Review Ein Regisseur mit ungewöhnlichem, kurvenreichem Werdegang, dreht einen visuell ungewöhnlichen TATORT. Passt irgendwie. René Heisig fing nämlich mal ganz anders an: Als studierter und kurzzeitig praktizierender Mediziner. Dann ging es zum Film – lieber spät als nie – und das war offensichtlich nicht die schlechteste Entscheidung.
Begutachtet man nämlich seinen 2011er TATORT-Beitrag DER SCHÖNE SCHEIN, so fällt – ganz den, um eine futuristisch anmutende Schönheitsklinik angesiedelten Ereignissen angemessen – ein ausgeprägter Sinn für Ästhetik ins Auge. Heisig weiß seine Kamerafrau zu lenken, hat Gespür für Einstellungen und überzeugt durch ungewöhnliche Aufnahmewinkel, schlüssige Montage und kreatives, wenn auch zu dezentes Spiel mit Licht und Farben. Tatort: Der Schöne Schein (2011) weiterlesen →
Review Ich gestehe: JACK REACHER überhaupt anzusehen, muss wohl oder übel als ein kleiner Anflug von Doppelmoral gewertet werden. Denn auf der einen Seite immer laut zu schreien “Alle Mann Cruise boykottieren, jeder Cent den seine Filme einnehmen ist ein Cent an Scientology” und auf der anderen Seite dann doch selber einen, sogar von Cruise (mit)produzierten Film anzusehen, passt nicht ganz zusammen. Schande über mein Haupt! Aber nun ist es aber passiert, ich hab ihn gesehen und auch wenn diese 130 Minuten nett waren, hätte ich nicht wirklich viel verpasst, wenn ich es gelassen hätte. Und wäre um ein schlechtes Gewissen ärmer.
Denn JACK REACHER ist Thriller-Kost von der Stange und Cruise – der in MAGNOLIA, COLLATERAL oder VANILLA SKY eindrucksvoll bewiesen hat, dass er trotz fragwürdiger Gesinnung verdammt intensiv schauspielern kann – überzeugt hier nicht im Ansatz. Film: Jack Reacher (2012) weiterlesen →
Das Projekt DREILEBEN ist eine kollektive Initiative dreier Regisseure, deren Ziel die Schaffung dreier eigenständiger Werke in der selben Filmwelt war. Die drei quervernetzten Filme ETWAS BESSERES ALS DEN TOD, KOMM MIR NICHT NACH und EINE MINUTE DUNKEL sind um einen zentralen Vorfall in einer Kleinstadt herum angesiedelt, funktionieren jedoch auf gänzlich unterschiedliche Weise.
Review Trotz der losen Reihenfolge der Filmreihe handelt es sich bei Christoph Hochhäusler’s Beitrag definitiv um ein Finale (und ich bin froh, trotz freier Wahl in der DVD-Box erst zuletzt zu diesem Film gegriffen zu haben). Oder andersgesagt: EINE MINUTE DUNKEL liefert uns den Kern der Reihe – vieles was in den vorangegangenen Filmen gezeigt wurde und diffuse Spekulation, sowie unausgesprochene Fragen hervor rief, bekommt hier das nicht zwingend nötige, aber unbewusst herbeigewünschte Fundament.
Molesch, der entflohene Straftäter dessen Weg wir bereits mehrfach gestriffen haben, bei kurzen, wahnsinnig intensiven Kontakten in nächtlicher Dunkelheit, am Krankenbett, oder während der bestialischen Verfolgung eines jungen Mädchens, bekomt nun die Bühne, um seine Geschichte zu erzählen. Wo steckt er nur? Eine Woche in einem Hotelzimmer? Versteckt in Höhlen des Gebirges? Was ist sein Weg, wer ist er genau? Film: Dreileben #3 – Eine Minute Dunkel (2011) weiterlesen →
Review Ein grundsolides, optisch überzeugendes und immer wieder explosionsartig in knallharte Gefilde abtauchendes Hillibilly-Gangster-Mashup!
