Fakten Jahr: 2010 Genre: Thriller, Neo-Noir Regie: Thomas Arslan Drehbuch: Thomas Arslan Besetzung: Misel Maticevic, Karoline Eichhorn, Uwe Bohm, Rainer Bock Kamera: Reinhold Vorschneider Musik: Geir Jenssen Schnitt: Bettina Blickwede
Review Berlin. Es regnet unaufhörlich. Eine bedrückende Synthie-Fläche wummert irgendwo, kaum merklich, tief unter dem konstanten Plätschern des Wassers auf der Friedrichstraße. Lang sind wir Teil dieser statischen Einstellung. Reine Beobachtung, keine Musik, keine Worte, keinerlei weitere Information – nur das Leben dabei beobachten, wie es ziellos vor sich hin fließt. (Neuer) deutsch(sprachig)er Genrefilm #5: Im Schatten (2010) weiterlesen →
Review Diese Episode des TATORT, oder zumindest die Verantwortlichen in der ARD haben sich den “Etikettenschwindel 2014”-Award bereits am 01. Januar verdient!
Da wird einem ein Trailer vorgesetzt, der eine rasante, düster-harte, sogar blutige – also durchweg abgründige Episode verspricht. Gefesselte Frauen, Panik, harte Schläge, gehetzte Ermittler. Und was passiert? Richtig: Nix! Tatort: Türkischer Honig (2014) weiterlesen →
Review In München gibt’s Reality-TV deluxe: ein schmieriger “Reporter” sucht sich angreifbare Opfer, diffamiert sie auf’s übelste und veröffentlicht mit hunderttausend fachem Zuspruch die Clips im Netz. Hexenjagd und das Aufgeilen daran – das kommt jedem auch nur peripher durch das Netz geprägten Zuschauer (leider) sehr bekannt vor. Irgendwann ist hier dann eines seiner Opfer tot und der beliebte Sensations-Reporter verschwunden.
Mal wieder eine gehörige Portion Gesellschafts- und Sozialkritik im TATORT, die traurigerweise aufgrund der völlig ins Skurrile überzogenen Darstellung des schmierigen Business mit den Fremdscham-Sozialpornos völlig ins Leere läuft – wie so oft am Sonntagabend. Denn die Methoden von AAA, der Produktionsfirma des menschenverachtenden Schunds, ihre Videos und eigentlich alles drum herum, scheinen von jemandem erdacht worden zu sein, der (wenn überhaupt) mal vor einem Computer, aber ganz sicher nie vor den sich auftuenden Abgründen von YouTube, Reddit oder 4chan saß. Ziemlich irreal und absurd gestalten sich die angeprangerten Taktiken – da kann auch Alexander Schuberts sichtliche Spielfreude in den zahlreichen AAA-Clips nichts zum Guten retten. Tatort: Allmächtig (2013) weiterlesen →
Review Wir sind in Weimar, der Stadt der Dichter und Denker – da wo die Verfolgungsjagd noch per Pferdekutsche gemacht wird, wo das Polizei-Observations-Paar auf der Parkbank ganz modern aus Rocko und Mandy besteht, wo jeder jeden kennt, es Bemmen gibt, fette Hoppes und dicke Berthas, Kickermatten sich mit Dauerwellen paaren und die Uhren etwas langsamer ticken.
Lessing: “Haben Sie mal ‘nen Kaugummi?” Antwort: “Ja.” Lessing: “Was ist das denn eigentlich für ‘ne Geschmacksrichtung? Toter Schlumpf?“
Bereits als Christian Ulmen in der ersten Einstellung eisern wie im klassischen Italo-Western über den verlassenen Vorplatz schreitet wird klar, dass DIE FETTE HOPPE und alle Beteiligten sich nicht besonders ernst nehmen, später wird sich dieser Eindruck verfestigen: Das Ganze wirkt geradezu wie die Parodie einer regulären TATORT-Episode. Tatort: Die Fette Hoppe (2013) weiterlesen →
Review Gesellschaftliches “Demaskierungs-Kino” in Reinform, frontal gegen die makellose Fassade des falschen Spießbürgertums: MARTHA
Rainer-Werner Fassbinder macht in seinem 1974er Werk keine Sekunde einen Hehl daraus, wie ihm klassische gesellschaftliche Konstrukte und Konventionen gegen den Strich gehen. Zu Recht, denn man muss sich aus unserer heutigen, immer noch weit vom Optimalzustand entfernten Gesellschaft heraus beim Schauen eines solchen Werkes aktiv klar machen, in welchen Verhältnissen damals noch gelebt wurde: Bis 1977 brauchten Frauen in der BRD die Zustimmung ihres Ehemanns um arbeiten zu dürfen, einer von vielen widerlichen Fakten, die stellvertretend für eine gesamt-gesellschaftliche Machtverteilung standen.
Er befiehlt, sie hat zu folgen – so wurde Nazi-Deutschland im Stillen fortgeführt, was aus heutiger Sicht absolut grotesk erscheint, jedoch nicht einmal 40 Jahre her ist – und da setzt Fassbinder an, begreift die Eheschließung als Eintritt in die Vorhölle – denn Ehe ist gesellschaftlicher Zwang, aus diesem folgt zwangsweise Gewalt, die der Ursprung allen Elends ist – und treibt klassische Rollenverteilung auf die Spitze, um im Resultat zwar deftige, offensichtlich überzeichnete, aber eben ganz sicher nicht realitätsferne Machtverhältnisse zu servieren (und zu kritisieren). Film: Martha (1974) weiterlesen →
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