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Film geschaut: Paterson (2016)


Paterson (IMDb) – Slice-Of-Life, Drama, USA, 2016 – Regie: Jim Jarmusch, Skript: Jim Jarmusch, Kamera: Frederick Elmes, Musik: Carter Logan, Sqürl, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): Weltkino


Review
Viertel nach 6. Aufstehen, eine Paar Worte mit der verschlafenen Liebsten wechseln, zum Frühstück Cerealien aus einer Schwarz/Weißen Schale. Dann der Weg zur Arbeit, noch ein Paar Worte, dieses mal mit dem frustrierten Vorarbeiter, Busfahrt 9 to 5. Dann Feierabend, Weg nach Hause, Begutachten der neusten künstlerischen Kreationen im kleinen gemeinsamen Häuschen, dann Diner, dann Gassi gehen, Kneipe, ein Bier am Tresen. Dabei die letzten paar Worte mit dem alten, weisen Barkeeper. Schlafen. Reset. Und wieder von vorn…

Protagonist Paterson befindet sich in einer Schleife der Wiederholung, seine Tage ähneln sich, wie ein Ei dem anderen – doch völlig konträr zum dogmatisch-verpflichtenden Streben nach Mehr in der zeitgenössischen Gesellschaft, stürzt ihn dieser Zustand nicht in eine Sinnkrise, veranlasst ihn nicht zur ständigen Suche nach Verbesserungs-Optionen und potentiellen Möglichkeiten des Aufstiegs. Im Gegenteil – Paterson ist glücklich. Zufrieden. Mit dem kleinen Haus, dem unspektakulären Job. Seinem Leben, genau so wie es ist.  Film geschaut: Paterson (2016) weiterlesen

Film: Imperium (2016)


Imperium (IMDb) – Thriller, USA, 2016 – Regie: Daniel Ragussis, SkriptDaniel Ragussis, Kamera: Bobby Bukowski, Musik: Will Bates, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): Ascot Elite Home Entertainment


Review
Undercover unterwegs in der Welt der verklärten Ideologien und des zügellosen Hasses, die Gefahr von Rechts bekommt ein Gesicht. Wenn auch “nur” ein simpler, geradliniger Genrefilm, der weniger in Psychologie einsteigt, als durch Tempo und Spannung zu fesseln, ist IMPERIUM doch allein aufgrund seines generellen Anliegens, in einer Filmlandschaft, welche bärtige Araber nur allzu gern als alleiniges, bombenlegendes Feindbild staffiert, auch mal den schwelenden Terror von rechts zu thematisieren, ein willkommener, vielleicht gar wichtiger Film.

An den offiziellen Wegen vorbei rekrutiert von einer nervösen, ständig Kaugummi kauenden Vorgesetzten, welche meint aussagekräftige Informationen über Aktivitäten des rechten Sektors im Gebiet der amerikanischen Hauptstadt gesammelt zu haben und einen nuklearen Anschlag wittert, zieht es Daniel Radcliffe als Nate Foster tief hinein in die modrigen Arme des Nazi-Sumpfes. Anfangs noch unbedeutendes Leichtgewicht des C.I.A., nun über Umwege inmitten der aggressiven White Power-Bewegung angelangt, bleibt der Film nah bei ihm und es gelingt Radcliffe ihn zu stemmen.  Film: Imperium (2016) weiterlesen

Film: The Signal (2014)


The Signal (IMDb) – Science-Fiction, Mystery, USA, 2014 – RegieWilliam Eubank, SkriptWilliam Eubank, KameraDavid Lanzenberg, MusikNima Fakhrara, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): Capelight Pictures


Review
Aus Spaß wird ernst, als eine Gruppe dreier Jugendlicher während eines Trips quer durch die USA schnell noch am Wegesrand der sorgsam ausgelegten Spur eines geheimnisvollen Hackers nachgehen will. Von verschlüsselten Koordinaten ins tiefe Nirgendwo der Wüste geführt, kommt es zu einem unerklärlichen Zwischenfall und die drei (bzw. für uns zunächst nur Protagonist Nic, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt ist) erwachen in einem seltsamen Wissenschafts-Bunker – ihn zu verlassen scheint unmöglich.

Es wäre ein leichtes THE SIGNAL in der Luft zu zerreißen, da Filmemacher William Eubank in seiner zweiten Regiearbeit – eigentlich ist er hauptsächlich als Kameramann unterwegs – eine Vielzahl stilistischer Stereotype bedient. Er eröffnet mit lichtdurchfluteter, warmer Bildästhetik, die in Verbindung mit dem beschwingten Score wie für Indie-Festivals maßgeschneidert wirkt, schwingt dann im großen Stil die Mystery-Keule, allerdings auf eine Weise, die etwas zu sehr (weil ausschließlich) auf den finalen Twist hinarbeitet und liefert mit diesem einen Payoff der, naja, sagen wir mal “sicher nicht jedermanns Sache ist”. Böse Zungen könnten Totschlag-Argumente wie “plump”, oder “uninspiriert” zücken.  Film: The Signal (2014) weiterlesen

Artikel: Das Film- & Kinojahr 2016 – Highlights, Quatsch und ein persönlicher Rückblick…

Anfang 2016 schrieb ich erstmalig einen ziemlich langen und ausführlichen Artikel über das deutsche Kinojahr 2015, nun haben wir 2017 und somit ist es an der Zeit das Unterfangen für 2016 zu wiederholen. Ich beginne mit dem zweiten Artikel dieser Form einfach mal eine “Tradition” – zum Jahresbeginn noch schnell einen Blick zurückwerfen, damit des dann wieder nach vorne losgehen kann (was ich übrigens auch wieder in Podcast-Form getan habe). So ausführlich wie letztes Jahr wird es wahrscheinlich nicht werden und ich verwebe den Artikel (vielleicht) noch stärker mit einer persönlichen Sicht – nicht nur was ich an Veröffentlichungen erwähnenswert fand, sondern auch wie ich mich selbst und meine Leidenschaft für Film und Kino sich verändert haben, was sich für Entwicklungen abzeichnen, etc.

