Schlagwort-Archive: Humanistischer Kern

Film: The Whispering Star – Hiso hiso boshi (2015)


Titelbild, Bildausschnitte & Trailer © by Rapid Eye Movies


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Endzeit, Science-Fiction, Gedankenexperiment
Regie: Sion Sono
Drehbuch: Sion Sono
Besetzung: Megumi KagurazakaKenji Endo, Yûto IkedaKôko Mori
Kamera: Hideo Yamamoto
Musik: –
Schnitt: Jun’ichi Itô


Review
Was bleibt, wenn alles zu Grunde geht? Wenn Zeit relativ wird, Sekunden endlos, Zivilisation zu vergessenen Ruinen verfällt? Wenn Einsamkeit die Norm ist und Emotionen verkümmern, weil es niemanden mehr gibt, der sie auslöst?

Einleitende Fragen, die man nicht auf Anhieb mit einem Filmemacher wie Shion Sono verbindet, doch nach all dem lauten, schrillen und unangenehmen Irr- und Wahnsinn, den der eigensinnige Mann in den letzten Jahren auf die Leinwand brachte, ist ihm mit THE WHISPERING STAR ein (erneut sehr guter, aber vor allem) überraschender Film gelungen. In allen Belangen.

Keine Blutfontänen, keine Gangsta-Rap-Battles, keine Schlüpfer-Fotografie, stattdessen endlose Stille, Intimität und eine Nachdenklichkeit, die ihre Fühler tief in meditative Gefilde ausstreckt. THE WHISPERING STAR ist, ganz im Gegensatz zu den großen Gesten seiner bekannteren Filme, ein Werk der kleinen Momente geworden. Der Nuancen und Denkanstöße. Denn während wir den Cyborg Yoko Suzuki No. 680 in ihrem kleinen, altmodischen Raumschiff bei jahrelangen Flügen durch ein fast menschenleeres All begleiten, sind es vor allem Kleinigkeiten, simple Banalitäten, auf die Sono unseren Blick lenkt.  Film: The Whispering Star – Hiso hiso boshi (2015) weiterlesen

Film: Der Vagabund Und Das Kind – The Kid (1921)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by STUDIOCANAL


Fakten
Jahr: 1921
Genre: Komödie, Drama
Regie: Charles Chaplin
Drehbuch: Charles Chaplin
Besetzung: Charles Chaplin, Edna Purviance, Jackie Coogan, Carl Miller, Nellie Bly Baker, Jack Coogan Sr., Lita Grey
Kamera: Roland Totheroh
Musik: Charles Chaplin
Schnitt: Charles Chaplin


Review
Unglaublich, aber wahr: THE KID ist der erste Charlie Chaplin-Film, den ich in voller Länge gesehen habe. Hätte ich Buch geführt und würde die einzelnen Szenen, die ich im Laufe meines Lebens von ihm und aus seinem Werk auf Youtube, in TV-Sendungen, etc. mitbekam aufsummieren, wäre die Spielzeit sicher ausreichend um zumindest seine großen Filme darin zu verpacken – aber diese Filme habe ich eben nie genossen, sondern immer nur kurze Slapstick-Ausschnitte aus irgendwelchen Kurz- oder Langfilmen, in denen der Tramp seinen Schabernack trieb.

Umso interessanter war es nun also, dank dem allseits geschätzten Kultursender ARTE, einmal einen Blick darauf werfen zu dürfen, wie der gute Mann in voller Kontrolle (Drehbuch, Regie, Produktion, Hauptrolle) denn eigentlich in seinen Stummfilmen Geschichten erzählen konnte?

Eine wohlhabende Frau bekommt ein unerwünschtes Kind, setzt es im Armenviertel aus, der Tramp findet es, versucht zunächst es los zu werden, was aufgrund von wachsamen Wachmännern und keifenden Müttern scheitert. Jahre später bekommen wir die beiden – nun wie Vater und Sohn zusammengewachsen, da der Tramp sich die gesamte Zeit rührend und aufopferungsvoll um das Kind gekümmert hat – wieder zu sehen, zumeist bei der elanvollen Umsetzung halblegaler “Geschäftsmodelle”. Die mittlerweile von Gewissensbissen geplagte Mutter spendet öfter für Bedürftige und ist zu diesem Zweck ebenfalls direkt im Armenviertel unterwegs, wo sie ihrem Sohn und dem Tramp durch Zufall über den Weg läuft und die Dinge ihren Lauf nehmen. Film: Der Vagabund Und Das Kind – The Kid (1921) weiterlesen