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Film: Terror 2000 – Intensivstation Deutschland (1993)


Trailer © by Filmgalerie 451


Fakten
Jahr: 1993
Genre: Satire, Trash
Regie: Christoph Schlingensief
Drehbuch: Christoph Schlingensief, Uli Hanisch, Oskar Roehler
Besetzung: Margit Carstensen, Udo Kier, Peter Kern, Susanne Bredehöft, Alfred Edel, Artur Albrecht, Kalle Mews, Brigitte Kausch, Dietrich Kuhlbrodt, Detlev Redinger, Irmgard Freifau von Berswordt-Wallrabe, Christoph Schlingensief
Kamera: Reinhard Köcher
Musik: Kambiz Giahi
Schnitt: Bettina Böhler


Review
Wir schreiben Anfang der 1990er Jahre, die Asyldebatte im wiedervereinten Deutschland brodelt, die Drecksnazis in Solingen, Rostock und sonstwo schmeißen Brandbomben auf die, im Volksmund und Stammtisch so häufig thematisierten “Asylantenheime” und Christoph Schlingensief wählt seine ganz eigene Art, um der Nation ihre (fehlende) Zurechnungsfähigkeit zu attestieren.

TERROR 2000 – INTENSIVSTATION DEUTSCHLAND. Ein Titel den man nachhallen lassen muss, wobei die damaligen Zustände sich wohl am Besten im Zusatz nach dem Bindestrich wiederspiegeln. Fremdenhass ist populär und keiner macht was – ein Geisteszustand, der einer klaren Ansage bedarf.

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Film: Kehraus (1983)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by EuroVideo Medien GmbH


Fakten
Jahr: 1983
Genre: Satire, Komödie, Groteske
Regie: Hanns Christian Müller
Drehbuch: Carlo Fedier, Hanns Christian Müller, Gerhard Polt
Besetzung: Gerhard Polt, Gisela Schneeberger, Nikolaus Paryla, Dieter Hildebrandt, Jochen Busse, Hans-Günter Martens, Karl Obermayr, Veronika Faber, Hans Stadtmüller, Peter Welz, Wolfgang Gropper, Hansi Jochmann, Bruno Jonas, Helena Rosenkranz
Kamera: James Jacobs
Musik: Hanns Christian Müller
Schnitt: Thea Eymèsz


Review
Sieben Jahre nachdem die Suche nach dem Passierschein A38 in der Präfektur unseren allseits geliebten Astérix fast um den Verstand brachte, bekam diese Episode aus ASTÉRIX EROBERT ROM – unter leicht abgeänderten Umständen und völlig anderen Vorzeichen – eine Realverfilmung spendiert. Nicht dass sich KEHRAUS tatsächlich auf Astérix berufen würde, aber vom Gefühl liegt hier die gleiche Form der Satire vor: Ein Mann mit einfachem Anliegen wird in den tiefen Windungen eines bürokratischen Komplexes von A nach B nach C geschickt und kommt seinem Ziel nie auch nur ein kleines Stückchen näher, weil die Zuständigen immer gerade Pause machen, keine Lust haben, oder ihm schlicht widersprüchliche Anweisungen geben.

Der Erweb des Passierscheins ist hier zur Stornierung der abgeschlossenen Versicherungen, die Präfektur zum Hauptsitz des Versicherungskonzerns und die Schalterbeamten zu Krapfen fressenden Versicherungsangestellten im Faschingsfieber transformiert worden – ein “Haus was Verrückte macht” liegt aber ganz klar in beiden Fällen vor und vom Gefühl ist beides ähnlich absurd und ins Groteske überzeichnet.

Der arme Ferdinand. Erst lässt er sich vom Herrn von Mehling sieben Versicherungen aufschwatzen, ohne mal zu rechnen was ihn der Spaß kostet und dann soll er zur Stonierung persönlich erscheinen: “Sie müssen da persönlich kommen, aus versicherunstechnischen Gründen. Aber Montag, Mittwoch und Freitag werden keine Stornierungsaufträge angenommen. Dienstag und Donnerstag auch nur von zehn bis elf Uhr dreißig. Der Herr von Mehling ist da aber im Außendienst. Der ist in der Regel erst ab 14 Uhr da. Kommen sie mal einfach, da schaun wir was wir machen könnenFilm: Kehraus (1983) weiterlesen

Film: Jagdszenen aus Niederbayern (1969)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by EuroVideo Medien GmbH


Fakten
Jahr: 1969
Genre: Gesellschaftskritik
Regie: Peter Fleischmann
Drehbuch: Peter Fleischmann
Besetzung: Martin Sperr, Angela Winkler, Else Quecke, Michael Strixner, Maria Stadler, Gunja Seiser, Johann Brunner, Hanna Schygulla, Renate Sandner, Ernst Wager, Johann Lang, Johann Fuchs, Hans Elwenspoek
Kamera: Alain Derobe
Musik: –
Schnitt: Barbara Mondry, Jane Seitz


Review
JAGDSZENEN AUS NIEDERBAYERN (oder: Die gnadenlose Demaskierung des deutschen Nachkriegs-Heimat-Mythos)

Damals, 1969, die übliche Behauptung: In einem x-beliebigen Dorf in Süddeutschland, repräsentativ für jedes andere, lebt eine glückliche Dorfgemeinschaft. Die Menschen verüben fröhlich ihre Arbeit und die Sonne scheint bis tief in die Herzen hinein.

Hier gezeigte Realität: Die fröhliche Gemeinschaft ist in Wahrheit eine zutiefst verrohte Sippschaft in der Intoleranz, psychische und körperliche Gewalt, sexuelle Übergriffe und Alkoholismus tief verwurzelt und gedudelt sind, allerdings durch eine scheinheilige Doppelmoral unter dem Deckmantel der gottesfürchtigen-Angepasstheit totgeschwiegen werden.

Diese Angepasstheit ist das Wichtigste in der provinziellen Denke der Dorfbewohner. Eine makellose, sichtbare Fassade bewahren. Nicht auffallen. Bloß nicht aus dem Rahmen der akzeptierten gesellschaftlichen Normen herausbrechen. Jede (vermeintliche) Störung der etablierten Strukturen mit ganzer Kraft bekämpfen. Film: Jagdszenen aus Niederbayern (1969) weiterlesen