Archiv der Kategorie: Reviews

Hier findet ihr meine Besprechungen zu Filmen, Serien und Dokumentationen. Ab und an verirrt sich auch mal ein Kurzfilm in den Blog.

Film: Contagion (2011)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Epidemie, Katastrophenfilm, Thriller
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Scott Z. Burns
Besetzung: Matt Damon, Kate Winslet, Jude Law, Gwyneth Paltrow, Laurence Fishburne, John Hawkes, Monique Gabriela Curnen, Marion Cotillard, Armin Rohde, Bryan Cranston
Kamera: Steven Soderbergh
Musik: Cliff Martinez
Schnitt: Stephen Mirrione


Review
Ich sah die Menschheit im Angesicht der Katastrophe – und fühlte nichts dabei.

Zum erneuten Male gelingt es (so fern man da so sagen kann) Steven Soderbergh, mich mit seiner Art der Inszenierung vollkommen kalt zu lassen. 106 Minuten ohne jegliche Regung in irgendeine erdenkliche Richtung des Gefühlsspektrums. Kein Mitleid, keine Hoffnung, kein schlechtes Gefühl im Bauch. Auch keine Spannung, kein Mitfiebern. Ich muss ihm lassen, in Anbetracht des anstehenden Weltuntergangsszenarios, welches er in CONTAGION entwirft, ist das tatsächlich eine Leistung (der Emmerich’sche Weltuntergang jüngerer Vergangenheit hat mich ja wenigstens verärgert). Vielleicht möchte er ja genau das mit seinem quasi Doku-Stil (der sich in meinen Augen extremst mit der völlig übersättigten und von überzogener Schärfentiefe geprägten Optik beißt)? Aber warum dreht er dann Filme und keine Dokus? Denn (ich kann jetzt nur von mir sprechen) einen Film zu schauen soll doch etwas im Zuschauer auslösen. Selbst wenn es einzig und allein Antipathie gegenüber Figuren und ihren Handlungen ist (wie beispielsweise in Malick’s BADLANDS), so ist das dennoch eine Emotion. Hier passiert nichts. Film: Contagion (2011) weiterlesen

Film: Jack In Love – Jack Goes Boating (2010)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Alamode Film


Fakten
Jahr: 2010
Genre: Romanze, Tragikkomödie
Regie: Philip Seymour Hoffman
Drehbuch: Robert Glaudini
Besetzung: Philip Seymour Hoffman, Amy Ryan, John Ortiz, Richard Petrocelli, Tom McCarthy, Daphne Rubin-Vega
Kamera: W. Mott Hupfel III
Musik: Grizzly Bear
Schnitt: Brian A. Kates


Review
Der Abspann ist jetzt erst zwei Minuten zu Ende und ich habe das dringende Gefühl etwas in die Welt zu schreien: Das hier – JACK GOES BOATING – ist wohl der wunderbarste romantisch-tragisch-schöne Film, den ich bis jetzt sehen durfte. Ich bin absolut hin & weg! Wie schön kann ein Liebesfilm sein, wenn er die richtigen Töne wählt und die falschen vermeidet? Wie viel kann eine kleine Geschichte über tiefe und echte Freundschaft geben, ohne überhaupt viel sagen zu müssen? Wie feinfühlig und filigran kann sich die Inszenierung der Gefühlswelt einer Figur gestalten? Genial.

Das Philip Seymour-Hoffman vor der Kamera ein wahres Genie ist, ist absolut unumstritten – ich gehe so weit ihn als den (für mich) aktuell größten amerikanischen Charakterdarsteller zu bezeichnen – und dieser Film (während dessen Sichtung ich gar nicht wusste, dass er eben auch VON Hoffman ist) zeigt mir direkt und ohne Zweifel, dass er in punkto Regie in eine ähnlich starke Richtung tendiert. Film: Jack In Love – Jack Goes Boating (2010) weiterlesen

Film: Outrage – Autoreiji (2010)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Capelight Pictures


Fakten
Jahr: 2010
Genre: Thriller
Regie: Takeshi Kitano
Drehbuch: Takeshi Kitano
Besetzung: Takeshi Kitano, Kippei Shîna, Ryô Kase, Fumiyo Kohinata, Sôichirô Kitamura, Tadashi Sakata, Kenji Morinaga, Hideo Nakano
Kamera: Katsumi Yanagijima
Musik: Keiichi Suzuki
Schnitt: Yoshinori Ohta, Takeshi Kitano


Review
Traue keinem. Absolut keinem!

So, oder so ähnlich, muss wohl die drastische Aussage lauten, die Takeshi Kitano unterm Strich mit OUTRAGE vermittelt (und dadurch mit den klassischen Werten der Yakuza-Clans, wie geheuchelter Loyalität, ehrfürchtigen Stirnbietungen, usw. gnadenlos abrechnet). Um einzuschätzen, ob das ein gänzlich neuer Blick auf das etablierte japanische Gangster-Genre ist, kenne ich mich leider (noch) nicht genug aus, allerdings lassen diverse Einwürfe im Laufe des Films vermuten, dass auch die ehrbaren Anzugträger in den schwarzen Limousinen nun den Sprung ins 21. Jahrhundert nötig hatten – die Ziele sind im Wandel, die Gier nach Macht bleibt.

