontaktaufnahme zur gezeigten chinesischen Lebens-Kultur wohl nicht im Geringsten einzuschätzen vermag. Vielleicht auch überhaupt nicht – zu weit weg, sowohl räumlich, als auch von unserem alltäglichen Universum, erscheint das Leben in diesem durch unvorstellbare Ausmaße definierten Makrokosmos auf der anderen Seite der Erde. Wie eine andere Welt. Zur Reflektion und Einschätzung des Werkes ist es jedoch ein valider, vielleicht gar notwendiger Schritt, sich über die Ähnlichkeiten dieser gezeigten filmischen und der echten Realität des Landes Gedanken zu machen, da A TOUCH OF SIN sowohl in der kühlen Darreichungsform der Bilder, wie auch besonders durch die Wahl des konkreten Inhalts den Anschein erweckt, eine Fülle an Facetten des dortigen Lebens sorgfältig nachzuzeichnen.

Der Film ist “based on a true story’ – vier reale Kriminalfälle aus dem chinesischen Inland der letzten fünfzehn Jahre hat sich Filmemacher Jia Zhangke als Stoff ausgesucht, um über einen so fesselnd wie bedrückenden Episodenfilm eine stille Anklage gegen das Land, in dem sie sich ereigneten zu formulieren: Ein Dorfbewohner, der die gierige Korruption um sich herum nicht mehr ertragen will und zu drastischen Mitteln greift, eine Frau die in Folge ewiger Unterordnung und Erniedrigung explodiert und im Affekt einen fatalen Befreiungsschlag loslässt, oder ein junger Mann der als einer unter Millionen keine Perspektive mehr sieht – in A TOUCH OF SIN verfolgen wir Menschen, die die Umstände ihres Lebens zum Äußersten getrieben haben. Film: A Touch Of Sin – Tian zhu ding (2013) weiterlesen

(Neuer) Deutsch(sprachig)er Genrefilm #6: Das Millionenspiel (1970)


Trailer © by Studio Hamburg


Fakten
Jahr: 1970
Genre: Mediensatire, Gesellschaftskritik, Dystopie
Regie: Tom Toelle
Drehbuch: Wolfgang Menge
Besetzung: Jörg PlevaSuzanne RoquetteDieter Thomas HeckTheo FinkDieter HallervordenJosef Fröhlich
Kamera: Jan Kalis
Musik: Irmin Schmidt
Schnitt: Marie Anne Gerhardt


Review
Satire und Gesellschaftskritik sind immer dann auf den Punkt geschrieben, wenn sie bis zum Kern einer unangenehmen Wahrheit vordringen, die keiner so recht sehen will. Noch gelungener kann das Endprodukt eigentlich nur werden, wenn es nicht nur Ist-Zustände korrekt erkannt hat, sondern rückwirkend betrachtet aus ihnen heraus sogar korrekt Entwicklungen voraus sagt, also über die Darstellung der Zukunft, die Tendenzen der Gegenwart kritisiert. Dadurch verschwimmt die Grenze zur Dystopie und wenn man so will, ist DAS MILLIONENSPIEL (neben einer enorm gelungenen Mediensatire) auch genau das: Eine bitterböse Dystopie, die bereits vor 45 Jahren inhaltlich so weit dachte, dass sie vorausschauend selbst noch (oder eher besonders) den heutigen extrem-Auswüchsen des stumpfen TV-Alltags entlarvend den Spiegel vorhält.
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Film: Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach (2015)


Trailer © by Indigo


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Schwarze Komödie, Gesellschaftskritik
Regie: Roy Andersson
Drehbuch: Roy Andersson
Besetzung: Holger Andersson, Nils Westblom, Viktor Gyllenberg, Lotti Törnros, Jonas Gerholm, Ola Stensson, Roger Olsen Likvern
Kamera: István Borbás, Gergely Pálos
Musik: Hani Jazzar, Gorm Sundberg
Schnitt: Alexandra Strauss


Review
Es ist wohl nicht gelogen, wenn ich völlig wertfrei behaupte, dass EINE TAUBE SITZT AUF EINEM ZWEIG UND DENKT ÜBER DAS LEBEN NACH (im Folgenden als EINE TAUBE bezeichnet) wohl die seltsamste Kino-Erfahrung meiner jüngsten (bis mittelfristigen) Vergangenheit als Filmliebhaber darstellt.

