Meinung: Media Monday #242

Spät dran und keine Zeit. Meine kursiven Antworten zum Media Monday #242 werden wohl kurz.


1. Die überzeugendste Storyline einer gesamten Serienstaffel hatte für mich im letzten Jahr FARGO Season #1. Oder MR. ROBOT, wobei die schon wieder mehr von der Atmosphäre lebte. Sucht euch eine aus.

2. JUPITER ASCENDING der Wachowski-Geschwister ist vom künstlerischen Standpunkt her sicherlich toll, aber das Drehbuch ist wirklich purster Trash. Es macht nichts Sinn und nur ein paar nette Setdesigns in einem sonst ärgerlich konfusen Film retten nichts.

3. Einer der interessantesten Bösewichte, wenn nicht DER interessanteste, ist NIHIL BAXTER aus dem ersten 00 SCHNEIDER-Film. Göttlich. SKULPTUR!

4. ORPHAN BLACK hat stark nachgelassen, seit die dritte Staffel begann und es eigentlich nichts mehr zu erzählen gab, die Macher aber trotzdem nonstop irre Twists, krasse Vernetzungen und immer neue Player auf das Serien-interne Schachbrett schaufelten. Überladen, aber doch zu dünn und daher noch gut, aber nicht so fantastisch wie S1 + S2.

5. Nachdem 2015 ein großartiges Jahr für den Horror-Film gewesen ist (BABADOOK, IT FOLLOWS, etc.) habe ich mich wieder weit mehr dem Genre zugewandt und finde nun eine kleine Perle nach der nächsten (WE ARE STILL HERE, BONE TOMAHAWK). Bin gespannt was 2016 so bringt. Meinung: Media Monday #242 weiterlesen

Film: Andromeda – Tödlicher Staub Aus Dem All – The Andromeda Strain (1971)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Koch Media


Fakten
Jahr: 1971
Genre: Science-Fiction, Thriller
Regie: Robert Wise
Drehbuch: Nelson Gidding, Michael Crichton (Vorlage)
Besetzung: James Olson, Arthur Hill, David Wayne, Kate Reid, Paula Kelly, George Mitchell, Kermit Murdock
Kamera: Richard H. Kline
Musik: Gil Melle
Schnitt: Stuart Gilmore, John W. Holmes


Review
Ob Fremdsteuerung durch mysteriöse Mächte oder biologische Erreger, deren Potential die Auslöschung der gesamten Menschheit übersteigt – unsichtbare, nicht (be)greifbare Gefahren sind von jeher ein Damokles-Schwert über der Sicherheit des Menschen und somit ein gefundenes, mittlerweile recht populäres Fressen für das Kino. Die Unfähigkeit, einer geheimnisvollen Entität zu entrinnen, oder ihr auch nur irgendeine andere sinnvolle Handlung entgegen zu setzen, die wir nicht sehen können, und die uns demnach auch auf Anhieb keine Chance zur Entwicklung von Flucht- oder anderweitigen Selbstschutz-Strategien lässt, wirkt lähmend und harmoniert hervorragend mit menschlichen Urängsten, deren initiales Auftreten auf grauste Vorzeit rückdatiert werden kann. Wir wollen Kontrolle. Was wir nicht überblicken verschreckt uns. Aus diesen Gründen fürchten wir die Dunkelheit, wollen immer und überall Herr der Lage bleiben, neigen zu Hypochondrie und hoffen im Falle der nächsten großen Pandemie auf eine schnelle Eindämmung durch Experten, irgendwo in versteckten Laboren außerhalb unseres Horizontes. Doch was wenn nicht? Was wenn der verborgene Feind sich nicht eindämmen lässt? So fremdartiger Natur ist, dass herkömmliche Methoden nicht greifen, weil nicht einmal die Erforschung seiner grundlegenden Beschaffenheit Erfolg verspricht?

Dieses Problems nimmt sich THE ANDROMEDA STRAIN an, nachdem der Absturz eines Forschungs-Satelliten in Mexiko ein ganzes Dorf voll offenbar schlagartig verstorbener Bewohner zurücklässt. In Schutzanzügen wird das unscheinbar wirkende Objekt hermetisch abgeriegelt und gemeinsam mit den zwei Überlebenden, einem Säugling und einem Alkoholiker, in eine geheime unterirdische Forschungstation überführt. Vor Ort beginnt ein Expertenteam, im Vorfeld für einen derartigen Fall von der Regierung zusammengestellt und auf Abruf gehalten, die Suche nach der Ursache – ist es ein chemischer Kampfstoff, ein lebendiger Erreger, oder gar eine außerirdische Lebensform? Der auf dem gleichnahmigen Debut-Roman von Michael Crichton basierende Wettlauf gegen die Zeit, den Robert Wise im Folgenden inszeniert, bietet im Jahre 2016 klares Kollisions-Potential mit modernen Sehgewohnheiten, steckt aber dennoch jüngere Genre-Vertreter wie Soderbergh’s missratenen CONTAGION, oder den uninspirierten OUTBREAK aus den Neunzigern, vor allem Spannungs-technisch locker in die Tasche, weil die Substanz stimmt und die dichte Atmosphäre direkt mitreißt. Film: Andromeda – Tödlicher Staub Aus Dem All – The Andromeda Strain (1971) weiterlesen

