Es ist mal wieder viel Mist in der Welt passiert. Darum geht es auch im Media Monday #229.
1. Angesichts der Lage der Welt wird mir schlecht. Donnerstag Beirut, Freitag Paris, am Wochenende Kenia. Und jeden weiteren tag kommt mehr Scheiße dieser Art dazu. Ich weiß schon, warum ich selten auf freien Stücken die Nachrichten gucke – I can’t (under)stand it. Böhmermann hat es mit Frage 21 von 100 am besten auf den Punkt gebracht:
21. Warum wollen diese Typen nicht lieber glücklich mit ihren Kindern und Enkeln in einem kleinen Haus am See, am Ende einer Straße auf der Orangenbaumblätter liegen, wohnen und alt werden?
Ja, wieso nicht? Was muss alles schief laufen, um so hasserfüllt zu sein?
2. Nachdem ich gehört hatte, dass schon wieder hunderte Menschen sinnlos umgebracht wurden, weil fehlgeleitete Mörder ihre Dogmen in die Welt heraus-schreien wollten, drehte sich mir der Magen um.
3. Wenn die ganz schlauen Spezialisten jetzt auch noch anfangen die Auswüchse des Terrors für ihren unmenschlichen Rechts-Populismus zu nutzen fehlen mir die Worte, denn alles was ich sagen würde, wäre ebenfalls hasserfüllt. Dass will ich nicht. Ich habe keinen Bock mich in diese Abwärts-Spirale rein ziehen zu lassen.
4. Zum Wochenende fällt mir nicht viel mehr ein. Ich war ziemlich konfus, weil mir durch Paris mal wieder die gesamte Tragweite des weltweiten Irrsinns bewusst wurde (und habe versucht dem irgendwie musikalisch Ausdruck zu verleihen, bzw. es irgendwie durch kalte, konfuse Musik zu verarbeiten). Insgesamt geht es natürlich, aber nicht nur, um die Paris-Opfer. Es geht um jeden Menschen, der Opfer solcher sinnlosen Akte wird. Weltweit. Völlig unangebracht finde ich übrigens auch, wie sich jetzt aufgeregt wird, es gäbe ja sonst derartige Anteilnahme und Empörung nicht. Richtig, gibt es nicht, doch ganz blöd gesagt: So tickt der Mensch auch nicht! Wenn vor eurer Haustür ‘ne Bombe hoch geht, betrifft das euch und ihr befasst euch mit exakt diesem Ereignis. Dass derartiger Mist täglich passiert ist dadurch aber nicht weniger schlimm. Es findet nur eben außerhalb des Wahrnehmungs-Radius statt und man kann sich nicht täglich mit allem Übel der Welt befassen, weil man sonst wohl suizidal werden würde. Natürlich ist nichts damit getan sein Facebook-Profil-Bild zu färben und all die Medienkritik ist auch angebracht – ‘ne Woche redet jetzt wieder niemand über was anderes und dann ist es vergessen. Dennoch: Ich habe massive Beklemmung verspürt und denke das ging einigen anderen Menschen auch so. Lasst sie doch.
5. Schon oft hätte ich mir gewünscht, dass die Welt sich in eine Richtung verändert, die keine Ideologien, wie wir sie gerade hautnah erlebt haben, mehr hervor bringt. Doch dafür müsste sich strukturell so ziemlich alles ändern. Dafür müsste Humanismus den Kapitalismus ersetzen. Dafür müssten Landesführer ihr hässliches alpha-Gehabe ablegen. Dafür müsste Solidarität wieder eine erstrebenswerte Tugend sein.
6. Schon in der Vergangenheit haben mich Events wie die des Wochenendes massiv mitgenommen. Wie gesagt, deswegen schau ich kaum noch, was in der Welt los ist, bzw. habe mir aus Selbstschutz-Gründen eine künstliche Abstumpfung auferlegt. Das ist einfach alles zu kaputt. Die Welt ist kaputt.
7. Zuletzt habe ich mich gefragt, ob ich eigentlich Misanthrop oder Humanist bin und das war nicht einfach, weil in der Beziehung in mir eine starke Spaltung herrscht. ich hasse die Menschen für ihren Hass. Aber ich liebe sie für all das Schöne, was es auf der Welt gibt. People are awesome und ich versuche ihnen immer wieder mit Respekt und Achtung zu begegnen. Das ist nicht immer einfach, denn wie schon Einstein sagte: “Two things are infinite: the universe and human stupidity“, aber einen Versuch ist es wert. Und Dummheit hin oder her – Bomben und AKs sind nicht die Lösung. Waren sie nie, werden sie nie sein.
Schon echt nicht gut, was so passiert.
Ich frage mich ständig, ob ich Misanthrop oder Humanist bin. Diese Welt…diese Menschen…
Leider wahr. Ein schöner Beitrag zum dieswöchigen Media Monday.
“Schön” auch hier wieder in Häkchen.
Ich habe auch schon beim Lesen beim Medienjournal gemerkt, dass das doch sehr durch die Geschehnisse in Paris beeinflusst ist. Ich habe mich aber mal davon entfernt und bin bei den Filmen geblieben. Ich maße mir da nicht an, meine Meinung offen kundzutun. Aderschöne Worte von dir!
Ich habe bis jetzt auch selten bis nie im Blog irgendetwas politisches geschrieben (außer mal Alternativlos- und Logbuch:Netzpolitik-Podcasts zu pluggen), aber mir erschien das irgendwie fehl am Platze, einfach wie immer über Filme zu sinnieren..
Hallo!
Mir geht es da ähnlich wie dir. Ich habe den MM auch dazu genutzt, meine Gedanken und Gefühle zu dem Thema niederzuschreiben. Wenn es bei mir auch ein wenig anders aussieht.
Im Endeffekt habe ich Samstag und Sonntag damit verbracht, mich von den Geschehnissen abzulenken, auch wenn es manchmal so gar nichts gebracht hat.
Ich beschäftige mich auch nur selten mit den Nachrichten, weshalb ich von den Geschehnissen in Paris von einer Arbeitskollegin erfahren habe. Wenn dir eine Schwangere so etwas erzählt, kommt es einem gleich nochmal so schlimm vor….Allerdings kann eine Welt, die etwas Schönes wie Musik oder Kunst oder reine Menschlichkeit hervorbringt, nicht nur schlecht sein, oder?
LG, m
Zu deiner letzten Aussage: Nein, kann sie nicht und an all dem Schönen gilt es ja fest zu halten. Dennoch muss man (zumindest ich) echt aufpassen nicht selber hasserfüllt zu werden und zwar konkret gegen die Menschen die solche Dinge tun. Welche Motivation sie dafür haben ist mir egal, denn es ist sowieso die Falsche (das stelle ich nochmal heraus, weil “die” für mich nicht pauschal irgendwas sind. Ob Menschen nun solche Dinge auf falsch gedeutetem religiößem Extremismus, aus Geldgier, oder purer Bösartigkeit tun, macht keinen Unterschied – die Tat zählt).
Viele wahre Worte.
Es wäre mir lieber, wenn sie nicht hätten ausgesprochen werden müssen