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Serie: Orphan Black – Season #3 (2015)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Polyband Medien GmbH


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Mystery, Thriller, Science-Fiction, Drama
Showrunner:John FawcettGraeme Manson
Crew (Writer, Director, Cinematographer, Editor): IMDb-Übersicht
Besetzung: Tatiana Maslany, Dylan Bruce, Jordan GavarisAri MillenMaria Doyle KennedyKristian BruunKevin HanchardEvelyne BrochuSkyler WexlerMichael MandoMatt Frewer, Michelle Forbes, Josh Vokey, Zoé De Grand Maison
Musik: Two Fingers (Main Theme) & Trevor Yuile (Score)


Review
Und auf in die nächste Runde – weiter geht es mit der rasanten BBC-Serie um den so sympathischen, wie unterschiedlichen Haufen Klone, geheime Konzern-Verschwörungen und skrupellose Militär-Projekte. Nachdem erstere sich eine Staffel lang finden und kennenlernen durften und eine weitere überwiegend auf eigene Faust unterwegs waren, stellt sich, woran der brutale Cliffhanger-Teaser am Ende der vorherigen Season nicht unschuldig ist, vor allem die Frage, wovon ORPHAN BLACK uns wohl nun erzählen wird? Leider kennen die Macher die Antwort anscheinend selber nicht genau.

Es dauert nicht lang, bis die erwartete Bombe platzt: Es gibt sie tatsächlich, die zuvor angedeuteten männlichen Klone und sie spielen alles andere als eine geringe Rolle im komplexen Geflecht der nächsten zehn Episoden – zum Project LEDA ist das Project CASTOR dazugekommen und Ari Millen den wir bereits in Form von Mark aus dem Bunde der christlichen Fanatiker kennen, ist nicht der einzige seiner Art – vielleicht jedoch der netteste, denn seine artifiziell erschaffenen Zwillingsbrüder sind vom Militär ausgebildete Kampfmaschinen und teilweise recht psychotisch unterwegs. Unangenehme, sehr gefährliche Kombination. Ähnlich unangenehm wie die Schock-artigen Anfälle, die einige der Männer in regelmäßigen Abständen überkommen – wie sich zeigt, leiden auch diese Klone an genetischen Defekten, die sie auf kurz oder lang das Leben kosten werden, ähnliches kennen wir ja bereits von Cosima und co.

Plotwise steht das Lösen dieser gesundheitlichen Defizite als eines der Hauptthemen um Raum – ein Problem, was anscheinend nicht anders, als durch das Auffinden “der Originale” umzusetzen ist. Diese Suche erfordert wiederum, sonst wäre es nicht ORPHAN BLACK, das Aufdecken weiterer vergangener Verschwörungen, das Beschaffen und Lösen ominös-chiffrierter Codes in Büchern, die einst involvierten Wissenschaftlern im Klon-Projekt gehörten und eine Reihe anderer waghalsiger Aktionen.

Doch obwohl man sich über weite Strecken gerade noch bewusst ist, wo es inhaltlich hin gehen soll, zwingt eine exorbitante Fülle an immer neuen Enthüllungen und (größtenteils neu eingeführten) Figuren, die allesamt (angeblich) schon immer (und natürlich knietief) in der Sache drin steckten, in punkto Verständnis in die Knie: Was wollen all diese Konzerne, all diese dubiosen Interessengruppen und all diese aggressiven Figuren denn nun wirklich und vor allem warum? Weshalb will Person X Person Y töten? Wieso haben ständig Figuren wertvolles neues Wissen, was bis dato noch nie Erwähnung fand? Wie viele Konzerne, Wissenschaftler und Querverbindungen zwischen ihnen sollen noch in die Drehbücher gequetscht werden? Ich betonte in den Kritiken zu den vorherigen Staffeln bereits mehrfach, wie eng ORPHAN BLACK an der Grenze zum überladenen Maximum rangiert – hier ist diese inhaltlich leider erstmalig überschritten, denn auf die eben gestellten Fragen findet sich kaum noch eine logische, aus sich selbst heraus sinnvoll entwickelte Antwort, was die ausufernden Mystery-Aspekte als relativ leer und isoliert dastehen lässt.

Das ungute Gefühl schleicht sich ein, dass es in Bezug auf die Geschichte der Klon-Schwestern anscheinend nicht mehr viel sinnvolles zu erzählen übrig geblieben war, weswegen künstlich verworrene, überkomplizierte Enthüllungen, die lediglich dem Zwecke von Twist um Twist um Twist dienen, anstelle einer stringenten, aufeinander aufbauenden Geschichte treten. Es wird tatsächlich zu weird und latente Skepsis keimt auf.

