Review Die größten Sorgen haben sich bestätigt, die schlimmsten Ängste sind noch übertroffen worden – die einst ganz wundervolle Mystery-Serie ORPHAN BLACK hat nun, nachdem bereits die schwache dritte Staffel andeutete, dass das Potenzial für eine sinnvolle Fortführung der Handlung steil gegen Null geht, endgültig nichts, wirklich absolut gar nichts mehr zu erzählen. Leere. In alle Richtungen. Die Macher hält das leider nicht davon ab, einfach weiter zu machen.
Zuvor verrannte man sich, um die Handlung künstlich zu befeuern, lediglich in abstrusen Verstrickungen, welche die zuvor bekannt gewordenen Fakten in eine (den Autoren in der Planung der vorherigen Staffeln ganz sicher noch nicht bewusste) hochgradig konstruierte Richtung weiter sponnen – inhaltlich ging es linear weiter, es kam nur allerlei dazu. Plötzlich waren da noch mehr Konzerne, verschiedene Arten von Klonen, zig involvierte Figuren, von denen zuvor noch nie die Rede gewesen war, etc. Das wirkte alles ein wenig (bzw. größtenteils sehr) an den Haaren herbei gezogen, ging aber mit etwas Zähneknirschen noch gerade so mit dem zuvor etablierten Erzähl-Mechanismen einher. Serie: Orphan Black – Season #4 (2016) weiterlesen →
Die Pflicht ruft, aber ich mache schnell noch beim Media Monday #271 mit. Das gönn’ ich mir! Meine Ergänzungen zum Lückentext sind wie immer in kursiv.
1. Für den September hab ich ein straffes Programm, was wohl nicht mehr viel Medien-Genuss zulassen wird. Doktorarbeit fertig schreiben, Doktorarbeit fertig schreiben und noch mal Doktorarbeit fertig schreiben. Naja, ein paar Filme werden drin liegen...
2. ____ reizt mich thematisch ja schon, jedoch ____ .Da muss ich passen, denn was mich thematisch reizt gucke ich auch. Kein jedoch.
3. DVD, Blu-ray oder Stream? Die Priorität lautet wie folgt: 1. BluRay (Yay! Beste Qualität der pre-4K-Ära, keine Schwankungen im Vergleich zum Stream, weil z.B. die Leitung oder der Server abkacken, korrekte Seitenverhältnisse, Bonusmaterial, schöne Editionen, etc.), 2. Stream (Mittel-Yay! Besonders für Serien, die ich nicht selten kaufe ist Flatrate-Streaming sehr praktisch, aber auch um Filme auf Verdacht zu sehen, die im Vorfeld eher Skepsis verursachen – für die Sammlung kaufen kann man sie später immer noch. Als alleinige Quelle für Filmgenuss käme Streaming aber niemals in Frage, allein schon, weil die “Filmische Nische” immer noch kaum in den Paketen abgedeckt ist) und 3. DVD (MÄH! Nenne ich hier nur, weil es oben aufgeführt ist, braucht aber qualitativ eigentlich kein Mensch. Filme verdienen es in besserer Qualität gesehen zu werden und dass ein Format, was man so einführte, weil es vor zwanzig Jahren eben nicht besser ging, immer noch dominiert, stimmt mich traurig. Ich muss zwar leider immer noch viel DVD gucken, weil zig Perlen (teils weltweit) noch keine HD-Releases haben, aber bevorzuge, sofern ich die Wahl habe, immer und ausnahmslosBluRay. Da zahle ich auch gern das zehnfache für(kommt bei Rebuy teilweise wirklich vor). Meinung: Media Monday #271 weiterlesen →
Review Und auf in die nächste Runde – weiter geht es mit der rasanten BBC-Serie um den so sympathischen, wie unterschiedlichen Haufen Klone, geheime Konzern-Verschwörungen und skrupellose Militär-Projekte. Nachdem erstere sich eine Staffel lang finden und kennenlernen durften und eine weitere überwiegend auf eigene Faust unterwegs waren, stellt sich, woran der brutale Cliffhanger-Teaser am Ende der vorherigen Season nicht unschuldig ist, vor allem die Frage, wovon ORPHAN BLACK uns wohl nun erzählen wird? Leider kennen die Macher die Antwort anscheinend selber nicht genau.
