Archiv der Kategorie: Frankreich

Film: Wrong (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Tiberius Film


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Groteske, absurde Komödie
Regie: Quentin Dupieux
Drehbuch: Quentin Dupieux
Besetzung: Jack Plotnick, Todd Giebenhain, Eric Judor, Steve Little, William Fichtner, Regan Burns, Arden Myrin
Kamera: Quentin Dupieux
Musik: Quentin Dupieux
Schnitt: Quentin Dupieux


Review
Victor: “Sir, I’ve taken it upon myself to paint your vehicle blue!”
Dolph: “That’s not necessary, i liked it red.”
Victor: “Too bad, maybe next time!”

Good Morning, everybody, es ist 7 Uhr 60 am Morgen, die Aussichten für’s Büro-Wetter sind wolkig und regnerisch. Die Tipps für den Tag: Achten Sie am Highway auf kackende Feuerwehrmänner, gehen Sie ihren doppelten Ichs aus dem Weg, verirren sie sich nicht im Unterbewusstsein eines Hundehaufens und geben sie auf ihre Garten-Pflanzen acht: Palm-Trees könnten spontan zu Pine-Trees werden!
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Film: Die Purpurnen Flüsse 2 – Engel der Apokalypse (2004)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Universum Film


Fakten
Jahr: 2004
Genre: Thriller
Regie: Olivier Dahan
Drehbuch: Luc Besson, Jean-Christophe Grangé
Besetzung: Jean Reno, Benoît Magimel, Christopher Lee, Camille Natta, Johnny Hallyday, Augustin Legrand, Serge Riaboukine, André Penvern, Mylène Jampanoï, Cyril Raffaelli
Kamera: Alex Lamarque
Musik: Frankii Elliott, Colin Towns
Schnitt: Richard Marizy


Review
DIE PURPURNEN FLÜSSE 2 – solide inszeniert und als düstere Thriller-Einmalkost absolut brauchbar. Ob großes Rewatch-Potential besteht, ist jedoch fraglich?

Mal wieder führen menschliche Abgründe unsere Ermittler – Jean Reno und Benoit Magimel, der eine cool, der andere fit – in die versteckte Welt unter der gesellschaftlichen Oberfläche. Blutige Morde, seltsam-dubiose Gestalten und religiöse Fanatiker, welche voller Inbrunst auf den Tag des jüngsten Gerichtes warten. Dehbuchautor Luc Besson und Regisseur Olivier Dahan spinnen eine okkulte Geschichte über einen dubiosen Geheimbund aus zwielichtigen Mönchen mit Schweige-Gelübte, mordende Kuttenträger im absoluten Rage-Modus und Kickboxende Hard-Boiled Cops, die bei der weiblichen Assistenz auch mal den weichen Kern zeigen. Film: Die Purpurnen Flüsse 2 – Engel der Apokalypse (2004) weiterlesen

Film: The Artist (2011)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by DCM & EuroVideo Medien GmbH


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Hommage, Drama, Nostalgischer Film
Regie: Michel Hazanavicius
Drehbuch: Michel Hazanavicius
Besetzung: Jean Dujardin, Bérénice Bejo, John Goodman, James Cromwell, Penelope Ann Miller, Missi Pyle, Joel Murray, Bitsie Tulloch, Malcolm McDowell
Kamera: Guillaume Schiffman
Musik: Ludovic Bource
Schnitt: Anne-Sophie Bion, Michel Hazanavicius


Review
Als der Tonfilm möglich wurde, haben einige wenige am Stummfilm festgehalten und schimpften, sowas brauche man doch nicht, es sei lächerlich, das könne man den Schauspielern doch nicht zumuten und wer wolle das überhaupt sehen? Als der Farbfilm herauskam, haben einige wenige am S/W-Film festgehalten und schimpften, sowas brauche man doch nicht, was könne Farbe einem Film denn geben, das er nicht eh schon habe, wo sei da der Sinn? Als Widescreen kam… Als Stereo kam… Als Surround-Sound kam… ALs digitaler FIlm kam… Als 3D kam.. Als Fernseher kamen, schimpften Filmfreunde über den Wegfall des Kino-Genusses. Als Video-Kassetten kamen, schimpfte man.. Als DVDs kamen schimpfte ausnahmsweise mal keiner. Aber als BluRays kamen, dafür dann doppelt so laut: wer brauche denn sowas, wo man doch die gute alte DVD hätte?

Oder: Als die Schallplatte kam, gingen Musiker auf die Barrikaden, sie würden dadurch obsolet werden, was wäre denn das auch überhaupt für eine Art Musik zu hören, ohne Band und ohne Etablissement, was sei das für eine Un-Kunst? Als die CD kam, schrie ein Teil der Vinyl-Gemeinde auf, sie klinge schlecht, es fehle die Haptik, wo sei denn da noch die Qualität? Als die MP3 kam, schrie man, es entwerte die Musik, wie könne man den ohne physische Träger überhaupt noch von Musik sprechen? Als Streaming-Dienste kamen, wurde endgültig der Untergang des Abendlandes herauf beschworen.

