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Film: Life (2015)


Titelbild, Bildausschnitte & Trailer © by Universum Film


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Biopic
Regie: Anton Corbijn
Drehbuch: Luke Davies
Besetzung: Robert Pattinson, Dane DeHaan, Peter LucasJoel EdgertonLauren GallagherBen Kingsley
Kamera: Charlotte Bruus Christensen
Musik: Owen Pallett
Schnitt: Nick Fenton


Review
Seit Anton Corbijn sein Schaffen über die Fotografie und Regie von Musikclips hinaus ausweitete und unter die “richtigen” Filmemacher ging, bringt er (völlig unabhängig von der jeweiligen Qualität des Endprodukts) konstant Werke, die eine starke eigene Handschrift auszeichnet. Neben einer ästhetischen Brillanz, eint sie vor allem, dass Corbijn an den subtilen, leisen menschlichen Regungen und Wesenszügen interessiert zu sein scheint. Nur den oberflächlichen Inhalt bildet das aktive Schaffen seiner Figuren, viel wichtiger ist (und das arbeitete er zumeist enorm treffsicher über die wirkungsvolle visuelle Ebene heraus), was in ihrem Inneren passiert. Was sie antreibt, bewegt und in einigen Fällen schlussendlich in den Untergang stürzt.

Man sollte also meinen, dass nun, da er sich als nächsten Stoff der kurzen gemeinsamen Zeit annahm, welche LIFE-Magazine Fotograf Dennis Stock und die sehr jung verstorbene Schauspiel-Legende James Dean teilten, erneut zwischenmenschliche Reibungsflächen, komplexe Psychologie und filigrane charakterliche Töne im Fokus stehen sollten – vor allem, da das Thema der Fotografie (bzw. des aufstrebenden Fotografen) für ihn doch sicher ein höchst persönliches sein muss. Gemessen an dem überwiegenden Lob, welches Kritik und das interessierte Publikum für sein neuestes Werk übrig hatten, ist zu vermuten, dass irgendwo tief in den Bildern aus dem sonnigen Los Angeles, dem winterlichen New York und zu guter letzt dem ländlichen Indiana, auch eben diese versteckt sind – sein müssen. Anscheinend jedoch so gründlich, das es zumindest mir nicht gelang sie zu lesen. 

Mit besagten zwei Persönlichkeiten, lässt Corbijn Menschen aufeinander treffen, die irgendwie aus ihrer Haut heraus zu wollen scheinen. Sowohl Stock, der von der endlosen Flut an unspektakulären Auftragsarbeiten, in der Regel an Filmsets, gelangweilt ist, wie auch Dean, der auf Teufel komm raus, während die PR-Kampagne seines ersten Films JENSEITS VON EDEN auf Hochtouren läuft, nicht in das glatt gebügelte Image passen will, welches die Studio-Bosse so gern für ihn formen würden. In ihm scheint Stock das perfekte Motiv zu sehen. Irgendetwas reizt ihn am Wesen und der Ausstrahlung des jungen Schauspielers. Über Umwege finden die zwei zusammen und in etwa 2 Stunden zeigt LIFE die vermeintliche Entstehung jener Bilderreihe, die seit dem frühen, tragischen Tod des “Rebells” sein Image maßgeblich formen sollten.

