Trailer © by Falcom Media / Ascot Elite Home Entertainment
Fakten
Jahr: 2012
Genre: Gesellschaftskritik, Psychothriller, Kunstfilm
Regie: David Cronenberg
Drehbuch: David Cronenberg, (Romanvorlage: Don DeLillo)
Besetzung: Robert Pattinson, Juliette Binoche, Paul Giamatti, Sarah Gadon, Kevin Durand, Jay Baruchel, Samantha Morton
Kamera: Peter Suschitzky
Musik: Howard Shore
Schnitt: Ronald Sanders
Review
Manchmal ist es so einfach: Komponente A und B sind gut, C ging so, aber D glich das wieder aus – Fazit: Toller Film.
Aber an David Cronenberg’s vollkommen seltsamen COSMOPOLIS ist nichts einfach, erst recht nicht zu erklären warum ich ihn herausragend finde. Worte zu finden, gestaltete sich selten komplizierter. Erster Versuch. Es ist die Audiovisualität: Der Film ist grandios, weil bereits die Atmosphäre von der ersten Sekunde an unvergleichlich irreal und falsch ist – so sehr, dass ich direkt und ohne zu zögern gebannt war. Zweiter Versuch. Es ist der surreale Inhalt: COSMOPOLIS ist grandios, weil ich wahrscheinlich noch nie eine so vollständige Dekonstruktion der (marktwirtschaftlichen) Wirklichkeit im Verhalten einer einzigen Person manifestiert erleben durfte und die Entkopplung des Hardcore-Kapitalismus von der Realität hier enorm kryptisch und dennoch so klar wie es nur sein könnte beschrieben wird. Hmm. Dritter Versuch: Er ist grandios, weil Entfremdung selten so überzeugend verbildlicht und so packend gespielt wurde. Puh, sicher von allem etwas und doch noch viel mehr.
Gründe für das Funktionieren dieses Werkes zu suchen, fühlt sich wie leeres Geschwafel an. Ich kann es nicht erklären! Ich weiß nur, dass ich den Film direkt nochmal sehen wollte, aber leider nicht die Zeit dazu hatte. Vielleicht ist es auch besser, dies alles erst mal sacken zu lassen und vorbereitet (aber doch nicht gewappnet) ein zweites Mal mit Robert Pattinson in seine Limousine zu steigen?
Doch den Film mit der Aussage “ist super, aber jetzt weiter mit dem nächsten” zur Seite zu legen fällt mir trotz verwunderter Ratlosigkeit schwer, weil er geradezu danach schreit die eigene Wirkung zu ergründen. Cronenberg entfernt sich, wie in den nuller und zehner Jahren mehrfach, maximal weit von seinen schleimigen Body-Horror Wurzeln und schafft subtil eine andere Art des Horrors – eine realere, allgegenwärtigere. Waren doch seine saftigen Gedärm-Feste früher oft (bzw. immer) als Allegorie auf menschliche und gesellschaftliche Themenkomplexe zu lesen, bedarf es in COSMOPOLIS keiner blutrünstigen Abstraktion mehr. Es ist nun die “echte” Welt, welche in sich selbst bereits so pervertiert daher kommt, dass ohne große Verfremdung von außen bereits ein maximales Gefühl der grotesken Karikatur entsteht. Wie absurd hat sich der Algorithmen-gesteuerte hardcore-Kapitalismus entwickelt? Kann dieses System noch lange so weiter funktionieren?
Pattinson’s Figur Eric Packer scheint das ziemlich egal zu sein – in seiner Welt ticken die Uhren nach einem eigens gesetzten Rhythmus. Seine Teilnahmslosigkeit ist schier unglaubliche und lässt mich (eben aufgrund der gewünschten Dopplung der heute gängigen, Empathie-freien Zocker-Mentalität) immer noch nicht los. Ganze zwei Mal im Film blitzt ein kurzer Anflug von Freude in seinen Gesichtszügen auf – einmal beim Gedanken, dass “the rat” die neue Währung wird, ein weiteres Mal, als er spielerisch hüpfend erwartet, in den eigenen Tod zu rennen. Das war’s, mehr Grund zu Gefühlsregung existiert nicht, denn was Cronenberg hier vor allem verdeutlicht, ist der beängstigende Fakt, dass aus den Stahlbeton-Schluchten von Wall Street und co. bereits eine ganz eigene Form der Hölle erwachsen ist. Ein glühender Ofen der totalen Beschleunigung. Sind also Packer’s kurze Momente der Emotion echt? Kommt das leichte Lächeln der Wangen aus seinem Inneren, oder ist es Ausdruck des bizarren Zirkus namens Leben? Ich glaube es nicht, denn in Eric existiert nichts mehr.
Auf seine ganz eigene Art ein völlig verrücktes, anstrengend-verstörendes Stück Film.
Wertung
9 von 10 absurden Doktorspielen
Veröffentlichung
COSMOPOLIS ist bei Falcom Media / Ascot Elite Home Entertainment als BluRay & DVD erschienen. Im Bonusmaterial befinden sich Interviews vom Set, B-Roll, Premiere in Berlin, Extra Interviews mit Robert Pattinson und David Cronenberg und Trailershow. Die Discs kommen im Wendecover.
Weblinks
IMDB
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Streamen: Werstreamt.es
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Ein Gedanke zu „Film: Cosmopolis (2012)“