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Film: Die Taschendiebin – The Handmaiden – Agassi (2016)


The Handmaiden (IMDb) – Thriller, Drama, Südkorea, 2016 – Regie: Park Chan-wook, SkriptPark Chan-wook, Jeong Seo-Kyeong, Kamera: Chung Chung-hoon, Musik: Jo Yeong-wook, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): Koch Media


Review
Gibt es eine unumstößliche Wahrheit? Können wir, klein und beschränkt in unserer Sicht, den Finger auf etwas legen und mit Gewissheit behaupten, dass es ist wie es ist und nicht anders? Oder ist alles, immer und überall, ausnahmslos eine Frage des Blickwinkels, weil wir doch sowieso nicht anders können, als nur zu sehen, was wir sehen wollen?

Vergnügt, lebendig und in wundervoll gestalteten Bildern stellt Park Chan-wook – nach dem US-Debut STOKER nun wieder zurück in Korea auf dem Regiestuhl – diese Fragen in den Raum, positioniert sich selbst damit in eindeutiger RASHOMON-Tradition und führt uns im Fortlauf seiner Geschichte regelrecht schelmisch vor Augen, wie eine klitzekleine Information schlichtweg alles verändern kann.

Ein Gauner will, getarnt als vermeintlicher Fürst, die reiche Adlige Lady Hideko aus Japan verführen, um sie so zu hindern von ihrem besitzergreifenden Onkel in eine erzwungene Hochzeit gedrängt zu werden und an ihr Vermögen zu gelangen, also setzt er die junge Taschendiebin Sook-hee als vorgetäuschtes Hausmädchen darauf an, die Einflugschneise seines großen Auftritts zu präparieren. Dass die einsam und kindlich anmutende Lady, zunächst “nur” Opfer rein finanzieller Begierde, sich in ihren merkwürdigen Eigenarten zunächst gar nicht in dieses Spiel einfügen will, verkompliziert das Unterfangen. Als dann alsbald in Sook-hee, die ihrer Rolle als manipulative Dienerin anfangs noch gewissenhaft und abgebrüht nachkommt, etwas unerwartetes erwacht – ein Gefühl, dass sie noch nicht kannte und welches sie eine starke Anziehung hin zum Ziel ihrer Täuschung verspüren lässt – wird diese sogar zum Spielball konträrer Interessen.  Film: Die Taschendiebin – The Handmaiden – Agassi (2016) weiterlesen

Film: Die Zeit Der Geier – Il Tempo Degli Avvoltoi (1967)

Titelbild & Bildausschnitte © by Koch Media


Fakten
Jahr: 1967
Genre: Italo-Western
Regie: Nando Cicero
Drehbuch: Fulvio Gicca Palli
Besetzung: George Hilton, Frank Wolff, Pamela Tudor, Eduardo Fajardo, Franco Balducci, Femi Benussi, Maria Grazia Marescalchi, Gianluigi Crescenzi, Cristina Iosani, John Bartha
Kamera: Fausto Rossi
Musik: Piero Umiliani
Schnitt: Renato Cinquini


Review
In der Film-, Medien-, oder ganz allgemeinen popkulturellen Rezeption schleicht sich immer wieder eine gefährliche Verklärung vergangener Tage ein. Früher war angeblich alles besser. Ach ja, war es das? Dass sich im generellen Bewusstsein einzig die herausragenden Werke einer vergangenen Epoche hartnäckig halten, die hunderten und tausenden Vertreter von durchschnittlicher Qualität an ihrer Seite allerdings im Dunst der Vergessenheit versunken sind, wird für derartige Aussagen gern unter den Tisch fallen gelassen. Deshalb, aber natürlich vor allem, weil Film eben Kunst ist und Kunst als Teil kultureller Identität bewahrt werden sollte, ist es wichtig die kleinen, unscheinbaren Werke auch wertzuschätzen und auf den heutigen Markt zu werfen – so nun mit dem ’67er Italo-Western DIE ZEIT DER GEIER als Start der BluRay-Veröffentlichung ihrer bestehenden Reihe WESTERN UNCHAINED bei Koch Films geschehen.

