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Film: Spider-Man 2 (2004)


Titelbild, Bildausschnitte & Trailer © by Sony Pictures Home Entertainment


Fakten
Jahr:
Genre:
Regie: Sam Raimi
Drehbuch: Alvin Sargent
Besetzung: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, Alfred Molina, James Franco, J.K. Simmons, Rosemary Harris, Donna Murphy, Daniel Gillies, Willem Dafoe, Ted Raimi, Daniel Dae Kim
Kamera: Bill Pope
Musik: Danny Elfman
Schnitt: Bob Murawski


Review
Mal kurz grübeln… Rational erklären, warum mir etwas, was objektiv wahrscheinlich besser ist, trotzem weniger gefällt. Wie macht man das? Am besten durch das einzige tatsächliche relevante Argument in der Film-Rezeption: “It’s fucking subjective, man!”

Da mir aber daran liegt, meine Auffassung tiefer als auf das Level dieses Totschlagarguments zu ergründen, fange ich am besten ganz vorne an: Ich stecke gerade mitten in einer (freiwilligen) Raimi-Spiderman-Retro und habe mir nun den zweiten Teil einverleibt. Kannte ich schon, denn ich war damals im Kino (und fand ihn relativ doof). Und sah ihn dann noch mal auf DVD und fand ihn immerhin etwas besser als doof. Diese ganze (von mir heute recht stark geschätzte) Geschichte im Miteinander mit M. J. und die existenziellen Fragen, die der junge Peter Parker sich stellt – das war mir einfach too much. Zu viel Sehnsucht, zu viel Gefühl, zu viel Verzweiflung, zu viel schmachtende Blicke. Passte nicht in meine plump erdachte Comicfilm-Schublade, ich war schließlich jung, Popcorn-affin, intolerant und primär auf Krawall gebürstet.

Mittlerweile bin ich (etwas) älter, (minimal) reifer und habe Interesse an Dramen, an der Funktionsweise des Menschen und an Emotionen entwickelt (meine Güte, ich stelle mein jüngeres Ich wirklich als tumben Vollhorst dar) – den Rest des Lebens nur Explosionen, das wär wohl irgendwann langweilig geworden. Mittlerweile darf also gern das volle Bandbreiten-Programm sein, wenn es gut kombiniert und anständig verpackt ist. Und dennoch schrammen bzw. schwingen Peter Parker und M. J. in SPIDER-MAN 2 immer wieder knapp an einer Grenze entlang (und teilweise auch knapp drüber hinaus) – nur welcher? Des guten Geschmacks? Des Kitsches? Der Theatralik? Vielleicht von allem etwas.

Aber das stört mich nun nicht mehr so sehr, denn abseits dieser unangenehm-plakativen Spitzen, schlummern tolle Figuren, mit mehr als Muskeln, Superkräften, oder einem heißen Body – sie sind menschlich, auch wenn vor allem M. J.  nicht gerade tiefergehender charakterisiert als noch in SPIDER-MAN – dennoch  wird der aufkommende Schmalz gut kompensiert. Parker’s innerer Konflikt – soll ich Spidey sein? Oder der Loser Parker? Oder zum Winner Peter werden? – ist nachvollziehbar rausgearbeitet und leitet einen notwendigen Arc ein, der den Film interessanter macht, als eine bloße Power-Schlacht gegen einen neuen Villain. Da es im Film natürlich hauptsächlich um Parker geht, reicht das – schöner wäre es dennoch gewesen auch mal mehr, als nur in einem Nebensatz abgehandelte Informationen über die Nebenfiguren zu erfahren.

Beispiel: M. J. liebt eigentlich Peter, heiratet jetzt aber aus Enttäuschung jemand anderen. DAS ist M.J., mehr erfahren wir nicht. Oder: Harry leitet jetzt Oscorp und will seinen Vater rächen. DAS ist Harry, mehr erfahren wir leider auch über ihn nicht.

Schade, aber halb so wild, den glücklicherweise hat Raimi seiner Spinnengeschichte mehr Zuataten, als “nur” den inneren (und äußeren) Konflikt seines Protagonisten zugegeben. Spaß macht der Film nämlich trotzdem wieder, weil er witzig geschrieben ist, rasant und halsbrecherisch inszeniert und in gewisser Weise auch (wieder) recht charmant.

Was mir jedoch übel aufgestoßen ist, interessanterweise VIEL häufiger als im ersten Teil, sind die animierten Sequenzen. Bei allem guten Willen: Ich finde hier fast keine Sequenz in der Spidey nicht eindeutig als (auf technischem Level längst überholt) animiert zu erkennen ist und das stört richtig. Nicht weil ich keine veraltete Technik bestaunen kann und will, viel mehr weil ich finde, dass CGI-Einsatz eine tolle Sache ist, wenn er Dinge ermöglicht, die anders unter keinem Umstand darstellbar wären. Und mich beschleicht das ketzerische Gefühl, man habe sich im Vorgänger wesentlich mehr Gedanken dazu gemacht, wie man Dinge “in echt” darstellen kann und trotzdem atemberaubende Sequenzen zauberte (wundern würde es nicht, wir schrieben 2004 gerade die Ära des STAR WARS-Prequel-Takeovers – plötzlich wollte jeder einfach alles aus dem Computer zaubern). Zum Beispiel Spiderman schwingen zu lassen und dabei mit der Kamera näher dran zu sein – am echten Tobey Maguire statt einer digitalen Kopie. In Teil 1 fiel mir lediglich der Goblin als negativ-Beispiel auf. Hier schwingt und hüpft Spiderman in einer, jegliche Physik-Engine verhöhnenden, Art und Weise durch Räume und Straßenschluchten, dass manche Szenen zur finalen Casting-Runde eines Flummi-Nachwuchs-Programms verkommen. Vielleicht liegt das Problem auch darin, dass ich einen Tag vorher IRON MAN 3 gesehen habe und dieser mir in puncto Superhelden-CGI eindrucksvoll den 2013er Stand der Dinge offenbart hat? Eher nicht, die Effekte hier sind overused, denn “dank” der Möglichkeiten des Computers wird gern auch mal zu dick aufgetragen, und outdated.

Insgesamt hat SPIDER-MAN 2 leider auch ein wenig Charme eingebüst. SPIDER-MAN macht mir uneingeschränkt Spaß und versprüht eine tolle Atmosphäre ohne mich je zu verlieren. Hier gilt das nicht zu 100%. Auch wenn Molina den Villain auf seiner Jagd nach Tritium super spielt, fand ich es etwas schade, dass man direkt im Anschluss auf den Goblin wieder einen Villain gewählt hat, der durch fehlgeschlagene Wissenschaft “quasi-schizophren” geworden ist (immer diese Bronze-Age Comics). Damals war Dafoe plötzlich durch sein Serum gespalten und hat Unterhaltungen mit sich selbst geführt, heute ist Doc Oc durch die KI-Arme besessen und führt Unterhaltungen mit sich selbst. Sehr ähnlich, zum Glück verkörpern beide Akteure ihre Figuren ziemlich gut.

An sich ein guter Film. Mehr Tiefe, mehr Action, mehr Witz. Und trotzdem mag ich den ersten lieber. Ist wohl so.


Wertung
7 von 10 digitalen Spiderman-Kopien


Veröffentlichung
SPIDER-MAN 2 ist bei Sony Pictures Home Entertainment als BluRay und DVD erschienen.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

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