Es dauert nicht lang, bis die erwartete Bombe platzt: Es gibt sie tatsächlich, die zuvor angedeuteten männlichen Klone und sie spielen alles andere als eine geringe Rolle im komplexen Geflecht der nächsten zehn Episoden – zum Project LEDA ist das Project CASTOR dazugekommen und Ari Millen den wir bereits in Form von Mark aus dem Bunde der christlichen Fanatiker kennen, ist nicht der einzige seiner Art – vielleicht jedoch der netteste, denn seine artifiziell erschaffenen Zwillingsbrüder sind vom Militär ausgebildete Kampfmaschinen und teilweise recht psychotisch unterwegs. Unangenehme, sehr gefährliche Kombination. Ähnlich unangenehm wie die Schock-artigen Anfälle, die einige der Männer in regelmäßigen Abständen überkommen – wie sich zeigt, leiden auch diese Klone an genetischen Defekten, die sie auf kurz oder lang das Leben kosten werden, ähnliches kennen wir ja bereits von Cosima und co. Serie: Orphan Black – Season #3 (2015) weiterlesen →
Review Ein hoch auf die Zeiten des Internets und der daraus resultierenden Möglichkeit des nahtlosen Aneinanderreihens fortlaufender Serien-Staffeln. Warum? Nach dem brutalen über-Cliffhanger an Ende der ersten Season von ORPHAN BLACK, wäre jegliche Wartezeit auf eine Auflösung der finalen Situation schlicht nicht erträglich gewesen – keine Woche, kein Monat, von einem Jahr ganz zu schweigen! Zu nagend hätte sich das viele Grübeln um das Schicksal der entführten kleinen Kira (aka Monkey) und ihrer bangenden Klon-Mami Sarah gestaltet – doch egal wie lange der einzelne Zuschauer nun auch immer auf den Genuss der weiteren Episoden warten musste, es findet es ein jähes Ende, denn ihm wird recht schnell etwas (wenn auch nur kurz anhaltende) Entspannung gegönnt.
Ohne lange zu Fackeln steigt die zweite Staffel der Serie genau dort ein, wo wir gezwungenermaßen ausgestiegen sind: In Höchstgeschwindigkeit – anders sind wir es von ORPHAN BLACK sowieso nicht gewohnt – begibt sich Sarah auf die Spuren ihrer gekidnappten Tochter, erlangt erste Hinweise auf deren Aufenthaltsort und in kleinst-Schritten formt sich das Bild einer dubiosen Verschwörung, die weit in vergangene Tage zurück reicht. Nachdem die Frage “wer sind wir eigentlich” die Klone unabdinglich durch die ersten zehn Episoden trieb, geht es nun eher darum, wer genau sie erschaffen hat und warum eigentlich. Im Resultat weichen die ohnehin schon schwammigen Fronten endgültig auf – Bedrohung von überall, aber die Klon-Ladies bilden einen schützenden Zirkel, außerhalb dessen so gut wie niemandem mehr vertraut werden kann.
Verschiedenste Parteien hatten in ihrer Erschaffung die Finger im Spiel, doch was genau passierte, muss mühsam rekonstruiert werden – die Geschichte des ominösen DYAD Konzerns wurde geschwärzt. Classified! Da sind Wissenschaftler, die an den ursprünglichen Experimenten beteiligt waren, aber für tot erklärt wurden, da werden geheime Codes in DNA-Sequenzen entschlüsselt und im Nacken liegt immer die herrschsüchtige Rachel – ein weiterer Klon – welche scheinbar unglaubliche Macht hat, aber lange Zeit nicht wirklich durchscheinen lässt, was ihre konkreten Absichten sind – ihren gewalttätigen Taten und Aufträgen verschaffen diese Unklarheiten eine noch bedrohlichere Wirkung. Alles sehr mysteriös, doch spätestens an dem Punkt, als bewaffnete Männer beginnen Sarah zu verfolgen, kippt das Mysterium in Gefahr, der es zu entkommen gilt, zumindest so lang bis die Suche nach dem eigenen Ursprung sie in die nächste brenzlige Situation treibt. Dieses Stochern in der eigenen genetischen Erschaffungsgeschichte ist zwar Leitmotiv, aber dennoch nur eine von vielen konkreten Richtungen in die sich Season #2 parallel entwickelt. Nachdem anfänglich alles um Zusammenarbeit in der gemeinsamen Sache ging, gehen die Klone nun zunächst gezwungenermaßen getrennte Pfade, die lange parallel laufen, bis es zur nächsten Kreuzung kommt – jede hat ihr eigenes, spezielles Päckchen zu tragen, welches vollsten Einsatz erfordert.