Oder: …

Ist die Tendenz erkennbar?

Die Geschichte technischer Entwicklungen und des Fortschritts ist eine holprige, denn wenn obige Einleitung eins zeigt, dann das “der Mensch” nichts mehr als “den Fortschritt” fürchtet. Na gut, “das Fremde” vielleicht, aber da das Annehmen von Fortschritt auch ein ums andere Mal das Einlassen auf etwas (bis dato) fremdes bedeutet, kommt das vielleicht aufs Selbe hinaus. So ticken wir anscheinend, mal die meisten Menschen, mal einige wenige, mal nur die, die er unmittelbar betrifft – im Grundzug geht es aber immer um ein essentielles Problem: Sich auf Neues einlassen bedeutet immer auch sich auf neue Herausforderungen einlassen. Das Gewohnheitstier Mensch wird gezwungen etwas zu wagen, bekannte Strukturen, also vor allem sicheres Terrain zu verlassen und dabei zu riskieren das Neue nicht mit der gewohnten Routiniertheit zu meistern. Ein Schritt, der bedeutet wieder an sich arbeiten zu müssen. Neue Hürden zu nehmen und auch Rückschläge hinzunehmen.

Doch lasst uns doch mal die Sichtweise umdrehen: neu bedeutet immer auch eine neue Chance!

George Valentin ist einer dieser armen Seelen, die so eng mit dem Alten, in THE ARTIST mit dem Stummfilm, verbunden sind, dass eine plötzliche technische Neuerung ihn vom Hocker (und aus der Bahn) haut. Der etablierte und geliebte Stummfilmstar ist plötzlich mit dem Tonfilm konfrontiert – kein kleines Gimmick, sondern die wahrscheinlich essentiellste Veränderung, die das Kino in seiner über einhundertjährigen Entwicklung überhaupt je erlebt hat. Plötzlich soll er sprechen, soll alles was er an Ausdrucksform und Methodik entwickelt hat auf Null setzen und noch einmal ganz vorn anfangen. Da wo er nochmal richtig an sich arbeiten müsste. Undenkbar – der coole und charimatische George begegnet der Aufgabe mit Spott und Hohn, verweigert sie, verteufelt sie und will mit aller Kraft an seiner Form der Kunst festhalten. Das alles ist schwer für ihn, es fällt auf, wie sein Selbstbewusstsein bröckelt, das Lächeln zur Fassade wird und er beginnt gute Miene zum (in seinen Augen) bösen Spiel zu machen. Sein Selbstbild bröckelt und je tiefer wir in seinen Kopf schauen, umso klarer wird: Es ist nicht der Ton der Filme und somit die neuen Filme an sich, die ihn stören – es ist die Angst vor dem Versagen! Die Angst dieser neuen, unüberwindbar scheinenden Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Sang- und klanglos unterzugehen.

THE ARTIST erzählt von diesem Kampf mit dem eigenen Ego und den tiefen Ängsten in uns. Davon, wie befreiend es sein kann etwas zu wagen, daran zu wachsen und zuletzt eine Herausforderung gemeistert zu haben. Und davon wie es immer Wege gibt eine unüberwindbare Hürde zu nehmen – zur Not eigene Wege, die trotzdem auf den Zielpfad dahinter führen.

Aber THE ARTIST erzählt auch auf seine, durch Wahl der Form absolut herausragende und natürlich ungewöhnlich eigene Art vom Fortschritt und dem viel zu seltenen Blick zurück. Alles geht immer nach vorn, ständig ist da das neueste große Ding, die Medien lieben es, stilisieren es hoch, die Leute lieben es, konsumieren es bis zum erbrechen, das “davor” ist immer schnell vergessen. Neu bedeutet gut, diese Gleichung wir nur allzu oft nicht weiter hinterfragt, stattdessen schnell und heftig Ballast abgeworfen – das Klassische ist schon bald nie dagewesen, beißt es sich doch zu sehr mit den neuen Gewohnheiten. Doch Michel Hazanavicius drehte diesen Film, so pathetisch es klingen mag: gegen das Vergessen der Anfänge des Kinos.

Kein Tonfilm ohne Stummfilm.
Kein Farbfilm ohne S/W-Film.
Kein Widescreen ohne 4:3.
Kein 3D ohne 2D.
Die Schlussfolgerung, die den Kreis zu schließen: Also auch kein 3D ohne Stummfilm.

