Moonwalkers (IMDb) – Stoner-Satire, Universal Pictures, UK, 2016 – Regie: Antoine Bardou-Jacquet, Skript: Dean Craig, Kamera: Glynn Speeckaert, Copyright (Titelbild, Trailer): Universal Pictures Germany
Review
Wie wir alle wissen ist unsere von Echsenmenschen bewohnte (Hohl)Erde flach, ihre Atmosphäre wird von geheimdienstlich/imperialistisch/BRD AG (bitte zutreffendes ankreuzen) gesteuerten Flugzeugen, äääh, Reichsflugscheiben mit Chemtrails verseucht, die uns gefügig machen, um uns von amerikanischen Horror-Clowns purgen zu lassen und natürlich war die Menschheit niemals auf dem Mond. Alles eine Inszenierung der Bilderberger, oder Illuminaten, oder Rothschilds, oder eben von Stanley Kubrick, dem kenianischen Islamisten. Ach nee, das ist ja schon der scheidende US-Präsident. Macht keinen Sinn, doch sei es drum, wer all das glaubt, was in der Lügenpresse so an Mutti-Propaganda läuft, ist dem westlichen Brainwashing hoffnungslos erlegen. Weil is so. Wacht auf Leute!!!!11 #aufwachenjetzt
Wie Kubrick’s getürkte Mond-Bilder ihren Weg auf die Schirme der mitfiebernden Welt fanden, ergründet der Film MOONWALKERS auf höchst amüsante Weise. Ron Perlman als grummeliger, schwer traumatisierter Vietnam-Veteran wird (ohne die Option auf Wiederrede – this is an order) damit betraut, den Meisterregisseur und dessen Agenten in London zu treffen, um sie mit einem Koffer voll überzeugender Argumente zur Inszenierung der Mondlandung zu bringen. Arglistige Täuschung von höchster Stelle? Nein, alles nur als Backup-Plan gedacht, falls die echte Apollo an der Technik scheitert, denn die Blöße, den Russen den Sieg im Wettrüsten der Raumfahrt zu überlassen, kann und will sich “The greatest nation on earth” nicht geben.
Doch wie der Zufall es will – Perlmans erzkonservativer Stinkstiefel ist alles andere als den Künsten zugewandt und tut die zwei Freaks, die ihm beim vermeintlichen Meeting gegenüber sitzen (weil einer von ihnen zuvor zur richtigen Zeit am richtigen Ort war) trotz ihres grotesken Auftretens unkritisch als “Hollywood-Hippies” ab – bekommt nicht Kubrick, sondern ein unfähiger, hoch bei der Mafia verschuldeter möchtegern-Musik-Agent den Koffer in die Hand und eine Reihe mehr als absurder Momente beginnt sich die Klinke in die Hand zu geben.
Regisseur Bardou-Jacquet ist mit MOONWALKERS insgesamt wenig daran gelegen, glaubhaftes Charakterdrama oder gar tiefgreifende Aussagen über Verschwörungstheorien, die 60er, oder sonst was auf die Leinwand zu bringen – Ton und Stil sind locker, schwarzhumorig und skurril gehalten, der Film soll mit diebischer Freude Spitzfindigkeiten austeilen – gegen Film-Produzenten, abgehobene ultra-Künstler, slackende Nichtsnutze, oder eiskalte Regierungen – und somit augenzwinkernd erheitern. Tut er. Die überzeichneten Hippie- und Stoner-Klischees machen Spaß, weil der Film aus ihnen herrliche Figuren schmiedet und über den Kontrast zu brutalen Londoner Gangster und einem knurrigen US-Regierungsbeamten gelungene Reibungsflächen schafft.
Undver weiß, wenn er auch nicht jeden Gag passig platziert und die eigentliche Story ein abgehalfterter Verwechselungs-Plot aus der Mottenkiste ist, gelungen mit der entstandenen skurrilen Konstellation zu spielen. Die Fake-Mondlandung ist immerhin too big to fail und so stolpern die Figuren in einen improvisierten Dreh unter C-Movie Bedingungen (unter exzentrischer Leitung) hinein, der Perlman und seine mächtige Bürste auf der Oberlippe einiges an Nerven kostet. Durch sein Vietnam-Trauma sowieso schon von ständigen Visionen geplagt, platzt ihm inmitten der (ihm unverständlich agierenden, dauerhaft verdrogten) Flower-Power-Kreise, umringt von East-End-Thugs, die ihm den Film (und somit auch Ruhestand) streitig machen wollen, schnell der Kragen – wilder Fun-Splatter ist im Resultat ebenso ein Teil von MOONWALKERS wie Seitenhiebe auf den Hippie-Lifestyle oder beklemmende Horror-Momente verwesenden Vietcongs.
Alles in allem ein enorm sympathischer Streifen, der keineswegs perfekt ist, das Herz aber am rechten Fleck trägt. Die eigentliche Story um die Jagd nach dem Geldkoffer, an dem schnell unterschiedliche Parteien Interesse bekunden, sowie den “Verschwörungs-Druck” von oben, also der CIA, ist zwar nur leidlich interessant, wenig wendungsreich und frei von Überraschungen, doch der schräge Humor trägt den Film über die moderate Laufzeit.
Wertung
6 von 10 unfreiwilligen LSD-Trips
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Als ich das Thema zu diesem Film gelesen hatte, waren meine Erwartungen sehr groß. Leider wurden sie nicht erfüllt. Ich kann daher dem Review voll zustimmen.
Ich hatte da mal bei Nerdtalk (bzw. mehrmals im Nachklang der FFF-Nights) was zu gehört und hab nur nette Einmalkost erwartet – die bekam ich dann auch. Skurril, schräg, kurzweilig ist er ja, aber profund keinesfalls.
Yeah, das erste “schlanke” Review und ich habe nichts vermisst
Danke für die Bestätigung