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Film: Die Taschendiebin – The Handmaiden – Agassi (2016)


The Handmaiden (IMDb) – Thriller, Drama, Südkorea, 2016 – Regie: Park Chan-wook, SkriptPark Chan-wook, Jeong Seo-Kyeong, Kamera: Chung Chung-hoon, Musik: Jo Yeong-wook, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): Koch Media


Review
Gibt es eine unumstößliche Wahrheit? Können wir, klein und beschränkt in unserer Sicht, den Finger auf etwas legen und mit Gewissheit behaupten, dass es ist wie es ist und nicht anders? Oder ist alles, immer und überall, ausnahmslos eine Frage des Blickwinkels, weil wir doch sowieso nicht anders können, als nur zu sehen, was wir sehen wollen?

Vergnügt, lebendig und in wundervoll gestalteten Bildern stellt Park Chan-wook – nach dem US-Debut STOKER nun wieder zurück in Korea auf dem Regiestuhl – diese Fragen in den Raum, positioniert sich selbst damit in eindeutiger RASHOMON-Tradition und führt uns im Fortlauf seiner Geschichte regelrecht schelmisch vor Augen, wie eine klitzekleine Information schlichtweg alles verändern kann.

Ein Gauner will, getarnt als vermeintlicher Fürst, die reiche Adlige Lady Hideko aus Japan verführen, um sie so zu hindern von ihrem besitzergreifenden Onkel in eine erzwungene Hochzeit gedrängt zu werden und an ihr Vermögen zu gelangen, also setzt er die junge Taschendiebin Sook-hee als vorgetäuschtes Hausmädchen darauf an, die Einflugschneise seines großen Auftritts zu präparieren. Dass die einsam und kindlich anmutende Lady, zunächst “nur” Opfer rein finanzieller Begierde, sich in ihren merkwürdigen Eigenarten zunächst gar nicht in dieses Spiel einfügen will, verkompliziert das Unterfangen. Als dann alsbald in Sook-hee, die ihrer Rolle als manipulative Dienerin anfangs noch gewissenhaft und abgebrüht nachkommt, etwas unerwartetes erwacht – ein Gefühl, dass sie noch nicht kannte und welches sie eine starke Anziehung hin zum Ziel ihrer Täuschung verspüren lässt – wird diese sogar zum Spielball konträrer Interessen.  Film: Die Taschendiebin – The Handmaiden – Agassi (2016) weiterlesen

Horrorctober 2016, Film #1: In Einer Kleinen Stadt – Needful Things (1993)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by EuroVideo Medien GmbH


Es ist wieder so weit: der #horrorctober hat zum vierten (bzw. für mich zum dritten) Mal gerufen. Ghost of Horrorctober heißt dieses Mal die Devise. Was das genau ist und was das alles soll erfahrt ihr auf dieser Info-Seite (die auch alle Links zu meinen Filmbesprechungen im Rahmen des „Events“ enthält). Wer alles mitmacht, kann man auf dieser Info-Seite der CineCouch nachlesen. Also haut die Geister weg, packt die Kreissäge aus und lasst euch nicht mit frechen Zombies ein – fröhliches Gruseln!


Fakten
Jahr: 1993
Genre: Horror, Thriller
Regie: Fraser C. Heston
Drehbuch: Stephen King (Vorlage), W.D. Richter
Besetzung: Max von Sydow, Ed Harris, Bonnie BedeliaAmanda PlummerJ.T. WalshRay McKinnonDuncan FraserDon S. Davis
Kamera: Tony Westman
Musik: Patrick Doyle
Schnitt: Rob Kobrin


Review
Die qualitative Spanne von Stephen King-Adaptionen deckt von unsäglichem Schrott bis zu Meisterwerken alles ab – da die Mehrzahl der Filme mit Pauken und Trompeten scheitert, bzw. gerade so am Durchschnitt kratzt – man bedenke, dass nicht mal ein David Cronenberg in seinen besten Jahren in üblicher Qualität lieferte, als er sich an King versuchte – und die wenigen wirklich gelungenen Vertreter (wie SHINING) meist recht weit von der Vorlage entfernt sind, stellt sich allerdings die Frage, ob das Gros seiner Stoffe überhaupt Film-tauglich ist? Oder das, was King-Romane groß macht, schlichtweg nicht medial transferierbar ist? Vielleicht nutze ich die nächsten Jahre für einen tief masochistischen Selbstversuch und ergründe diese Frage tiefer. Wir werden sehen.