Der Film, wie so viele seiner Genre-Kollegen günstig im spanischen Nirgendwo gedreht, ist ein eindrucksvolles Beispiel, warum derartige Western eine Zeit lang wie Pilze aus dem Boden schossen und einen riesigen Markt mit passablen Gewinnspannen bedienten. Sie waren schnell gedreht und kosteten fast nichts. Auch DIE ZEIT DER GEIER macht keinen Hehl aus den geringen Mitteln, mit denen er gemacht wurde – ein Mindestmaß an Props und Kulissen, drei verlassene Gebäude, ein paar Pferde und reitfähige Statisten in abgegriffenen Kostümen, fertig sind Rahmenbedingungen, die stellvertretend für extrem günstig runtergekurbelte Italo-Western stehen. Obwohl nonstop erschossen wird, reichte das Budget sogar (ganz im Gegenteil zu Klassikern wie dem blutroten DJANGO) nicht mal für genügend Kunstblut. Film: Die Zeit Der Geier – Il Tempo Degli Avvoltoi (1967) weiterlesen

Serie: Mad Dogs – Season #1 (2016)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Amazon Studios


Fakten
Jahr: 2016
Genre: Thriller, Drama, Schwarze Komödie
Showrunner: Cris Cole
Network: Amazon Studios
Crew (Writer, Director, Cinematographer, Editor): IMDb-Übersicht
Besetzung: Ben Chaplin, Michael Imperioli, Romany Malco , Steve ZahnPhil DavisMark PovinelliRachael HolmesMaría BottoCoby BellAllison TolmanBilly Zane
Musik: Robert Duncan


Review
Wir alle wissen: wenn es scheiße läuft, dann richtig – die vier Herren in MAD DOGS erfahren das am eigenen Leib, denn zwar befinden sie sich lediglich zur falschen Zeit, mit der falschen Person, am falschen Ort, doch das Schicksal nimmt sie richtig durch. Die Amazon Eigenproduktion wählt diese Ausgangssituation als Kick-Off, lässt ihre Protagonisten unwissend in einen Strudel aus Irrsinn, Gefahr und Verzweiflung taumeln, und gibt erst Ruhe, als diese bereits mehrfach knietief in der Scheiße standen. Na gut, die Rettungsringe und -leinen, die ihnen auf dem Weg ständig von außen zugeworfen wurden, hätten sie einfach nur greifen müssen, doch wenn man zu sehr damit beschäftigt ist alte zwischenmenschliche Wunden wieder aufzureißen, sich Vorwürfe an den Kopf zu donnern und im Ernstfall anstatt kollektiv an einem Strang zu ziehen, doch immer bloß das eigene Ego siegt, ist der portraitierte Leidensweg vielleicht sogar gerechte Strafe.

Was zunächst wie ein Traumurlaub anmutet – die vier unterschiedlichen Typen, Freunde seit den frühen Tagen ihrer Kindheit, wurden vom fünften im Bunde, Milo, ebenfalls ein enger Jugendfreund, der sich mit seiner Firma in Bélize selbstständig gemacht hat, auf einen spontanen Urlaub in dessen Strandvilla eingeladen – und mit Drinks am Pool, einer wird durchfeierten Nacht und reichlich Sonne auch so beginnt, kippt leider recht schnell in das absolute Gegenteil. Überraschen tut das nicht, denn trotz Palmen und türkis-grünem Meer, liegt von Anfang an etwas fatalistisches in der Luft – die Eröffnung des Piloten stellt die Weichen durch ein seltsames Foreshadowing: bewaffnet und mit Kriegsbemalung geschmückt, stürmen die Vier über ein einsames Feld, auf ein uns noch unbekanntes Ziel zu – wie es dazu kommen wird, sollen wir erst später erfahren, dass es für sie bergab gehen wird, ist sofort klar.  Serie: Mad Dogs – Season #1 (2016) weiterlesen

MARVEL Cinematic Universe #1: Iron Man (2008)


Trailer © by Concorde Film


Fakten
Jahr: 2008
Genre: Action, Comicverfilmung
Regie: Jon Favreau
Drehbuch: Mark Fergus, Hawk OstbyArt MarcumMatt Holloway
Besetzung: Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Terrence HowardJeff BridgesLeslie BibbClark GreggFaran TahirSayed BadreyaPaul Bettany
Kamera: Matthew Libatique
Musik: Ramin Djawadi
Schnitt: Dan Lebental


