Der #horrorctober (was das ist, erfahrt ihr auf dieser Info-Seite, die auch alle Links zu meinen Filmbesprechungen im Rahmen der „Events“ enthält, oder auf dieser anderen Info-Seite der CineCouch) ist längst vorbei, ich habe im Laufe des Monats 10 von den geplanten 13 Filmen geschafft und schiebe nun die Reviews so fix es geht hinterher. Zum Schreiben kam ich im Oktober nämlich wirklich kaum…
Review Ohne Frage ist Wes Craven (auch) dafür bekannt, seine abgedrehten Horror-Szenarien oft mit einer gehörigen Prise schwarzem Humor bzw. Absurdität zu würzen. Er scheint sich voll bewusst zu sein, dass er da streng genommen ziemlich seltsames Zeug inszeniert und verpackt es daher mit einer auflockernden Portion Augenzwinkern (ohne dabei die notwendige Ernsthaftigkeit aus dem Blick zu verlieren). Nicht dass ein morbider Albtraum-Slasher wie NIGHTMARE dadurch maßgeblich weniger creepy wäre, doch das Spiel mit der gesunden Übertreibung sorgt für einen ganz eigenen Charme, der neben der erwünschten Horror-Wirkung regelmäßig auch für erleichternde Erheiterung sorgt. Horrorctober 2016, Film #8: Das Haus Der Vergessenen – The People Under The Stairs (1991) weiterlesen →
Review Im Optimalfall, wenn alles gut läuft, kann es (rein von der Grundaussage) ausreichen, zur zweiten Staffel einer TV-Serie, die zum Auftakt einen Kracher vorlegte, sein verfasstes Review der ersten wieder herauszukramen, es plump zu kopieren, ein paar kleine Details zu ergänzen oder abzuändern und damit alles notwendige gesagt zu haben. Weil qualitativ ein einheitlicher (oder gar steigender) Level eingehalten wurde. Im Falle von David Lynch und Mark Frost’s Anfang der Neunzigerjahre gelaufenen TV-Revolution TWIN PEAKS, ist es – leider, leider! – bei weitem nicht so einfach.
Je kreativer, eigensinniger und freigeistiger ein Künstler oder Filmemacher seine Werke gestaltet, desto stärker macht es sich bemerkbar wenn ihm von außen reingepfuscht wird – ein so sorgsam ausgeklügeltes System wie TWIN PEAKS, getragen von faszinierenden Mystery-Aspekten, skurrilen Figuren und einer ganz eigenen Dynamik im Umgang mit Genres, welche das Gesamtwerk als Einheit zusammenhielt, sollte der künstliche Eingriff durch ängstliche Produzenten für kurze Zeit sogar völlig zu Fall bringen. Wie auch sonst, denn einem Format, welches sich zuvor primär über die eigenen kauzigen Figuren, sowie eine besondere, aus einer dunklen Wolke der Ungewissheit über dem kleinen Städtchen speisende Atmosphäre definierte, entgegen der ursprünglichen Intention seiner zwei Macher, notgedrungen die vollständige Aufklärung des behandelten Mordfalles aufzuzwingen – die essentielle Grundstimmung also gewaltvoll zu zerstören, weil besagte dunkle Wolke sich leider mit einem Knall in Luft auflöst – musste sich zwangsweise auf die Qualität des Endresultates auswirken. Es bleiben nur noch die Figuren, TWIN PEAKS wurde eines seiner zwei Standbeine amputiert und das fällt arg ins Gewicht – orientiert man sich am Ablauf der insgesamt 22 Episoden, lassen sich diese fast perfekt in drei eigenständige Segmente von ähnlicher Länge, aber maßgeblich unterschiedlicher Qualität einteilen. David Lynch #12: Twin Peaks – Season #2 (1991) weiterlesen →
Review Es ist 1986 – David Lynch trifft erstmalig auf den TV-Autor Mark Frost. Es ist 1987 – gemeinsam earbeitete Drehbücher werden von den Networks abgelehnt. Es ist 1988 – aus der Idee eine Soap-Opera mit Crime- und Thriller-Elementen zu verbinden, entsteht der Pilot zur Serie TWIN PEAKS. Ein schwerer, dunkler Pilotfilm, der in seinen 90 Minuten fast ausschließlich Trauer, Leid und ähnlich dunkle Emotionen beinhaltet und dennoch enorm gut ankommt – und zwar weil er geradezu in Perfektion die Kunst des Anteaserns beherrscht: Die Figuren in dieser verschlafenen Kleinstadt zeigen ein Gesicht, was durch die Bank weg den Eindruck einer Maske erweckt, hinter der etwas unbekanntes, andersartiges schlummert. Die offensichtlichen Ereignisse scheinen glatt und normal, wäre da nicht dieser klitzekleine Zweifel an den sichtbaren Fassaden der amerikanischen Bürgerlichkeit. Und nachdem all dies bereits eine Weile Raum zur Entfaltung dieser neuartigen, mysteriös fesselnden Atmosphäre hatte, erscheint zuguterletzt, wie vom anderen Stern, über den Dingen schwebend, jedoch ohne die Bodenhaftung verloren zu haben, eine der vielleicht interessantesten Figuren der Filmgeschichte: Special Agent Dale Cooper.
