Vor sechs Jahren (verdammt, so lang ist das her) hat mich Hudson Mohawke mit seiner Polyfolk Dance EP auf WARP Records (und speziell dem Tune OVERNIGHT) ziemlich umgehauen. Der Sound war frisch und bildete eine lang überfällige Brücke zwischen entspannten Detroit-Hip-Hop Beats aus der J. Dilla-Schule und frickeliger UK-Bass-Electronica. Als dann das Debut-Album BUTTER kam, konnte es für meinen Geschmack nicht wirklich mithalten. Leichte Enttäuschung, die dazu führte dass Mohawke langsam aus meinem Blickfeld driftete.
Review Es gibt bekanntermaßen reichlich gutes in der Film- und Serienlandschaft. Viel Qualität, vieles was man lobt, bejubelt und auch gerne noch ein zweites und drittes Mal schauen will. Doch nur selten schleicht sich eines dieser Ausnahme-Exemplare auf den Schirm, die dich sofort und kompromisslos am Schopfe packen, dem Wort Sucht innerhalb weniger Minuten eine neue Bedeutung verleihen und dem Teufelchen im Unterbewusstsein den temporären Job auferlegen, keine Ruhe mehr zu geben, bis nicht die letzte Sekunde des Werkes durch die Synapsen gerauscht ist. ORPHAN BLACK ist eines dieser Ausnahme-Exemplare.
Es bestehen gute Chancen, dass der Mystery-affine Zuschauer bereits von der grandiosen Eröffnungsszene dieser BBC-Serie gefangen genommen wird: Eine abgewrackt aussehende, gehetzt wirkende junge Frau verschläft auf einer Zugfahrt ihren Ausstieg. Als sie dann am falschen Bahnhof den Zug verlässt, passiert etwas unglaubliches – eine Frau, die ihr bis aufs Haar gleicht steht ihr auf dem Bahnsteig gegenüber. Verstört schauen die zwei sich über einige Meter Entfernung in die Augen, doch bevor es zu einem wirklichen Kontakt kommt, stellt die Unbekannte ihr Tasche ab und schmeißt sich vor einen einfahrenden Zug. Keine Zeit sich Fragen zu stellen. Irritiert lässt die erste den Schock kurz sacken, doch anstatt auf die Polizei zu warten und auszusagen, ergreift sie die Gelegenheit, krallt sich die Handtasche ihrer Doppelgängerin und sucht das Weite. Dann setzt der Titelsong von Two Fingers (aka eine der eigensinnigsten Ikonen der elektronischen Musik: Amon Tobin) ein. Serie: Orphan Black – Season #1 (2013) weiterlesen →
Review Als ich SUNSHINE das erste Mal sah, empfand ich ein bekanntes Danny Boyle-Phänomen: der Film riss mich mit, konnte durch intensive Atmosphäre, sowie fantastische Audiovisualität überzeugen und lieferte für’s erste eine Blaupause für Spannung (in 127 HOURS gelang das sogar trotz bekanntem Ausgang). Trotzdem erschien mir SUNSHINE leicht durchsetzt von darstellerischen, inhaltlichen und dramaturgischen Klischees, weswegen ich etwas ratlos da saß – grübelnd ob ich den Film jetzt nur ganz nett, oder tatsächlich sehr gut fand. Durch recht hohe Affinität zu Weltraum-SciFi, die aus einer simplen Prämisse viel heraus holt, konnte der Film dann aber doch (mit kleineren Abstrichen) bedenkenlos das Prädikat “gelungen” bekommen: Ein starker Vertreter des “Lost in Space” Themas. (Fun Fact: Die Danny Boyle Ausnahme stellte übrigens SLUMDOG MILLIONAIRE da, den ich als modernes Märchen interpretiere und unter diesem Deckmantel auf Anhieb richtig stark fand, alle anderen seiner Werke endeten anfangs in zwiegespaltener Meinung.) Film: Sunshine (2007) weiterlesen →
Review Der französische Filmemacher Pierre Morel scheint ein Talent dafür zu besitzen, frühere Charakterdarsteller gereifteren Alters zu einer Transformation in Action-Opas anzustiften. In TAKEN gelang dies mit Liam Neeson ziemlich gut, in THE GUNMAN gelingt es mit Sean Penn nicht im geringsten. Da hat der gute Sean sich leider all die beeindruckende Muskelmasse ganz umsonst antrainiert, denn dieser ist einer der seltenen Filme, in denen wirklich gar nichts passt. Zwar ist Dorels neuster Streich wieder geringfügig besser, als der vorangegangene Un-Film FROM PARIS WITH LOVE, doch ist dieser Minimalanstieg wohl noch das netteste (und einzig positive) was man über THE GUNMAN sagen kann.
Review Je mehr Lebenserfahrung ich sammle (und das klingt jetzt aufgesetzt-weiser, als es gemeint ist), umso weniger gelingt es mir in den Schädel zu bekommen, was (und vor allem warum) im dritten Reich eigentlich genau passiert ist. Zwar steigt mein Wissen über die Geschehnisse der Zeit und das unbegreifliche Ausmaß des Grauens erschließt sich dadurch immer mehr, doch je weiter dieses “Verständnis” fortschreitet, desto ohnmächtiger fühle ich mich im Prozess der Verarbeitung solch eines vollkommenen Verfalls der Menschlichkeit – weil es einfach so weit von allem, was unser gemeinsames Dasein definiert entfernt ist, dass es schlicht nicht begreifbar ist. Dokumentation: Night Will Fall (2014) weiterlesen →
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