Figurenzeichnung und Handlungsverlauf in Hillcoat’s neustem Streich sind zwar wenig diffizil, aber ganz ehrlich, das muss auch gar nicht sein. Wer möchte in der Rolle eines illegalen Schnapsbrennertrios aus den dreißiger Jahren drei angehende Akademiker sehen? Und warum sollte Aufstieg und Fall der Bande künstlich verkompliziert werden?
Stattdessen fokussieren John Hillcoat und Autor (sowie Macher des Soundtracks) Nick Cave das Zusammenspiel der allesamt einfachen, aber grundverschiedenen und somit voller Reibungsflächen angelegten Charaktere, ihr Miteinander, ihre Streits, ihre Momente der brüderlichen Wärme. Hardy, Chastain und LaBoeuf – ja auch dem, der Mann kann weit mehr als nur den dümmlichen Teenager in TRANSFORMERS verlörpern – gelingt es überzeugend, ihren Figuren trotz Skript-bedingter Eindimensionalität, eine authentische Menschlichkeit einzuhauchen und uns mit ihnen fühlen zu lassen. Gary Oldman darf das nicht, denn sein Auftrittg grenzt leider schon an einen Cameo. Anders Guy Pearce: der mimt die Manifestation des El Diablo auf Erden, ist abgrundtief böse, sadistisch, jenseits jeglicher Moral geschrieben und wird in gleicher Liga gespielt. In seiner Funktion als krasser Gegenpol zu den “Landeiern” erfüllt auch das seinen Zweck. Film: Lawless – Die Gesetzlosen (2012) weiterlesen →
Review Wenn William Friedkin eines liegt, dann die Umsetzung von rasanter Bewegung. Egal ob er seine Protagonisten unter vollem Körpereinsatz, quer über Gepäckbänder und Sitzbänke durch einen völlig überfüllten Flughafen sprinten lässt, zur Rush-Hour das Gaspedal auf den Straßen von Los Angeles auf Anschlag durchtritt und die zwei FBI-Agenten sogar als Geisterfahrer auf rappelvolle Highways loslässt, oder fußläufige Verfolgungsjagden durch ganze Stadtviertel inszeniert – die Action sitzt und ist definitiv das Highlight aus TO LIVE AND DIE IN L.A. – verdammt schnell, knackig-explosiv und wirklich gut fotografiert.
Weniger Highlight ist im Kontext gesehen leider die oftmals demonstrative Klischee-80er-Ästhetik, speziell der Soundtrack. Für sich genommen, liegt mit der Musik von Wang Chung großartige Qualität vor. Wirklich feinster 80er-Synthiepop – quietschig, pornös und in jeder Note Zeichen seiner Zeit. Doch wirkt eben diese Form der Musik hier unangenehm deplatziert, weil sie sich weder natürlich einfügt, noch sinnvoll aus den gezeigten Szenarien heraus legitimiert ist. Synthesizer geben sich in Friedkin’s 1985er Werk ein fröhliches Stelldichein mit klassisch-orchestraler Untermalung und TO LIVE AND DIE IN L.A. ist immer (bzw. leider nur) dann packend, spannend, intensiv und atmosphärisch dicht, wenn der etwas düstere, bedrückende Streicher-Score die Geschehnisse untermalt. Doch das ist nicht von Dauer: aus dem nichts ertönt der nächste, frisch aus dem Step-Sequencer entflohene Synthie-Angriff und wirft den Zuschauer (bzw. mich zumindest) mit einem weit ausgeholten Tritt in den Allerwertesten aus dem atmosphärischen Fluss hinaus. Um in dieser Hinsicht stimmig zu wirken, bringt der Film akustisch zu sehr die Synthie-Peitsche, ihm fehlt jedoch fast völlig das visuelle Äquivalent dazu: Eine ordentliche Schippe Neon-Ästhetik. Wenn, dann richtig – hier herrscht eine ungewollte Diskrepanz vor, die keine gesunde Mitte findet – der Film sieht weit klassischer aus, als er klingt. Film: Leben und sterben in L.A. (1985) weiterlesen →
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