Ich hoffe, dass ich dem einen oder anderen vielleicht noch ein paar Warnungen und/oder Tipps mit auf den Weg geben kann. Auf geht’s, zunächst wieder etwas Statistik.

  • Ich habe bis jetzt 73 Filme mit deutschem DVD- oder Kinostart in 2016 gesehen (6 mehr als letztes Jahr).
  • 25 davon sind aus Europa (überwiegend Deutschland, UK, Frankreich), 41 aus den USA, 5 aus Asien (was fünf mal so viel wie letztes Jahr ist, aber ich ohrfeige mich dennoch wieder selbst) und weitere 2 aus Südamerika. Ich werde die blöde USA-Dominanz nicht los
  • 10 der Filme würde ich als großen Blockbuster, die restlichen 63 als Independent-, Arthouse- oder einfach kleinen Film einordnen.
  • 42 der Filme liefen in Deutschland im Kino, die restlichen 32 sind Direct-to-Video-, Netflix- oder Fernseh-Veröffentlichungen.
  • Öffentlich rechtliche TV-Produktionen habe ich dieses Jahr doch gezählt, TATORT-Episoden allerdings wieder nicht.
  • Im Kino war ich leider nur 28 mal. Auch hier geht mehr.

Erstes Resümee: Ich hatte Anfang 2016 einfach keinen Bock mehr auf große, laute, zumeist dumme Blockbuster und die Zahlen zeigen, dass ich mich zunehmend in kleineres Kino geflüchtet habe. Immerhin. Das Weltkino (meint: Alles von außerhalb USA) ist zwar noch sträflich vernachlässigt, aber zu meiner Verteidigung habe ich aus USA auch eher die kleineren Independent- oder Autorenfilme geschaut.

Nun zu den Filmen an sich. Auch dieses Jahr habe ich eine Handvoll Filme noch nicht gesehen, die sicher einen Platz weit oben gefunden hätten. Ein TONI ERDMANN gehört dazu ebenso, wie THE INVITATION, SWISS ARMY MAN, DER BUNKER, WILD, oder WE ARE THE FLESH. Werde ich alles noch gemütlich im Heimkino nachholen, kann aber leider hier keine Beachtung finden. Im Weiteren greife ich nun leicht abgeändert die Kategorien des letzten Jahres auf und schreibe über erwähnenswerte Filme – verlinkte Filmtitel gehen auf meine Besprechungen hier im Blog oder bei LetterboxdArtikel: Das Film- & Kinojahr 2016 – Highlights, Quatsch und ein persönlicher Rückblick… weiterlesen

Film: I Am The Pretty Thing That Lives In The House (2016)


I Am The Pretty Thing That Lives In The House (IMDb) – Haunted-House-Horror, Netflix, USA, 2016 – Regie: Oz Perkins, SkriptOz Perkins Kamera: Julie Kirkwood, Copyright (Titelbild, Trailer): Netflix


Review
In den letzten Jahren feiern Spukhaus-Streifen der aller-langsamsten Sorte eine Art Renaissance – James Wan, Ti West und co. reduzieren ihre Szenarien bis zur vollkommenen Auflösung von Handlungsfäden und tief in die totale Langsamkeit. Es soll reine Atmosphäre durch den Film leiten – langsame Kamerafahrten durch Flure, subtiles Sounddesign in dem jedes Knarren der Dielen das nahende Unheil bedeuten kann und in letzter Konsequenz eher Auslassung als expliziter Horror. In THE INNKEEPERS oder INSIDIOUS funktionierte das so gut, dass diese Filme die besagte Welle lostraten – “Quiet-Quiet-Bang” wurde der Stil von gewissen Kritikern getauft und wie sehr das Quiet packt (bzw. wie wenig das Bang nervt), steht und fällt mit der Kompetenz der involvierten Filmemacher. In letzter Zeit geht es leider stetig abwärts.

Denn wie es mit jeder Welle ist, wird sie von wenigen exzellenten Exemplaren losgetreten und verläuft sich schnell in einer endlosen Flut öder, uninspirierter Kopien. So hier. Doch auch wenn sich vieles noch im Mittelmaß tummelt – eine so unglaublich zehrende Schlaftablette wie den von Netflix produzierten I AM THE PRETTY THING THAT LIVES IN THE HOUSE, kam mir im Zuge des Genres noch nicht unter. Wenn Reduktion zu Statik wird, folgt zwingend Stillstand – dieser Film wippt 90 Minuten auf der Stelle und quält uns damit brutal. Film: I Am The Pretty Thing That Lives In The House (2016) weiterlesen