Trailer © by Universum Film GmbH
Fakten
Jahr: 2007
Genre: Trash, Carsploitation, Action
Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino
Besetzung: Kurt Russell, Zoë Bell, Rosario Dawson, Vanessa Ferlito, Sydney Tamiia Poitier, Tracie Thoms, Rose McGowan, Jordan Ladd, Mary Elizabeth Winstead, Quentin Tarantino, Eli Roth, Marcy Harriell, Omar Doom, Michael Bacall
Kamera: Quentin Tarantino
Musik: Diverse (*)
Schnitt: Sally Menke
Review
“You know what happens when a motherfucker wears a knife? HE GETS SHOT!”
Und was passiert mit einem dreckigen Motherfucker, der sich mit der falschen Gruppe Tough-Girls anlegt? Richtig, er bekommt den Arsch versohlt, und das nicht zu knapp! Aber dazu später mehr.
DEATH PROOF ist einer dieser Filme, die ich nur ein Mal direkt nach Erscheinen sah und als ziemlich gut im geistigen Archiv abgelegt habe. So gut, dass ich nie verstehen konnte wieso der Film so stark spaltet und nicht selten sogar völlig zerrissen wird. Und dass ich ihn in solchen Situationen auch oft verteidigt habe. Im Zuge meiner aktuellen (schleppend voran schreitenden) Q.T. Werkschau, war der Film nun endlich mal zum Rewatchen dran und es ist wirklich verblüffend, wie immens die Unterschiede zwischen verschrobener Erinnerung und Realität sein können. Inhaltlich, wie auch von meiner Meinung zu dieser gewollt trashigen Carsploitation-Hommage.
Erinnert habe ich folgendes: Ein Haufen Jungs und Mädels quatschen ewig in einem ranzigen Südstaaten-Pub rum, werden dann von Stuntman Mike unangenehm von der Straße geklärt und danach passiert noch kurz irgendetwas anderes. Und all das ist typisch Tarantino’esk-cool in Szene gesetzt. Dass die besagte Pub-Episode nicht mal die erste Hälfte des Films darstellt, hätte ich im Leben nicht mehr zusammen bekommen. Ich hätte Geld gewettet, dass 80% des Films eben Gequatsche in einer Bar sind. Und dass ich das alles beim zweiten Schauen bei Weitem nicht mehr so cool finde – das hätte ich ebenso wenig gedacht.
So kann man sich irren!
Denn nach dem Pub folgt noch eine zweite, ebenso wichtige, ein Stückchen längere und vor allem höchst rasante Episode. Stuntman Mike sucht neue Opfer und gerät an die falschen, denn wie der Zufall es will, sind Zoe Bell und ihre Mädels vom Filmdreh in Lebanon, Tennessee alles andere als die typischen Opfer. Mike spottet sie auf einem Parkplatz und nachdem die vier Chicks ebenfalls eine ganze Menge völlig belangloses Zeug gequatscht haben (sorry, aber wer das feministisch nennt, überinterpretiert meiner Meinung nach enorm), folgt die ultimative Car-Chase. Eine die es, besonders aufgrund von Q.T.’s Faible für klassische B-Movies und deren Inszenierung, absolut in sich hat: High-Speed, echtes Metall kracht aufeinander, echte Menschen performen echte Stunts in Cockpits, auf Motorhauben, die Reifen qualmen, die Straße bebt.
Geil!
Doch abseits dieser quietschenden Reifen, konnte DEATH PROOF mich dieses Mal wirklich nicht mehr die Bohne für sich gewinnen. Dass ich jetzt überhaupt nicht mehr weiß, wie ich von Tarantino’s Beitrag zum GRINDHOUSE Projekt jemals viel halten konnte, spricht für sich. Den endlosen Dialogen fehlt zu großen Teilen einfach alles, was je einen Tarantino-Dialog ausgemacht hat. Bla, Blubb, Plapper (falls irgendwer da WIRKLICH mehr drin gefunden hat: Privataudienz zur Aufklärung erwünscht – aber bitte nicht: Weil hier Frauen offen über Sex quatschen sind sie stark und DEATH PROOF deshalb irgendwie pro-feministisch!). Zieht sich, schleppt sich, ermüdet. Ab und zu flammt dieses gewisse Etwas auf – als Stuntman Mike mit Butterfly um den Lapdance schachert, ist da plötzlich dieses altbekannte, intensive Brodeln unter der Oberfläche – jedoch viel, viel, viel zu selten.
Ausgestattet ist der Film zwar extrem Detail-verliebt, bunt und ideenreich, auch die B-Movie Stilmittel wie Bildflackern, Streifen, schlechte Schnitte, Qualitätswechsel des Filmmaterials, etc. sind wohl dosiert und charmant – aber das hilft alles nichts, denn das Gequatsche der von super-sweet (Mary Elizabeth Winstead), über tough (Zoe Bell), bis bitchy (Sydney Tamiia Poitier) reichenden Chicks ist einfach sterbensöde. Nun ist es raus. Öde! Zum umfallen öde, ohne jeglichen Wort- und Inhaltswitz, nicht annähernd in der Liga dessen was wir in RESERVOIR DOGS oder PULP FICTION zu hören bekamen. Zudem sind Tarantino’s (hier schon kurz vor narzisstisch dosierten) Selbstreferenzen zwar ab und an gelungen (“Don’t you have a billboard up at Big Kahuna Burgers?”), oft jedoch auch erzwungen und überflüssig (ja Quentin, die um die “Gang” kreisende Kamera im Diner beherrschst du seit RESERVOIR DOGS vorzüglich, das wissen wir bereits). Und dass Q.T. viele Filme gesehen hat wissen wir auch. Da muss nicht jeder wichtige Car-Chase Titel sorgfältig aufgezählt werden.
Ich weiß nicht.
Trotz allem Respekt für die Entscheidung hier wieder tough-Chicks in den Fokus zu rücken, für die tolle, handgemachte Verfolgungsjagd und für die Idee das Grindhouse-Feature noch mal aufleben zu lassen (evtl. stehen die 90 Minuten Laufzeit in der Double-Feature-Version dem Film auch viel besser?!), konnte DEATH PROOF mich wirklich gar nicht mehr umhauen.
Gar nicht.
Wertung
4 von 10 zähen Dialogszenen
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
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4 Gedanken zu „Quentin Tarantino #5: Death Proof (2007)“