GeSneakt: The Boss (2016)


Trailer © by Universal Pictures


Fakten
Jahr: 2016
Genre: Komödie
Regie: Ben Falcone
Drehbuch: Ben Falcone, Steve Mallory
Besetzung: Melissa McCarthy, Kristen Bell, Peter Dinklage, Ella Anderson, Tyler Labine, Kathy Bates, Timothy Simons, Kristen Schaal
Kamera: Julio Macat
Musik:Christopher Lennertz
Schnitt: Craig Alpert


Review
Melissa McCarthy wird meines Erachtens in den letzten Jahren häufig zu Unrecht niedergemäht. Wenn man ihr mal ein halbwegs anständiges Skript hinwerfen würde, kann sie (wie man zum Beispiel in ST. VINCENT beobachten durfte) stark, ja sogar emotional Schauspielern und unterm Strich weit mehr liefern, als die Anti-Dicken-Wut im Netz es suggeriert. Aber man kennt das ja – Adele ist das “singende Schwein” und McCarthy halt dick. Mit Toleranz haben wir es ja in den 2010ern leider immer noch nicht so.

Und auch hier macht sie anscheinend das, was Regisseur und Autor Ben Falcone von ihr verlangte, wahrscheinlich sogar exakt nach seinen Vorstellungen. Denn nimmt man die (nicht existenten) Pointen, die infantil-dümmlich-pubertären (Versuche von) Gags und das ausschließlich auf veralteten Freak-Show-Klischees beruhende Figuren-Design genauer unter die Lupe, kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass dieser Riesenhaufen Müll, der nächste Woche unter dem Titel THE BOSS in den Kinos anläuft, aus der Feder eines zurückgebliebenen, auf ewig in den pickeligsten Phasen der Pubertät verweilenden Idioten stammen muss (und somit die kaum erträglichen Eigenschaften der Hauptfigur genau dessen Wunsch und Humorvorstellungen entsprechen).

Lange Rede, kurzer Sinn: McCarthy’s Figur – der BOSS – eine zu massivem Reichtum gekommene Karrierefrau, die nach dem Aufwachsen im Waisenhaus eine ausgeprägte “Fuck the world!”-Attitude entwickelt hat, ekelhaft arrogant von oben herab auf Ihre Mitmenschen blickt und nach einem, wegen Betrugs und Steuerhinterziehung unausweichlichen Gefängnis-Aufenthalt alles verliert, ist so fürchterlich wie der komplette Film. Und das meint: Ganz übler Bodensatz.

THE BOSS fehlt es von vorne bis hinten an allem, was eine gelungene Komödie voll ehrlicher Lacher auszeichnen könnte. Es soll Humor aus der abgehobenen Hybris der Hauptfigur gezogen werden, welche aufgrund ihrer weltfremden Reichtums-Historie die Verbindung zum “normalen” Leben komplett verloren hat, es soll zünden, dass zu Beginn alle “Untergebenen” ihr nur nach dem Mund reden und es sollen reichlich “provokante” Antößlichkeiten auf die Lachmuskeln abzielen – doch nichts, aber auch wirklich gar nichts davon funktioniert. Die vielen Klischees wären nämlich verkraftbar, wenn dem Macher der Begriff “Timing” geläufig wäre. Doch im Gegenteil: Fremdwort. Gehört nicht zu seinem Wortschatz. Alle brabbeln nonstop ohne Betonung durcheinander, falls sich mal der Hauch eines Gags andeutet (und das kommt wahrlich selten vor) bekommt dieser weder Raum zur Entfaltung, noch wird im Vorfeld irgendwie sinnvoll auf diese Pointen hingearbeitet. Alles passiert. Einfach so und irgendwie.

