Archiv der Kategorie: Handgemachte Musik

Mit Instrumenten gespielt.

LP: White Lies – To Lose My Life (2008)

White Lies – Death from Rodin Alper Bingöl on Vimeo.


Wie das so ist – wenn man mehrere ausgeprägte Leidenschaften (in meinem Fall Musik und Film) besitzt, befruchten diese sich ständig gegenseitig. In dieser Konstellation allerdings eher in die eine Richtung: ich entdecke ständig interessante Musiker und Bands in den Soundtracks von Filmen, die mir besonders positiv auffallen. Kein Wunder, das Scoring bzw. die Auswahl der Originalmusik ist mir in Filmen mittlerweile so wichtig geworden, dass ich teilweise sogar glaube, dass ein guter Soundtrack meine Meinung des Films enorm beeinflusst.

Die White Lies habe ich auf diesem Wege, nämlich im großartigen pseudo-iranischen Vampir-Western A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT entdeckt. In einer sehr sinnlichen Szene finden die Figuren ihre Liebe zueinander, während von Vinyl der Song DEATH läuft (schöner Kontrast übrigens). Daraufhin habe ich mir die LP namens TO LOSE MY LIFE mit besagtem Lied mal näher angehört und empfinde die Musik der Band als ziemlich interessant, weil sie auf mehreren Ebenen prickelnde Spannungsfelder aufmacht. Die Briten verbinden, was auf dem Papier so gar nicht zusammengehören will, denn ihr Sound ist gewissermaßen die pompöse, Indie angehauchte Stadionrock-Variante von New- bzw. Dark-Wave. Klingt komisch, aber besser kann ich es nicht beschreiben. Auch in den melancholisch-morbiden Texten sind (wie im Film) Liebe und Tod ständig nah beieinander – zumindest so weit, wie ich bis jetzt auf die Lyrics geachtet habe.

Sollte man mal rein hören!
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LP: The Arcs – Yours, Dreamily (2015)

Titelbild © by Nonesuch Records



Quelle: Warner Music Germany YouTube-Kanal


Was Dan Auerbach anfasst, wird zu Gold. Sofort. Das bewies ein jedes Album der Black Keys (ganz klar eine meiner Lieblingsbands), wie auch sein Soloalbum KEEP IT HID. Die BLAKROC Compilation stellte keine Ausnahme dar und sein neues Project namens “THE ARCS” trifft erneut voll ins Schwarze. Volle Punktzahl, fantastisch.

Wer oder was THE ARCS sind, ist schnell erklärt: Auerbach plus seine 5 Freunde (und langjährigen Session- und Tour-Musiker) Leon Michels, Nick Movshon, Homer Steinweiss, Richard Swift und Kenny Vaughan haben nun offiziell eine eigene Band gegründet. Anders als früher schreibt nicht nur Auerbach die Songs, sondern der writing credit teilt sich unter den Namen auf – es soll eine Formation aus gleichwertigen Mitgliedern sein.

Und die Musik? Eine Reminiszenz an den Vintage Sound vergangener Tage, die frischer nicht klingen könnte! Es stecken die 60er und 70er genauso drin, wie ein wenig Keys und ganz viel eigenes. Verzerrte Gitarren, Orgeln, tiefe Bässe – in Ermangelung des passenden Vokabulars fällt eine Beschreibung schwer. Einfach hören. Unbedingt. Denn in den 8 Monaten, das gute Stück nun draußen ist, dudelt es hier immer und immer und immer wieder und wird nur besser. Wirklich.  LP: The Arcs – Yours, Dreamily (2015) weiterlesen

LP: Floating Points – Elaenia (2015)


Quelle: Floating Points YouTube-Kanal


Floating Points, dem ein oder anderen sicher bereits durch deepe, basslastige House-Produktionen mit heftig britischem Einschlag (im besten Sinne) bekannt, lieferte Ende letzten Jahres seinen Debut Longplayer ab. Ein Album. Das betone ich so stark, weil Floating Points entgegen der häufig gescheiterten Versuche seine Single um Single produzierenden Kollegen aus der DJ-Booth, die “Album” mit “es muss ab und zu ein Ambient- oder Downbeat-Stück zwischen die Dancefloor-Tools gekleistert werden” verwechseln, ein wirklich facettenreiches und vielschichtiges Werk geschaffen hat – Musik die lebt und atmet. Die in Bewegung ist.