Film: How To Catch A Monster – Digging Up The Marrow (2014)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Tiberius Film


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Horror, Mockumentary, Found-Footage
Regie: Adam Green
Drehbuch: Adam Green (basiernd auf Ideen von Alex Pardee)
Besetzung: Ray Wise, Adam Green, Will Barratt, Josh Ethier, Kane Hodder, Rileah Vanderbilt
Kamera: Will Barratt
Musik: Bear McCreary
Schnitt: Adam Green, Will Barratt, Josh Ethier


Review
Seit Jahrzehnten erschaffen Heerscharen von Horror-Regisseuren die bizarrsten Kreationen – mutierte Freaks, Außerirdische, fremde Lebensformen – der Kreativität und Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt. Doch geht man über die offensichtliche Freude an einfallsreichem Handwerk hinaus, an die Basis dieser Ideen zurück, stellt sich irgendwann zwangsweise die Frage nach Ursprung und Ausmaß dieser fremdartigen Faszination. Schwingt nicht tief in all dem aufopferungsvollen Basteln und Schaffen vielleicht auch der Wunsch mit, dass irgendwo auf dieser Welt, von der Menschheit unentdeckt (oder schlicht nicht wahrnehmbar) mehr ist, als das was unsere Wahrnehmung und Weltsicht uns alltäglich vorgibt (oder gar -gaukelt)? Die Faszination des mystischen, obskureren ist schwer greifbar und noch schwerer erklärbar – nicht umsonst schütteln große Teile der (“normalen”) Gesellschaft nur unverständlich den Kopf über die Vorlieben der Horror-Fan Gemeinde – geht sie also gar über das Fiktionale hinaus? Ist dies nur Platzhalter? Dürften die eskapistischen Traumwelten des Kinos nicht mal ein Quäntchen realer sein? Was wäre wenn? Wenn irgendwo tatsächlich dunkle Kreaturen, die wir nicht verstehen, und die uns eine Heiden-Angst einjagen, auf dem Antlitz der Erde ihr Unwesen treiben? Liegt nicht in der Erschaffung erdachter Wesen, die genau diese (wahrscheinlich recht gering ausgeprägte) Wunschvorstellung befriedigen, ein tatsächliches Verlangen versteckt – so klein es auch sein mag? Eine Hoffnung?

Adam Green: “What if Victor Crowley was real? Wouldn’t that be awesome?
Will Barratt: “You know that Victor Crowley kills people, right?

Eben dieser Fragen nimmt sich die 2014er Mockumentary DIGGING UP THE MARROW an und ist somit weit mehr Meta und Genre-reflektiv als es auf Anhieb erscheinen mag. Angeblich mit dem Privileg gesegnet, Zugang zu einer Zwischenwelt zu haben, in die es gesellschaftlich verstoßene Menschen, deren Antlitz von Mutationen und Wucherungen geprägt ist, hinein zieht, tritt der ehemalige Police Detective Dekker auf den Filmemacher Adam Green und seine Produktionsfirma ArieScope zu – stilistisch als echte, klassisch umgesetzte Dokumentation getarnt, spielen alle Beteiligten sich selbst, Green ist also auch im Film der Macher von HATCHET und ein begeisterter Horror-Geek – um endlich Gehör zu finden, nachdem die restliche Welt ihn bereits als Spinner abgeschrieben hat. Er würde nachts Wesen aus einer Öffnung im Wald-Boden, von ihm “Marrow” genannt, heraufsteigen und durch die Lande wandern sehen, hätte als Kind schon die ersten Begegnungen gehabt und sei seitdem als stiller Beobachter und Erforscher dieser sonderbaren Spezies ihrem Verständnis verschrieben. Skeptisch, aber angefixt, machen Green und sein Kameramann sich gemeinsam mit Dekker auf die nächtliche Suche, die Hoffnung auf etwas wahrhaftig übernatürliches treibt sie an. Film: How To Catch A Monster – Digging Up The Marrow (2014) weiterlesen

Quentin Tarantino #8: The Hateful Eight (2015)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Universum Film


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Western, Kammerspiel
Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino
Besetzung: Samuel L. Jackson, Kurt Russell, Jennifer Jason Leigh, Walton Goggins, Tim Roth, Michael Madsen, Bruce Dern, Demián Bichir, James Parks, Channing Tatum
Kamera: Robert Richardson
Musik: Ennio Morricone
Schnitt: Fred Raskin


Review
Der “Vorhang” fällt… Ernüchterung.

