Review Eine völlig abgefahrene, höchst gelungene Mischung aus Natur-, bzw. Tier-/Insekten-Filmerei und einem etwas ungewöhnlichen Spielfilmkonzept.
In absoluten High-End-Aufnahmen – viel Tiefenschärfe, starke Perspektiven, besondere Motive – bringt der Film uns Organisation, Funktionsweise und Aufbau von sowohl Termiten- als auch Ameisenstaaten näher. Tendenziell zwar Wikipedia-Wissen, aber diese Bilder sind absolut einzigartig und geben einen ungewohnt umfassenden Einblick in die tiefsten Tiefen des endlosen Krabbelns.
Review Mich beschleicht das Gefühl, dass Terrence Malick nun endgültig am Zenit seines (mit DER SCHMALE GRAT eingeleiteten) jüngeren stilistischen Weges angekommen ist. An einem Punkt, wo das Gezeigte, also der Inhalt seiner Filme nur noch auf einen kontinuierlich fließenden Strom der Impressionen verdichtet ist. TO THE WONDER löst sich abseits der rein visuellen Ästhetik des Bildes von allem, was gemeinhin mit Film, Erzählungen, oder Begrifflichkeiten wie “Handlung” in Verbindung gesetzt wird und ist nur noch Form. Reinste Form. Völlig im Gegensatz zu dieser Beobachtung steht die unschöne Vermutung, dass der alternde Philosoph sich trotz dieses Ansatzes – eines Ansatzes, der sich zumeist völlig spontan und spielerisch anfühlt – bei der Umsetzung dieses Films nicht wirklich ausgelebt hat. Ob er es nicht konnte, nicht durfte, nicht wollte, weiß niemand – wenn es eine Person gibt, die schwer zu durchdringen ist, dann Malick.
Seinen hoch-emotionalen Farb- und Klangrausch, in dem es irgendwie auch um Menschen und die verschiedenförmigen emotionalen Irrwege in ihrem Inneren geht, dominiert ein Gefühl der Ambivalenz: Federleicht tanzen Damen durch eine Welt, die wie die unsere durch Sicht einer verträumten Brille anmutet, doch gleichzeitig weicht nie die hunderte Tonnen schwere Last gescheiterter Beziehungen und Lebenswege von ihren (und somit auch unseren) Schultern. Die Bilder sind wunderschön, doch sind sie nie gänzlich einer ehlichen, tiefen Traurigkeit bereinigt. Und so kann TO THE WONDER wie ein einziger Rausch, der mitschleift und erhebt funktionieren, aber fühlt sich unterm Strich doch wie eine höchst sperrige Angelegenheit an. Film: To The Wonder (2012) weiterlesen →
Review Schwer. Schwer zu einem nicht greifbaren (wortwörtlich unbegreiflichen) Film konkrete Worte aufs Papier zu bringen.
Wie soll man HOLY MOTORS einstufen? Was ist es für ein Werk? Ganz grob wohl ein Film, der nicht vollständig verstanden, sondern erlebt (und erfühlt) werden möchte, der in die verschiedensten thematischen Kerben vorstößt, ohne jedoch konkret in ihnen zu verweilen, der über große Fragen sinniert, ohne jedoch den Fehler zu begehen uns Antworten liefern zu wollen. Es geht um Reflektion zu Film und Kino, zum Leben und dessen Zielen, zur Entwicklung der Technik und Gesellschaft, aber vor allem auch zur Frage der Individualität des Einzelnen. Zur Rolle, die jeder von uns im Leben spielt und dem Übergang in eine andere Identität. Film: Holy Motors (2012) weiterlesen →
Review Montag: Ein typischer “Bro” kommt in Havanna an, wird in den Strudel der Stadt aufgesogen, schaut zu tief ins Glas und macht eine leichtbekleidete Bekanntschaft.
Dienstag: Emir Kusturica bekommt einen Preis verliehen, aber schwänzt das dazugehörige Dinner und erlebt stattdessen eine magische Nacht, voller menschlicher Emotion und Musik.
Mittwoch: Eine begabte Sängerin muss sich entscheiden: Der smarte Club-Besitzer aus Spanien, also ein Leben mit Aussicht auf Karriere. Oder der prollige Footballer aus Cuba, also mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter im totalen Stillstand verweilen?
Donnerstag: Ein Palästinenser wartet auf ein Treffen mit seinem Botschafter und beobachtet – Begegnungen, Momente, Kulissen des Lebens, endlose Reden von Castro, vereinsamte Seelen auf Streifzug durch die Überbleibsel einer Stadt, die durch Jahrzehnte der Abschottung zur Ruine geworden ist.
Freitag: Ein junges Mädchen wird nach einer sehr körperlichen, intensiven, durchtanzten Nacht in ein bizarres Ritual gezwungen – Austreibung der gleichgeschlechtlichen Liebe durch einen seltsamen “Voodoo”-Priester – ein bedrückendes Spiel aus Klang und Farben entsteht.
Samstag: Eine populäre TV-Beraterin kämpft mit der Beschaffung von Zutaten für ihre Backkunst – das stellt sich als kompliziert heraus, und treibt vor allem ihrem Mann den Schweiß auf die Stirn, der sich die Jagd mit Schnaps aus der Fahrrad-Trinkflasche erträglich gestaltet. Film: 7 Tage in Havanna – 7 días en La Habana (2013) weiterlesen →
Review Der koreanische Cops & Robbers-Thriller NEW WORLD steht im ständigen Wechsel zwischen großen Momenten, oberem Mittelmaß und wenig packenden Segmenten aus dem unteren Qualitätssektor, was ihn insgesamt leider nur als netten Film mit wenig Impact in der Erinnerung verbleiben lässt.
Summa Summarum handelt es sich um ein (gewollt) twistreiches Gangster-Epos, über einen Maulwurf in der koreanischen Mafia, welche getarnt als einflussreiche Wirtschaftskraft mit Firmentower und Anzugträgern, im Hintergrund die brutalsten Dinger dreht. Alles ist solide in Szene gesetzt, aber einfach zu sehr eine halb(bis dreiviertel- )gare Mischung von OUTRAGE und INFERNAL AFFAIRS, die kaum bis keine eigenen Akzente setzt. Zwar muss man dem Werk von Park Hoon-jung zugestehen, dass es trotz einiger Schwächen und der stattlichen Länge von über zwei Stunden alles andere als langweilig ist, aber etwas entscheidendes fehlt, was NEW WORLD maßgeblich über die Stangenware erheben würde.
Der Polizist Lee Ja-sung möchte raus aus der Organisation in der er seit 8 Jahren eingeschleust ist, sein dominanter und kaltherziger (Cop-)Boss Kang lässt ihn aber nicht. Nur eine Aktion noch, nur vier Wochen noch – das wird ihm gesagt, immer und immer wieder, aber die Realität sieht anders aus – das wurde hinter den Kulissen in dunklen Zimmern längst beschlossen. Schon zum Einstieg erfahren wir, wie die Organisation (die direkt zu Beginn ihren Chef verliert) mit Verrätern und Spitzeln umgeht – nicht schön, immer im Hinterkopf mit sich herum tragen zu müssen, dass ein solches Schicksal einen selbst täglich erwarten könnte. Als dann die Entscheidung für einem neuen Mafia-Chef gefällt werden muss, wird es brisant: Ja-gung kommt auch in Frage und steht vor einer Entscheidung. Film: New World – Sin-se-gae (2013) weiterlesen →
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