Nun aber zu NEEDFUL THINGS. Auch ein Film, der an den üblichen Symptomen krankt, die viele seiner Kollegen zu Fall bringen, denn so sehr er auch versucht Motive zu replizieren, wirkt es doch, als hätte er Zauber und Mysterien der Vorlage nicht bis ins Letzte verstanden. Die Inszenierung enthüllt viel zu früh entscheidende Erkenntnisse aus dem Roman, die im dritten Akt wegweisend die Richtung änderten und setzt anstatt auf garstigen, psychologischen Horror, der das Dunkle in uns zu Tage fördert, um trügerische Kleinstadt-Idylle als Brutkasten der Gewalt zu entlarven, eher auf wütende Alpha-Brüllaffen und Krawall.  Horrorctober 2016, Film #1: In Einer Kleinen Stadt – Needful Things (1993) weiterlesen

Film: Der Mörder des Klans – Prega il morto e ammazza il vivo (1971)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Koch Media


Fakten
Jahr: 1971
Genre: Italo-Western
Regie: Giuseppe Vari (aka Joseph Warren)
Drehbuch: Adriano Bolzoni
Besetzung: Klaus Kinski, Victoria Zinny, Paolo CasellaPatrizia AdiutoriDino StranoAntonio La RainaDante MaggioAnna ZinnemannAdriana GiuffrèAldo BarberitoJohn Ely
Kamera: Franco Villa
Musik: Mario Migliardi
Schnitt: Giuseppe Vari


Review
Es gibt Filme, die es einem unheimlich schwer machen, zu ergründen (und erst recht zu artikulieren), warum sie einem verdammt gut gefallen haben. Der Italo-Western MÖRDER DES KLANS – vor einigen Jahren mit einem erneuten Popularitätsschub gesegnet, da von Filmfanatiker Quentin Tarantino in dessen, vor dem Start von DJANGO UNCHAINED veröffentlichten Spaghetti-Western-Topliste (auf Platz #16) platziert – ist einer dieser Kandidaten. Dennoch folgt der Versuch einer Beschreibung.

Nach klassischen Handlungs-Maßstäben liefert MÖRDER DES KLANS nicht wirklich viel. Die wenigen (präziser: zwei) Schauplätze glänzen nicht gerade durch Abwechslungsreichtum und das Tempo der Erzählung ähnelt eher den Zeitlupen-artigen Werken europäischer Autorenfilmer – schlechte Karten also für ein spaßiges Filmerlebnis? Ganz im Gegenteil, denn so sehr Statistiken und vermeintliche Regelwerke sich auch von jeher bemühen, uns zu verklickern, dass es eine gültige Formel für funktionierendes Kino gäbe, kommen doch immer wieder zahlreiche Kandidaten auf die Leinwand, die einiges, manchmal sogar alles anders machen, eigentlich also mit wehenden Fahnen scheitern müssten, aber gerade deshalb etwas hochgradig Eigenes erschaffen und all die formelhaften Kollegen hinter sich lassen. Überspitzt könnte man formulieren, dass das größte Kino jenes ist, das sich in kein Raster pressen lässt und eines jeden Verständnisses entzieht. Steile These. Film: Der Mörder des Klans – Prega il morto e ammazza il vivo (1971) weiterlesen

Serie: Better Call Saul – Season #2 (2016)


Trailer © by AMC, Netflix & Sony Pictures Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2016
Genre: Drama, Crime, Schwarze Komödie
Showrunner: Vince Gilligan, Peter Gould
Network: AMC
Crew (Writer, Director, Cinematographer, Editor): IMDb-Übersicht
Besetzung: Bob OdenkirkJonathan BanksRhea Seehorn,  Michael McKeanPatrick FabianMichael MandoEd Begley Jr.
Musik: Dave Porter


