So, oder so ähnlich, muss wohl die drastische Aussage lauten, die Takeshi Kitano unterm Strich mit OUTRAGE vermittelt (und dadurch mit den klassischen Werten der Yakuza-Clans, wie geheuchelter Loyalität, ehrfürchtigen Stirnbietungen, usw. gnadenlos abrechnet). Um einzuschätzen, ob das ein gänzlich neuer Blick auf das etablierte japanische Gangster-Genre ist, kenne ich mich leider (noch) nicht genug aus, allerdings lassen diverse Einwürfe im Laufe des Films vermuten, dass auch die ehrbaren Anzugträger in den schwarzen Limousinen nun den Sprung ins 21. Jahrhundert nötig hatten – die Ziele sind im Wandel, die Gier nach Macht bleibt.
“Von Drogenhandel und illegalen Casinos an den Aktienmarkt. Das wäre mit dem alten Kaichõ nie gegangen!“
In einer verschachtelten Gangster-Geschichte voller Clans, konkurrierender Familien, eindrucksvollen Anführern, deren Stellvertretern, dem alles überragenden Kaichõ und einem Haufen hitzköpfiger Straßenschläger, welche zunächst etwas Anlauf braucht, bis sämtliche Zusammenhänge und Vernetzungen klar werden, treibt Kitano seine Protagonisten bis aufs äußerste und es wird klar: Jeder kämpft für sich und besonders der Chef, der alle anderen überthronende Boss, hat lediglich das Ziel möglichst lang in seiner Position zu bleiben. Wer zu mächtig wird, oder es irgendwann mal werden könnte, bekommt den richtigen Flo ins Ohr gesetzt und wird schon selbst für seinen Untergang sorgen – Intrigen, so weit das Auge reicht, Soap-Opera im Yakuza-Style. Film: Outrage – Autoreiji (2010) weiterlesen →
Review Die ollen Biopics… Sie sind immer genau dann interessant, wenn sie sich nicht nur auf die historischen Pfeiler eines Lebens fokussieren (die man allesamt in der Wikipedia nachlesen kann) sondern andere, interessantere, menschlichere Aspekte der portraitierten Person behandeln (z.B. wie zuletzt in IRON LADY, der erst durch die visuell überzeugende Abhandlung von Altersdemenz interessant wurde).
Und aus dieser Aussage heraus behaupte ich ganz frech, dass Clint Eastwood in J. EDGAR die falschen Schwerpunkte gesetzt hat. Wie viel über das (private) Leben des “mächtigsten Mannes der Welt” – FBI-Gründer J. Edgar Hoover – überhaupt bekannt ist, weiß ich nicht und mein Interesse wurde nicht genug geweckt, um es jetzt zu recherchieren, doch immerhin wurden aus filmischer Sicht gewisse interessante, spannungsvolle Charakterzüge und Handlungsmuster immer wieder zaghaft angedeutet. Da agiert Eastwood auf dem Regiestuhl recht subtil. Film: J. Edgar (2011) weiterlesen →
Review Unfassbar, wie hier Potential verschenkt wird. So drastisch, dass man sich fragt, ob den Machern dieses Potential überhaupt bewusst war?
Irgendwann sah ich im Kino mal den Trailer zu DEVIL und war aufgrund der Idee völlig hin und weg. Im Fahrstuhl eingesperrt mit dem Teufel. Für Menschen, die bereit sind sich auf übernatürliche Prämissen einzulassen gilt hier wohl: Krasser geht es nicht. Allerdings liegt, bei einem Story-Credit an M. Night Shyamalan, auf der Hand, welche Risiken diese Geschichte bietet (also wurde sich damals dann doch lieber der Kinogang gespart). War eine gute Entscheidung, denn genau den befürchteten Risiken fällt DEVIL leider zum Opfer:
Bis auf die oben genannte Grundprämisse ist der Film aus allen Blickrichtungen (und leider vor allem atmosphärisch) zu dünn, um ein derartiges Kammerspiel intensiv zu verkaufen. Wenn ich mit einem Wort sagen müsste was man in DEVIL prägnant hätte herausarbeiten müssen, wäre es wohl die Klaustrophobie. Ein Ausschlachten der Enge und der bedrückenden Stimmung, die aus der Hilflosigkeit der Gefangenschaft erwächst. Bis auf die kurzzeitigen Schweißausbrüche des Wachmanns wird dieser Punkt leider völlig ausgespart. Weder Storyverlauf, noch die Kamera bewerkstelligen es, uns wirklich kraftvoll ins Geschehen zu ziehen – im Resultat fühlt man sich wenig involviert und somit auch weder panisch verängstigt noch anderweitig beklemmt.
Auch hatte ich auf einen etwas kreativeren Umgang mit der zugrunde liegenden Situation gehofft. Mehr auf die Symbolik des Fahrstuhles einzugehen, mehr wirklich mysteriöse Dinge passieren zu lassen, über biblische oder generell religiöse Ansätze eine bedrückende Atmosphäre zu erzeugen – all dies kommt zu kurz, stattdessen wird sich (mal wieder) auf die etablierten (und in diesem Fall aufgrund der uninspirierten Inszenierung sehr ausgelutschten) Muster des Genres berufen und verlassen: Licht aus, Licht an, erste Person tot, Panik, Licht aus, Licht an, zweite Person tot, mehr Panik und so weiter. Das Prinzip haben wir so endlos gesehen, da muss mehr, oder solideres kommen!
