Trailer © by Warner Home Video
Fakten
Jahr: 2011
Genre: Biopic, Drama
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Dustin Lance Black
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Armie Hammer, Naomi Watts, Gunner Wright, Josh Hamilton, David A. Cooper, Ed Westwick, Judi Dench
Kamera: Tom Stern
Musik: Clint Eastwood
Schnitt: Joel Cox, Gary Roach
Review
Die ollen Biopics… Sie sind immer genau dann interessant, wenn sie sich nicht nur auf die historischen Pfeiler eines Lebens fokussieren (die man allesamt in der Wikipedia nachlesen kann) sondern andere, interessantere, menschlichere Aspekte der portraitierten Person behandeln (z.B. wie zuletzt in IRON LADY, der erst durch die visuell überzeugende Abhandlung von Altersdemenz interessant wurde).
Und aus dieser Aussage heraus behaupte ich ganz frech, dass Clint Eastwood in J. EDGAR die falschen Schwerpunkte gesetzt hat. Wie viel über das (private) Leben des “mächtigsten Mannes der Welt” – FBI-Gründer J. Edgar Hoover – überhaupt bekannt ist, weiß ich nicht und mein Interesse wurde nicht genug geweckt, um es jetzt zu recherchieren, doch immerhin wurden aus filmischer Sicht gewisse interessante, spannungsvolle Charakterzüge und Handlungsmuster immer wieder zaghaft angedeutet. Da agiert Eastwood auf dem Regiestuhl recht subtil.
Eine Nummer offensichtlicher hält der Film es mit Anspielungen über unterdrückte Homosexualität. Oder vielleicht doch einen Ödipuskomplex? Oder gar die Kollision dieser zwei Wesenszüge? Potential für einen tieferen Blick in den Kopf des Herrn Hoover wäre also offensichtlich da gewesen. Aufgrund meines Unwissens über diesen, steht die Frage im Raum ob all das Gezeigte rein spekulativ (und aus diesem Grund nur angedeutet) ist, oder ob Eastwood bewusst die Entstehungsgeschichte des FBIs, Edgar’s Kampf gegen die Kräfte von oben/außen und die (umstrittene?) Aufklärung der Lindebergh-Entführung (die sein Bureau endgültig zur anerkannten Institution werden lies) in den Vordergrund gerückt hat.
Fakt ist: Er hat es getan und das alles sind Themenkomplexe, die ich mir genauso gut in einer Doku hätte zu Gemüte führen können – was wahrscheinlich aus der Sicht historischer/politischer Bildung sogar mehr Sinn macht (mich allerdings eine starke DiCaprio-Performance hätte verpassen lassen). Wer DIE PERSON John Egdar Hoover war, das weiß ich immer noch nicht. Ich weiß, dass er vielleicht sein Leben als falsche Fassade gestalten musste, ich weiß dass er einen ausgeprägten Hass auf Kommunisten hatte, ich weiß dass er seine eigene Vergangenheit wohl sehr glorifiziert hat. Aber wer er war?
Im Vorfeld hatte ich zudem kurz meine Zweifel ob ein (seit kurzem bewiesenermaßen dokumentiert) Erzkonservativer Stinkstiefel wie Eastwood der richtige ist, um so extrem pro-amerikanischen Stoff, wie die Geschichte des FBIs (incl. dem Kampf gegen die “Bolschewiken” aus der Anfangszeit) zu verfilmen. Allerdings wird bei genauerer Überlegung klar, dass er in seinen vorherigen Filmen immer als finale Moral die Abkehr von Vorurteilen auf der Flagge stehen hatte. Und auch hier kann ich nun sagen: Sorge unbegründet, J. EDGAR ist sehr neutral und ohne Meinungsmache inszeniert.
Stichwort Inszenierung: Da liegen die stärken des Films. Auch wenn inhaltlich mehr drin gelegen hätte, macht der alte Clint immerhin formell alles richtig: Die Kulissen sehen authentisch aus, die Maske ist wirklich stark und das Erzähltempo braucht zwar etwas Anlauf, kommt dann jedoch gut in Fahrt. Getragen wird das ganze vom Duo DiCaprio/Hammer, die allerdings vor allem aufgrund recht hoher Screentime dominieren – qualitativ spielt auch der restliche spitze.
Im Endeffekt: Was das FBI betrifft ist J. EDGAR sicher weitaus dünner als eine fundierte Doku und was die portraitierte Person betrifft, auch zu dünn für einen wirklich guten Film. Aber hübsch anzusehen, die relativ schlechte Bildqualität der deutschen DVD-VÖ mal außer Acht gelassen, ist er dennoch. Tjoa, da hat Eastwood (auch in jüngerer Vergangenheit) weit besseres gedreht!
Wertung
5-6 von 10 penibel abgefilmten Lebenswegen
Veröffentlichung
J. EDGAR ist bei Warner Home Video als BluRay und DVD erschienen.
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
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Ein Gedanke zu „Film: J. Edgar (2011)“