Tatort: Kaltstart (2014)


Trailer © by Das Erste & NDR


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Tatort, Thriller
Regie: Marvin Kren
Drehbuch: Volker Krappen, Raimund Maessen
Besetzung: Wotan Wilke Möhring, Petra Schmidt-Schaller, Sebastian Schipper, André Hennicke, Sascha Alexander Gersak, Jochen Nickel
Kamera: Moritz Schultheiß
Musik: Marco Dreckkötter, Stefan Will
Schnitt: ?


Review
Wotan Wilke-Möhring zum dritten Mal im TATORT-Hamburg unterwegs, allerdings bereits bei zwei von drei Auftritten gar nicht in Hamburg. Dort schießt, sprengt und prügelt ja schließlich auch der olle Schweiger (aka Tschiller) gleich für drei herum – also zieht es Möhring nach dem vorigen Urlaubs-Intermezzo auf Langeoog nun nach Wilhelmshaven – die wechselnden Settings tun der Qualität seiner TATORTe irgendwie gut.

Rund um das Milliardengrab (kann man wohl so sagen?) JadeWeserPort geschehen einige seltsame Dinge: Ein Container voll afrikanischer Flüchtlinge wird gefunden, der Caravan des entsprechenden Schleusers hochgejagt, es entwickeln sich Verstrickungen ins Milieu der Pass- und Identitätenhändler und zu guterletzt haben auch noch internationale Waffenkonzerne ihre Finger mit im Spiel.

Puh, ganz schön viel für 90 Minuten? Definitiv. Aber das tut dem Fluss von KALTSTART ganz gut, denn das Drehbuch pusht kontinuierlich nach vorn und lässt ganz gewiss keine Langeweile aufkommen. Auch sind die vielen Zutaten hoffentlich der Grundstein für eine übergeordnete Story der kommenden Möhring TATORTe, denn wenn es nach dem qualitativ eher mauen Auftakt FEUERTEUFEL weiter so steil bergauf geht, könnten die nächsten richtig Spaß machen.

Dass KALTSTART super funktioniert, liegt zum einen am klaren Ermittlungs-Fokus – zwar wird der private Background der Ermittler dezent gestreift, aber eben nicht überflüssig ausformuliert (wodurch sonst oft die Hauptstory verwässert wird) – zu großen Teilen rühren die Qualitäten aber aus der vorzüglichen Inszenierung. Genre-Regisseur Marvin Kren, der zuvor eher mit Horror-Streifen wie RAMMBOCK und BLUTGLETSCHER überzeugte, lässt in seinem Sonntagabend-Debut keinen Zweifel daran, wie sehr er auch gewissen Spielarten des US-Thrillers zugewandt ist. Das beginnt im audiovisuellen Design der Szenenwechsel: Totalen aus der Luft fangen leere, kalte Industrie-Landschaften ein, schnelle Schnitte, ein bedrückender Thriller-Score, all das erinnert doch SEHR an die altbekannten Stilmittel eines Tony Scott, speziell an ENEMY OF THE STATE und streift Themen wie Überwachung und den Verlust der Selbstkontrolle. Gegen Ende wird es fast schon ein wenig zu bunt, wenn Kren im Showdown am Containerhafen so offensichtlich Michael Mann’s Meisterwerk HEAT zitiert, dass die Hommage schon fast zur Kopie kippt. Aber eben nur fast und lieber etwas zu inbrünstig HEAT zitieren, als den nächsten 08/15-Sonntags-Langweiler abzuliefern.

Ja, doch, ein audiovisuell großartiger, sehr Genre-treuer Beitrag, der durch gutes Spiel, ein tightes Skript und reichlich Genreliebe fesselt – gern mehr davon.


Wertung
7 von 10 geheimen Drohnen-Aufnahmen


Veröffentlichung
TATORT: KALTSTART lief erstmalig am 27. April 2014 im Ersten.


Weblinks
DAS ERSTE
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

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