Was sich im Folgenden entspinnt, ist ein Amalgam der Stile: eine Krimi-Geschichte, deren Krimianteil nicht unwichtiger sein könnte, ein bitteres Gesellschafts-& Familiendrama, sowie eine mysteriöses, ins Surreale driftendes Fantasy- und Horror-Hybrid. Reichlich Soap-Opera steckt auch noch drin. Die Summe dieser Teile macht es, entwirft eine damals (und heute) vollkommen eigensinnige Welt und so geht Season #1 von TWIN PEAKS problemlos als absolutes atmosphärisches Meisterwerk durch. Der Anstoß der Handlung, ein unerwarteter Mord an der jungen Laura Palmer, welcher eine tiefe Furche in die heil-geglaubte Idylle gesellschaftlicher Sicherheit kratzt und die Bewohner der Stadt zutiefst schockiert, bringt nur die sprichwörtliche Lawine ins rollen. Zunächst als Fremdkörper in der konstanten Normalität empfunden, ist das Ereignis in Wahrheit der letzte Tropfen, der ein Fass voll aufgestauter Lügen und Falschheit zum flutartigen Überlaufen bringt. Und da das undefinierbare, das hässliche Etwa unter der Oberfläche nun erstmalig sichtbar war, entwickelt sich schnell ein unberechenbarer Strom, der die verschrecken Seelen des kleinen Ortes zwischen den Berggipfeln mitreißt, ohne eine frühe Ahnung zu geben, an welchem seltsamen Ort sie landen werden. David Lynch #11: Twin Peaks – Season #1 (1990) weiterlesen →
Fakten Jahr: 1984 Genre: Science-Fiction, Fantasy Regie: David Lynch Drehbuch: David Lynch, Frank Herbert (Vorlage) Besetzung: Kyle MacLachlan, Virginia Madsen, Francesca Annis, Brad Dourif, José Ferrer, Jack Nance, Jürgen Prochnow, Patrick Stewart, Sting, Dean Stockwell, Max von Sydow, Sean Young Kamera: Freddie Francis Musik: Toto, Brian Eno Schnitt: Antony Gibbs
Review “Some thoughts, have a certain sound.”
Das ist es nun also, Lynch’s hässliches Entlein, welches immer wieder in Verbindung mit Labels wie “Trash” oder “Schrott” genannt, oft als “lächerlich” und “kaum ernst zu nehmen” denunziert, aber meiner Meinung nach völlig zu Unrecht belächelt wird. Gewagte These: Wenn DUNE Trash sein soll, dann ist es STAR WARS genauso. Denn Kulissen und Kostüme aus den späten 70ern bzw. frühen 80er Jahren in Verbindung mit der hier vorliegenden, eigenartigen Kombination aus antikem Adels-Gehabe und futuristischer Space-SciFi machen noch lange keinen Trash.
Da muss schon mehr her – vor allem mehr in die Hose gehen – und ein Film inhaltlich weitaus weniger liefern, um diesem Label gerecht zu werden. Und besonders letzteres trifft auf DUNE einfach nicht zu – der ambitionierte Film, wenn auch sicher nicht fehlerfrei, spielt trotz ähnlicher anmutender Ästhetik Welten über der Liga von gescheitertem B-Movie-Trash. Ich meine nämlich, abseits der mysteriös-wabernden, intensiven Atmosphäre, durchaus eine gewisse Tiefe und Vielschichtigkeit verorten zu können.
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