Film: Im Rausch Der Tiefe – Le Grand Bleu (Director’s Cut, 1988)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Concorde Film


Fakten
Jahr: 1988
Genre: Cinéma du look, Drama
Regie: Luc Besson
Drehbuch: Luc Besson, Robert Garland, Marilyn Goldin, Jacques Mayol, Marc Perrier
Besetzung: Jean-Marc Barr, Jean Reno, Rosanna Arquette, Paul Shenar, Sergio Castellitto
Kamera: Carlo Varini
Musik: Eric Serra
Schnitt: Olivier Mauffroy


Review
Was folgt ist ein überzogener Rant, der aus einer subjektiven Filmerfahrung herrührt, die nicht anders, als mit dem Wort “Folter” beschrieben werden kann – 100% un-objektiv, völlig blind gegenüber etwaigen Qualitäten und einzig am Meckern interessiert: LE GRANDE BLEU – was für ein unglaublicher MURKS – von vorne bis hinten mies, unerträglich, leer und zum Kotzen!

Von Minute eins an pass(ier)t hier gar nichts: Es werden Figuren so schlecht eingeführt, dass man die komplette Laufzeit von nahezu drei Stunden (!) nicht im Ansatz versteht, warum sie so handeln wie sie es tun, wie sie wirklich zueinander stehen und was ihr Verhältnis ausmacht. Beispiel: Die erste Szene suggeriert, dass Raubein Enzo stärker und überlegen ist und den kleinen Jacques eigentlich in der Kindheit nur untergebuttert und fertig gemacht hat. Cut. Die zwei sind Freunde fürs Leben, die füreinander sterben würden. WTF?

Alles was hier passiert ist random: Sind die zwei nun Freunde (oder nicht), will Enzo eigentlich auf sportlicher Ebene bei den Tauchwettbewerben nur gewinnen (oder nicht), will Jacques nun das kleine Blondchen lieben (oder nicht)? Mal so, mal so, je nachdem was am Morgen vor dem Drehbuchschreiben halt gerade ausgewürfelt wurde. Es gibt keine Handlung, keine Figurenmotivation und keine (mir zusagenden) inszenatorischen Qualitäten, die darüber hinwegtäuschen könnten. Das kommt wohl dabei raus, wenn nachgewiesenermaßen 5 Leute am Drehbuch herumdoktern. Am besten: Die Faszination des Tauchens (oder des Ozeans an sich) zu vermitteln, gelingt nicht eine Sekunde. Für einen Tauchfilm schier perfekt.

Auch ansonsten macht nicht viel (bzw. eher gar nichts) in LE GRANDE BLEU Sinn, außer natürlich, dass Italiener pornöse Goldkettchen tragen, nichts anderes tun als Nudeln fressen und ein Leben lang von ihrer Mutter gemaßregelt werden. Das ist ja schließlich ein Faktum. Auch dass Amerikanerinnen blond und naiv sind. Und Japaner in militärischem Drill auftreten, aber nix geschissen kriegen. Jedes andere nur denkbare Klischee aus der Mottenkiste wird auch noch heraus gezaubert und am Ende fehlte eigentlich nur noch der deutsche Nazi, um alles perfekt zu machen.

Fotografiert ist das alles fürchterlich – extreme Weitwinkel kurz vor Fisheye (haha, passt ja, Meer und so) lassen Kanten rund erscheinen und geben Menschen Wasserköpfe (haha, schon wieder Meer und so, das ist ja der Hammer, voll meta) – Cinéma du anti-Look! In etwa gleich beschissen ist die penetrante, dauerdudelnde Untermalung mit einem der unerträglichsten 70er Softporno-Soundtracks, die je auf die Fahrstühle dieser Welt losgelassen wurden. Das passt aber schon irgendwie, denn nicht nur die minutenlangen Delfinszenen in aquamarinblauem Wasser sind widerlich cheesy bis weit über die Grenzen des erträglichen (und die Hemmschwelle zum Brechreiz) hinaus, auch sonst schmalzt und kitscht es widerlich vor sich hin. Schlimmer als der Kitsch ist eigentlich nur der “Humor” – ein Gebiet das mit den ersten flachen Gags erschossen, durch die (sicher satirisch gemeinte) Stereotypen-Schlacht erfolgreich an der Reanimation gehindert und im folgenden immer wieder ausgiebigst leichengeschändet wird.

Tauchfahrt ins Glück? Nein, Tauchfahrt in die Latrine, ohne jedoch dort einen Schatz zu bergen. Vielleicht wurde die 132 minütige Kinofassung auch zur Erstellung des Director’s Cut mit mehr als 30 Minuten vollkommen unnützem Füllmaterial und Szenen, die die Welt nicht braucht angereichert, eine Sichtung der originalen Fassung würde die Meinung zu diesem Werk also aufwerten? Möglich. Aber unwahrscheinlich. Bis dahin nur die Frage: wer gibt mir diese 2h 45min zurück?


Wertung
Subjektive, schwer irrationale 0 von 10 (Der Film hat mich tatsächlich in seiner gesamten Art durchweg NUR wütend gemacht)


Veröffentlichung
IM RAUSCH DER TIEFE ist bei Concorde Film als BluRay und DVD erschienen.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

2 Gedanken zu „Film: Im Rausch Der Tiefe – Le Grand Bleu (Director’s Cut, 1988)“

  1. Hihi, deine Tagauswahl für diesen Artikel ist sehr amüsant.
    Den Film selbst kenne ich nicht, ich kenne nur einen Roman, in dem der Titel am Anfang zitiert wird (ein Mädel verliebt sich in ein anderes, das blaue Augen hat und sagt, sie verstehe nun, wie sich Jean-Marc Barr gefühlt haben muss).

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