Das (genau das!) möchte uns THE ARTIST sagen. Er ist liebevolle Hommage und kraftvolle Wiederbelebung in einem und erinnert an eine, in der Popkultur und somit im Kopf der Leute, nahezu in Vergessenheit geratene Kunstform, ohne die es die heutigen Normen nicht geben könnte. Er ahmt nach, aber kombiniert auch frei – 100 Jahre filmische Entwicklung, die jeden Rezipienten beeinflusst haben und trotz des klassischen Formats, an das THE ARTIST sich angenehm anpasst (Stumm, S/W, 4:3), natürlich auch THE ARTIST beeinflusst haben, um ihm frische Impulse zu geben. Mehr daraus zu machen, als reine Kopie des klassischen Hollywoods, sondern ein, durch Anreicherungen neuer, moderner Elemente, zu etwas neuem und größeren gewachsenes Werk.

Wie sieht ein Stummfilm beinahe 100 Jahre nach dem Stummfilm aus? THE ARTIST ist die gelungenste denkbare Antwort.


Wertung
9 von 10 expressiv-nostalgischen Tanzeinlagen


Veröffentlichung
THE ARTIST ist bei DCM / EuroVideo Medien GmbH als BluRay und DVD erschienen. Die Discs kommen im Wendecover ohne FSK Logo.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

Film: Die Zeit die bleibt – Le Temps qui reste (2005)


Trailer © by Prokino


Fakten
Jahr: 2005
Genre: Drama
Regie: François Ozon
Drehbuch: François Ozon
Besetzung: Melvil Poupaud, Jeanne Moreau, Valeria Bruni Tedeschi, Daniel Duval, Marie Rivière, Christian Sengewald, Louise-Anne Hippeau
Kamera: Jeanne Lapoirie
Musik: –
Schnitt: Monica Coleman


Review
Ein seltsamer Film.

Weil er ein unglaublich heftiges Thema behandelt, den Zuschauer (meint: mich)aber trotzdem über weite Strecken relativ kalt lässt, weil ihm ganz stark ein Handlungsfaden fehlt, er jedoch schafft dies gekonnt zu überspielen, weil er an einem Punkt an dem man schon fast mit ihm abgeschlossen hat, plötzlich ganz unerwartet voll einschlägt und zu guter letzt, weil er mit etwas Abstandganz andere Gedankengänge verursacht, als man in Anbetracht des Themas erwarten würde.

Der Protagonist Romain ist 30, Fotograf und ein egozentrisches Arschloch – arrogant, bösartig, beleidigend, egal ob zu seinen Liebsten oder “nur” den Modells die er shootet, er ist immer und überall schlichtweg ungenießbar. Dann bricht er unerwartet zusammen, dann die Diagnose: Krebs. Bereits gestreut, unheilbar, Restzeit zwischen Tagen und maximal Monaten.

Heftig. Das muss ein Mensch verarbeiten. Kann man das überhaupt? Film: Die Zeit die bleibt – Le Temps qui reste (2005) weiterlesen

Film: Der Geschmack Von Rost Und Knochen – De Rouille Et D’os (2013)


Trailer © by Universum Film


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Drama
Regie: Jacques Audiard
Drehbuch: Jacques Audiard, Thomas Bidegain
Besetzung: Marion Cotillard, Matthias Schoenaerts, Armand Verdure, Céline Sallette, Corinne Masiero, Bouli Lanners, Jean-Michel Correia, Mourad Frarema, Yannick Choirat
Kamera: Stéphane Fontaine
Musik: Alexandre Desplat
Schnitt: Juliette Welfling


Review
Vielleicht ist es Bestimmung, oder höhere Gewalt, wahrscheinlich aber nur Zufall, unwahrscheinlich ein last-Minute-Kalkül beim späteren der Zwei, aber definitiv überrascht es, dass die zwei stärksten Dramen des bisherigen Kinojahres 2013 auf den gleichen Song Bon Iver-enden. Und definitiv entfalten hier, in DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN, als Abschluss einer ganzen Reihe (vor allem textlich) perfekt gewählter (POP-)Songs, die Zeilen “Someday my pain, will mark you, harness your blame, and walk through” eine besondere Bedeutung.

Ja, nach der Verwebung all der Probleme, in die der schroffe, oft unbedachte Alain sich im Laufe der Geschichte reingeritten hat – nachdem er von seiner Verlorenheit und Verantwortungslosigkeit beinahe endgültig überrollt und irreversibel zu Fall gebracht wurde – und des Schicksals von Stéphanie, die in ein tiefes Loch fiel, dessen Wände zu steil und glatt zum rausklettern wirkten, bekommen diese Zeilen aus dem Song eine tiefere Bedeutung. Film: Der Geschmack Von Rost Und Knochen – De Rouille Et D’os (2013) weiterlesen