Das alles wäre natürlich halb so wild, würde denn die Atmosphäre stimmen. Horror halt. Doch DEVIL kommt zu zahm und wenig bedrohlich daher – als El Diablo sich dann leibhaftig zu erkennen gibt, wird es schlichtweg plump und peinlich. Auch die ans Ende geheftete Konstruktion aus Täter-Opfer-Beziehungen, inklusive großer Reden über Vergebung, kann dem Film in der letzten Minute keinen rückwirkenden Tiefgang mehr verleihen und so bleibt nur (mal wieder) ein standardisierter Horrorfilm, der aufgrund seiner wirklich vielversprechenden Idee gleich doppelt enttäuscht.
Review Trotz allergrößter Grund-Sympathie für alle Beteiligten, bleibt mir nichts anderes übrig als ein kurzes, vernichtendes Fazit zu fällen: 30 MINUTES OR LESS ist ein einziger Griff ins Klo, ohne jedoch, wie es uns einst Ewan McGregor in einem weitaus runderen Film vormachte, aus den Tiefen der Latrine einen wertvollen Schatz zu bergen. Einfach nur ins Klo gegriffen, in miefiger Scheiße gewühlt und die Hand wieder heraus gezogen. Zum Glück war der Stuhlgang recht dünn, so lässt der Gestank sich schneller wieder abwaschen.
Wahrscheinlich kann ich nun besser verstehen, warum viele Leute PINEAPPLE EXPRESS oder SUPERBAD zum erbrechen nicht lustig finden. Wenn das Fundament eines Films durch einen Haufen strunzdummer Leute gebildet wird, die non-stop dämliche Dinge tun und sich inhaltlich in Endlosschleife um “I fucked your sister“-Dispute bewegen, dann muss es wohl einfach “klicken”, damit das Resultat beim (nicht amerikanischen, dem Pimmel-Humor eher abgeneigten) Zuschauer auch ankommen und funktionieren kann. Hier gab es jedoch weder Klicken, noch Aha-Effekt – nur lahme 90 Minuten in denen kein Gag zündet und so gut wie gar nichts passt.
Primär fehlt es dem Werk wohl an Flow und Timing, gar nicht mal an Witz. Die “Story” und das Drehbuch holpern wie über eine Buckelpiste, wissen nicht in welche Richtung sie wollen und schleppen sich somit nur dröge und ziellos vor sich hin. Das soll alles unheimlich fix und abgedreht daher kommen, die gewünschte Schrägheit und Absurdität will sich aber nie wirklich einstellen. Eigentlich beeindruckend, denn einen derart zackig inszenierten Film so zu versemmeln, dass er sich trotz 90 Minuten Spielzeit ewig lang anfühlt, ist eine Kunst für sich.
An Wortwitz, ganz tief versteckt in zeitweise gar nichts so schlechten Dialogen, mangelt es tatsächlich nicht (“Your mixtape sucks! We are trying to mastermind a heist here, we need something more industrial. Like heavy german techno or shit like that!“), diese Situationskomik geht leider zumeist in den Bergen von Idiotie die sie umgeben unter, das Drehbuch ist zu dünn um dieses gelegentlich angekratzte Level dauerhaft aufrecht zu halten. Immer wenn ein gesundes Schmunzeln (was mir völlig ausreichen würde) aufkommt, ist auch schon die nagende Fremdscham als Ablösung zur Stelle.
Die dämlichen Figuren (speziell Danny McBride’s Figur Dwayne) funktionieren in ihrer undynamischen Idiotie auch nur für maximal 30 Minuten (or less, haha), spätestens dann ist die Tagträumerei vom großen Mac-Sein genügend breitgetreten, um nicht zu sagen totgetrampelt. Auch Aziz Ansari’s dauerplappernder Chet beginnt sich bereits nach wenigen Minuten abzunutzen. Schade eigentlich, denn mehr Lines im Stil von “Guess what Officer, you just brought a gun to a bombfight” anstatt “King Dwayne kriegt das Zepter poliert” hätten den Film zumindest erträglich werden lassen. Bleibt eigentlich nur die Frage, wie Ruben Fleischer es nach seinem grandiosen Vorgänger ZOMBIELAND im Nachfolgewerk inszenatorisch so dermaßen verkacken kann? Die Wege des Hollywoods sind unergründlich…
Wertung 3 von 10 verkackten Überfällen
Veröffentlichung 30 MINUTEN ODER WENIGER ist bei Sony Pictures Home Entertainment als BluRay und DVD erschienen. Im Bonusmaterial befinden sich: Entfallene Szenen, Outtakes, Explosives Vergnügen mit den Darstellern und der Filmcrew von 30 MINUTEN ODER WENIGER.
Review So richtig schlecht ist SAVAGES nicht, von einem guten und stimmigen Film jedoch meilenweit entfernt. Solide Umsetzung von altbekanntem geht anders und neues fügt er dem Genre (bzw. den Genres aus denen er ein Mashup darstellt) schon mal gar nicht zu – Lockere Gras-Ticker, die bloß ihr (zu 99%) schönes Leben leben möchten, fiese und ultra-brutale Cartel-Gangster, die sich über Leichen in den Markt drängen, usw. – die alte Leier aus dem Drug-Game. Das alles angesiedelt um zwei Buddys, die völlig verschieden sind, sich nur anmotzen, aber ihr Leben lang zusammen durch dick und dünn gehen – wieder die alte Leier. Film: Savages – Extended Edition (2012) weiterlesen →
Filme // Musik // Podcasts // Sport // Kunst // Nerdstuff
Surprise, auch diese Website nutzt Cookies, um alles schöner & besser zu machen. Nochmal Surprise: diese kleinen, unsichtbaren Dinger schreiben Daten von euch mit. Wenn das okay ist, bestätigt es, wenn nicht, lehnt es ab und steigt in euren DeLorean, um zurück in die 80er zu reisen. Da gab's die Viecher noch nicht. Ja, los!Mehr zum Datenschutz
Cookie-Gedöns
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may affect your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.