Archiv der Kategorie: Mystery & Surreal

Traum / Surreal / Obskur / Lynch / Grotesk / Verschwommen / Assoziativ / Jodorowski / Realität / Zweifel

Film: Reality – Réalité (2015)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Pierrot Le Fou


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Surrealer Film, Komödie, Meta-Kino
Regie: Quentin Dupieux
Drehbuch: Quentin Dupieux
Besetzung: Alain Chabat, Jonathan Lambert, Élodie Bouchez, Kyla Kenedy, Jon Heder, Eric Wareheim, John Glover, Matt Battaglia, Susan Diol, Jonathan Spencer, Bambadjan Bamba
Kamera: Quentin Dupieux
Musik: Quentin Dupieux
Schnitt: Quentin Dupieux


Review
Nachdem er Amok laufende Autoreifen durch die Wüste rasen ließ und völlig selbstverständlich Welten erschuf, in denen es in Büroräumen regnet und Bäume aus dem Nichts zu Palmen werden, ist Quentin Dupieux, dem ein oder anderen vielleicht noch als Elektro-Produzent Mr. Oizo bekannt, mit einem neuen Werk zurück. RÉALITÉ heißt das gute Stück, steht seinen Vorgängern in punkto verdrehter Andersartigkeit nicht im Geringsten nach und garantiert vor allem eins: wer Film als direktes Abbild der Titel-gebenden Realität versteht, ihn gar als ein rational unbedingt zu erklärendes Konstrukt auffasst und immer nach dem definitiven Verständnis, also einer klar zu entschlüsselnden Auflösung des Gesehenen sucht, wird an diesem Werk wohl (erneut) schier verzweifeln. Dupieux stellt Ausdruck und Stimmung über alles und geht im Resultat derart eigensinnig mit dem Medium als Ganzen um, dass klassische Ansätze der Beschreibung scheitern, es also bereits schwer fällt auf den Punkt zusammenzufassen, worum es überhaupt geht. Film: Reality – Réalité (2015) weiterlesen

Horrorctober 2015, Film #8: Gemini – Sōseiji (1999)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Ascot Elite Home Entertainment


Fakten
Jahr: 1999
Genre: Horror, Mindgame, Mystery
Regie: Shin’ya Tsukamoto
Drehbuch: Shin’ya Tsukamoto
Besetzung: Masahiro Motoki, Ryô, Yasutaka Tsutsui, Masako Motai, Renji Ishibashi, Akaji Maro
Kamera: Shin’ya Tsukamoto
Musik: Chu Ishikawa
Schnitt: Shin’ya Tsukamoto


Es ist wieder so weit: der #horrorctober hat gerufen. Was das ist und was das soll erfahrt ihr auf dieser Info-Seite (die auch alle Links zu meinen Filmbesprechungen im Rahmen des „Events“ enthält). Wer alles mitmacht, kann man auf dieser Info-Seite der CineCouch nachlesen. Also haut die Zombies weg, packt die Kettensäge aus und lasst euch nicht mit frechen Geistern ein – fröhliches Gruseln!


Review
Nach Sichtung einiger seiner Werke, macht sich das Gefühl breit, dass DIY-Regisseur (bzw. Autor, Cutter & Kameramann) Shin’ya Tsukamoto seine Filme immer auf genau einer einzigen, simplen Idee aufbaut, die er dann gnadenlos durchzieht. Im Falle von TETSUO (dem Original von 1989 versteht sich) könnte diese “ein Mann mutiert auf bizarre Weise zu einem Eisen-Klumpen mit ausgeprägter Libido” gelautet haben, bei HAZE vielleicht “jemand wacht in einem engen, kalten Labyrinth auf und versucht sich grunzend heraus zu retten” und bei GEMINI wohl “ein verlorener Zwilling taucht auf, wirft das Leben einer Familie über den Haufen und in einem Strudel aus verwirrenden Hirnschlägen, beginnen die Identitäten zu verschmelzen”. Natürlich ist diese These extrem vereinfacht und es gehört mehr zum Konzept eines Films als ein Satz – und dennoch machen seine Werke den Eindruck, als würden sie kontinuierlich um je einen zentralen Punkt kreisen und nicht sonderlich viele andere Schwerpunkte setzen. Horrorctober 2015, Film #8: Gemini – Sōseiji (1999) weiterlesen

Horrorctober 2015, Film #1: The Voices (2014)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Ascot Elite Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Schwarze Komödie, Horror, Psychothriller
Regie: Marjane Satrapi
Drehbuch: Michael R. Perry
Besetzung: Ryan Reynolds, Gemma Arterton, Anna Kendrick, Ella Smith, Jacki Weaver
Kamera: Maxime Alexandre
Musik: Olivier Bernet
Schnitt: Stéphane Roche


Es ist wieder so weit: der #horrorctober hat gerufen. Was das ist und was das soll erfahrt ihr auf dieser Info-Seite (die auch alle Links zu meinen Filmbesprechungen im Rahmen des “Events” enthält). Wer alles mitmacht, kann man auf dieser Info-Seite der CineCouch nachlesen. Also haut die Zombies weg, packt die Kettensäge aus und lasst euch nicht mit frechen Geistern ein – fröhliches Gruseln!