Review
Wir reisen zurück in das Jahr 2008 und aus der heutigen, von dauerhafter (über-)Präsenz des Superhelden-Kinos geprägten Sicht heraus betrachtet, erscheint das was wir dort vorfinden beinahe wie eine andere andere Welt. Der zu Anfang des Jahrtausends erstmalig explodierte Boom an Comicverfilmungen war in den vorherigen 2-3 Jahren massiv zurück gegangen, die Frequenz der Filme hatte sich auf gesunde Abstände von einigen Monaten eingependelt. Die Ruhe vor dem Sturm – diese Zustände sollten nicht von langer Dauer sein.

Denn nicht nur wird Christopher Nolan mit THE DARK KNIGHT in eben diesem Jahr einen Film veröffentlichen, der für einen Haufen begeisterter Fans nicht nur Comicfilm-, sondern gar Kinogeschichte schrieb, auch gehen die MARVEL Studios nach Jahren der verkauften Rechte (und der damit verbundenen filmischen Auswertung der Comics wie X-MEN, SPIDERMAN oder FANTASTIC FOUR durch andere Studios) erstmalig mit einer kompletten Eigenproduktion an den Start: IRON MAN. Doch dieser Film sollte mehr sein, als bloß ein typischer Blockbuster, nicht nur ein weiteres, mit 140 Millionen Dollar mächtig budgetiertes Standalone-Experiment, auf das bei Erfolg ein bis zwei simple Sequels folgen, sondern der Kickoff für einen bis dato einmaligen filmischen Ansatz: Das MARVEL Cinematic Universe. Phase 1, um genau zu sein.  MARVEL Cinematic Universe #1: Iron Man (2008) weiterlesen

Horrorctober 2015, Film #8: Gemini – Sōseiji (1999)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Ascot Elite Home Entertainment


Fakten
Jahr: 1999
Genre: Horror, Mindgame, Mystery
Regie: Shin’ya Tsukamoto
Drehbuch: Shin’ya Tsukamoto
Besetzung: Masahiro Motoki, Ryô, Yasutaka Tsutsui, Masako Motai, Renji Ishibashi, Akaji Maro
Kamera: Shin’ya Tsukamoto
Musik: Chu Ishikawa
Schnitt: Shin’ya Tsukamoto


Es ist wieder so weit: der #horrorctober hat gerufen. Was das ist und was das soll erfahrt ihr auf dieser Info-Seite (die auch alle Links zu meinen Filmbesprechungen im Rahmen des „Events“ enthält). Wer alles mitmacht, kann man auf dieser Info-Seite der CineCouch nachlesen. Also haut die Zombies weg, packt die Kettensäge aus und lasst euch nicht mit frechen Geistern ein – fröhliches Gruseln!


Review
Nach Sichtung einiger seiner Werke, macht sich das Gefühl breit, dass DIY-Regisseur (bzw. Autor, Cutter & Kameramann) Shin’ya Tsukamoto seine Filme immer auf genau einer einzigen, simplen Idee aufbaut, die er dann gnadenlos durchzieht. Im Falle von TETSUO (dem Original von 1989 versteht sich) könnte diese “ein Mann mutiert auf bizarre Weise zu einem Eisen-Klumpen mit ausgeprägter Libido” gelautet haben, bei HAZE vielleicht “jemand wacht in einem engen, kalten Labyrinth auf und versucht sich grunzend heraus zu retten” und bei GEMINI wohl “ein verlorener Zwilling taucht auf, wirft das Leben einer Familie über den Haufen und in einem Strudel aus verwirrenden Hirnschlägen, beginnen die Identitäten zu verschmelzen”. Natürlich ist diese These extrem vereinfacht und es gehört mehr zum Konzept eines Films als ein Satz – und dennoch machen seine Werke den Eindruck, als würden sie kontinuierlich um je einen zentralen Punkt kreisen und nicht sonderlich viele andere Schwerpunkte setzen. Horrorctober 2015, Film #8: Gemini – Sōseiji (1999) weiterlesen