Schlagwort-Archive: Tolle Kameraarbeit

Film: Lost River (2015)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Tiberius Film


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Mystery, Gesellschaftskritik,  Drama, Kunstfilm
Regie: Ryan Gosling
Drehbuch: Ryan Gosling
Besetzung: Christina Hendricks, Iain De Caestecker, Saoirse Ronan, Ben Mendelsohn, Matt Smith, Eva Mendes, Reda Kateb, Barbara Steele
Kamera: Benoît Debie
Musik: Johnny Jewel (OST auf Spotify)
Schnitt: Nico Leunen, Valdís Óskarsdóttir


Review
I don’t wanna leave. But I wanna live. […] Get away, while you still can!

Was bleibt, wenn alles in die Brüche geht und die Zeit droht, selbst die verbliebenen Scherben zu verschlucken? Wenn alles verloren scheint? Für viele ist Resignation der letzte Ausweg, wenige treibt jedoch der eiserne Wille, sich dem Schicksal nicht einfach kampflos zu beugen.

Schwer, einen sinnigen Ansatz zu finden, um einen Film in Worte zu fassen, der sich gekonnt jeder konkreten Greifbarkeit entzieht. Jeder rückblickende Gedanke an diese 95 Minuten Kunst verschwimmt sofort in transzendenter Träumerei, die langsam in beeindrucktes Grübeln über geht – LOST RIVER will offenbar nicht beschrieben, sondern begeistert erlebt werden. Vielleicht funktioniert der übliche Weg also gar nicht: ein Review schreiben. Sich darin an filmischen Eckpunkten abarbeiten, mit dem Ziel einen möglichst echten Eindruck zu vermitteln. Zumindest letzteres wird nicht adäquat, im Sinne der tatsächlichen Beschreibung einer Erfahrung, funktionieren, denn Ryan Gosling inszeniert seinen ersten Gehversuch als Autorenfilmer hinter der Kamera mit beeindruckender Fokussiertheit an sämtlichen “Regeln”, Konventionen und Allgemeinphrasen vorbei. Das macht ihn vor allem schwer (be)greifbar – sein LOST RIVER ist als filmischer Rausch zu begreifen, wabert wie ein Traum zwischen Märchen und Fieber, über allem steht immer das reine Gefühl. Völlig unverkrampft. Ein Amalgam vielfacher Einflüsse, die wie selbstverständlich ihren Weg ins Werk und ihren Platz darin finden, um einen visuellen Erzählfluss zu formen, der keine Zweifel an einer EIGENEN Vision lässt. Film: Lost River (2015) weiterlesen

Film: Love Exposure – Ai No Mukidashi (2008)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Rapid Eye Movies


Fakten
Jahr: 2008
Genre: Drama, Liebesfilm, Wahnsinnstrip
Regie: Shion Sono
Drehbuch: Shion Sono
Besetzung: Takahiro Nishijima, Hikari Mitsushima, Sakura Andô, Yutaka Shimizu, Makiko Watanabe, Hiroyuki Onoue, Atsuro Watabe, Tasuku Nagaoka, Sô Hirosawa, Yûko Genkaku
Kamera: Sôhei Tanikawa
Musik: Tomohide Harada
Schnitt: Jun’ichi Itô


Review
Es kommt selten vor, wirklich selten, dass ein Film die Kraft besitzt alles zuvor im Kopf des Zuschauers dagewesene mit geradezu erschreckender Leichtigkeit davon zu fegen. Sich von jetzt auf gleich in den geistigen Vordergrund zu drängen, der Rest dahinten nur noch vage Schemen, und laut zu schreien: “Hier bin ich und egal, was du meinst bis jetzt gesehen zu haben, ich garantiere dir, so etwas wie mich kennst du noch nicht!” Diese Wirkung erreicht vielleicht ein Film alle paar Jahre. Doch selbst über diese seltene Gattung der Meisterwerke hebt sich Shion Sono’s 2008er Film LOVE EXPOSURE noch ein kleines Stückchen weiter empor – weil er nicht nur einmal derartig wirkt, sondern die totale Ausweitung jeglicher Grenzen und den nicht wieder zuklappen wollenden Kiefer auch bei jeder weiteren Sichtung erneut hervor ruft. Diese Achterbahnfahrten durch eine Welt aus fotografierten Schlüpfer und fanatischen Sekten immer besser werden. Ein Werk, das völlig eigen, in exotischem Maße größenwahnsinnig und streng genommen vollkommen unbeschreiblich ist – das man erleben muss, um auch nur eine Idee von der Intensität zu erhalten, die dieser Film erzeugen kann.