Elektronische Einflüsse bleiben zwar ebenso deutlich zu vernehmen, wie dezent begleitende, jazzige Drums und das klassische Piano, welches immer wieder in Symbiose mit Synthesizern und Basslines durch die Stücke haucht. Mit pumpender Musik, zu der man alkoholisiert das Tanzbein schwingt, hat das allerdings rein gar nichts zu tun (und das ist auch gut so). Müsste man die Vielfalt die aus den wenigen, aber recht lang geratenen Stücken in den unterschiedlichsten Sprachen zum Hörer spricht in eine Schublade pressen, wäre ELAENIA wohl ein zeitgenössisches Jazz-Update, dass einen waghalsigen Spagat meistert: Ein Bein in der Vergangenheit, das Andere in der Zukunft, bloß die Gegenwart wird ausgelassen, denn diese Musik klingt nostalgisch und doch ihrer Zeit voraus.

Grandiose LP und viel zu lange im überladenen Irrgarten meiner Playlists untergegangen, bis ich sie nun wirklich und mit ganzem Herzen entdeckt habe. Lauscht mal, es lohnt sich!

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LP: Mourn – Mourn (2014)


Quelle: BalconyTV YouTube-Kanal


“You say you’re so cool, but I can see, that you are a loser… like me!”

Manchmal gibt es Dinge, die gibt es gar nicht. Vor kurzem hat irgendwie die Debut-LP der spanischen katalanischen Band Mourn ihren Weg in meine Spotify Playlists geschafft und mich von 0 auf 100 vollkommen begeistert – glaube ich meinen Last.fm-Scrobbles, muss die LP in 2-3 Wochen über 15 Mal durchgelaufen sein, einzelne Titel wie SQUIRREL über 30 Mal. Der Sound ist verdammt rotzig und je nach Song ein perfektes, modernisiertes Hybrid aus Sonic Youth, den Pixies, einer Prise Nirvana und etwas Joy Division, ohne dabei das eigene zu verlieren – verdammt genial, wie hier (in Bezug auf meinen Geschmack) das Beste was Gitarren zu bieten haben in einen Topf geworfen und kräftig verrührt wird. Irgendwann begab ich mich zur Suche nach Live-Auftritten ins Netz, klickte kurz auf YouTube rum… und fiel vom Glauben ab! Diese Gruppe, die anscheinend Punk, New- & No-Wave und Post-Punk bis ins Letzte verstanden hat, besteht (siehe oben) aus 15- bis 18-jährigen Kids, die verschüchtert in SPIDERMAN– und RESERVOIR DOGS-T-Shirts auf ihren Instrumenten rumklöppeln, als wenn es nichts wäre. Auch wenn man die Texte genauer hört (z.B. von MISERY FACTORY), fasst man sich (also zumindest ich mir) fragend an den Kopf, wie so etwas aus der Feder von 17-jährigen gekommen sein kann? Wie self-aware können denn heutzutage bitte Kids sein? Oder werde ich einfach verdammt alt? Zum Glück hat das Label CAPTURED TRACKS diese jungen Menschen (über ihre YouTube-Auftritte) entdeckt und sofort gesignet, mittlerweile gibt es noch eine weitere EP und ich hoffe inbrünstig, dass sie keine Eintagsfliege bleiben, sondern eine lange Karriere haben. Wahnsinn, wie mir 15-jährige musikalische Gännsehaut bescheren. LP: Mourn – Mourn (2014) weiterlesen

LP: Cee-Lo Green – Heart Blanche (2015)


Quelle: Warner Music Germany YouTube-Kanal


Wer hätte es gedacht, dass der alte Herr Green, nachdem einst mit dem Goodie Mob gemeinsam das SOUL FOOD besang, heute einer der qualitativ hochwertigsten Pop-Lieferanten sein wird? Wohl niemand. Cee-Lo’s Musik hat den Pop-Appeal, diese gewisse Komponente, die jeden mitnicken und im Takt wippen lässt – was ihn jedoch vom Radio-Plastik unserer Tage unterscheidet: Seele hat er auch. Der Funk, der Groove, die Anbandelung mit Disco auf HEART BLANCHE kommt von Herzen, weil Cee-Lo an seiner Musik wahrscheinlich exakt so viel Spaß hat, wie es die Leute auch sollen. Zeitweise sind die Songs auf dieser LP fast schon ein wenig zu sehr der großen Geste zugeneigt, doch findet der Mann immer wieder den Weg auf den (Tanz)Boden zurück und kommt durchweg im Herzen an. Spaß-Musik, die etwas Sonne in den grauen Herbst bringt. Nice. LP: Cee-Lo Green – Heart Blanche (2015) weiterlesen