Und was genau das ist, kann man ohne die Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen kaum in Worte fassen. Da zieht Mrs. Ex-Boss bei ihrer ehemaligen Assistentin ein, will durch deren Fähigkeit leckere Brownies zu backen ein neues Imperium hochziehen und fängt absurde Kleinkriege mit einer naiven Pfadfindervereinigung an, da werden künstlich aufgebauschte Konflikte mit einem Ex-Lover (Peter Dinklage im Ober-Schwutten Outfit) rein gequetscht, nur um dann ekelhaften Körper-anti-Humor mit dem Dampfhammer durchzuboxen – was haben wir gelacht, als der Zwerg mit der Fetten im Bett war und die 1.90m große 15jährige alle verprügelt hat – und es fehlt in einem Maße die Cleverness, dass man sich irgendwann nur noch durch das Slapstick-hafte Runterpurzeln von Treppen und eine nie enden wollende Dauer-Flut von Schimpfwörtern zu helfen weiß. Schlecht klamaukige R-RATED Comedy halt – “If you cross my plans, I’ll shove these little cookies up your tight ass” vs “gosh, I can see your vagina” vs “fuck you, bitch – No Fuck YOU, bitch!”. Minutenlange Diskussionen darum, ob Kristen Bell’s Brüste unter ihrem Pullover in der richtigen Höhe hängen, gehen damit einher.

Die erste halbe Stunde des Films strebt einen Platz auf dem Treppchen des schlechtesten, was ich jemals im Comedy-Sektor ertragen musste an. Dann, als McCarthy mit ihren Darnell’s Darlings ein Meeting der Pfadfinder sprengt, oder eine grotesk überzeichnete Schlägerei in Slow-Motion für Stimmung sorgt, keimt für 2-3 kurze Momente, welche tatsächlich mal einen wirklichen Lacher (meistens aufgrund überbordender Absurdität des Gezeigten) auslösten, eine naive Rest-Hoffnung auf, hier doch keinen absoluten Totalausfall zu sehen. Aber Pustekuchen, denn als sich das Ganze dann endgültig in abgedroschene USA-Kitsch-Moral (auch bekannt als: Familie ist das Größte und sollte das einzige Ziel im Leben sein) verliert, schafft es das unterirdische Finale sogar noch den Auftakt zu unterbieten.

Die (aktuellen) 19% (aus 111 Reviews) auf Rotten Tomatoes sprechen eine deutliche Sprache: THE BOSS ist leider ganz, ganz, ganz große Scheiße!


Wertung
2 von 10 uninspirierten “Fuck you, bitch!”es


Veröffentlichung
THE BOSS läuft ab dem 20. April 2016 im Verleih von Universal Pictures im Kino.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
Amazon (*) (falls ihr das Amazon-Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

7 Gedanken zu „GeSneakt: The Boss (2016)“

  1. OH NOOOOOOO – hoffentlich kommt der dann nicht heute Nacht bei uns in der Sneak! Nach deiner Beschreibung (ich hab sie nur in Auszügen gelesen; das hat mir auch schon gereicht) überlege ich, ob ich nicht tatsächlich heute das erste Mal rausgehen werden, falls der Film kommt. Ich hätte schon beim Trailer kotzen können… Bitte, bitte nicht dieser Film!!!!!

    1. Der war echt richtig mies. Ich gucke ja eigentlich sehr gern Comedies (was sich im Blog nicht so wirklich abzeichnet, weil ich eher selten drüber schreibe), aber hier passt wirklich gar nichts!

      1. Er kam nicht. Phew! Dafür “The VVitch”, den ich allerdings auch nur mittelmäßig fand – ganz im Gegensatz zu den überschwänglichen Kritiken auf Metacritic (83 von 100). Die Mischung aus Familiendrama, religiösem Fanatismus und Horror fand ich nicht so ganz rund.

      2. Oh, schade, auf den fiebere ich unheimlich stark hin. Weil er mit den Hämmern des letzten Jahres (IT FOLLOWS & co) oft in einem Zug genannt wird. Aber du bist auch nicht so wirklich bis ins letzte für Horror zu haben, oder?

      3. Sagen wir es so: Das Genre interessiert mich eigentlich fast nur, wenn FFF-Zeit ist. Ich gehe selten während des Jahres extra in einen Horrorfilm (oder kaufe mir einen), insbesondere wenn es ein “ernst gemeinter” Horrorfilm ist. Lustige Splatter-Movies à la “Shaun of the Dead” oder “Tucker and Dale vs. Evil” können mir allerdings richtig Spaß machen.

        Bei “The VVitch” ist es halt so, dass ich finde, dass die Horror-Elemente eher störend sind, weil für mich das Interessantere ist, wie die übertrieben religiöse Familie mit den Themen Sünde, Hexerei, Satanismus umgeht. DAS ist für mich der eigentliche Horror, weswegen mich die übernatürlichen Elemente eher stören.

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