Die Erlebnisse aus S1 und S2 gliederten sich noch gelungen unter dem Deckmantel unserer Realität ein. Verschwörungen, unmoralische Wissenschafts-Konzerne und zuletzt eben Klone, die sich allesamt gedeckt (bzw. unbemerkt) in unserer Welt bewegen – das war ohne Frage irre (Science-)Fiktion, aber eben aufgrund des unaufgeregt-urbanen Settings noch nah dran an einer zeitgenössischen Welt, wie sie uns dauerhaft umgibt. Also etwas, das als Fan des Fantastischen in einer alternativen Version unseres Lebens denkbar ist. Nun landen wir nach und nach bei geheimen Militär-Stationen in der Wüste, britischen Untergrund-Vereinigungen und absurden Rehabilitations-Oasen am anderen Ende der Welt – und diese neuen Setpieces liefern genau die Schippe zu viel, die das zuvor sorgsam errichtete Konstrukt ins Wanken bringt: Seht her, da geht noch mehr Mindfuck, noch mehr Irrsinn.

Plötzlich ist jeder mit jedem verwoben, an allen Ecken und Enden werden weitere Projekte aufgedeckt, und ORPHAN BLACK bemüht sich so sehr uns zu vermitteln, dass das was wir bis jetzt wussten nur die Spitze eines Eisbergs von unendlicher Größe ist – nur die Spitze sein kann, weil alles Teil eines überlebensgroßen Mysteriums ist – dass die Erzählung (wie einst bereits LOST) bei all den Andeutungen auf zukünftige Ereignisse ein wenig zu sehr die Gegenwart vergisst. In Season #3 werden reichlich Fragen beantwortet, die nie jemand stellte und ebenso viele Fragen gestellt, die vielleicht nie beantwortet werden, die tatsächlich auf dem Schirm verlaufenden Geschichten hingegen, sind leider wahlweise wenig clever (zum Beispiel Alison’s Drogendealer-Ambitionen), zerstören recht abrupt vielversprechende dramatische Handlungsstränge (Cosima’s Beziehung zu Delphine), oder wirken schlicht wie ein “Klon” bereits gesehener Aspekte (alles in bezug auf die Gesundheit der männlichen Klone). Seltsames Retconning und ein sträfliches Mißachten der eigentlich größten Stärke der Serie, nämlich Maslany’s Interaktion mit sich selbst, schmecken ebenso wenig.

Bei all dem kritischen Gemäkel – und ich habe jetzt tatsächlich seitenweise nur gemeckert – sei jedoch klar und deutlich ausgesprochen, dass diese zehn Folgen immer noch, auch weil die audiovisuelle Umsetzung nach wie vor brillant ist, eine nicht von der Hand zu weisende Sogwirkung entfalten, einige Twists in ihrer Wirkung recht deftig sitzen und die emotionale Achterbahnfahrt weitestgehend mitreißt. ORPHAN BLACK hat weder an Tempo, noch an Atmosphäre verloren und so gestaltet sich das Schauen trotz inhaltlicher Defizite immer noch zum Vergnügen. Maslany darf sogar in eine bis dato unbekannte Rolle mehr schlüpfen, die zwar nicht wirklich viel zum Gesamt-Plot beiträgt, sie jedoch vor eine darstellerische Aufgabe stellt, deren Meisterung – wer hätte es gedacht – ihr erneut gelingt. Und so ist die letztjährige Erweiterung des BBC-Formats unterm Strich klares Pflichtprogramm für Anhänger der Serie, auch wenn sie die erwartete, herausragende Qualität nicht ganz erreichen kann. Vielleicht lag bloß die Messlatte zu hoch, vielleicht fehlte wirklich eine konkrete Vision des Stoffes, auf jeden Fall wäre eine Rückbesinnung auf die Kern-Qualitäten des Stoffes zu wünschen.


Wertung
6 von 10 künstlich am Leben gehaltenen Staffel-Klonen


Veröffentlichung
ORPHAN BLACK – Season #3 ist am 18. März 2016 bei Polyband Medien GmbH als BluRay und DVD erschienen. Im Bonusmaterial befinden sich: Male Clone Insiders.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
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5 Gedanken zu „Serie: Orphan Black – Season #3 (2015)“

  1. Verdammt, ich sollte endlich die Sichtung der dritten Staffel beginnen.
    Danke für deine Worte, ich fand schon Season 2 gegen Ende etwas zu künstlich kompliziert. Allerdings werd ich “Orphan Black” wohl für immer weiter schauen, alleine wegen Frau Maslany.

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