Ich hatte aufgrund der Festival-Auszeichnungen des Films lobende Worte einiger Personen aufgeschnappt, deren Filmgeschmack ich als spannend einschätze. Dann, als sich die Möglichkeit bot, diesen Film tatsächlich auf einer Leinwand zu erwischen, las ich die Beschreibung und entwickelte eine wahrhaft kindliche Vorfreude, klang doch der “Inhalt” dieses Films im flapsig formulierten Absatz des Kunstkinos außerordentlich ungewöhnlich. Oh ja und das sollte der Film werden.
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Dokumentation: Samsara (2011)


Trailer © by Alive AG / Busch Media


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Dokumentation, Gesellschaftskritik
Regie: Ron Fricke
Drehbuch: Ron Fricke
Kamera: Ron Fricke
Musik: Marcello De Francisci, Lisa Gerrard, Michael Stearns
Schnitt: Ron Fricke, Mark Magidson


Review
Ich bin überwältigt – auch noch Tage nach Genuss dieses “Dokumentarfilms”!

Was der Filmemacher Ron Fricke hier erschaffen hat, ist eine verblüffend tiefgehende Studie über die Spezies Mensch und ihren Umgang mit sowohl sich selbst, wie auch dem Planeten auf dem sie haust. SAMSARA will UNS in allen denkbaren Facetten zeigen – den nötigen Abstand schaffen, den wir scheinbar brauchen, um zu erkennen was alles richtig und was alles vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist. Im Laufe der eineinhalb-stündigen Bilderflut weicht das Staunen immer mehr einer zentralen Erkenntnis: scheinbar braucht es, bei all dem täglichen, stündlichen, minütlichen Kreisen um uns selbst, die hier gewählte Distanz, um das Offensichtliche zu erkennen – SAMSARA hat diese Distanz und ist dennoch emotional so nah dran, dass es teilweise weh tut.
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Film: Terror 2000 – Intensivstation Deutschland (1993)


Trailer © by Filmgalerie 451


Fakten
Jahr: 1993
Genre: Satire, Trash
Regie: Christoph Schlingensief
Drehbuch: Christoph Schlingensief, Uli Hanisch, Oskar Roehler
Besetzung: Margit Carstensen, Udo Kier, Peter Kern, Susanne Bredehöft, Alfred Edel, Artur Albrecht, Kalle Mews, Brigitte Kausch, Dietrich Kuhlbrodt, Detlev Redinger, Irmgard Freifau von Berswordt-Wallrabe, Christoph Schlingensief
Kamera: Reinhard Köcher
Musik: Kambiz Giahi
Schnitt: Bettina Böhler


Review
Wir schreiben Anfang der 1990er Jahre, die Asyldebatte im wiedervereinten Deutschland brodelt, die Drecksnazis in Solingen, Rostock und sonstwo schmeißen Brandbomben auf die, im Volksmund und Stammtisch so häufig thematisierten “Asylantenheime” und Christoph Schlingensief wählt seine ganz eigene Art, um der Nation ihre (fehlende) Zurechnungsfähigkeit zu attestieren.

TERROR 2000 – INTENSIVSTATION DEUTSCHLAND. Ein Titel den man nachhallen lassen muss, wobei die damaligen Zustände sich wohl am Besten im Zusatz nach dem Bindestrich wiederspiegeln. Fremdenhass ist populär und keiner macht was – ein Geisteszustand, der einer klaren Ansage bedarf.

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