Doch was genau ist es, dass die von Spannungen definierte Anziehung dieser zwei Männer ausmacht? Welche Außergewöhnlichkeit sieht Stock in seinem Gegenüber, die ihn veranlasst sichere Aufträge links liegen zu lassen, um gegen den Willen seines Lektors mit Dean auf die Suche nach dem perfekten Motiv zu gehen? Und was, außer seinem unübersehbaren Heimweh, veranlasst Letzteren dazu, immer und überall gegen alles und jeden zu wettern, sich des Widerstands halber nicht fügen zu wollen? LIFE schafft es nicht, die Antworten auf diese Fragen spürbar auf die Leinwand zu bringen. Obwohl mit Robert Pattinson ein stark unterschätzter (weil TWILIGHT-gebrandmarkter) Darsteller auf ein junges Talent trifft, welches bereits durch seine Anwesenheit die Leinwand bereichert, versäumen sämtliche Beteiligten auf einer impliziten Ebene Antworten zu geben. Die Chemie fehlt, die Szenen und Bilder bleiben aus emotionaler Sicht erschreckend leer und nach und nach, je weiter die Laufzeit voranschreitet, lösen sich jegliche Hoffnungen, dass der Filmemacher den (für dessen Karriere entscheidenden) Werdegang des Fotografen, ein Thema welches auf eine äußerst stark ausgeprägte persönliche Note hoffen ließ, mit der nötigen Magie, oder zumindest mitreißend auf die Leinwand bringt. Die angebliche Faszination für Dean und seine Erscheinung bleibt aus.

Auch weil die audiovisuelle Perfektion, die beispielsweise im Vorgänger A MOST WANTED MAN blendend Hand in Hand ging, mit dem Wesen des Protagonisten und der Gefühls-entleerten Welt in der er agierte, soweit zurückgefahren ist, dass lediglich eine handwerklich solide, jedoch durchweg konventionelle Inszenierung vorliegt. Dass ein Werk, dessen partielle Intention es gewesen sein muss (so deutet es bereits der doppeldeutige Titel an), die untrennbare Verknüpfung von Fotografie und Leben, also das Konservieren von Momenten für die vermeintliche Ewigkeit, auszuloten, also erlebbarer zu machen, derart wenig Wert auf das Motiv an sich legt, ist nicht weniger als eine maßlose Enttäuschung. Gerade Corbijn hat gezeigt, wie stark er verinnerlicht hat, dass ein Bild eben mehr, als ein bloßes Abbild eines Menschen ist, dass es Seele und Charakter haben kann, in der Lage ist den Geist eines Moments einzufangen – als sich in den ersten Sekunden von A MOST WANTED MAN stetig die Wellen an einer Kaimauer brachen, war dies ein so präzise gewähltes Motiv, dass darin mehr über den Fortlauf des gesamten Films mitschwang, als LIFE in seiner Gesamtheit vermittelt – von diesem tiefen Verständnis für die Kraft des Visuellen ist nichts zu spüren.

Was will der Regisseur uns mit diesem Film sagen? Wofür will er Bewusstsein schaffen? Was will er uns persönlich mit auf den Weg geben? Ich weiß es nicht, und bei allem Wohlwollen, bei allem Grübeln und bei aller Suche nach dem versteckten, dafür aber umso ehrlicheren menschlichen Momenten ist es doch nur Leere, die ich finde. Kein guter Film und das ist sehr, sehr schade.


Wertung
3 von 10 legendären Fotostrecken


Veröffentlichung
LIFE ist bei Universum Film als BluRay und DVD erschienen. Die Discs kommen im Wendecover ohne FSK Logo.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

6 Gedanken zu „Film: Life (2015)“

  1. Erst einmal; schön das du ihn endlich gesehn hast! Weniger schön leider, dass er dich nicht so überzeugen konnte wie mich. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr was genau mir an diesem hier so gut gefiel, aus meiner (aus heutiger Sicht nicht sonderlich aufschlussreichen) Kritik damals werde ich auch nicht schlau. Aber zumindest hast du mir Lust auf “Most Wanted Man” gemacht

    1. Ich konnte leider wirklich GAR NICHTS mit LIFE anfangen und hab mich lange nicht mehr so stark durch nen Film quälen müssen. Wenn mir irgendwer den Film erklären kann, bin ich natürlich dankbar

      1. Würd’ ich wirklich gern, vielleiht kann ich es ja falls ich ihn mal zweitgesichtet habe. Würd ich gedenfalls durchaus nochma sehn.

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