Review
Blutrünstiger Wahnsinn kann sooo viel Spaß machen – das beweist die iranisch-stämmige Regisseurin Marjane Satrapi zwei Filme nach ihrem gelungenen Debut, der Coming-Of-Age Zeichentrick-Gesellschaftskritik PERSEPOLIS, mit stilsicherem, höchst makaberem Händchen: Es lief doch so gut für Jerry, wäre da nicht aus versehen dieser Mord passiert. Und wäre da nicht seine Hauskatze, die mit Nachdruck auf einen weiteren drängt. What? Richtig, was Satrapi in THE VOICES auftischt, ist mit den Worten “ziemlich irre” noch zurückhaltend beschrieben. Horrorctober 2015, Film #1: The Voices (2014) weiterlesen

Neuer Deutsch(sprachig)er Genrefilm #9: Hotel (2004)


Trailer © by good!movies


Fakten
Jahr: 2004
Genre: Mystery, Horror, Psychothriller
Regie: Jessica Hausner
Drehbuch: Jessica Hausner
Besetzung: Franziska Weisz, Birgit Minichmayr, Marlene StreeruwitzRosa WaissnixChristopher Schärf
Kamera: Martin Gschlacht
Musik: –
Schnitt: Karina Ressler


Review
Tief im Wald verborgen, steht ein einsames Hotel – allein im Nirgendwo, kilometerweit umringt von dichten Bäumen, gefangen in öder Monotonie, an einem Ort wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Die Flure lang und dunkel, die Bewohner verschlossen, die Stimmung trist. Unangenehm ist es dort. Irgendetwas stimmt nicht.

Doch das merkt Franziska Weisz in ihrer Rolle als Irene erst lange, nachdem sie ihren neuen Job als Rezeptionistin angetreten hat. Da das Hotel fernab jeglichen erreichbaren Ortes liegt, ging mit dem Job der Einzug in den Angestellten-Trakt des Hauses einher – ein Tapetenwechsel der Chancen mit sich bringt, doch ihr neuer Chef, die Kollegen und der komische Hausmeister wirken undurchsichtig und verschlossen. Nach einigen unangenehmen Ereignissen kippt die Undurchsichtigkeit zu bösartiger Abweisung, die gefährlich nah an der Feindseligkeit kratzt. Ungewiss erscheint es Irene, ob das Verhältnis zu den Mitbewohnern der neuen Behausung Zukunft hat – aber auch die Vergangenheit des Ortes wirft stille Fragen auf: Wer war ihre Vorgängerin, über die niemand spricht und die auf mysteriöse Weise wie vom Erdboden verschluckt scheint? Eine Brille und ein Foto sind von ihr geblieben – mehr nicht. Im Laufe der einsamen Nachtschichten beginnt der Ort auf Irene eine hypnotische Wirkung zu entfalten. Neuer Deutsch(sprachig)er Genrefilm #9: Hotel (2004) weiterlesen

Film: Lost River (2015)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Tiberius Film


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Mystery, Gesellschaftskritik,  Drama, Kunstfilm
Regie: Ryan Gosling
Drehbuch: Ryan Gosling
Besetzung: Christina Hendricks, Iain De Caestecker, Saoirse Ronan, Ben Mendelsohn, Matt Smith, Eva Mendes, Reda Kateb, Barbara Steele
Kamera: Benoît Debie
Musik: Johnny Jewel (OST auf Spotify)
Schnitt: Nico Leunen, Valdís Óskarsdóttir


Review
I don’t wanna leave. But I wanna live. […] Get away, while you still can!

Was bleibt, wenn alles in die Brüche geht und die Zeit droht, selbst die verbliebenen Scherben zu verschlucken? Wenn alles verloren scheint? Für viele ist Resignation der letzte Ausweg, wenige treibt jedoch der eiserne Wille, sich dem Schicksal nicht einfach kampflos zu beugen.

Schwer, einen sinnigen Ansatz zu finden, um einen Film in Worte zu fassen, der sich gekonnt jeder konkreten Greifbarkeit entzieht. Jeder rückblickende Gedanke an diese 95 Minuten Kunst verschwimmt sofort in transzendenter Träumerei, die langsam in beeindrucktes Grübeln über geht – LOST RIVER will offenbar nicht beschrieben, sondern begeistert erlebt werden. Vielleicht funktioniert der übliche Weg also gar nicht: ein Review schreiben. Sich darin an filmischen Eckpunkten abarbeiten, mit dem Ziel einen möglichst echten Eindruck zu vermitteln. Zumindest letzteres wird nicht adäquat, im Sinne der tatsächlichen Beschreibung einer Erfahrung, funktionieren, denn Ryan Gosling inszeniert seinen ersten Gehversuch als Autorenfilmer hinter der Kamera mit beeindruckender Fokussiertheit an sämtlichen “Regeln”, Konventionen und Allgemeinphrasen vorbei. Das macht ihn vor allem schwer (be)greifbar – sein LOST RIVER ist als filmischer Rausch zu begreifen, wabert wie ein Traum zwischen Märchen und Fieber, über allem steht immer das reine Gefühl. Völlig unverkrampft. Ein Amalgam vielfacher Einflüsse, die wie selbstverständlich ihren Weg ins Werk und ihren Platz darin finden, um einen visuellen Erzählfluss zu formen, der keine Zweifel an einer EIGENEN Vision lässt. Film: Lost River (2015) weiterlesen