Archiv der Kategorie: Gut (bis sehr gut)

Filme, Serien und Dokus, die ich mit 7-9 Punkten werte.

Film: Ein Gutes Jahr – A Good Year (2006)


Trailer © by 20th Century Fox


Fakten
Jahr: 2006
Genre: Märchen, Selbstfindung, Romanze
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Marc Klein, Peter Mayle (Vorlage)
Besetzung: Russell Crowe, Abbie Cornish, Albert Finney, Archie Panjabi, Tom Hollander, Marion Cotillard, Rafe Spall, Didier Bourdon, Isabelle Candelier
Kamera: Philippe Le Sourd
Musik: Marc Streitenfeld
Schnitt: Dody Dorn, Robb Sullivan


Review
Ridley Scott ist schon ein kleines Phänomen, denn auch wenn in seinem Schaffen ohne große detektivische Leistung aufzubringen einige klare Präferenzen zu erkennen sind – früher Science-Fiction, später Gangsterthriller und Historien-Epen – hat man bei ihm, im Gegensatz zu einigen Kollegen, nicht das Gefühl er inszeniere immer wieder das gleiche, nur in etwas anderem Gewand. Im Gegenteil, er hat allein mit Werken wie ALIEN, BLADE RUNNER, THELMA & LOUISE, GLADIATOR, oder HANNIBAL eine krasse Bandbreite an Themen und Inhalten abgedeckt und irgendwo dazwischen stecken auch noch (unscheinbar versteckt zwischen den A-List Blockbustern) die kleinen Überraschungen, wie TRICKS, oder eben der herzerwärmende Film A GOOD YEAR.

Nur ein Jahr nachdem Scott in unglaublicher Opulenz Orlando Bloom um Jerusalem kämpfen ließ und nur ein Jahr bevor er in weitreichender Geste die Geschichte eines der größten Kriminellen der USA erzählte, war ihm wohl mal nach etwas Urlaub für die Seele zumute. Nach Ruhe, nach Gelassenheit, nach ein wenig Zauber. Und aus dieser (dreist und ohne weitere Recherche von mir unterstellten) Motivation heraus, nimmt sich der Mann alle Freiheiten die er benötigt, um ein wundervolles modernes Märchen zu erzählen. Film: Ein Gutes Jahr – A Good Year (2006) weiterlesen

Film: Der Junge mit dem Fahrrad – Le Gamin au vélo (2012)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Alamode Film


Fakten
Jahr: 2012
Genre: Drama
Regie: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Drehbuch: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Besetzung: Thomas Doret, Cécile De France, Jérémie Renier, Fabrizio Rongione, Egon Di Mateo, Olivier Gourmet
Kamera: Alain Marcoen
Musik: –
Schnitt: Marie-Hélène Dozo


Review
Bodenständig, geerdet, realistisch – man kann es nennen wie man möchte, Fakt ist dass LE GAMIN AU VÉLO uns leise und still, fast passiv eine Ladung Realität serviert, die gerade aufgrund ihrer Unaufgeregtheit und zurückhaltenden Darreichungsform ins Schwarze trifft.

Im Endeffekt sehen wir nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben eines Jungen. Dieser Junge tut zwar sein bestes, sein Inneres nicht nach außen scheinen zu lassen, schnell wird jedoch klar: Er ist verletzt, verzweifelt und tieftraurig, denn sein Vater will ihn nicht mehr und sein einziger Bezugspunkt – die emotional überforderte alleinerziehende Mutter – kann diese Lücke nur sehr bedingt füllen. Und so simpel das zunächst klingt, so hart und bitter ist es. Weil es da weh tut wo jeder von uns sensibel ist, da wo man gewollt werden will, Anerkennung braucht, die Hand ausstreckt und sich wünscht, dass sie genommen wird. Film: Der Junge mit dem Fahrrad – Le Gamin au vélo (2012) weiterlesen

Film: Jack In Love – Jack Goes Boating (2010)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Alamode Film