Review
Als unser sympathischer Protagonist die erste Staffel der ihm gewidmeten Serie mit den Sätzen: “We could have gone home with $800,000 each, tax-free. […] Well, I know what stopped me. And you know what? It’s never stopping me again.” beendete, schienen die Weichen für die nächsten 10 Episoden bereits gestellt. Der Punkt bei Saul Goodman’s eigenem Auftritt BETTER CALL SAUL ist schließlich (auch), dass wir irgendwann (nach wie vielen Staffeln das auch immer sein wird) an dem Zielpunkt landen müssen, wo aus dem schmierigen kleinen Ganoven mit anschließender Rehabilitierung und Anwaltslaufbahn, der krumme Rechtsverdreher, welchen wir aus BREAKING BAD kennen (und lieben), geworden sein muss.

Doch Vince Gilligan braucht nicht lange, um diese (selbst geschürte) Erwartungshaltung zu demontieren und uns in gemütlichem Tempo zu vermitteln, dass es erst mal in eine komplett andere Richtung gehen wird – nicht mehr Verbrechen, nicht die vermutete schleichende Abkehr von Recht und Gesetz, sondern diesen Aspekten übergeordnet vor allem ein fesselnder Trip, der tief in die Psyche seiner Hauptfigur(en) führen wird, um sich mit deren Seelenzuständen zu befassen.  Serie: Better Call Saul – Season #2 (2016) weiterlesen

Serie: MARVEL’s Daredevil – Season #2 (2016)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Netflix


Fakten
Jahr: 2016
Genre: Neo-Noir, Comicverfilmung, Thriller, Drama
Showrunner: Drew Goddard
Crew (Writer, Director, Cinematographer, Editor): IMDb-Übersicht
Besetzung: Charlie Cox, Deborah Ann WollElden HensonJon BernthalElodie YungPeter ShinkodaVincent D’OnofrioRosario Dawson
Musik: John Paesano


Review
Es brennt in Hell’s Kitchen und der Mann mit der Maske ist, so kündigte es uns bereits die letzte Einstellung der Season #1 an, nun endgültig zum Daredevil geworden – einem kompromisslosen, die Massen spaltenden Helden, einem nie weichenden, dunklen Damokles-Schwert über den Köpfen der Kriminellen. Doch ist es nicht er, den sie dieser Tage zu fürchten haben – auch wenn Matt Murdock bei seinen nächtlichen Streifzügen im Namen des Gesetzes Knochen bricht, bis seine Ziele krankenhausreif geprügelt in Gewahrsam genommen wurden und jeden morgen erneut mit blutigen Fäusten heimkehrt, überschreitet er nie die Grenze zum Mord. Glaubt immer daran, dass jeder der Verbrecher noch die Chance hat sich zum Guten zu wandeln. In den letzten Nächten jedoch, bewahrt diese Hoffnung die bösen Jungs nicht mehr vor dem Schlimmsten – mit militärischer Präzision wird ein Mafia-Clan nach dem nächsten ausgeschaltet.

Ein unbekannter Gegenpol zu Daredevil ist aufgetaucht. Einer, der ebenfalls mit der Intention die Straßen zu säubern umher streift, allerdings nicht davor zurück schreckt weitaus drastischere Mittel zum Erreichen dieses Ziels zu wählen – der seine Opfer mit Kopfschüssen exekutiert, oder sie an Fleischerhaken ausbluten lässt, um sicher zu stellen, dass sie nie wieder ein Verbrechen begehen werden. Und regte bereits das drastische Handeln des Daredevil schon immer dazu an, sich über Sinn und Auslegung des Gesetzes, sowie die Effektivität des Rechtsapparates den Kopf zu zermartern, so tun sich durch den neu gesponnenen Dualismus der zwei Vigilanten (und ihrer Vorgehensweisen) nun endgültig tiefe moralische Gräben auf, die auch den Zuschauer zu verschlucken drohen, sofern er die langen Fragenkataloge, welche sich aus dem Gesehenen ableiten, nicht für sich selbst beantwortet.  Serie: MARVEL’s Daredevil – Season #2 (2016) weiterlesen