Von Drogenhandel und illegalen Casinos an den Aktienmarkt. Das wäre mit dem alten Kaichõ nie gegangen!

In einer verschachtelten Gangster-Geschichte voller Clans, konkurrierender Familien, eindrucksvollen Anführern, deren Stellvertretern, dem alles überragenden Kaichõ und einem Haufen hitzköpfiger Straßenschläger, welche zunächst etwas Anlauf braucht, bis sämtliche Zusammenhänge und Vernetzungen klar werden, treibt Kitano seine Protagonisten bis aufs äußerste und es wird klar: Jeder kämpft für sich und besonders der Chef, der alle anderen überthronende Boss, hat lediglich das Ziel möglichst lang in seiner Position zu bleiben. Wer zu mächtig wird, oder es irgendwann mal werden könnte, bekommt den richtigen Flo ins Ohr gesetzt und wird schon selbst für seinen Untergang sorgen – Intrigen, so weit das Auge reicht, Soap-Opera im Yakuza-Style. Film: Outrage – Autoreiji (2010) weiterlesen

Film: Das Perfekte Verbrechen – Fracture (2007)


Trailer © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2007
Genre: Thriller, Justiz-film
Regie: Gregory Hoblit
Drehbuch: Daniel Pyne, Glenn Gers
Besetzung: Anthony Hopkins, Ryan Gosling, David Strathairn, Rosamund Pike, Embeth Davidtz, Billy Burke
Kamera: Kramer Morgenthau
Musik: Jeff Danna, Mychael Danna
Schnitt: David Rosenbloom


Review
FRACTURE ist in keiner Weise besonders – Anthony Hopkins spielt routiniert gut, war aber schon um Welten besser, Ryan Gosling merkt man die Jahre zwischen diesem und seinen neueren Werken enorm an (der Mann spielte damals in 2007 noch lange nicht so vereinnahmend und charismatisch), die Inszenierung ist optisch clean, größtenteils atmosphärisch dicht, aber ohne wirkliche Highlights und der Plot entpuppt sich als ordentlich durchdachter, auf Twist gestützter Verschachtelungs-Thriller. Kennt man alles, haut nicht vom Hocker.

Dennoch reicht die Summe der einzelnen Teile, um am Ende das Gefühl zu bekommen, gerade einem sehenswerten Film beigewohnt zu haben – woran das jedoch liegt, entzieht sich einer tatsächlichen Beschreibung. Kann es wirklich nicht konkret sagen, denn eigentlich rangiert das alles nur (sehr knapp) über der öden Durchschnittlichkeit.

Vielleicht spielt die Grundthematik dabei eine Rolle: FRACTURE nimmt sich einer (in meinen Augen absurden) juristischen Realität an – dem Fakt, dass ohne klare Beweise, die man physisch in der Hand und vor Gericht vorführen kann, selbst offensichtlichste, ganz klar überführte Täter nicht schuldig gesprochen werden können. Mit diesen Untiefen der Rechtssprechung spielt der Film ein perfides Spielchen und das macht ihn doch recht interessant. Die Unfähigkeit das eindeutige zu beweisen, der zermürbende Effekt, den diese Lähmung auslöst, etc. – all das transportiert der Film (bzw. Hopkins, Gosling und Pike) recht gelungen.

Auch schön: Ohne wilde Verschachtelungen, übergroße Fall-Konstrukte und kaum nachvollziehbar verzahnte Zufälligkeiten führt uns Regisseur Gregory Hoblit zu einem Ende, welches simpler kaum sein könnte. “You look closely enough, you’ll find that everything has a weak spot where it can break, sooner or later.” – so einfach kann es also sein?


Wertung
7 von 10 sorgsam inszenierten Justiz-Dramen


Veröffentlichung
DAS PERFEKTE VERBRECHEN ist bei Warner Home Video als BluRay und DVD erschienen.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

Film: J. Edgar (2011)


Trailer © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Biopic, Drama
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Dustin Lance Black
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Armie Hammer, Naomi Watts, Gunner Wright, Josh Hamilton, David A. Cooper, Ed Westwick, Judi Dench
Kamera: Tom Stern
Musik: Clint Eastwood
Schnitt: Joel Cox, Gary Roach


Review
Die ollen Biopics… Sie sind immer genau dann interessant, wenn sie sich nicht nur auf die historischen Pfeiler eines Lebens fokussieren (die man allesamt in der Wikipedia nachlesen kann) sondern andere, interessantere, menschlichere Aspekte der portraitierten Person behandeln (z.B. wie zuletzt in IRON LADY, der erst durch die visuell überzeugende Abhandlung von Altersdemenz interessant wurde).

Und aus dieser Aussage heraus behaupte ich ganz frech, dass Clint Eastwood in J. EDGAR die falschen Schwerpunkte gesetzt hat. Wie viel über das (private) Leben des “mächtigsten Mannes der Welt” – FBI-Gründer J. Edgar Hoover – überhaupt bekannt ist, weiß ich nicht und mein Interesse wurde nicht genug geweckt, um es jetzt zu recherchieren, doch immerhin wurden aus filmischer Sicht gewisse interessante, spannungsvolle Charakterzüge und Handlungsmuster immer wieder zaghaft angedeutet. Da agiert Eastwood auf dem Regiestuhl recht subtil. Film: J. Edgar (2011) weiterlesen