Fakten
Jahr: 2010
Genre: Romanze, Tragikkomödie
Regie: Philip Seymour Hoffman
Drehbuch: Robert Glaudini
Besetzung: Philip Seymour Hoffman, Amy Ryan, John Ortiz, Richard Petrocelli, Tom McCarthy, Daphne Rubin-Vega
Kamera: W. Mott Hupfel III
Musik: Grizzly Bear
Schnitt: Brian A. Kates


Review
Der Abspann ist jetzt erst zwei Minuten zu Ende und ich habe das dringende Gefühl etwas in die Welt zu schreien: Das hier – JACK GOES BOATING – ist wohl der wunderbarste romantisch-tragisch-schöne Film, den ich bis jetzt sehen durfte. Ich bin absolut hin & weg! Wie schön kann ein Liebesfilm sein, wenn er die richtigen Töne wählt und die falschen vermeidet? Wie viel kann eine kleine Geschichte über tiefe und echte Freundschaft geben, ohne überhaupt viel sagen zu müssen? Wie feinfühlig und filigran kann sich die Inszenierung der Gefühlswelt einer Figur gestalten? Genial.

Das Philip Seymour-Hoffman vor der Kamera ein wahres Genie ist, ist absolut unumstritten – ich gehe so weit ihn als den (für mich) aktuell größten amerikanischen Charakterdarsteller zu bezeichnen – und dieser Film (während dessen Sichtung ich gar nicht wusste, dass er eben auch VON Hoffman ist) zeigt mir direkt und ohne Zweifel, dass er in punkto Regie in eine ähnlich starke Richtung tendiert. Film: Jack In Love – Jack Goes Boating (2010) weiterlesen

Film: Das Perfekte Verbrechen – Fracture (2007)


Trailer © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2007
Genre: Thriller, Justiz-film
Regie: Gregory Hoblit
Drehbuch: Daniel Pyne, Glenn Gers
Besetzung: Anthony Hopkins, Ryan Gosling, David Strathairn, Rosamund Pike, Embeth Davidtz, Billy Burke
Kamera: Kramer Morgenthau
Musik: Jeff Danna, Mychael Danna
Schnitt: David Rosenbloom


Review
FRACTURE ist in keiner Weise besonders – Anthony Hopkins spielt routiniert gut, war aber schon um Welten besser, Ryan Gosling merkt man die Jahre zwischen diesem und seinen neueren Werken enorm an (der Mann spielte damals in 2007 noch lange nicht so vereinnahmend und charismatisch), die Inszenierung ist optisch clean, größtenteils atmosphärisch dicht, aber ohne wirkliche Highlights und der Plot entpuppt sich als ordentlich durchdachter, auf Twist gestützter Verschachtelungs-Thriller. Kennt man alles, haut nicht vom Hocker.

Dennoch reicht die Summe der einzelnen Teile, um am Ende das Gefühl zu bekommen, gerade einem sehenswerten Film beigewohnt zu haben – woran das jedoch liegt, entzieht sich einer tatsächlichen Beschreibung. Kann es wirklich nicht konkret sagen, denn eigentlich rangiert das alles nur (sehr knapp) über der öden Durchschnittlichkeit.

Vielleicht spielt die Grundthematik dabei eine Rolle: FRACTURE nimmt sich einer (in meinen Augen absurden) juristischen Realität an – dem Fakt, dass ohne klare Beweise, die man physisch in der Hand und vor Gericht vorführen kann, selbst offensichtlichste, ganz klar überführte Täter nicht schuldig gesprochen werden können. Mit diesen Untiefen der Rechtssprechung spielt der Film ein perfides Spielchen und das macht ihn doch recht interessant. Die Unfähigkeit das eindeutige zu beweisen, der zermürbende Effekt, den diese Lähmung auslöst, etc. – all das transportiert der Film (bzw. Hopkins, Gosling und Pike) recht gelungen.