Das ist zum einen etwas schade, weil gerade die Interaktion der vielen von Tatiana Maslany verkörperten Frauen enorm zur Brillanz der ersten Staffel beitrug, zum anderen aber auch notwendig, weil so jede von ihnen ein schärferes, echteres Profil bekommt und die jeweiligen zwischenmenschlichen Bindungen endgültig verfestigt werden. Während Cosima verzweifelt an einer tödlichen Lungenkrankheit forscht, die die Klone befällt und mittelfristig in den Tod reißen wird, Allison irgendwie versucht ihr Leben und ihre Ehe wieder in erträgliche Bahnen zu lenken und Helena unter dem Wahnsinn abgedrehter Jesus-Freaks zu leiden hat, baut man zu allen von ihnen eine so feste Bindung auf, wie sie in der Season #1 streng genommen nur zu Sarah bestand – der Clone-Club wird zum Ensemble, die Verkörperung der einzelnen Frauen durch Maslany endgültig übermenschlich und die einzelnen Storylines in ihrer Gewichtung gleichwertig. Dabei treten im Laufe der Zeit sogar einige neue Player auf den Plan, die frischen Wind bringen: Helena gerät an besagte religiöse Fanatiker, welche Klone als Betrug an Gottes Werk ansehen und vor wenig zurückschrecken, einige Indizien aus Sarah’s Recherche deuten auf ein Mitmischen des Militärs im Klon-Experiment hin und gegen Ende erwartet den Zuschauer ein besonders großer Knall, der reichlich Material für zukünftige Staffeln liefert.
Inszenatorisch verschmelzen die zehn Episoden nahtlos mit den voran gegangenen – Stil, Tempo und Look korrelieren mit beachtlicher Stringenz – und auch inhaltlich hält ORPHAN BLACK nach wie vor gesund die Wage zwischen nötigen Auflösungen der aufgemachten Rätsel und der Schaffung neuer, großer Fragezeichen im verschachtelten Plot. Das gerät teilweise deftig hart, teilweise emotional packend und in Summe durchweg wieder so enorm spannend, wie die erste Staffel es bereits vorlegte. Ein Plus: Nie wirken in diesem vernebelten Verwirrspiel die kniffligen Verstrickungen in die Vergangenheit zu gewollt, oder zum Mystery-Selbstzweck erdacht – im Gegenteil, es macht alles Sinn und formt ein Ganzes, welches einem größeren Ziel dient, als lediglich die Zuschauer zum anschalten der nächsten Episode zu bewegen. Season #2 macht aus dem achtstündigen Film, der ORPHAN BLACK zuvor gewesen ist, einen sechzehnstündigen Film voller Hochs und Tiefs, sinnvoll arrangierter paralleler Handlungs-Stränge und intensiver Charakter-Momente. Nach wie vor ganz großartig!
Wertung 8-9 von 10 unmoralisch handelnden Großkonzernen
Veröffentlichung ORPHAN BLACK – Season #2 ist bei Polyband Medien GmbH als BluRay und DVD erschienen.
Weblinks IMDB MOVIEPILOT Streamen: Werstreamt.es Leihen: LOVEFILM Ihr wollt die Serie kaufen? Dann nutzt doch mein Amazon-Partner-Widget (falls ihr es nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt) und spült mir damit ein paar Cent Provision in die Serverkasse:
Review Es gibt bekanntermaßen reichlich gutes in der Film- und Serienlandschaft. Viel Qualität, vieles was man lobt, bejubelt und auch gerne noch ein zweites und drittes Mal schauen will. Doch nur selten schleicht sich eines dieser Ausnahme-Exemplare auf den Schirm, die dich sofort und kompromisslos am Schopfe packen, dem Wort Sucht innerhalb weniger Minuten eine neue Bedeutung verleihen und dem Teufelchen im Unterbewusstsein den temporären Job auferlegen, keine Ruhe mehr zu geben, bis nicht die letzte Sekunde des Werkes durch die Synapsen gerauscht ist. ORPHAN BLACK ist eines dieser Ausnahme-Exemplare.
Es bestehen gute Chancen, dass der Mystery-affine Zuschauer bereits von der grandiosen Eröffnungsszene dieser BBC-Serie gefangen genommen wird: Eine abgewrackt aussehende, gehetzt wirkende junge Frau verschläft auf einer Zugfahrt ihren Ausstieg. Als sie dann am falschen Bahnhof den Zug verlässt, passiert etwas unglaubliches – eine Frau, die ihr bis aufs Haar gleicht steht ihr auf dem Bahnsteig gegenüber. Verstört schauen die zwei sich über einige Meter Entfernung in die Augen, doch bevor es zu einem wirklichen Kontakt kommt, stellt die Unbekannte ihr Tasche ab und schmeißt sich vor einen einfahrenden Zug. Keine Zeit sich Fragen zu stellen. Irritiert lässt die erste den Schock kurz sacken, doch anstatt auf die Polizei zu warten und auszusagen, ergreift sie die Gelegenheit, krallt sich die Handtasche ihrer Doppelgängerin und sucht das Weite. Dann setzt der Titelsong von Two Fingers (aka eine der eigensinnigsten Ikonen der elektronischen Musik: Amon Tobin) ein. Serie: Orphan Black – Season #1 (2013) weiterlesen →
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