Dass das neue Tarantino-Werk (sein achter Film, wie es in den Credits noch einmal explizit ausgesprochen wird), von kleinen Hochs und Tiefs abgesehen, in Summe so gut wie nichts in mir bewegt, ist schon ein dickes, aber vor allem unerwartetes Ding. Man rechnet mit vielem, doch nicht damit. Nun ist es verlockend (und bodenlos) sich auf die vermeintlich endlose Suche nach den Ursachen zu begeben, doch die Leidenschaftslosigkeit in Bezug auf den Film arbeitet dagegen. Nicht dass er es aus sich heraus nicht wert wäre, doch MIR ist es den Einsatz nicht wert. Die Feststellung, dass mich THE HATEFUL EIGHT nicht im Geringsten gepackt und deshalb auch nicht im Geringsten vom Hocker gerissen hat, ist zu dominant. Ein paar Worte sollen dennoch folgen, denn immerhin: Dafür, dass ich dem abgefilmten Theaterstück knapp drei Stunden vollkommen unbeteiligt beiwohnte, lässt sich anerkennend feststellen, dass die Grenze zur Ödnis nie überschritten wurde. Pluspunkt – drei Stunden können sich schier endlos anfühlen – doch hier nicht, hier sind sie einfach nur drei Stunden und somit lang, ohne sich jedoch arg zu ziehen.

Tarantino begrenzt das Setting auf den kleinsten denkbaren Raum – neun Leute in einer Hütte, draußen tobt ein Blizzard, die rettenden Wände zugleich himmlischer Hort und Gefängnis – doch erzählt in diesem Mikrokosmos von anderen, weit größeren Konflikten, die die USA (und den Menschen an sich) in der Geschichte zerrütteten: keiner dieser Männer traut dem anderen, uralte verfahrene Ideologien und unzählige Facetten eines tief sitzenden Hasses prallen aufeinander. Südstaatler treffen auf die Nordstaatler, gegen die sie noch zuvor im Bürgerkrieg gekämpft haben, (vermeintliche) Sheriffs auf gesuchte Mörder in der Hand von ebenfalls eiskalt mordenden Kopfgeldjägern, schwarze Rassisten liefern sich verbale Duelle mit weißen Rassisten. Wenn diesen Haufen aus dreckigen, moralisch zwielichtigen Personen eines eint, dann dass Gewalt ihre Herzen regiert – Vertrauen gibt es keins, die Wahrheit ist reine Behauptung, wird gedehnt, verdreht und instrumentalisiert, um in diesen vier Wänden, einem Ort an dem alles passieren kann, ein Quäntchen Sicherheit zu erlangen. Da wird geflunkert, intrigiert und misstraut bis sich die Balken biegen. Quentin Tarantino #8: The Hateful Eight (2015) weiterlesen

LP: Mourn – Mourn (2014)


Quelle: BalconyTV YouTube-Kanal


“You say you’re so cool, but I can see, that you are a loser… like me!”

Manchmal gibt es Dinge, die gibt es gar nicht. Vor kurzem hat irgendwie die Debut-LP der spanischen katalanischen Band Mourn ihren Weg in meine Spotify Playlists geschafft und mich von 0 auf 100 vollkommen begeistert – glaube ich meinen Last.fm-Scrobbles, muss die LP in 2-3 Wochen über 15 Mal durchgelaufen sein, einzelne Titel wie SQUIRREL über 30 Mal. Der Sound ist verdammt rotzig und je nach Song ein perfektes, modernisiertes Hybrid aus Sonic Youth, den Pixies, einer Prise Nirvana und etwas Joy Division, ohne dabei das eigene zu verlieren – verdammt genial, wie hier (in Bezug auf meinen Geschmack) das Beste was Gitarren zu bieten haben in einen Topf geworfen und kräftig verrührt wird. Irgendwann begab ich mich zur Suche nach Live-Auftritten ins Netz, klickte kurz auf YouTube rum… und fiel vom Glauben ab! Diese Gruppe, die anscheinend Punk, New- & No-Wave und Post-Punk bis ins Letzte verstanden hat, besteht (siehe oben) aus 15- bis 18-jährigen Kids, die verschüchtert in SPIDERMAN– und RESERVOIR DOGS-T-Shirts auf ihren Instrumenten rumklöppeln, als wenn es nichts wäre. Auch wenn man die Texte genauer hört (z.B. von MISERY FACTORY), fasst man sich (also zumindest ich mir) fragend an den Kopf, wie so etwas aus der Feder von 17-jährigen gekommen sein kann? Wie self-aware können denn heutzutage bitte Kids sein? Oder werde ich einfach verdammt alt? Zum Glück hat das Label CAPTURED TRACKS diese jungen Menschen (über ihre YouTube-Auftritte) entdeckt und sofort gesignet, mittlerweile gibt es noch eine weitere EP und ich hoffe inbrünstig, dass sie keine Eintagsfliege bleiben, sondern eine lange Karriere haben. Wahnsinn, wie mir 15-jährige musikalische Gännsehaut bescheren. LP: Mourn – Mourn (2014) weiterlesen