Auch schön: Ohne wilde Verschachtelungen, übergroße Fall-Konstrukte und kaum nachvollziehbar verzahnte Zufälligkeiten führt uns Regisseur Gregory Hoblit zu einem Ende, welches simpler kaum sein könnte. “You look closely enough, you’ll find that everything has a weak spot where it can break, sooner or later.” – so einfach kann es also sein?


Wertung
7 von 10 sorgsam inszenierten Justiz-Dramen


Veröffentlichung
DAS PERFEKTE VERBRECHEN ist bei Warner Home Video als BluRay und DVD erschienen.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

Film: Sie nannten ihn Mücke – Lo chiamavano Bulldozer (1978)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Tobis Home Entertainment


Fakten
Jahr: 1978
Genre: Slapstick, Komödie, Irrsinn
Regie: Michele Lupo
Drehbuch: Rainer Brandt, Marcello Fondato, Francesco Scardamaglia
Besetzung: Bud Spencer, Raimund Harmstorf, Ottaviano Dell’Acqua, Nando Paone, Enzo Santaniello, Marco Stefanelli, Giovanni Vettorazzo, Reinhard Kolldehoff, Joe BugnerLuigi Bonos
Kamera: Franco Di Giacomo
Musik: Guido De Angelis, Maurizio De Angelis
Schnitt: Antonietta Zita


Review
Mücke (bzw. Bud) ist einfach der König!

Mücke. “Einmal das kleine Omelette.
Barmann: “Mit einem oder zwei Eiern?
Mücke: “Mit zwanzig!

Ja, Hunger hat dieser Ochse von Mann meistens, das 20er Omelette erfüllt also seinen Zweck – doch auch wenn er sie nicht verspeist, sind Eier ein wichtiges Thema: “Jetzt werd ich denen mal ein richtiges Ei gegen die Schiene nageln.” Das pfeffert.

Wer Mücke zu früh abstempelt, fällt auf die Nase, denn der Schein trügt – dieser Mann hat Grips, sein Gedächtnis ist nicht zu verachten, selbst Wochentage erinnert er: “30. Oktober ’76, das war ein Donnerstag!” Sein Gegenüber wundert sich: “Woher weisst du das?” Und wie auch sonst: “Weil mein Pferd da Geburtstag hatte. MIAU, MIAU!

Wer Mücke bedrohen will, muss sich was ausdenken, denn selbst böseste Verbalangriffe bringen ihn nicht aus der Ruhe, lassen ihn förmlich kalt: “Zieh Leine, sonst zieh ich dir mit dem bleichen Parierstift einen Scheitel, dass du denkst ich wär deine Adoptivmama!

Wenn Mücke arbeitet, ist er Trainer. Das taugt, an Motivationsparolen mangelt es nicht: “Mit eurer asthmatischen Puste gehört ihr an die Herz/Lungen-Maschine. Damit könnt ihr nicht mal ne Seifenblase aufpusten!” Weil seine Jungs aber nicht spuren, bleibt die Lunge Thema: “Pumpt mal die Lungen etwas durch, da ist noch genug Teer drin, dass man ne Straße Pflastern kann.

Und ohne Scham bekommen zuletzt sogar alte Kollegen ihr Fett weg, als beim Kartenspiel beschissen wird: “Das ist ‘n König. Nichts. Nichts. Nichts. Nichts. König. Mit dem alten Trick konnte nicht mal Klaus Kinski in NOBODY was werden.

Wie jeder Bud Spencer Film ist SIE NANNTEN IHN MÜCKE einfach herrlich (in Synchro selbstverständlich): Wüste Slapstick-Keilereien, amüsant-doofe Zitate am Fließband und die legendären Peitschenhieb-Sounds bei jeder Schelle die ausgeteilt wird. Einfach perfekt für verplante Sonntage – unglaublich lustig und ein absoluter Klassiker. Mücke. Herrlich.


Wertung
7 von 10 verspeisten Omeletten


Veröffentlichung
SIE NANNTEN IHN MÜCKE ist bei Tobis Home Entertainment als BluRay und DVD erschienen.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):