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Film: Disconnect (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by STUDIOCANAL


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Drama, Independent Film
Regie: Henry Alex Rubin
Drehbuch: Andrew Stern
Besetzung: Jason Bateman, Hope DavisJonah Bobo, Haley RammFrank GrilloMichael NyqvistPaula PattonAndrea RiseboroughAlexander SkarsgårdMax ThieriotColin FordNorbert Leo Butz
Kamera: Ken Seng
Musik: Max Richter
Schnitt: Lee PercyKevin Tent


Review
Ein einsamer Schüler gibt zu viel preis, wird online aufs bitterste bloßgestellt und zieht extreme Konsequenzen. Eine Reporterin wittert in der Welt der (zu) jungen Webcam-Models eine große Story, aber verrennt sich fatal, gerät ins Straucheln und fällt. Ein Paar, welches mit einem schlimmen Verlust zu kämpfen hat, wird im Netz Opfer von Identitätsdiebstahl und verliert, nachdem sie sich selbst schon längst entfremdet haben, alles. DISCONNECT zeigt drei parallel erzählte Geschichten – nur lose verknüpft, aber dennoch in der Lage gemeinsam eine aussagekräftige, durch reale Ereignisse geerdete Studie über das Leben in unserer Zeit bilden.  Film: Disconnect (2013) weiterlesen

Film: Verjährung – Mong-ta-joo (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Edel:Motion Film


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Thriller, Drama
Regie: Geun-seop Jeong
Drehbuch: Geun-seop Jeong
Besetzung:  Eom Jeong-hwa, Kim Sang-kyung, Song Young-changJo Hie-bong
Kamera: Lee Jong-Youl
Musik: An Hyun-jinKoo Ja-wan
Schnitt: Steve M. ChoePark Kyoung-sook


Review
In Bezug auf audiovisuell ansprechende Thriller mausert sich Südkorea in den letzten 10-15 Jahren zu einem der globalen Film-Player schlechthin. Von Entführung (THE CHASER), über das wahrscheinlich häufigste Motiv der Rache (LADY VENGEANCE, I SAW THE DEVIL), bis hin zu Meisterwerken, die sich gekonnt jeglicher klaren Einordnung entziehen (OLDBOY) nutzen die verschiedenen Filmemacher Motive aus der Welt von Cops, Gangstern und allem dazwischen, um packende Geschichten, nicht selten mit gehaltvollem Subtext zu erzählen. Der durchschlagende Erfolg von Werken wie MEMORIES OF MURDER gibt Ihnen recht, denn nicht selten sind die Krimis aus dem eigenen Land die erfolgreichsten Filme des jeweiligen Jahres und locken in dem kleinen, boomenden Land in Südostasien Hunderttausende in die Kinos – kein Wunder, Filmkenner wissen es schon längst: Wer braucht noch Hollywood, wenn er Bong Joon-ho, Kim Jee-woon, oder Park Chan-wook hat! Auch abseits dieser, mittlerweile tatsächlich allesamt durch die jeweiligen U.S.-Debuts aufgefallenen, etablierten großen Namen tut sich einiges: Kleinere Filmemacher, oft auch Autoren der Werke, bekommen die Chance ihre Stoffe umzusetzen, um (und das klingt schlimmer als es ist) den dürstenden Markt zu bedienen. Herüber nach Deutschland und Europa schwappt leider nur ein relativ kleiner Teil des beträchtlichen filmischen Outputs dieses Landes – schade, doch nun ist es mal wieder so weit, mit zwei Jahren Verspätung schafft es ein Regiedebut namens VERJÄHRUNG in die deutschen Heimkinos.  Film: Verjährung – Mong-ta-joo (2013) weiterlesen

Film: Non-Stop (2014)


Trailer © by STUDIOCANAL


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Thriller
Regie:  Jaume Collet-Serra
Drehbuch: John W. RichardsonChristopher Roach, Ryan Engle
Besetzung: Liam Neeson, Julianne Moore, Scoot McNairy, Michelle Dockery, Nate Parker, Corey Stoll, Lupita Nyong’o, Omar Metwally
Kamera: Flavio Martínez Labiano
Musik: John Ottman
Schnitt: Jim May


Review
Surprise, Surprise – nachdem ich den Film eigentlich, dem katastrophal uninteressanten, lauthals “0815-“Liam macht auf Action-Opa“-Schrott“ schreienden Trailer geschuldet, direkt aufs gedankliche Abstellgleis ausrangiert hatte, konnte ein begeisterter Podcast-Host, der den Film vier (!) Mal im Kino geschaut hatte, in zweiter Instanz doch noch ein mildes Interesse in mir entflammen.

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